Die Alte Feuerwache an der oberen Hauptstraße

Die alte Feuerwache an der oberen Hauptstraße

„Gehen wir jetzt in die dritte Runde? Wird das Rad noch mal neu erfunden?“ Diese Frage stellten sich einige Teilnehmer bei der Podiumsdiskussion am Mittwoch in der Volkshochschule Haus Buchmühle unter dem sperrigen Titel „Kulturnetzwerk: Zwischennutzungslösungen in der Kreativwirtschaft“.

+ Anzeige +

Um es vorweg zu nehmen: Es handelt sich zwar tatsächlich um den dritten Anlauf für eine bessere Stadtplanung in der Innenstadt. Aber im Gegensatz zu den beiden ersten Anläufen zeichnen sich nun erste sehr konkret Ergebnisse ab.

VHS-Leiterin Birgitt Killersreiter hatte die Idee der Initiative Kultur-Netzwerk Bergisch Gladbach zur Vernetzung von Kultur- und Wirtschaftsinteressen aufgegriffen und eingeladen. Schon vor 15 Jahren gab es ehrgeizige Pläne für die Kreisstadt, der Stadtverband Kultur wurde gegründet, im Rahmen der Regionale 2010 wurde ein städteplanerischer Entwurf für einen Stadtkulturgarten in enger Zusammenarbeit mit den Kulturschaffenden geschaffen.

Der verschwand aber in der Schublade, als Bergisch Gladbach in den Nothaushalt geriet. Umgesetzt wurde bekanntlich nur die Neugestaltung der Fußgängerzone und der Offenlegung der Strunde.

Kulturnetzwerk trifft auf große Resonanz

Als Killersreiter im Herbst 2013 das Konzept von Stadtplaner Ralf Ebert bei einer gemeinsamen Veranstaltung noch mal „aus der Schublade“ geholt hatte, entstand daraus kurz danach das Kultur-Netzwerk Bergisch Gladbach. An die 500 Menschen folgten dem Aufruf der Initiatoren für ein „neues Denken für unsere Stadt“. Sie fordern Visionen für eine lebenswerte Stadt, in der sich Kultur- und Wirtschaftsinteressen miteinander vernetzten und sich das Bewusstsein für Stadtentwicklung nicht nur auf neue Straßen und Parkplätze beschränkt.

Nein, am Mittwoch gab es keine Neuauflage der Diskussionsrunden der vorigen Jahre und Jahrzehnte, sondern ein klares Bekenntnis zum Thema Kultur und erste Ergebnisse:

Workshop mit Politikern, Stadtplanern und Kulturschaffenden: Birgitt Killersreiter stellt die Volkshochschule als Veranstaltungsort zur Verfügung. Dies wird der zweite Workshop zum Thema sein. Die VHS-Leiterin fordert, Pläne und Forderungen sollten konkret formuliert und in Anträgen an Politik und Verwaltung weiter gereicht werden.

Interfraktioneller Arbeitskreis: Mit im Boot sitzt die Kulturausschussvorsitzende Birgit Bischof (CDU), die einen erneuten Vorstoß für einen interfraktionellen Arbeitskreis in Sachen Kulturarbeit im Rat unternehmen wird. „Es gibt keine Checkliste, keinen Kulturdezernenten­ – der Stadtverwaltung fehlt ein gewisses Kulturverständnis“, stellte die Mitinitiatorin des Max-Bruch-Festivals 2013 fest.

Alte Feuerwache: Pfarrer Thomas Werner stellte den Verkauf der Alten Feuerwache an die Evangelischen Kliniken Rheinland nach jahrelangen Verhandlungen in Aussicht – in den nächsten Tagen. In Planung ist der Abriss und Neubau eines Diakonie- und Kulturzentrums. Der rennomierte Städteplaner Dieter Prinz erarbeitet ein Konzept für das Areal.

Haus Heuser neben dem Quirl an der Gnadenkirche: Werner informierte, dass das marode Gebäude mittlerweile als sanierungsfähig angesehen werde. Eine Nutzung als Ausstellungsfläche für Künstler sei interessant. Das ist Wasser auf die Mühlen der Initiative fenex (Arbeitskreis der Künstler Bergisch Gladbach AdK) die seit Jahren versucht, Kunst in leerstehenden Ladenlokale zu zeigen. Angestrebt ist eine engere Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel und der Immobilienwirtschaft.

Pfarrer Werner will sich intensiv dafür einsetzen, den Gebäudekomplex rund um den Quirl als Kultur- und Gemeindezentrum zu entwickeln. Wunschtraum: Das Backsteingebäude hinter Haus Heuser als Haus der bildenden Kunst entwickeln.

Kreativwirtschaft als Identifikationsfaktor

Offensichtlich genau zum richtigen Zeitpunkt hatte sich die Initiative Kultur-Netzwerk Bergisch Gladbach mit ihrem Konzept auf den Weg gemacht und kompetente Mitstreiter gefunden – dies wurde bei der Diskussion in der VHS überaus deutlich.

In Zukunft wird es nicht mehr nur um Trassen, Kreisel, Pflastersteine gehen bei der Stadtplanung. Kultur- und Kreativwirtschaft wirkt als Identifikationsfaktor mit dem Standort Bergisch Gladbach, belebt Innenstadt und Stadteilzentren, macht Wohnen im Zentrum attraktiv, belebt den Einzelhandel, schafft neue Kommunikationsorte – dies zu vermitteln und in Forderungen zu artikulieren, ist Aufgabe der Netzwerker im Schulterschluss mit der Politik.

„Kultur muss deutlich machen, was sie braucht. Stadtplanung ist mehr als Flächenverbrauch“, bestärkte auch Peter Baeumle-Courth (Die Grünen/Bündnis’90) die Initiatoren. (Baeumle-Courth berichtet selbst in diesem Beitrag über die Veranstaltung.)

„Wir haben die Chance, etwas für die zukünftigen Generationen zu entwickeln“, formulierte Mitinitiator Klaus Hansen. „Die Aussage, wir haben kein Geld’, ist Synonym für ‚wir haben keine Visionen’.“

Udo Krause, Stadtplaner bei der Stadt Bergisch Gladbach, forderte, Ideen und Gruppierungen gründlich durchzumischen: „Die letzten 15 Jahre waren nicht umsonst. Es gilt, mit neuen Strukturen am Thema dran zu blieben.“

Erste Ziele wurden bei dieser Diskussion gesteckt, auch wenn der unaussprechbare Titel der Veranstaltung „Zwischennutzungslösungen in der Kreativwirtschaft im Laurentiusviertel“ zunächst keine visionären Vorstellungen ausgelöst hatte.

Gisela Schwarz, Vorsitzende des Arbeitskreis der Künstler Bergisch Gladbach e.V.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

1 Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  1. Unbeantwortet blieb die Frage, weswegen einigen Protagonisten dieses „Kulturnetzwerk“ als Parallelveranstaltung zum Stadtverband Kultur wünschenswert erscheint. Mit großem Aufwand macht man sich einen Kopf um Fragen, die bereits vor fünf, sechs Jahren erforscht und beantwortet wurden. Aber niemand hält es für nötig, sich mal im Kulturbüro oder bei uns, den damaligen Vorstandsmitgliedern des StVK, nach den Akten von damals zu erkundigen. Stattdessen erfindet man das Rad zum zweiten, dritten, vierten Mal und staunt Bauklötze, warum man sich in den wichtigen Dingen andauernd nur im Kreis dreht. Habe die Veranstaltung mit allergrößtem Befremden und mit wachsendem Ärger verfolgt, muss ich gestehen.