“Beim Blick in die Zeitung habe ich mich oft geärgert: von jedem Unfall ein Foto, aber nur wenige Berichte über das, was rund um mich herum passiert”, sagt Georg Watzlawek. Der Bergisch Gladbacher ist Wirtschaftsjournalist und muss beruflich global denken, aber die lokalen Informationslücken ließen ihn nicht los. Gemeinsam mit Werner Schmitz-Dietsch, dem Herausgeber von Franzz, gründete er in seiner Freizeit “iGL – Bürgerportal Bergisch Gladbach”, das jetzt an den Start geht und den Bergisch Gladbachern eine neue Informationsplattform bieten soll.

Mitmachen bringt Spass und Nutzen

“Stadtblogs gibt es inzwischen ja schon in vielen Orten”, erklärt Schmitz-Dietsch. Nur würden sie in der Regel von wenigen engagierten Leuten betrieben, ohne echte Breitenwirkung zu entfalten. “Genau das ist die Kunst: genügend Gladbacher davon zu überzeugen, dass es Spaß und Nutzen bringen kann, aus dem eigenen Alltag zu berichten.” Erst dann, wenn Menschen aus allen Ortsteilen, aus vielen Vereinen, Schulen und Interessensgruppen mitmachen, entstehe ein spannendes Angebot.

Im Kern besteht das Bürgerportal aus einem Gemeinschafts-Blog, einem Web-Tagebuch der Bürger. Wer sich registriert und freigeschaltet wird, kann seine Beiträge selbst eingeben. Alle Berichte erscheinen auf der Internetseite des Bürgerportals. Die kleine Redaktion beschränkt sich darauf, die Berichte zu überprüfen und das Inhaltsverzeichnis zu pflegen. Auf Dauer, so die Betreiber, kann ein dichtes, umfassendes und durchsuchbares Infonetz heranwachsen. Nach und nach entstehe ein komplexes Stadtarchiv – das Ereignisse, Menschen, Einrichtungen und Veranstaltungen widerspiegelt.

Ehrgeiziges Programm

Tatsächlich haben sich die Macher viel vorgenommen. Sie wollen eine tägliche Presseschau bieten, Restaurant- und Kneipenkritiken sowie Schwerpunkte zu aktuellen Themen wie jetzt zur anstehenden Landtagswahl. “Die Informationen sind ja zu einem großen Teil vorhanden, nur sehr verstreut im Internet und im Erfahrungsschatz vieler Gladbacher”, sagt Watzlawek. Diesen Reichtum an Informationen soll das Bürgerportal bündeln. Dafür sollen diejenigen gewonnen werden, die bereits im Netz aktiv sind, aber unter Umständen nur von wenigen Lesern wahrgenommen werden. Sie tragen Inhalte bei, können aber vom Portal auf ihr eigenes Angebot verweisen. Einer der ersten Partner des Portals ist RheinBergTV, das aktuelle Videos beisteuert.

Vor allem aber sollen sich in dem Bürgerportal die vielen kleinen Dinge wiederfinden, die jeden Tag in der Nachbarschaft passieren. “Keine Geschichte ist zu unbedeutend, keine Person zu unwichtig” erläutert Watzlawek. “Wenn beim Nachbarn Schildkröten ausschlüpfen, wollen wir die Fotos sehen. Und wenn der Alterspräsident des Sportvereins stirbt, würden wir gerne einen einfühlsamen Nachruf lesen.” Dafür ist jedoch ein Team von Mitarbeitern notwendig, den inzwischen so genannten Bürgerjournalisten. “Die Leute wissen doch selbst am besten, was in ihrer Umgebung abgeht”, sagt Watzlawek, “wir müssen sie nur motivieren”.

Über Tellerrand von Bergisch Gladbach hinaus

Vorerst ist das Portal werbefrei, doch auf Dauer sollen lokale Unternehmer als Sponsoren gewonnen werden. Zunächst soll das Bergisch Gladbacher Stadtgebiet abgedeckt werden, aber so bald wie möglich über die Stadtgrenzen hinaus ins Bergische Land geschaut werden. “Ich bin in meiner Jugend mit dem Kleinkraftrad nach Bechen gefahren, wenn da was los war”, sagt Werner Schmitz Dietsch. Heute schauten die meisten nach Köln, dabei sei in der eigenen Region sehr viel mehr los als allgemein vermutet. “Der Rheinisch-Bergische Kreis hat zwar etwas Künstliches, aber das Autokennzeichen GL stiftet doch ein Stück Gemeinsamkeit”, so Schmitz-Dietsch. Und darum heißt das Bürgerportal mit dem Igel als Maskottchen auch iGL – was “in GL” oder auch “ich in GL” heißen könnte.

des Bürgerportals. Kontakt: info@in-gl.de

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2 Kommentare

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  1. Ich schliesse mich meinem Vorredner an und sage oh ja, wie wahr und ich alte Frau mit Gehhilfe brauche nur die Treppe hoch, PC angeworfen und los geht die Reise und fliege in die virtuelle Welt. Das nenne ich mal kurze Wege.

  2. Tolle Sache, das mit dem Bürger-Portal! Schon jetzt sehr informativ und Ermunterung für ALLE Bürger, ihr „Wissen“ „an den Mann“ zu bringen! Bequem von zu Hause aus, ohne lange Wege und nicht der Gefahr ausgesetzt, beim „recherchieren“ „nass“ zu werden!