Foto: mawazeFL/flickr

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Zur Erinnerung: Der Stadtrat darf und muss entscheiden, wer Bergisch Gladbach künftig mit Strom und Wasser versorgt – weiterhin die RheinEnergie-Tochter Belkaw oder aber externe Konkurrenten. Im ersten Fall würde sich Bergisch Gladbach zu 49,9 Prozent an der Belkaw beteiligen, im zweiten Fall zusammen mit den Partnern (Stadtwerke Aachen oder Stadtwerke Schwäbisch Hall) eigene Stadtwerke gründen. In beiden Fällen erhofft sich die Stadt hohe zusätzliche Einnahmen.

Da es bei dem Geschäft um viele Millionen Euro für alle Beteiligten geht, wird mit harten Bandagen gekämpft – und die Entscheidung nur Schrittchen für Schrittchen getroffen.

Gestern lief die Frist für die Konkurrenten aus Aachen und Schwäbisch Hall ab, ihr „last and final offer“ abzugeben, wie es in der anglophonen Sprache der Experten heißt. Und tatsächlich haben beide Energieversorger die Chance genutzt und sind noch im Rennen: zwei Umschläge mit frischen Angeboten sind eingegangen, sagte Bürgermeister Lutz Urbach dem Bürgerportal.

Nur: was in diesen Angeboten steht, weiß selbst der Bürgermeister nicht. Die Umschläge liegen ungeöffnet im Safe. Denn noch immer prüfen die Berater der Stadtverwaltung die Bücher der Belkaw: im Rahmen der sogenannten „due dilligence“ (gebotene Sorgfalt) untersuchen sie, ob die Belkaw überhaupt das geforderte Geld wert ist. Und erst in den letzten Wochen hatten sie Zugang zu den sensibelsten Geschäftsdaten erhalten.

Wie gesagt, was in den Angeboten steht, weiß auch Urbach nicht. Aber er wagt immerhin eine „pure Spekulation: ich persönlich glaube, dass beide noch einmal nachgebessert haben.“

Tatsächlich hatte die Geschäftsführung der Aachener Stawag zuletzt sogar öffentlich klargestellt, dass man sich nicht als Zählkandidat gegen die favorisierte RheinEnergie/Belkaw sehe – und sich mit einem höchst attraktiven Angebot gute Chancen auf den Erfolg ausrechne.

Bei der Entscheidung geht es um die extrem schwierige Frage, welche Partnerschaft am Ende für die Stadt Bergisch Gladbach am meisten Geld abwirft, mit dem größten Mitbestimmungsrecht – und dann auch noch mit dem geringsten Risiko.

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Die RheinEnergie besteht zwar darauf, die Mehrheit im gemeinsamen Unternehmen zu behalten, bietet aber offenbar ein finanziell sehr reizvolles Angebot. Für eine Beteiligung müsste Bergisch Gladbach einen hohen Kredit aufnehmen, zudem gibt es ein paar steuertechnische Grauzonen.

Dagegen würde Bergisch Gladbach bei neuen Stadtwerken mit der Konkurrenz einen Mehrheitsanteil bekommen, könnte den Minderheitsanteil an die neuen Partner verkaufen, müsste aber bei Null anfangen und die Netze teuer einkaufen.

Die richtige Entscheidung soll nun in klar abgesteckten letzten Schritten fallen:

  • Abschluss der Prüfung der Belkaw-Bücher
  • letzte Chance für die Rheinenergie, ihr Angebot nachzubessern
  • Öffnung der Umschläge aus Aachen und Schwäbisch Hall
  • Präsentation der Optionen im politischen Lenkungsausschuss am 28.1.
  • Beratung im Haupt- und Finanzausschuss am 11. Februar
  • Entscheidung im Stadtrat am 18. Februar

Der Countdown läuft.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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