Teilnehmer des Runden Tischs Anfang 2017

Im Januar 2017 hatte der Runde Tisch „Verkehr im Rechtsrheinischen“ knapp 33 Maßnahmen vorgestellt, um Stau, Staub und Lärm zu reduzieren. Jetzt laden die Akteure zur öffentlichen Vorstellung und Debatte der Maßnahmen an. Dabei rückt die Bergisch Gladbacher Straße noch stärker in den Vordergrund.

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„Drängende Verkehrsfragen”, so heißt es jetzt in der Pressemitteilung der Stadtverwaltung, seien der Grund für den Runden Tisch „Verkehr im Rechtsrheinischen“ gewesen. Tatsächlich geht es um den Dauerstau zwischen Bergisch Gladbach und Köln, den daraus entstehenden Umweltbelastungen und dem nach wie vor drohenden Diesel-Fahrverbot im rechtsrheinischen Köln.

Die Initiative war von Bürgermeister Lutz Urbach ausgegangen; am 20. Januar hatte er gemeinsam mit Kölns OB Henriette Reker und dem damaligen Landrat Hermann-Josef Tebroke eine Liste mit 33 Maßnahmen vorgestellt – die sich rasch als 32 Prüfaufträge entpuppten. 

Die Karte zeigt die Maßnahmen im Überblick. Ein Klick vergrößert die Ansicht.

Die kurzfristigen Maßnahmen ( bis vier Jahre)
Änderung Signalisierung Bergisch Gladbacher Straße, Johann-Bensberg Straße

Umweltsensitive Ampel Clevischer Ring/Bergisch Gladbacher Straße bei Erhalt des ÖPNV-Vorrangs

Tempo 30 aus Lärmschutzgründen Bergisch Gladbacher Straße vom Clevischen Ring bis Stadtgrenze

Anlage eines Radschutzstreifens in Dellbrück auf der Bergisch Gladbacher Straße zwischen Eschenbruchstraße und Möhlstraße

Einziehung einer Spur im Bereich der zweispurigen Richtungsfahrbahn der Bergisch Gladbacher Straße

Prüfung möglicher Radschnellwege/ Regionaler Radweg zwischen Köln , Bergisch Gladbach und Rheinisch Bergischen Kreis

Prüfung, ob Kapazitäten der P + R-Anlagen an der Haltestelle Thielenbruch, Bahnhof Dellbrück und Haltestelle Duckterath möglich und gegebenfalls Alternativen prüfen

Prüfung der Veränderung der Tarifgrenze zwischen Köln und Bergisch Gladbach durch den VRS Ausbau

Bike + Ride System an allen Haltestellen

Barrierefreier Ausbau S-Bahnhof Bergisch Gladbach

Verteilung des Anschlussverkehrs der S11 in Köln Deutz

Die mittelfristigen Maßnahmen (5 – 8 Jahre)
Umbau Kreuzung Bergisch Gladbacher Straße A 3

Lärmoptimierter Belag Bergisch Gladbacher Straße vom Clevischen Ring bis Von-Quadt-Straße

Prüfung der Umweltampel bzw. Optimierung der Lärmschutzanlage zur Vermeidung von Schleichverkehren zur Stadtgrenze Bergisch Gladbach

Herstellung einer durchgehenden Radverkehrsanlage auf der Bergisch Gladbacher Straße möglichst auf der Fahrbahn (siehe auch kurzfristige Projekte)

Zweigleisieger Ausbau S 11 K-Dellbrück – Bergisch Gladbach, um 10-Minuten-Takt fahren zu können Erhöhung P+R Duckterath, Car Sharing, B+R

Neubau S-Bahnhof Köln-Kalk West (CFK-Gelände/Odysseum)

Neubau S-Bahnhof Köln-Berliner Straße (S 6)

Neue Schnellbuslinien von Kürten bis Bensberg zur Linie 1

Neue Schnellbuslinien von Kürten bis Bergisch Gladbach S11

Regionalradwege Ausbau regionaler Radwege insbesondere interessant für Pendler in Richtung Köln/Leverkusen Kreisweite Betrachtung notwendig

Schnellbuslinie Erschließung Wermelskirchen und Burscheid unter Einbeziehung Schienenverkehr entlang der Rheinschiene

Schnellbuszubringer Altenberg – Odenthal – Schildgen – Köln-Mülheim (Wiener Platz)/zur Linie 4

Schnellbuszubringer RBK- OBK- RSK zu Haltestellen RB 25 Mobilstationen fördern

Die langfristigen Maßnahmen (mehr als 8 Jahre)
Neue S-Bahnlinie S 16 Köln – Leverkusen-Rheindorf (10- Minuten-Takt mit S 6)

Kapazitätserhöhung auf der Linie 4 im Rechtsrheinischen

Verlängerung der Linie 4 6-spuriger Ausbau A4 von AK Köln-Ost bis AS Moitzfeld

Vollanschluss AS Mülheim und Anbindung am Dünnwalder Kommunalweg

RRX-Halt in Köln Mülheim

Verlängerung Linie 1 bis AS BAB A4 Moitzfeld / Wohnpark bzw. bis Herkenrath /Spitze

L 286 N (Autobahnzubringer auf der Bahndamtrasse)

Umweltschützer und Verkehrsverbände hatten die Liste begrüßt, aber schon damals mehr und vor allem mehr Tempo gefordert.

Seither ist gut ein Jahr vergangenen, umgesetzt wurde noch nicht viel. „Die jeweils zuständigen politischen Gremien haben die Vorschläge inhaltlich zur Kenntnis genommen und die Vertreter gebeten, diese in einer öffentlichen Veranstaltung zu erläutern und zu diskutieren”, heißt es in der Pressemitteilung.

Genau das soll jetzt geschehen. Die Teilnehmer des Runden Tisches laden zu einer Infoveranstaltung unter dem Titel „Raus aus dem Stau” im Straßenbahnmuseum Thielenbruch ein

Dienstag, 27. Februar 2018, 19 Uhr
Straßenbahnmuseum Thielenbruch
Otto-Kayser-Str. 2c, 51069 Köln

Immerhin soll dort ein „Maßnahmenplan” vorgestellt werden, der in der Zwischenzeit erarbeitet worden sei. Dabei wurde eine Fokussierung vorgenommen: „Im Zentrum der Betrachtung steht dabei die Bergisch Gladbacher Straße vom Wiener Platz bis nach Bergisch Gladbach.”  

Genau dort war die bislang offenbar einzige Maßnahme umgesetzt worden, erwies sich laut Recherchen der Kölnischen Rundschau aber als Reinfall: Um auf der Bergisch Gladbacher Straße und dem Clevischen Ring in Mülheim ein Fahrverbot abzuwenden wurde am Clevischen Ring eine umweltsensitive Ampelschaltung im Sommer eingebaut. Allerdings kam die veraltete Ampeltechnik mit den modernen Sensoren nicht klar; eine Abhilfe mit neuen Verkehrsrechnern gehe frühestens Ende 2018 in Betrieb.

Inzwischen hat die Stadt Köln einen eigenen „Runden Tisch Luftreinhalteplanung” eingesetzt, der 56 Maßnahmen aufgestellt hat und eigentlich nach Prioritäten sortieren sollte. Einer entsprechenden Vorlage (pdf) mit recht allgemeinen und sehr konkreten, ergänzenden Vorhaben (Tempolimit auf dem Rhein, Pförtnerampeln auf  der Straße) verabschiedete der Kölner Rat am vor einer Woche. 

Jetzt steht aber erst einmal die Veranstaltung des rechtsrheinischen Runden Tisches an. Nach der Vorstellung des Maßnahmenplans im Straßenbahnmuseum sollen die Zuhörer die Gelegenheit haben, Fragen zu stellen und Anregungen zu geben. 

Im Sinne der Verkehrsentlastung wird den Kölnern die Anreise mit der Straßenbahn empfohlen, die Bergisch Gladbacher sollen möglichst per Bus und Bahn (Buslinie 436 bis Dellbrücker Mauspfad) anreisen. 

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Verkehrskritiker fordern mehr als 33 Maßnahmen

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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3 Kommentare

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  1. Die Bergisch Gladbacher Strasse war schon immer ein Ärgernis auf dem Weg von Köln nach Bergisch Gladbach.

    Wenigstens in den Abendstunden bräuchte man für dieses fürchterliche Nadelöhr nicht jeden Tag ewig im Stau zu stehen.

    Nun wird sie also nach dem Berufsverkehr auch noch zu einer Behinderung gemacht! Besten Dank, Stadt Köln!

    Anstatt einmal ne Baustelle in angemessener Zeit fertig zu stellen, oder ne Alternative abseits der Bergisch Gladbacher Strasse zu errichten, werden 10000 Euro Steuergelder für noch mehr Verkehrsbehinderungen investiert! Unglaublich!

  2. Geradezu hilflos wirken die Versuche des Runden Tisches, die rechtsrheinischen Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen. Wirksame Maßnahmen, z.B. der Bau eines zweiten S-Bahn-Gleises, können erst mittelfristig, also höchstens in 5-8 Jahren realisiert werden. Aber auch daran darf man aufgrund der bisherigen Erfahrungen Zweifel haben. Dies alles macht einmal mehr deutlich, wie unsinnig es ist, einen Flächennutzungsplan für Bergisch Gladbach aufzustellen, bevor ein tragfähiges Verkehrskonzept besteht. Wenn dann noch die Vertreter des Öffentlichen Nahverkehrs und des Städtetages eingestehen, dass Taktverdichtung und Kapazitätserweiterung gar nicht geleistet werden können, zeigt das, wie absurd die Vorgehensweise der Stadt ist.