UPDATE 13.5.2010 Inzwischen sind weitere Fälle in 
einem zweiten Heim in Bergisch Gladbach aufgetaucht.
Mehr dazu in diesem Beitrag.

Wenn das alles wahr ist könnte Bergisch Gladbach bald traurige Berühmtheit erlangen. Die Fälle liegen zwar mehr als 40 Jahre zurück, sind aber besonders schwerwiegend. In einem längst geschlossenen Kinderheim in Moitzfeld sollen Kinder nicht nur von älteren Heiminsassen, sondern auch von Erziehern auf übelste Art und Weise sexuell missbraucht worden sein.

Das fürchterliche Heim “An der Linde”

Ein eher unscheinbarer Eintrag in einem Forum ehemaliger Heimkinder brachte einen Stein ins Rollen, der jetzt Moitzfeld erreicht – und noch lange nicht zu Ende aufgeklärt ist. Die ehemaligen Opfer organisieren sich unter dem Titel Knabenheim Bensberg Moitzfeld, gehen an die Öffentlichkeit und fordern Entschädigung.

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Der Kölner Stadtanzeiger und die Bergische Landeszeitung hatten Zugang zu einem Gespräch zwischen den Missbrauchsopfern und dem Träger der längst geschlossenen Einrichtung. Aber viele Fragen bleiben.

Schauplatz der Misshandlungen war demnach das Heim „An der Linde“ in Moitzfeld.  Der Träger des Heims ist die „Bergische Diakonie Aprath“, die jetzt vier Betroffenen zu einem Gespräch eingeladen hat. Die Diakonie ist heute vor allem im Kreis Mettmann und Städtedreieck Wuppertal, Solingen, Remscheid aktiv

Nach Angaben des KSTA berichten fünf kontaktierte ehemalige Heimbewohner von “schweren körperlichen Misshandlungen und Vergewaltigungen”  in den 60er und frühen 70er Jahren. Die kleineren Kinder (offenbar alles Jungen) wurden nicht nur von den Jugendlichen massiv missbraucht. Auch mindestens drei Erzieher sollen sich an den Kindern vergangen haben.

Überforderter Heimleiter, ignorante Behörden?

Beschwerden habe es zwar gegeben, aber die Heimleitung habe sich taub gestellt, berichtet der KSTA. Auch der ehemalige Heimleiter wurde ausfindig gemacht und befragt. Der erinnert sich zwar an einen einzelnen sexuellen Übergriff, der aber sofort hart geahndet worden sei. Gleichzeitig habe er aber eingeräumt, als damals 30-Jähriger völlig überfordert gewesen zu sein.

Erst 1973 wurde das Gesundheitsamt des Rheinisch-Bergischen Kreises aufmerksam, hielt aber nur die katastrophalen Zustand der Räumlichkeiten fest. Immer häufiger kam die Polizei ins Heim, aber nur, um gegen Kleinkriminalität und Rowdytum der Heimbewohner zu ermitteln. Der Heimleiter wurde ausgetauscht, die Einrichtung verkleinert und erst 1977 nach einem Brand – angeblich ausgelöst durch ehemalige Bewohner – endgültig geschlossen.

KSTA und BLZ dokumentieren den Fall ausführlich und lassen die Betroffenen in einem weiteren Artikel zu Wort kommen. Allerdings steht die Geschichte noch ganz am Anfang. Eine Stellungnahme der evangelischen Kirche als Träger des Heims steht zum Beispiel noch aus.

Und auch das Jugendamt, das die damaligen Zustände offenbar nicht erkannte, wurde bislang nicht gehört. In einem Artikel des KSTA von 2007, der sich mit dem Verfall des Gebäudes befasst, wird aus einem Schreiben des Stadtugendamtes zitiert:

„Die Inneneinrichtung (ist) sehr veraltet. In verschiedenen Schafräumen stehen noch weiss lackierte Holzgestelle,die an Luftschutzbetten erinnern.”

Im gleichen Artikel zitiert der KSTA einen Zeitungsbericht von 1962:

„Nun geht es im Heim nicht stur und militärisch streng zu. Manbemüht sich vielmehr, den Jungen etwas von der Nestwärme zu geben, die sie zu Hause nicht finden.”

Diakonie will alle Vorwürfe prüfen lassen

Der Träger des Heimes, die Bergische Diakonie Aprath, schließt immerhin die Übergriffe nicht aus und bemüht sich um eine Aufarbeitung. Auf der Website der Diakonie heißt es:

“In letzter Zeit melden sich vereinzelt ehemalige Heimkinder, die ihre Akte einsehen möchten, die ihre Vergangenheit aufarbeiten und ganz vereinzelt auch jene, die schlechte Erinnerungen an ihre Zeit in Aprath haben oder gar Vorwürfe von Misshandlung und Missbrauch erheben. Nach allem, was wir wissen und im Archiv finden können, gehörte die Bergische Diakonie Aprath nicht zu den Einrichtungen, die systematisch gestraft, misshandelt, “den Willen gebrochen”  haben. Damit ist aber nicht jeder Vorwurf haltlos. Im Gegenteil: Wir nehmen die Schilderungen sehr ernst.”

Der heutige Diakonievorstand Pfarrer Peter Iwand, verspricht Aufklärung und will einen unabhängigen Historiker damit beauftragen.

Quellen:
Vergewaltigt in der Schlafstube, KSTA
“Die sollen mir in die Augen sehen”, KSTA
Hölle von Moitzfeld zerstörte Leben, BLZ

Weitere Informationen und Dokument:

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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10 Kommentare

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  1. Die Bergische Diakonie Aprath ( Pfarrer Peter Iwand) hat uns alles mögliche versprochen. NICHTS dergleichen ist eingetroffen ! Keine Aufarbeitung, keine Antwort auf Fragen bei Mails, bzw Anrufe ,keine Antwort auf Briefe, kaum bis keine Einsicht in Akten.
    Sie wollen das Problem aussitzen. !
    Aus diesem Grund hatten wir anfang Nov etwa 110000 Mails sowie um die 100 Briefe an , Bürgermeister ( auch Bergisch Gladbach) Jugendämter, Landtage,alle Mitglieder des Bundestags, Print – Internet- Tv Presse im In und Ausland. Das Echo war fast überwältigend. siehe ein Beispiel -> http://amd.co.at/anti/moitzfeld/privat/MDB_Dr_Gesine_Loetzsch.pdf

    Selbst auf diese unsere Aktion hin ,hat sich die Bergische Diakonie Aprath ( Pfarrer Peter Iwand) IMMER NOCH NICHT bei uns gemeldet .

    Darum haben wir uns entschlossen einige wenige der bisher von uns gefundenen Akten zu veröffendlichen. Schaut sie Euch an ! Dann wisst ihr was uns dort wiederfahren ist.

    http://amd.co.at/anti/index2.php?moitzfeld/privat/ 40 von fast 1200 Blatt….

    Und hier eine Menge Material ( Bilder / Presse Berichte /Kaufverträge / Personen / Heim Interne Berichte )

    http://amd.co.at/anti/index2.php?moitzfeld/Bildergalerie/

    Hier weiter interne Akten der Bergischen Diakonie !

    http://amd.co.at/anti/index2.php?moitzfeld/Bildergalerie/INT_Berichte/

    Wir sind noch an einer kooperativen Aufarbeitung interessiert, die können wir Herrn Iwand, der das quasi zur Chefsache erklärt hat, aber nicht aufzwingen. Aufgrund der Funkstille die in unserer Sache aus Richtung BDA herrscht, werden daher derzeit Boykottaufrufe, Protestschreiben, Mailaktionen, Plakatierungen, Demos und die Mobilisierung der Vertragspartner, Schutzbefohlenen, Eltern und Alten, AltenHeime sowie offene Einladungen diskutiert.

    Die BDA sollte offen mit ihrer Vergangenheit umgehen. Herr Iwand hat über die Presse und BDA Homepage mitgeteilt „wir haben Schuld auf uns geladen“. Dann sollte die BDA auch dazu stehen und Aufklärung und Wiedergutmachung leisten. Mit frommen Sprüchen – Entschuldigung – ist keinem geholfen

    gruss

  2. Heimkinder des „Gut an der Linde“ bitten um Solidarität und Intervention bei der BDA (Bergische Diakonie Aprath)

    Unter diesem Link ( http://amd.co.at/anti/moitzfeld/BDA_Rundschreiben.pdf ) haben wir einen Allgemeinen Aufruf verfasst und bitten Euch im Sinne des Aufrufes für uns bei der Bergische Diakonie Aprath schriftlich zu Intervenieren..

    Hier ein Link zu einem sehr kleinem Teil der bei uns vorhandenen Akten die das Chaos sowie Missbrauch beschreiben.
    (da geht es um Betrug mit falschen Belegzahlen, Quälereien der Erzieher an Kindern, Sexuellem Missbrauch der Erzieher an Kindern, Eine Heimleiterin eines anderen Kinderheims beschwert sich bei einem Besuch in unser Heim, Einstellungen der Erzieher als z.b Fos Studenten -wurden aber als vollvertige Erzieher geführt, Berichte über Beschwerden der Kinder usw usw ) Lest selber

    http://amd.co.at/anti/index2.php?moitzfeld/privat/

    Wir bedanken uns im vorhinein schon einmal freundlich bei Euch.

    mit freundlichen Grüsssen

    Die Ehemaligen Heimkinder des „Gut an der Linde“ aus Bensberg Moitzfeld

  3. hi,
    echt ohne die Kommentare durchzulesen, weil ich auch einfach nicht mehr kann, sage ich euch „weiter so“.
    Viel kraft und schaut doch mal bei schotterblume rein…

    gruss raschida

  4. UND WENN SIE NICHT bereits GESTORBEN sind, sich umgebracht haben, DANN LEIDEN SIE NOCH HEUTE in der Psychiatrie, in der JVA…

    Also wartet, wartet noch ein Weilchen, liebe Kirche, dann habt ihr kein Problem mehr. Ene, mene Meck, dann sind se alle weg!

    Verantwortung zu übernehmen, das verstehe ich schon etwas anders – sie sollten sich schämen!

  5. …..Und auch das Jugendamt, das die damaligen Zustände offenbar nicht erkannte, wurde bislang nicht gehört…..
    Die zuständigen Jugendämter wie auch der LVR Köln wussten ALLE von den UMSTÄNDEN dort.
    Sie haben selbst intern einen Brief verschickt, wo solchen Vorkomnissen „NICHT weiter nachgegangen werden sollte“… (orginal Brief nenne ich mein eigen…. )

    also… nicht das keiner etwas wusste damals…….

    mfg

  6. ….Erst 1973 wurde das Gesundheitsamt des Rheinisch-Bergischen Kreises aufmerksam,…
    das stimmt so auch nicht.. Mein Vater hat sie Offiziell im Mai 1973 informiert und dort antanzen lassen…

    mfg

  7. Sehe ich genau so. man sollte nachfragen ob die Geschädigten in irgendeiner weise einfluss auf diese „Historie“ am Ende haben… Ansonsten ist das nur HEISSE LUFT..

    mfg

  8. „Pfarrer Peter Iwand, verspricht Aufklärung und will einen unabhängigen Historiker damit beauftragen“

    Nicht nur misshandelt als Kinder, jetzt verarscht die „bergische Diakonie Aprath“ die auch noch als Erwachsene. Jeder doofe blickt, dass ein von der Diakonie beauftragter „Historiker“ nicht unabhängig ist, sondern abhängig von der Diakonie. Die Seite der Täter „ermittelt“ also gegen sich selber….