Die Gäste aus Beit Jala mit Vertretern des Partnerschaftsvereins

Vom 28. bis 31. Mai hatte der Städtepartnerschaftsverein Besuch aus seiner Partnerstadt: Direkt vom Kirchentag in Berlin waren der Leiter der Abrahams Herberge in Beit Jala, Naim Muallem, und sein Assistent, Mohamed Fararje, sowie zwei Studentinnen, die sich u.a. in der Evangelisch-lutherischen Gemeinde von Beit Jala engagieren, Eva Amro und Amira Abu Dayyeh, nach Bergisch Gladbach gereist.

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Am Montagmorgen stießen noch der Jugendbürgermeister Georgeous Shaer und ein weiteres Mitglied des Youth Council Beit Jala, George Ghawaly, hinzu, der bereits im letzten Jahr zum Begegnungsfest (dem legendären „Regenfest“) auf dem Beit Jala-Platz zu Besuch war.

Bemerkenswert bei dieser Gruppe ist, dass die Teilnehmer allesamt nicht älter als 50 Jahre sind, d.h. sie alle noch nie in ihrem Leben in Freiheit und ohne fremde Besatzung gelebt haben. Unter Besatzung zu leben war zeitlebens ihr Alltag.

Natürlich war die erste Aktivität am Montag der Gang zum Beit Jala-Platz, dem Ort in Bergisch Gladbach, der am offenkundigsten die Verbundenheit mit der palästinensischen Partnerstadt zum Ausdruck bringt, und zum Platz der Städtepartnerschaften, der den besonderen Stellenwert von Städtepartnerschaften allgemein in Bergisch Gladbach dokumentiert.

Der ärztliche Direktor Stefan Machtens führt die Gruppe durch das Marien-Krankenhaus

Anschließend konnte die Gruppe im Marienkrankenhaus auf Einladung von Dr. Machtens sich vom hohen Stand der medizinischen Versorgung, Betreuung und Therapie im Haus überzeugen – besonders interessant für Amira, die an der Universität Bethlehem Krankenpflege studiert.

Jugendliche aus Beit Jala besuchen Marien-Krankenhaus

Seit einiger Zeit steht die Idee im Raum, dass Jugendliche aus Beit Jala eine Reihe von Gedichten über ihr Leben schreiben wollen, die die Autorengruppe wort und kunst dann für eine der nächsten Editionen des Lyrikpfades aufarbeiten will. – Keine Frage: Trotz sengender Nachmittagssonne lief die Gruppe die ersten Etappen des Pfades ab und ließ sich die aktuell präsentierten Gedichte übersetzen.

Für den Abend war ein Treffen mit der hiesigen Initiative für eine Jugendrat vorgesehen: Gegenseitig konnte man sich von den Bedingungen für diese besondere Art des gemeindlichen Engagements und von durchgeführten und geplanten Aktivitäten berichten – ein Austausch, der auf jeden Fall fortgesetzt werden soll.

Für den Dienstag hatte der befreundete Städtepartnerschaftsverein Köln-Bethlehem die Gäste zu einer Exkursion zu den zentral interessanten Orten und Gebäuden der Domstadt eingeladen.

Am Abend aber – wieder in Bergisch Gladbach – stand der Höhepunkt der Reise an: Der Beit Jala-Treff im „Engel am Dom“ neben der Gnadenkirche. Gut 50 Besucher waren erschienen, um sich aus erster Hand über die aktuelle Situation angesichts der weiter und weiter gebauten Trennungsmauer auf dem Stadtgebiet Beit Jalas berichten zu lassen, die eben nicht nur palästinensisches Gebiet von Israel trennt, sondern ganz massiv auch die palästinensischen Olivenbauern von ihren Bäumen und Feldern.

Partnerstädte: Unmittelbare Teilnahme und Weltoffenheit

Desweiteren konnte man auch genauere Ergebnisse der Kommunalwahl erfahren, die vor Kurzem in der Westbank stattgefunden hatte, die den in Bergisch Gladbach durchaus bekannten Nicola Khamis wieder für zwei Jahre in seinem Amt bestätigte. Die Direktoren der Abrahams Herberge stellten ihre Visionen in der Fortentwicklung des Herbergsbetriebes dar, und die Studentinnen berichteten über die sehr besonderen Bedingungen, unter denen junge Leute aus der Westbank heute studieren können (so muss man etwa um 4 Uhr in der Frühe aufstehen, um durch alle Kontrollposten hindurch und bei – nicht erkennbar begründetem – Stau in diversen Warteschlangen um 9 oder 10 Uhr in der Praktikumsstelle in Jerusalem sein zu können).

In intensiven Gesprächen – je ein palästinensicher Gast pro Tisch – wurden sowohl sehr persönliche Themen als auch politische Fragen diskutiert, nicht zuletzt aber auch die gegenseitig gestellte Frage: Welchen Benefit, welche Effekte versprichst Du Dir von der Städtepartnerschaft? Einhellige Antwort: Nur positive!

Die Besucher der Veranstaltung waren gebeten, für ein Projekt des Youth Council zu spenden, in dem nach dem Motto „Unser Beit Jala soll schöner werden!” ein Wettbewerb plus Preisvergabe unter den lokalen Geschäften durchgeführt werden soll. Die Besucher des Beit Jala-Treffs waren sehr „spendierfreudig”, und die Vertreter des Jugendstadtrates konnten die erkleckliche Summe von 600 Euro  für ihr Vorhaben mit nach Hause nehmen.

Bürgermeister Lutz Urbach empfing die Gruppe im Rathaus

Zum Abschluss der Reise am Mittwochmorgen gab es ein weiteres Highlight: Bürgermeister Urbach hatte die Gruppe in sein Büro geladen und ließ sich Neuigkeiten aus Beit Jala berichten.

Er sprach aber auch von einem Thema, das den Freunden aus Palästina aus eigener Geschichte leidvoll vertraut ist, das von ihnen von daher auch oft angesprochen wird und zu dem Herr Urbach in der Vergangenheit in seiner Stadt außerordentlich viel Engagement gezeigt hat: Was erleben Flüchtlinge in Deutschland? Wie ergeht es Flüchtlingen, die nach Bergisch Gladbach gekommen sind? Wie geht es weiter in dieser Frage?

Was wir in Bergisch Gladbach tun, wird durchaus aufmerksam auch in Beit Jala wahrgenommen. Man nimmt nicht nur an Besuchen teil, sondern man nimmt auch An-Teil …

ist Theatermacher und Theaterpädagoge.

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