„Breaking News“ beim Kultkino: Bürgermeister Lutz Urbach verkündete Neuigkeiten zum Thema Städtepartnerschaften.

Gleich drei Überraschungen („Breaking News“) konnten zu Beginn des Fest-Abends „Kultkino spezial“ verkündet werden. Erstens: Die israelische Stadt Ganey Tikva in der Nähe von Tel Aviv hat Bürgermeister Lutz Urbach geschrieben, man habe Interesse an einer Städtepartnerschaft mit Bergisch Gladbach. So könnte das erhoffte „Friedens-Dreieck“ Palästina–Israel–Deutschland entstehen. Zweitens: Axel und Sabine Becker, die Gründer des Vereins „Städtepartnerschaft Bergisch Gladbach-Beit Jala e.V.“, bekommen die silberne Ehrennadel der Stadt Bergisch Gladbach verliehen – das hatte der Rat der Stadt soeben im nichtöffentlichen  Teil einstimmig beschlossen. Und drittens: Erich Bethe sagte an dem Abend zu, 50.000 Euro zweckgebunden auf das Konto des Fördervereins für die Einrichtung „Lifegate Rehabilitation“ in Beit Jala zu überweisen.

+ Anzeige +

Die im Film „Miss Hanne goes Everest“ mitwirkenden Kinder der IGP und aus Beit Jala wurden auf der Bühne vorgestellt.

Drei großartige Neuigkeiten zu Beginn des Abends also, an dem ich als Moderatorin im voll  besetzten großen Saal des Bürgerhauses neben vielen bekannten Persönlichkeiten aus Bergisch Gladbach auch zahlreiche Darsteller des Films begrüßen konnte: Kinder, die an dem Friedenstheaterprojekt in Beit Jala teilgenommen haben, Lehrer der IGP und Tanzpädagogen der Theas, die das Projekt begleitet haben, natürlich auch viele Eltern. Und tatsächlich auch zwei junge Damen aus Beit Jala: Roudy (12) und Julyana (13), zwei Hauptdarstellerinnen des Films, waren stolz, im Bergischen Löwen in der ersten Reihe sitzen zu können. Am wichtigsten an diesem Abend aber war natürlich die Anwesenheit von Cordula Garrido und Claudia Kock, den Regisseurinnen des Films.

Eine Feier verlangt nach einem besonderen Film, und den bekamen dann alle zu sehen, nachdem Axel Becker ein Grußwort von Bürgermeister Raji Zeidan aus Beit Jala und Ingrid Koshofer ein Grußwort von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft verlesen hatten. Der Dokumentarfilm über das gemeinsame Theaterprojekt mit Kindern aus Jerusalem, Beit Jala und Bergisch Gladbach heißt „Miss Hanne goes Everest“ (nach der Weltpremiere in Bergisch Gladbach soll er bei Filmfestivals, z. B. der Berlinale, eingereicht werden. Dafür braucht er noch englische Untertitel und technische Überarbeitung, für die allerdings die Finanzierung noch nicht vorhanden ist.) Nur im Hotel auf dem höchsten Berg von Beit Jala, “Everest” genannt, in der “Zone C” der von Israel besetzten palästinensischen Gebiete können sich palästinensische und israelische Kinder treffen. Beit Jala dürfen Israelis nach israelischen Bestimmungen nicht betreten und Palästinenser bekommen selten eine Genehmigung, um durch den Mauerkontrollpunkt nach Jerusalem zu gelangen.

Alles zum Thema Beit Jala im iGL- Bürgerportal
Website von Ganey Tikva (englisch)
Kennen Sie schon Bergisch Gladbachs erste App für das iPhone?

Cordula Garrido und Claudia Kock waren für den Dokumentarfilm über das Theater-Projekt sechs Mal in Beit Jala. Herausgekommen ist ein Film, der die Zuschauer die Angst spüren lässt, in der Menschen in Palästina und Israel leben, und wie davon schon das Leben der Kinder bestimmt ist. Alle haben Angst: Hannelore (eine Deutsche, die in Beit Jala lebt) erzählt von ihrer Angst während der zweiten Intifada. Die palästinensischen Kinder, die sich auf die Zusammenarbeit mit israelischen Kindern einließen, hatten wiederum Angst vor Kollaboration. Die israelischen Familie spricht am Küchentisch über Selbstmordattentate und die sechsjährige Tochter fragt immer wieder nach und versucht zu verstehen: “Warum macht man das? Was wurde denn mit den Verletzten? Was wurde aus dem Mann mit der Bombe?” Eine bewegende und so authentische Szene, dass mancher Zuschauer mit den Tränen kämpfte.

Die deutschen Filmemacherinnen kamen in so nahen Kontakt zu den Kindern und auch den Erwachsenen, dass sie unverstellte Äußerungen einfangen konnten – aber auch selbst Angst bekamen, wie sie bei der anschließenden Interviewrunde zugaben. Beispielsweise als einmal vom israelischen Militär geschossen wurde. “Ich hatte die Kamera und rannte nur noch”, erinnerte sich Garrido. “Es waren Gaspistolen, aber das wussten wir in dem Moment ja nicht.” Als anschließend alle anwesende Darsteller auf die Bühne gebeten wurden, flossen bei der  13-jährige Joulyana aus Beit Jala vor Rührung die Tränen.

Beim anschließend Sektempfang wurde noch lange lebhaft diskutiert: Kommunale Städtebeziehungen können und wollen nicht internationale Verantwortung und Politik ersetzen. Aber: Die Begegnungen lassen unsere Partner spüren, dass sie nicht allein sind.

Das nächste Kultkino  beschäftigt sich mit Frankreich: der bilinguale Zweig des DBG stellt sich vor, es gibt französische Speisen und den Film Le petit Nicolas – auf deutsch! Am 10.9. – am Samstag während des Stadtfestes – um 18 Uhr

War lange beim WDR, arbeitet heute im Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Ehrenamtlich enagiert für die CDU-Mittelstandsvereinigung, Kultkino und Rotary. Verwitwet. Drei erwachsene Töchter.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.