Burkhardt Unrau mit eine handgefertigten Plakat von 1995

Burkhardt Unrau mit einem handgefertigten Plakat von 1995.

Dieser Mann ist Kirmes. Und wenn man ihn lässt, dann redet er 30 Minuten Nonstop über sich. Pardon, nicht über sich, sondern über die Kirmes: Burkhardt Unrau schwärmt von dem Volksfest Kirmes, kämpft für das Brauchtum Kirmes, sorgt sich um das Geschäftsmodell Kirmes.

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Doch Burkhard Unrau ist auch eine Frohnatur, die nach vorne schaut. Und der sich unbändig auf die Pfingstkirmes in wenigen Tagen freut – und auf den 20. Geburtstag des Schausstellerverbandes Bergisch Gladbach, dem er seit 20 Jahren als ehrenamtlicher Geschäftsführer (und Mädchen für alles) dient.

„Wie ein Geisteskranker“ renne er die nächsten Tage über den Konrad-Adenauer-Platz, bis alles funktioniert.

Dabei verkörpert Burkhardt Unrau das privat-öffentliche Partnerschaftsprojekt Kirmes am eigenen Leib. Als Sohn des städtischen Kirmesbeauftragten kam er 1952 zur Welt, natürlich am Vorabend der Laurentiuskirmes. „Am Samstag stand meine Mutter noch am Kinderkarussel bei der Frau Schmitz und am Sonntag konnte ich schon oben auf dem Quirlsberg die Kirmesmusik hören“, erzählt Unrau.

Kirmes gibt es in Bergisch Gladbach seit 1842, und irgendwie lief die Veranstaltung immer. Aber mit immer weniger Elan. Die Stadt dachte sogar darüber nach, sich aus der Organisation zurückzuziehen und ein privates Unternehmen zu beauftragen.

12 Schausteller und ein Lobbyist

Vor 20 Jahren dann, als die Kirmes bei der Planung eines Landesturnfestes in Bergisch Gladbach erst vergessen und dann auf die Buchmühle abgeschoben wurde, nahm Unrau die Zügel in die Hand – und sorgte seither gemeinsam mit den Schaustellern und Hans Pütz von der Stadtverwaltung dafür, dass das Volksfest Kirmes seinen gebührenden Platz mitten in Bergisch Gladbach hat.„12 Schausteller und ein Lobbyist”, unter dem Motto wurde 1994 der Schaustellerverein gegründet.

Die Stadt ist nach wie vor der Veranstalter der Kirmes. Aber Unrau beschriftete eigenhändig Plakate, der Verein entwarf ein Marketingkonzept, baute sieben Werbetafeln an den Einfallsstraßen auf und schenkte sie der Stadt. Mit dem Junge Unternehmer Club Bergisch Gladbach (JUC), dem der Versicherungskaufmann Unrau ebenfalls vorsitzt, wurde auch noch eine große Werbeanlage vor der Zanders-Einfahrt installiert. „Private-Public-Partnership in Reinkultur“, frohlockt Unrau, die Kirmes schien gesichert.

Kirmes ist auch ein Fest der Fotografen. Diese Fotos haben uns Leser 2013 eingereicht:

Ausgerechnet eine Blondine

Als dann im Jahr 2000 plötzlich „eine Blondine, auch das noch“ als städtische Kirmesbeauftragte auftauchte, rutschte Unrau zwar das Herz in die Hose. Doch die Premiere lief zu seiner Überraschung reibungslos („völlig ohne Widerworte”) – und inzwischen ist aus der Blondine Ute Döpper nicht nur die Leiterin des Ordnungsamtes geworden, sondern auch Ute Unrau.

Stolz verweist Burkhardt Unrau darauf, dass die Pfingst- und Laurentiuskirmes die mit Abstand schönsten und größten innerstädtischen Veranstaltungen dieser Art im ganzen Rheinisch-Bergischen Kreis sind. Rund 100.000 Besucher, je nach Wetterlage („bloß nicht zuviel Regen oder Hitze“) pilgern jedes Mal durch Bergisch Gladbachs gute Stube.

Laurentius-Kirmes 2013

Laurentiuskirmes 2013. Foto: Thomas Merkenich

Dabei plagen die Kirmesleute Sorgen. Große Sorgen, wie zum Beispiel die stetig wachsenden teuren Sicherheitsauflagen der EU. Die stetig steigenden Preise für Sprit und Strom. Und das nachlassende Verständnis dafür, dass Brauchtum mehr ist als Karneval. Kirmes eben.

Aber Kirmes, so Unrau, ist mehr als Brauchtum. Zum Beispiel Integration und Inklusion. Schon vor 20 Jahren habe er sich mit türkischen Halbstarken auseinandergesetzt und sie zu Unterstützern des Volksfestes gemacht. Und bei der Erinnerung an den Dank einer 87-jährigen, die mit ihrem Mann im Rollstuhl im Riesenrad 2013 noch einmal über Bergisch Gladbachs Dächern schweben konnte, kommen Unrau immer noch die Tränen.

Ein besonderes Feuerwerk zum Geburtstag

Aber wie gesagt: die Kirmes steht vor der Tür, da wird gelacht und gefeiert. Zunächst einmal am Samstag um 12 Uhr bei der Eröffnung der Kirmes durch die Honoratioren aus Stadt und Kreis – mit den obligatorischen Freifahrt-Chips. Auch das ist eine Tradition, die der Schaustellerverein eingeführt hat, „gerade auf für diejenigen, die sich das sonst nicht leisten können”. Und dann gibt es „vier Tage Spaß”, verspricht Unrau. Und freut sich selbst am meisten.

Der Schaustellerverband selbst kann zwar nicht allzuviel locker machen zu seinem Geburtstag. Aber zum Abschluss, beim traditionellen Feuerwerk am Dienstagabend, will er es dennoch besonders prächtig krachen lassen.

Kirmes im Zeitraffer: Cseh Krisztian hat  ein Timelapse-Video gedreht

Die Attraktionen der Pfingstkirmes 2014

Genug der Vorrede. Was gibt es denn, bei der bevorstehenden Pfingstkirmes vom 7. bis 10. Juni (Samstag bis Dienstag) an Attraktionen? Dazu überlassen wir am besten Burkhardt Unrau selbst das Wort:

Mit Attraktionen, die schier unvorstellbares Freizeitvergnügen versprechen, ziehen uns die Schausteller vom 7. bis 10. Juni wieder in ihren Bann und sorgen für die größte und schönste Innenstadtkirmes im Rheinisch Bergischen Kreis.

Voller Spannung erwarten die Schausteller ihre Gäste auf dem Konrad-Adenauer-Platz und rund um den Bergischen Löwen, denn sie haben viel zu bieten:

  • Das Highlight der diesjährigen Pfingstkirmes ist Rupperts „Take Off“! Ein irres Fahrgefühl: in rotierenden Gondeln auf einer 50 Grad schräg gestellten Scheibe kaum für möglich gehaltene Fahreffekte mit sehr hohen Beschleunigungsmomenten auf kleinstem Raum erleben.
  • Staubige Straße in endlos flirrender Hitze: Route 66 – der wohl berühmteste Auto-Skooter jenseits des Mississippi.
  • Über Berge und Täler fliegen: Musik-Express heißt das Zauberwort. Ein Fahrgeschäft, das keine Kirmes missen darf.
  • 40 Meter hoch fliegen: kopfüber im Air Crash.
  •  Sich im Break Dance um die eigene Achse drehen sorgt bei allen Fahrgästen für Spaß pur.
  • Sanft durch laue Lüfte sausen, das lieben alle am Kettenkarussell und kriegen nicht genug davon.
  • Auch das Adventure Shuttle, Simulation der besonderen Art, ist wieder da.
  • Ein kleiner Zug entführt die jüngsten Kirmesgäste in ein Märchenland kindlicher Phantasie – die Schweinchenbahn.
  • Weiter geht`s auf Kinderkarussell, Babyflug und Barockflieger.

Auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt. Süßwaren-, Imbiss- und Getränkestände bieten kleine Verschnaufpausen und kulinarische Leckereien. Spiel, Spaß und Verlosung machen den bunten Reigen komplett. Für eine optimale Auswahl und Platzierung aller Kirmesgeschäfte sorgen wie gewohnt die Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt Bergisch Gladbach.

Denn die Kirmes ist für alle da. Hier begegnen sich Groß und Klein, Jung und Alt, ausländische und deutsche Mitbürgerinnen und Mitbürger. Kirmes ist Zeit für menschliche Begegnung, Pause vom Alltag und liebevolle Brauchtumspflege zugleich.

Am letzten Kirmestag, Dienstag den 10. Juni, ist es dann soweit, die Schausteller verabschieden sich mit einem farbenprächtigen Feuerwerk der Superlative, schöner und länger als sonst. Das ist ein Geschenk an alle Gladbacher, zum 20-jährigen Jubiläum des Schaustellerverein Bergisch Gladbach e.V.. Die Schausteller bedanken sich für die Gastfreundschaft, und auch St. Laurentius freut sich schon auf ein Wiedersehen im August zu seiner Laurentiuskirmes.“

Zum Abschluss Fotos von Marcus Ruhkiek (Pars Pro Toto), Laurentiuskirmes 2013

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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