Drei neue Ausstellungen im Kunstmuseum Villa Zanders

Anette Haas: Keller Mitte Dach: Lineatur, 2010. Acryl / Wachs / Nessel auf Wand kaschiert.
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015. Foto: S. Helmerdig
Schon am vergangenen Freitag wurden zwei neue Austellungen im Kunstmuseum Villa Zanders eröffnet. Die Ausstellung der in Berlin und New York lebenden Künstlerin Anette Haas (geb.1961 in Salzgitter), „the room went away – the room came back”, ist von der Künstlerin als raumübergreifende Installation gestaltet. Durch frühere Werkgruppen ergänzt, bekommt man einen umfassenden Überblick über ihr Schaffen seit den neunziger Jahren.
Auch die Ausstellung der Artothek mit dem Künstler Hans Delfosse, wurde an diesem Abend eröffnet. Noch detaillierter wird die Ausstellung dem Publikum durch ein Künstlergespräch von Sabine Elsa Müller am Dienstag (15.09.) um 19:30 Uhr geführt.
An diesem Donnerstag um 19:30 Uhr wird eine dritte Ausstellung im Bergisch Gladbacher Kunstmuseum eröffnet: anlässlich seines 70. Geburtstages zeigt der Künstler Thomas Kaminsky seine Ausstellung „Zwischen Konkret und Utopie”.
Mehr zu Künstlern und Ausstellungen:
Anette Haas: the room went away, the room came back. 04.09. – 08.11.2015
Das Kunstmuseum Villa Zanders präsentiert erstmals einen umfassenden Überblick über das Werk der in Berlin und New York ansässigen Künstlerin Anette Haas seit den neunziger Jahren. Die Künstlerin arbeitet explizit mit dem Raum. Zu sehen sind großformatige Wandarbeiten auf Leinwand und Papier, gefaltete Leinwandarbeiten, Zeichnungen und eine raumfüllende Installation aus vorhangartig fallenden Stoffbahnen.
Die Malerei von Anette Haas (geb. 1961 in Salzgitter) lässt Farbräume von besonderer Konzentration entstehen. Dabei spielen die Materialien – wie der Einsatz von Wachs oder Textilien – eine ebenso große Rolle wie die exakt ausgeloteten Beziehungen zwischen Farbe, Malerei und dem Bildobjekt als solchem. Stets fordert ihre Malerei dazu auf, zwischen kontemplativer Wahrnehmung und analytischer Recherche zu wechseln. So eröffnet die Begegnung mit Anette Haas´ Werken eine Erfahrung sinnlichen Denkens.
Lasurartig und präzise wird die Farbe mit dem Pinsel aufgetragen. In einigen ihrer Bilder verwendet sie neben Acrylfarben auch Bienenwachs, entweder als Grundierung oder als Abschluss – einer Fixierung vergleichbar. Bei den über Wochen und Monate entstehenden, großformatigen Leinwänden sind die Farben oft partiell ausgewaschen. Auf diese Weise erreicht sie Tiefenillusion und Dichte und ist trotz der großen Formate somit in der Lage, den Eindruck von Leichtigkeit und das scheinbare Schweben einzelner Bildpartien herbeizuführen. Sie transformiert die Leinwand in ein Energiefeld, dem sich der Betrachter nicht entziehen kann. Er wird Teil eines Farbraumes, dessen Dramatik sich über die Vielschichtigkeit der Farbe und ihrer unergründlichen Tiefe unmittelbar vermittelt. Noch lange nach der Begegnung mit dieser Malerei wirkt die Präsenz der Farberfahrung über meditative Nachbilder fort.
Anette Haas, die seit 2014 an der Fakultät „Architektur und Landschaft“ der Leibniz Universität Hannover eine Professur für Künstlerische Gestaltung innehat, lebt in New York und Berlin.
Zur Finissage mit Künstlergespräch am Sonntag, 8. November 2015, erscheint ein reich bebildeter Katalog mit Installationsfotos aus der Ausstellung.
Thomas Kaminsky: Zwischen Konkret und Utopie
Mit einer Edition von Constantin Post und Arbeiten von Adi Meier-Grolman und Steffen Missmahl, 10.09. – 25.10.2015
Thomas Kaminsky (geb. 1945 in Dresden) wurde 1998/99 im Kunstmuseum Villa Zanders in einer großen Überblicksausstellung vorgestellt. Anlässlich seines 70. Geburtstags präsentiert er zum Thema „Zwischen Konkret und Utopie“ in einer Kabinettausstellung neue Holzschnitte, die mit Arbeiten seiner Kollegen Adi Meier-Grolman und Steffen Missmahl sowie einer Edition von Constantin Post ergänzt werden.
Thomas Kaminsky erzählt mit seinen Holzschnitten von jener Zeit vor und nach der russischen Revolution, in der die Utopie des Zusammenwirkens zwischen den Kulturschaffenden, den Architekten, Dichtern, Malern, Musikern, Filmern, Schauspielern für kurze Zeit – jenseits der Tagespolitik, aber als Bestandteil der Politik – möglich werden sollte. Eine der letzten Illusionen im alten Europa, die damals schon zerbrach, aber noch bis in die Zeit des Kalten Krieges als Möglichkeit gedacht wurde.
In den Holzschnitten findet man viele Elemente der nachimpressionistischen Kunst. Von der Raum- und Bildauffassung über die Propagandaplakate bis zum Heldenpathos als Bestandteil der Politik. Die biedermeierliche Welt, in der Lenin sich bewegt, verdeutlicht das Utopische als das, was es ist: die Vorwegnahme einer Möglichkeit.
Das „Schwarze Quadrat“ des Kasimir Malewitsch gehört wie die Kreise und Dreiecke eines Kandinsky zu den Grundpfeilern der gegenstandslosen Malerei des 20. Jahrhunderts. Damit spielt Kaminsky. Mit dem Rückgriff auf den Holzschnitt als älteste Form der gedruckten Buchillustration spannt er den Bogen von der Utopie eines Johannes Gutenberg zu der Utopie einer untergegangenen Politik.
Programmhinweis: Am Dienstag, dem 20.10.2015, 19:30 Uhr, findet ein Künstlergespräch mit den beteiligten Künstlern statt.
Hans Delfosse. Eine Ausstellung der Artothek, 4.9. – 18.10.2015
Arbeiten der letzten 20 Jahre aus den Werkgruppen Ritzzeichnungen, Collagen, Aquarelle, Leporellos und Malerei.
Hans Delfosse (geboren 1950 in Köln), der nach seinem Studium an der Fachhochschule Köln für Kunst und Design dort sechs Jahre lang als Dozent für Grafische Techniken tätig war und heute in Nümbrecht lebt, hat ein Werk von besonderer Intensität geschaffen. Er entwickelte dabei eigene Verfahren wie die Ritzzeichnung, bei der er gefundene, bereits bedruckte Papiere mit schwarzer Ölfarbe bedeckt und daraus anschließend mit einem Messer filigrane geometrische Strukturen freilegt. Auch in seinen Aquarellen arbeitet er mit linearen Rastern, die sich zu lebendigen Texturen verdichten. In scheinbarem Widerspruch zu ihrem strengen Aufbau kommt es in diesen hochkonzentrierten Arbeiten zu einem Eindruck der Auflösung zeitlicher und räumlicher Begrenzungen. Der Blick kann sich in ihnen verlieren. Besonders die Leporellos führen den staunenswerten Reichtum eines auf minimaler Variation basierenden Verfahrens vor Augen.
Anlässlich der Verleihung der August-Macke-Medaille 2016 wird Hans Delfosse im Frühjahr 2016 mit einer umfassenden Ausstellung im Künstlerforum Bonn geehrt.
Programmhinweis: Am 15.09.2015, 19:30 Uhr, findet ein Künstlergespräch mit Hans Delfosse in seiner Ausstellung statt.