Wird Herkenrath zugebaut, droht ein Dauerstau zwischen Spitze und der A4? Mit diesen provokanten Fragen hatte der (Rheinisch)-Bergische Naturschutzverein (RBN) zusammen mit der Bürgerinitiative Moitzfeld-Herkenrath zu einem Informationsabend zum Entwurf eines neuen Flächennutzungsplans ins Ballhäuschen in Herkenrath eingeladen – die beiden Veranstalter hatten ein volles Haus: Etwa 120 Menschen füllten den Saal.

Was sie zu hören und zu sehen bekamen, beeindruckte und besorgte die Zuhörerschaft zugleich. Dr. David Bothe von der BI legte eindrucksvoll dar, auf welch tönernen Füßen die Berechnung der Stadt Bergisch Gladbach steht, hektarweise Land für Gewerbe- und Wohnbauflächen zur Verfügung stellen zu müssen.

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Mark vom Hofe, RBN-Vorsitzender, zeigte, welche Landschaftsteile entlang der L 289 von Spitze bis Moitzfeld zur Disposition stehen. „Wenn auch nur ein Teil der vorgeschlagenen Flächen realisiert wird, erhält Herkenrath ein anderes Gesicht, das vor allem von erheblich mehr Verkehr geprägt ist“, sagte er. Jegliche Überlegung, in Herkenrath Bauflächen auszuweisen, habe unmittelbare Auswirkungen auf die ohnehin stark belastete Straße hat, auf der sich vor allem in Spitzenzeiten lange Staus in beiden Richtungen bilden.

Nahezu sämtliche in Rede stehenden Flächen, die im Entwurf stehen, liegen im Landschaftsschutzgebiet – vom Gewerbegebiet Spitze angefangen über große Flächen im Bereich Braunsberg/Silberkauler Weg bis Unterheide/Oberheide, weiter über einen breiten bis an Quellbereiche des Gewässersystems Volbach ausgedehnten Gürtel südlich der Straße „Strassen“, dann Voislöhe und schließlich der innere Kern von Moitzfeld Richtung Steinacker.

„Landschaftsschutz ist mit Billigung von Stadt und Stadtrat dort vor noch nicht einmal zehn Jahren festgesetzt worden wegen der Eigenart, Vielfalt und Schönheit der Gebiete“, betonte Mark vom Hofe und stellte die Frage, ob diese Werte zehn Jahre später keine Rolle mehr spielten. Der RBN sei nicht gegen neue Bauflächen, wenn es sich um maßvolle Arrondierungen handele – „aber diese Massierung rund um Herkenrath ist abzulehnen!“

Auch die anwesenden Vertreter des CDU-Ortsverbands Herkenrath, Vorsitzender Wolfgang Kaiser und Kreistagsabgeordnete Gisela Knapp, brachten zum Ausdruck, dass sie mit diesem Ausmaß nicht einverstanden seien. Wo allerdings Abstriche zu machen seien, müsse man abwarten, da der OV Herkenrath nur vergleichsweise klein sei im CDU-Stadtverband.

David Bothe forderte daraufhin den Ortsverband auf, klar Stellung zu beziehen, beispielsweise eindeutig zu bekunden, wie vor der Kommunalwahl, dass Voislöhe auf keinen Fall ausgewiesen werden dürfe und sich dann auch für dieses Versprechen einzusetzen – vor allem gegenüber dem Bürgermeister.

Diskussionen gab es an dem Abend auch zur Frage, inwieweit die Verlängerung der Straßenbahnlinie 1 bis Spitze realisierbar sei und welche Auswirkungen dies auf die Planung habe. Das Fazit: Größte Skepsis! Weder eine Schnellbuslinie („Der steht doch auch nur im Stau!“) noch eine Straßenbahn in 15 bis 20 Jahren („Wie lange braucht die denn von Spitze bis zum Neumarkt?“) lösten das Herkenrather Verkehrsproblem der Gegenwart.

Und dazu zähle auch der geplante neue Supermarkt neben der evangelischen Kirche, um den herum weitere Geschäfte angesiedelt werden sollen, mit über 200 Parkplätzen. Was die Ein- und Ausfahrten auf die L 289 an neuen Staus provozieren würde, sei nur zu erahnen.

RBN und BI Moitzfeld-Herkenrath kündigten an, die weitere Diskussion um den Entwurf des Flächennutzungsplans aufmerksam zu verfolgen und argumentativ zu begleiten, und forderten die Anwesenden auf, sich selbst einzubringen und die in der Veranstaltung geäußerten Bedenken öffentlich zu machen.

Die von den beiden Vereinen im letzten Herbst abgegebenen Stellungnahmen zum FNP-Entwurf sind im Bürgerportal nachzulesen, die dort aufgeführten Kritikpunkte gälten nach wie vor uneingeschränkt.

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Der (Rheinisch-) Bergische Naturschutzverein ist seit 1975 die Stimme des Naturschutzes im Bergischen Land. Ursprünglich entstanden aus einer Bürgerinitiative engagieren sich Ehrenamtler quer durch das Bergische Land für den Schutz von Natur und Landschaft. Kontakt: info@bergischer-naturschutzverein.de

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