Gemeinsam gegen den Müll im öffentlichen Raum
Am Stammtisch des Bürgerportals wurde intensiv diskutiert, wie man das Müllproblem in der Stadt in den Griff bekommen kann. Dabei kamen eine Reihe von Vorschlägen auf den Tisch. Ein Katalog der Möglichkeiten – und eine Handlungsanleitung.
Text und Fotos: Klaus Hansen
Das Problem ist offensichtlich und allgegenwärtig: Es geht vor allem um Papier- und Plastikabfälle, Zigarettenkippen, Fast-Food-Reste, Coffee-to-go-Becher, Hundekot, Kaugummi, Flaschen- und Altkleider-Container. Keine leichte Aufgabe.
Hinweis der Redaktion: Dieser Beitrag fasst die konkreten Vorschläge des Stammtischs zusammen. Darüber hinaus gibt es hier einen Stimmungsbericht. Der Stammtisch ging auf die Serie „Angenehm anders” zurück.
Immerhin, in Bergisch Gladbach arbeiten viele Menschen daran, diesen Müll im öffentlichen Raum zu beseitigen. Neben den Instanzen der Stadtverwaltung (Abfallwirtschaftsbetrieb, Straßenreinigung und StadtGrün) in ihrem immerwährenden Einsatz versuchen an besonderen Putztagen eine wachsende Zahl von Initiativen und Einzelne durch privates Engagement meist im eigenen Sprengel der Verschmutzung Herr zu werden.
Die Wahrnehmung der Verursacher
Die Verursacher der Vermüllung aber nehmen dieses Engagement der vielen Initiativen zur Sauberkeit nur bedingt wahr. Wahrscheinlich nur dann, wenn sie zufällig Zeuge sind oder wenn sie die Berichterstattung in den Medien verfolgen und verstehen.
Die Sichtbarkeit des Engagements
Um dem Engagement der Einzelnen und Gruppen eine breitere Resonanz zu verschaffen, kann eine breit angelegte, öffentliche Kampagne bei allen Zielgruppen (von Kindern über die Jugendlichen bis zu Älteren) für die nötige Aufmerksamkeit sorgen.
Eine Kampagne mit dem Ziel, die Köpfe aller Menschen in Bergisch Gladbach zu erreichen. Um durch mehr Wissen etwas zu verändern, um ein neues Bewusstsein zu schaffen. Denn es geht um eine nachhaltige Verhaltensänderung. Eine Verhaltensänderung bei allen (!) Altersgruppen auf möglichst breiter Basis.
Zum Erfolg gehört dabei die ständige Erinnerung, denn es ist nicht einfach, bisheriges Verhalten zu ändern. Doch das Engagement zahlt sich aus, auch die städtischen Bemühungen dürften langfristig davon profitieren.
Eine neue Organisationsstruktur
Eine wichtige Voraussetzung könnte die Neuordnung der Organisation zur Beseitigung des Mülls im öffentlichen Raum innerhalb der Stadtverwaltung bringen. Durch die Organisation in einer Hand, mit einer Zuständigkeit.
Diese Vorleistung könnte der Rat einleiten. Denn die augenblickliche Aufteilung scheint nicht wirklich effektiv, wahrscheinlich ist sie auch nicht kostengünstig. Ein Hin- und Herschieben von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten könnte gar nicht erst aufkommen.
Ausweitung des Etats durch Steuermittel?
Der Etat aus den Abfallgebühren reicht nach Expertenmeinung nicht aus. Um der Vermüllung vorzubeugen – z.B. an Böschungen und beim Straßenbegleitgrün (rund ums Stadion, bei der Feuerwehr, in Kreisverkehren), müsste schneller und konsequenter gehandelt werden können. Das verlangt in der Anfangsphase möglicherweise einen größeren Etat. Der sollte uns die Sauberkeit der Stadt wert sein.
Aber was genau können wir, was kann die Stadt machen?
Konkrete Möglichkeiten
Unterstützung des bürgerschaftlichen Engagements
Die Initiativen erhalten neben Werkzeughilfen durch die zu entwickelnde Kampagne mit Aufklärungsmaterial (mehrsprachigen Flyern, Aufklebern), tatkräftige Unterstützung. Denn ohne bürgerschaftliches Engagement – daran waren sich die Teilnehmer einig –, wird es nicht gelingen, die Stadt besser aussehen zu lassen.
Ausweitung des Engagements
Das bisherige Engagement der Kitas, Schulen und Vereine wird durch ein große Teile der Stadt erfassendes Konzept des Miteinanders (Einzelhandel, Feuerwehr, Rheinische Turnschule, Fraktionen, Unternehmen, Fast-Food-Ketten, Hochschule, städtische Verwaltung mit ihren Azubis, Busunternehmen, Die Bahn, Verlage, Kreis etc.) durch ideelle und materielle Hilfen (Patenschaften, Sponsoring, Aushängen von Plakaten, Verteilung von Flyern etc.) langfristig ausgeweitet werden. Von den guten Erfahrungen anderer lernen: Andere Gemeinden dienen als Vorbild.
Spektakuläre Aktion
Der unansehnliche Bus- und S-Bahnhof und sein Umfeld werden in einer großen Aktion unter gemeinsamer Beteiligung aller Initiativen und der Stadtreinigung an einem Wochenende gründlich gereinigt.
An diesem Ort kommen sehr viele Menschen (auch und gerade Verursacher) zusammen. Hier können viele erreicht werden, die einzelne Stadtteilaktionen nicht mitbekommen. Auch dürfte so eine spektakuläre Aktion ein größeres Echo in den Medien auslösen.
Langfristige Kampagne
- Gründung einer offenen Arbeitsgruppe, die kreative Konzepte der Öffentlichkeitsarbeit für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt und sie in öffentlichen Runden zur Diskussion stellt.
- Entwicklung von Aktionen und mehrsprachigen Informationsmaterialien, um viele Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, mit Piktogrammen, um auch Leseunkundigen zu helfen; dazu Ausstellungen, Plakate, Aufkleber, Videos, Flashmobs, Straßentheater usw. usw.
- Intensivierung der Pressearbeit und verstärkte Publizierung des zentralen Beschwerdemanagements, Bewerbung der Tell-Me-App (IOS, Android).
Die Steuerung für die Kampagne muss durch die Stadt geleistet werden. Mitmachen können alle Bürgerinnen und Bürger, Initiativen, Institutionen, Vereine und Organisationen.
Natürlich muss es verstärkte Kontrollen geben. Und Sanktionen, wie z. B. die Mitarbeit an einem Tag bei der Straßenreinigung, wenn ein Sünder nicht zahlen will.
Aber das ist ein weiteres Kapitel.
Es gibt viel zu tun. Gemeinsam ist es zu schaffen.
Hinweis der Redaktion: Bitte nutzen Sie das Kommentarfeld für Ihre Vorschläge oder schreiben Sie uns eine Mail. Die Ausstellung mit den Müll-Motiven von Klaus Hansen ist in der Redaktion des Bürgerportals zu sehen (Hauptstr. 241).
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