Udo Hermesdorf, geschäftsführender Vorstand des VESBE e.V.

Udo Hermesdorf, Vorstand des VESBE e.V., zeigt die Werkstatt des Förderzentrums

Ohne großes Tamtam hat am Freitag ein „Förderzentrum für Flüchtlinge” in Bergisch Gladbach seine Tätigkeit aufgenommen. 56 Männer und sieben Frauen haben sich in ehemaligen Räumen der Belkaw an der Herman-Löns-Straße eingefunden, um die ersten Schritte in Richtung Arbeitsmarkt zu unternehmen. Das Projekt der Bundesagentur für Arbeit ist für zunächst ein Jahr ausgelegt und wird vom „Verein für Europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung” (VESBE) durchgeführt.

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„Das Angebot steht fast jedem Flüchtling offen,” erläutert Jörn Wolff, Integrationsbeauftragter der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach gemeinsam mit Udo Hermesdorf, dem geschäftsführenden Vorstand von VESBE. Es gebe keine Einschränkung auf bestimmte Länder, keine Mindestsprachkenntnisse und keine Mindestanforderung an den Aufenthaltsstatus, eine einfache Büma reicht. Die ersten Teilnehmer hat die Agentur aktiv aus den Absolventen eigener Sprachkurse ausgewählt und die Sozialämter angesprochen.

Metall, Bau, Lager: Mangel an Arbeitskräften und machbar

Zunächst drei Monate lang werden die Flüchtlinge jetzt in den drei Bereichen Metall, Bau und Lagerhaltung an deutsche Arbeitsverhältnisse herangeführt. Drei Sektoren, in denen es einen Mangel an Arbeitskräften gibt und in denen eine Integration von Flüchtlingen ohne große Vorkenntnisse realistisch ist. Daher wird im Förderzentrum intensiv Deutsch gelernt sowie die Strukturen und Regeln der deutschen Arbeitskultur eingeübt. Der Arbeitstag beginnt um 8:15 Uhr und dauert acht Stunden.

Dennoch wird es in den drei Monaten nur in den wenigsten Fällen gelingen, die Flüchtlinge zum Beispiel für eine Ausbildung fit zu  machen, stellt Wolff klar. Dafür sind vor allem die Sprachkenntnisse der allermeisten Teilnehmer viel zu schwach. Aber zum einen könne der Kurs verlängert werden, zum anderen gebe es andere Maßnahmen, die im Anschluss greifen können.

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„Wichtig ist, dass die Motivation der Teilnehmer sehr hoch ist”, betont Wolff. Einige der Flüchtlinge hatten sich schon am Vortag umgeschaut, um zum Kursbeginn auf jeden Fall pünktlich vor Ort zu sein. Relativ wenige der Teilnehmer kommen an diesem Morgen mit Verspätung im Gewerbegebiet an der Herman-Löns-Straße an. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien und Irak, einige aus Afganistan und weiteren Ländern; sie sind in der Regel seit dem Spätherbst oder Winter in der Stadt.

Zweites Projekt des Trägers aus Hennef

Das Programm wird vom VESBE e.V. durchgeführt, der als gemeinnütziger Verein und anerkannter Träger der Jugendhilfe seinen Hauptsitz in Hennef hat. Der Verein, dessen Ko-Vorsitzender Udo Hermesdorf in Bergisch Gladbach wohnt und mit „Perspektiven für junge Flüchtlinge” bereits ein kleineres Projekt hier vor Ort betreibt, hatte die Ausschreibung mit einem eigenen Konzept gewonnen.

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Drei Anleiter für die Bereich Metall, Bau und Lager hat Hermesdorf angestellt, dazu kommen Dolmetscher und Sozialpädagogen; insgesamt 6,25 Stellen für das Förderzentrum in Bergisch Gladbach. „Wir haben schon einige Flüchtlingsprojekte, aber das hier ist auch für uns Neuland”, sagt Hermesdorf. Er habe viele Ideen mitgebracht – von denen einige sich allerdings schon wieder erledigt hätten. Weil die Sprachkenntnisse der Teilnehmer noch deutlich geringer sind, als er erwartet hätte. „Also werden wir hier erst mal ganz viel Deutsch üben”, sagt der VESBE-Mann.

Kontakt für Flüchtlinge und Ehrenamtler: Integration Point im Arbeitsamt Bergisch Gladbach, Bensberger Straße 87, Telefon-Hotline 02202 9333 846
Mail: BergischGladbach.Fluechtlinge@arbeitsagentur.de.
Nach Angaben der für die Auswahl zuständigen Agentur für Arbeit ist der  nächste Starttermin der 1. Oktobe. Eine frühe Kontaktaufnahme und Beratung durch die Integrationsfachkräfte im Integration Point sei sehr sinnvoll. Zudem gebe es weitere Maßnahmen, die u.U. früher starten.

Der Verein hat insgesamt 120 Mitarbeiter und betreut in den verschiedensten Maßnahmen in Hennef, Siegburg, Bonn, Ahrweiler, Leverkusen und Bergisch Gladbach insgesamt rund 1100 Teilnehmer. VESBE konzentriert sich auf den Bereich der beruflichen Bildung mit den Schwerpunkten Inklusion und Integration, betreibt auch ein eigenes Berufskolleg.

Belkaw vermietet leerstehende Büroräume und kleine Halle

In Bergisch Gladbach hat der Verein kurzfristig die Büroräume des ehemaligen Zählerlagers der Belkaw sowie eine kleinere Halle in dem Gesamtkomplex gemietet. Die große Halle, in der die Initiative „Schuhe für Bulgarien” ihre jährliche Herbstaktion durchführt, gehört zu diesem Komplex. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bulgarien-Hilfe – unter kräftiger Hilfe von Flüchtlingen – auch Menschen eingekleidet, die in Bergisch Gladbach Zuflucht gefunden hatte.

Hermesdorf will im Laufe des Lehrgangs im neuen Förderzentrum von seinen Mitarbeitern mit allen Flüchtlingen eine Potenzialanalyse durchführen lassen, um ihnen so eine weitere Integrationsperspektive bieten zu können: „Wir holen die Teilnehmer dort ab, wo sie sind und setzen um, was wir ad hoc als Bedarf erkennen. Dabei ist unsere Flexibilität entscheidet.”

Denn drei Monate reichten auf keinen Fall aus, um ausreichend Deutsch zu lernen und die komplexe deutsche Arbeitswelt zu durchdringen: „Wir fangen ganz am Anfang an. Morgen werden erst einmal die Werkzeuge  ausgepackt und aufgebaut”, sagt Hermesdorf, „und dann geht es Schrittchen für Schrittchen weiter.”

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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4 Kommentare

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  1. Im Artikel ist die Webesite verlinkt, dort findet man auch die Kontaktadresse: info@vesbe.de. Herrn Hermesdorf erreichen Sie unter u.hermesdorf@vesbe.de. Die Auswahl der Teilnehmer übernimmt allerdings die Agentur für Arbeit, Interessenten sollten sich dort am Integrationpoint melden.

  2. Hallo, es wäre schön, wenn hier eine E-Mail-Kontaktadresse angegeben würde, an die man sich für Rückfragen wenden könnte.