Die fehlende Autobahnanbindung, die Vernachlässigung der Stadtteile, der Verlust von Grünflächen – an akuten Problemen der Stadtplanung und Stadtentwicklung mangelt es in Bergisch Gladbach wirklich nicht. Hinzu kommt ein Nothaushalt, der so gut wie jeden Spielraum einengt: aktuell hat die Stadt nicht einmal genug Geld übrig, um die schmale Holzbrücke “Im Schlag” in Refrath reparieren zu können und muss die Bürger auf 2011 vertrösten.

Foto: Stadt Bergisch Gladbach

Dennoch wollen Bürgermeister Lutz Urbach und  die Stadtverwaltung  über den Tellerrand hinaus blicken und Visionen entwickeln, wie Bergisch Gladbach in 20 Jahren aussehen könnte. Man wolle für die Zukunft “ungünstige Entwicklungen vermeiden und neue Prozesse in Gang setzen”, kündigte Stadtbaurat Stephan Schmickler in der BLZ an.  Folgende Fragen wirft die Stadt auf:

  • Was muss getan werden, damit Menschen auch in Zukunft gerne in Bergisch Gladbach wohnen und arbeiten?
  • Wie sollte die Stadt mit den Zukunftsfragen wie der demografischen Entwicklung oder dem wirtschaftlichen Strukturwandel umgehen?

Um die Debatte auf eine solide Basis zu stellen hat die Stadt das Planungsbüro Planersocietät beauftragt, ein “Integriertes Stadtentwicklungskonzept” zu erarbeiten. Dieses “ISEK 2030” soll die Grundlage für einen neuen Flächennutzungsplan werden, der voraussichtlich ab Herbst 2011 neu aufgestellt wird und der einen dreißig Jahre alten Plan (von 1978!) ablösen wird. Dabei will die Stadt Antworten auf Themen wie demografischer Wandel, Migration, die Finanzkrise, Klimaschutz, Segregation, Arbeitslosigkeit, Armut, Bildungschancen und soziale Gerechtigkeit finden. Ganz schön ehrgeizig!

Wie ist Ihre Haltung zu all diesen Fragen?
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Update: Die Ergebnisse der Umfrage

Die ersten Vorarbeiten der Planersocietät sind nun abgeschlossen, ein erstes Zwischenfazit zieht Geschäftsführer Marc Lucas Schulten wie folgt:  Positiv sei Bergisch Gladbachs gute soziale Infrastruktur und Wohnqualität. Bisher habe die Stadt von Familien profitiert, die aus Köln hierhin zogen. Darauf könne man sich in Zukunft aber nicht mehr verlassen. Stadt neue Baugebiete zu erschließen soll Bergisch Gladbach die Infrastruktur in den Stadtteilen verbessern – um die Senioren an ihrem Wohnort zu halten.  Noch sind die Bevölkerungszahlen in Bergisch Gladbach stabil, aber der Rheinisch-Bergische Kreis schrumpft bereits.

Diese Ergebnisse der Planersocietät sollen jetzt vorgestellt und mit den Bürgern gemeinsam offen debattiert werden, bei der Zukunftsmesse am Mittwoch, von 16 bis 19 Uhr im Ratssaal Bensberg. Dort kann man sich an verschiedenen Themenständen informieren, diskutieren und Anregungen geben. Die Themen sind unter anderem:

  • demographischer Wandel
  • Wohnen der Zukunft
  • Wirtschaft und Gewerbeflächen
  • Verkehr
  • Identität von Stadtteilen

Dabei wünscht sich die Stadtverwaltung Anregungen und Impulse aus der Bevölkerung, von möglichst vielen verschiedenen Menschen, vom Schüler bis zum Rentner, vom Auszubildenden bis zum Unternehmer, von Frauen und Männern, vom Alteingesessenen bis zum Neubürger. Im November soll auch noch eine zweitägige „Zukunftskonferenz“ veranstaltet werden.

Parallel dazu tobt aber längst in den verschiedenen Ratsausschüssen und in der Bevölkerung eine heftige Debatte über einzelne Projekte wie über die Ausrichtung der Stadtplanung insgesamt. Einige der wichtigsten Projekte bzw. Streitpunkte sind

Einzelne Parteien wie die Linke werfen der Stadtverwaltung pauschal vor, Prestigeprojekte ohne Rücksicht auf die Finanzlage voranzutreiben – der Stadtkulturgarten und die geplante Skulptur für 200.000 Euro am Driescher Kreisel sind hier die Stichworte. Andere wie die SPD und die Grünen stellen einzelne Projekte massiv in Frage – und selbst in den Reihen der im Rathaus regierenenden FDP und CDU gibt es Kritik.

Wie stehen Sie zu all den Fragen? Welchen Weg kann und soll die Stadt angesichts der leeren Kassen einschlagen? Welche Projekte machen Sinn, welche sind überflüssig? Und um welche Dinge sollten sich Stadtrat und Stadtverwaltung zuerst kümmern?

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Diese Debatte geht und alle an.

Weitere Informationen

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Fotos: Stadt Bergisch Gladbach

des Bürgerportals. Kontakt: info@in-gl.de

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4 Kommentare

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  1. Welche Zukunft ? Durch die aktuelle Vorgehensweise der Fraktionen CDU und FDP z.B. hinsichtlich der massiven Erhöhung der Elternbeiträge für einen Kindergartenplatz wird der Zuzug von jungen Familien zukünftig rückläufig sein und der notwendige demographische Wandel ausgebremst werden. Da ist der Tellerrand über den Herr Urbach schauen möchte noch nicht in Sichtweite. GL benötig u.a. ein familienfreundliches Konzept mit konkurrenzfähigen Elternbeiträgen. Die umliegenden Städte und Kommunen haben dies bereits erkannt.

  2. Ohne vernünftige Verkehrsanbindung macht die Ausweitung von Gewerbeflächen amS definitiv keinen Sinn. Ob der Ausbau von Gewerbeflächen die Lösung der finanziellen Probleme ist, wage ich zu bezweifeln. Würde dies eher als ein Puzzlestein betrachten, der in ein Gesamtkonzept gehöret. Mir graut es davor, wenn hier sinnfrei Natur geopfert wird, nur damit ggf. der ein oder andere Euro mehr ins Stadtsäckel gespült wird. Letzlich glaube ich auch nicht, dass diese Rechnung auf geht. Gerade die Waldrandzonen und die sog. grünen Oasen, machen die Stadt inkl. der Vororte doch so attraktiv. Nicht umsonst kommen doch auch viele Großstädter in Randgbiete, um ein wenig an der Natur zu schnuppern.
    Ist es nicht eher so, dass allen Kommunen Geld fehlt, weil in der Bundespolitik etwas gehörig schief läuft und das Ergebnis aus dem Länderfinanzausgleich für die Selbstverwaltung der Gemeinden schon lange nachbesserungswürdig ist? Es ist mir Rätsel, wieso bei den vielen Staatseinnahmen so wenig dort ankommt, wo das Geld auch fleißig eingesammelt wird. Zugegeben, ist es schwer den vielen Interessenvertretungen gerecht zu werden, aber letztlich ist zu bemerken, und das ist meiner Ansicht nach unstrittig, dass das Geld ungerecht verteilt wird. Zum allgemeinen Teil wieder zurück zu BGl.:

    In Sachen Zukunftsausrichtung, würde ich es verstehen, wenn ein Fokus auf den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur gelegt wird, um einerseits das Gebiet für das Gewerbe und anderseits auch für den Bürger attraktiver zu machen bzw. den Einzugskreis zu vergrößern. Alles andere, wird dann sowieso folgen. So wie ich das aber bisher verfolge, scheint ja gerade die Autobahnanbindung politisch nicht durchsetzbar/zu finanzieren sein. Von daher ist die Frage, inwieweit die Planung auch einen Plan B hergibt. Ggf. wäre es ja auch sinnvoll sich von der Wachstumsstrategie zu verabschieden und das Vorhandene zu festigen. Fragen über Fragen….., da schließe ich mich dem letzten Absatz von Frau Tübker gerne an.

    Nicht zu vergessen, die desolate Finanzsituation an unseren Kindergärten & Schulen. Ist aber auch ein anderes Thema……

  3. Ohne die Autobahnanbindung ist GL tot. Wenn dann noch überall hässliche Gewerbeparks entstehen und Wald abgeholzt wird hat die Region den letzten Charme verloren.

  4. Gestern wurden die Ergebnisse des ISEK-Projektes in einer Abendveranstaltung vorgestellt. Viele schöne Worte schmückten die aufgestellten Tafeln zu den verschiedenen Themen und Stadtteilen. Schön, wenn das alles so umgesetzt werden könnte, wie es dort stand.

    Baurat Schmickler machte deutlich, dass wir Bürger uns demnächst darauf einstellen müssen, auch die letzten grünen Oasen und Waldrandzonen der Gewerbeansiedlung zu opfern. „Ja zum Gewerbestandort Bergisch Gladbach“, müssten wir sagen. Bergisch Gladbach muss neue Flächen zur Verfügung stellen, um für neue Gewerbeansiedungen attraktiv zu sein.

    Mir fiel die Verlagsgruppe Bastei-Lübbe ein und ich dachte darüber nach, warum die noch mal nach Köln ausgewandert war??? War da nicht was in den Kölner Nachrichten, ach ja: “Der Verlag hatte sich zuvor über die mangelnde Unterstützung am alten Standort Bergisch-Gladbach beklagt. Insbesondere das tägliche Verkehrschaos in der Stadtmitte der östlichen Nachbarstadt stieß den Verlagsverantwortlichen sauer auf.”

    Tatsächlich lässt sich das aus den Worten von Geschäftsführer Schierack damals heraushören: „Die Verkehrsanbindung ist eine Katastrophe.“ Bergisch Gladbach habe dem Unternehmen mehrere alternative Flächen angeboten, letzlich aber keine Chance gegen den Medienstandort Köln gehabt.“

    Und da – Gott sei Dank – am Ende der Veranstaltung sprach ein Herr aus der Planungsgruppe vom VCD, dessen Namen ich leider nicht kenne, es aus: Bevor man die Ansiedlung von weiterem Gewerbe plane, müsse man erst mal über die Verkehrsanbindung nachdenken. (Ich applaudiere innerlich.) Und da sei nicht mehr viel Neues machbar. Deshalb bleibe nur der Weg, die vorhandenen Strukturen zu verbessern. Die Zweigleisigkeit der S-Bahn, der katastrophale Zustand am Gronauer Kreisel seien Dinge, um die man sich zuerst kümmern müsse. (Danke! Danke! Danke!)

    Schmickler hielt dagegen, man müsse jetzt planen, damit man in guten Zeiten loslegen könne. Finge man erst in den guten Zeiten an zu planen, wären die dann schon wieder vorbei, bevor man loslegen könne. Also: Erst mal abholzen, dann nachdenken. Und hinterher über neue Bausünden ärgern.

    Man kann nur hoffen, dass die Gladbacher Politik und Verwaltung sich den Tipp des Planungsbüros Dortmund zu Herzen nimmt. Herr Schulten gab den weisen Rat, eine klare Linie zu verfolgen. Ein Rat, der allerdings eine breite Interpretationsrate beinhaltet.

    Ich hoffe, Bergisch Gladbach besinnt sich irgendwann auf seine wahren Werte. Eine Großstadt wie Köln wird es nie sein, eine Industriestadt wie Leverkusen zum Glück auch nicht. Was hat Bergisch Gladbach eigentlich (außer Bausünden) noch zu bieten und wie können wir die vorhandenen Resourchen für die Zukunft nutzen und sie durch neue Angebote ergänzen, die sich harmonisch in vorhandene Strukturen einbinden, ohne sie zu zerstören? Was ist der richtige Weg? Gewerbe oder Tourismus? Größenwahn in Form von Malls und überdimensionierten Kinoprojekten oder das Besinnen auf etwas Besonderes, Spezielles, was es beim großen Nachbarn Köln so nicht gibt? Eigentlich ganz einfach.