Bürgermeister Lutz Urbach, Archivleiter Dr. Albert Eßer

Die Stadtverwaltung bringt auf Initiative der Politik QR-Codes zu historischen Hintergründen von Straßennamen und Gedenkorten in Bergisch Gladbach an. Die Bürgerinnen und Bürger erhalten damit die Möglichkeit, an verschiedenen Orten im Stadtgebiet unmittelbar historische Erläuterungen aufzurufen.

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Die digitalen Wegweiser zu Informationen auf der Homepage der Stadt Bergisch Gladbach werden an Straßenschildern und Gedenkorten sowie in einem Raum des Rathauses Bensberg angebracht, in dem Fotografien ehemaliger Bensberger Bürgermeister hängen.

Hintergrund der Maßnahme waren unter anderem Diskussionen um historische Straßennamen, die heute in der Öffentlichkeit vielfach kritisch gesehen werden wie beispielsweise der Name des Hindenburgplatzes. Der Platz in Bensberg war im Herbst 1933 nach dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg benannt worden und hatte damals in unmittelbarer Nähe zum Adolf-Hitler-Platz (seit 1945 Deutscher Platz) gelegen. Die Benennung sollte auf diese Weise 1933 die Nähe Hitlers zu Hindenburg zum Ausdruck bringen.

Der Haupt- und Finanzausschuss, der einen Antrag auf Umbenennung 2013 nach langen Diskussionen ablehnte, beschloss damals die Anbringung eines Erläuterungsschildes, das durch historische Informationen die Auseinandersetzung mit der Geschichte ermöglichen sollte.

Der Ältestenrat initiierte in den Jahren 2015 und 2016 die Nutzung des QR-Code-Verfahrens zum Hindenburgplatz und zu weiteren Straßennamen, um die Möglichkeit zu bieten, auch ausführlichere historische Erläuterungen vor Ort abrufen zu können.

Grundlage für die historischen Erläuterungen ist in vielen Fällen ein von Andree Schulte verfasstes Buch mit Erläuterungen zu Straßennamen, das das Stadtarchiv 2015 gemeinsam mit dem Bergischen Geschichtsverein Rhein-Berg und mit Unterstützung der Kulturstiftung der Kreissparkasse Köln aktualisiert und neu herausgegeben hat.Das 476 Seiten umfassende Buch „Bergisch Gladbach. Stadtgeschichte in Straßennamen“ ist im Stadtarchiv und beim Bergischen Geschichtsverein Rhein-Berg nach wie vor für 18 Euro erhältlich.

Die QR-Codes bieten nun zusätzlich die Möglichkeit, zu ausgewählten Namen vom Stadtarchiv teilweise ergänzte und aktualisierte Informationen vor Ort digital abrufen zu können.

Neben Straßennamen, die wie der Langemarckweg oder die Tannenbergstraße in der NS-Zeit aus einer militaristischen Haltung heraus nach Schlachten des Ersten Weltkrieges benannt wurden und heute zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte anregen sollen, werden auch Namen von Straßen auf diese Weise erläutert, deren Namengeber heute als moralische Vorbilder gelten können.

Dazu zählen beispielsweise Auguste und Fritz Fuchs, die während des Zweiten Weltkrieges eine als Jüdin verfolgte Frau versteckt und gerettet haben und nach denen in Schildgen der Auguste-und-Fritz-Fuchs-Platz benannt ist.

Insgesamt sind von der städtischen Abteilung Verkehrsflächen zehn QR-Codes an Straßenschildern im gesamten Stadtgebiet installiert worden. Die in einem positiven oder negativen Sinn erläuterten Straßennamen sind im Einzelnen die Agnes-Miegel-Straße, der Auguste-und-Fritz-Fuchs-Platz, der Charly-Vollmann-Platz, die Duisbergstraße, der Erna-Klug-Weg, die Hermann-Löns-Straße, der Hindenburgplatz, der Langemarckweg, die Lothar-Kreyssig-Straße und die Tannenbergstraße.

Ebenfalls aufgrund einer politischen Initiative werden auf der städtischen Website Fotos von Bensberger Bürgermeistern aus der NS-Zeit im Rathaus Bensberg erläutert. Die Portraits, die in dem Besprechungsraum 111 hängen, gehören zu einer zeitlich übergreifenden Fotoserie Bensberger Bürgermeister.

Nach umfangreichen Recherchen des Stadtarchivs unter anderem im Bundesarchiv Berlin, im Landesarchiv Duisburg und in verschiedenen Kommunalarchiven können die Erläuterungen zu den Bürgermeistern Dr. Walter Kappes, Hermann Hasberg und Bertram Schumacher nun auch vor Ort im Bensberger Rathaus vom Smartphone aus durch einen QR-Code aufgerufen werden.

Schließlich sind auf der Webseite der Stadt auch ausführliche, vom Stadtarchiv erarbeitete historische Erläuterungen zur Misshandlung von Kommunisten 1933 und zur Zwangsunterbringung von als Juden rassisch verfolgten Menschen während der NS-Zeit auf dem Gelände des ehemaligen Stellawerks in Heidkamp abrufbar. Diese detaillierten Informationen ergänzen den kurzen Text der Gedenktafel, die am Gebäude Richard-Zanders-Straße 110 angebracht ist, und sind vor Ort ebenfalls durch einen QR-Code zugänglich.

Hier werden offizielle Pressemitteilungen der Stadtverwaltung veröffentlicht. Sie geben nicht die Meinung des unabhängigen Bürgerportals iGL wieder.

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