Der Eine-Welt-Laden in der Stadtbücherei: Ein liebevoll eingerichteter Laden, der fair gehandelte Waren aus vielen Ländern vertreibt. Warum aber geht der Trend zu einem nachhaltigeren Lebensstil komplett an dem Laden vorbei?

Seit 49 Jahren gibt es den Eine-Welt-Laden. Er war einer der ersten Läden, der sich zum Ziel setzte, den Gedanken von ,,Einer Welt” und ,,Fairem Handel” zu etablieren. Auch heute bietet er eine Vielfalt an Kunsthandwerken, wie Schmuck, Taschen und Kinderspielzeug, aber auch recycelte Schreibwaren und eine große Auswahl an Lebensmittel, wie Kaffee oder Schokolade an.

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Die Produkte stammen aus den verschiedensten Ländern und kommen ausschließlich von anerkannten fairen Handelsorganisationen. Produziert werden Lebensmittel und Handwerksartikel von Kleinbauern und Kleinunternehmern, die einen fairen Lohn erhalten. Außerdem stellen beteiligte Organisationen vor Ort sicher, dass diese Bedingungen auch eingehalten werden.

Alle Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich in dem Laden. Der ,,harte Kern” des Aktionskreis Eine Welt e.V. besteht aus 14 Vereinsmitgliedern, jedoch werden immer freiwillige Mitarbeiter gesucht, die einmal die Woche aushelfen. Die Stadt Bergisch Gladbach unterstützt den Eine-Welt-Laden und befreit ihn von der Miete.

Weil der Verein keine Miete und auch kein Personal bezahlen muss, entstehen kaum regelmäßige Kosten. Dennoch macht der Fair-Trade-Laden nur einen sehr kleinen Gewinn. Und auch das nur, weil Produzenten dem Laden Rabatte gewähren. Jeder noch so kleine Gewinn fließt sofort wieder in neue nachhaltige Projekte.

Nachhaltig und fair produzierte Ware ist gefragt

Nicht nur Klimaschutz spielt heutzutage eine immer größere Rolle: Seit Jahren wollen sich viele Menschen immer bewusster und nachhaltiger ernähren und sind bereit, deutlich mehr Geld für gesundes und ,,gutes” Essen auszugeben.

Außerdem ist es für viele Menschen wichtig zu wissen, wo ihre Produkte wirklich herkommen und es gibt zahlreiche Unterstützer von fairem Handel, guten Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Produkten.

Im Gespräch mit der ehrenamtlichen Mitarbeiterin stellt sich jedoch heraus, dass der Umsatz nach den 90er Jahren stetig zurückging und in den letzten Jahren etwa konstant blieb, der Eine-Welt-Laden also keineswegs von diesem neuen Trend profitiere.

Warum bleibt der Eine-Welt-Laden außen vor?

Da stellt sich die Frage, warum gerade ein alteingesessener Laden, der sich seit Jahrzehnten für diese heute populären Themen einsetzt und gefragte Produkte, wie beispielsweise umweltfreundliche Schulsachen im Angebot hat, nicht von dem Hype profitiert.

Eine mögliche Antwort könnte die finanzielle Frage sein. Man zahlt beispielsweise für ein Kilo fair gehandelten Kaffee im Eine-Welt-Laden fast 20 Euro. Beim Discounter bekommt das Kilo schon für sechs Euro. Sind die Produkte in dem Eine-Welt-Laden einfach zu teuer?

Allerdings sind die Konsumenten grundsätzlich offenbar bereit, etwas mehr Geld für fair produzierte und gehandelte Produkte auszugeben, um Kleinbauern in Entwicklungsländern zu unterstützen. Der Markt boomt.

Aber auch immer mehr Supermärkte nehmen nicht nur Biowaren,  sondern auch Produkte mit Fair-Trade-Siegel in ihr Sortiment auf. Hier bekommen die Kunden die fairen Produkte deutlich billiger und sie können sich den Gang zum teuren Fair-Trade-Laden sparen. Im Supermarkt gibt es den fair gehandelten Kaffee zum halben Preis. Auch der Aktionskreis Eine Welt e.V. sieht die Antwort auf die Flaute im eigenen Laden ausgerechnet im stark wachsenden Markt von Fair-Trade-Produkten.

Trends stärker aufgreifen?

Der Aktionskreis Eine Welt e.V. erläutert, dass es bei dem Eine-Welt-Laden nicht um Trends gehe, sondern viel mehr darum, den ,,fairen Handel” zu unterstützen und auszubauen. Wenn sich die Gesellschaft soweit verändert, dass Menschen bereit sind, einen fairen Preis für ihren Konsum zu bezahlen und der Gedanke von ,,Einer Welt” sich flächendeckend in die Köpfe der Menschen verankert hat, haben die Eine-Welt-Läden ihre Aufgabe erfüllt und sind überflüssig geworden.

Sind wir zu gutgläubig?

Die Ehrenamtlerin im Laden merkt an, dass es besonders vielen jungen Menschen an der Zeit fehle, sich wirklich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Außerdem seien viele Menschen einfach zu gutgläubig, die Produkte wirklich zu hinterfragen und sich zu informieren.

Dabei versteht sich der Eine-Welt-Laden hauptsächlich als Informationszentrale rund um Themen wie Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Arbeitsbedingungen. Der Plan, den Laden zum Café umzubauen, wurde aufgegeben. Weil sich schnell herausgestellt hatte, dass ,,die meisten Menschen einfach nur konsumieren wollten und möglichst wenig Zeit vor Ort verbringen”, berichtet die Mitarbeiterin.

Wollen wir also nur für unser Gewissen ,, nachhaltig” und ,,umweltfreundlich” leben? Siegt, wenn es aber darauf ankommt, uns zu informieren und zwischen bestehenden Angeboten zu vergleichen, unsere Faulheit? Sind wir bereit, die angeblich  ,,guten” Produkte im Supermarkt einfach zu kaufen, ohne uns zu fragen, ob es vielleicht bessere Alternativen gibt und die Angaben wirklich stimmen?

Machen Sie sich ein Bild!

Wenn Sie sich selber einen Eindruck von dem Eine-Welt-Laden machen wollen, gibt es am Samstag einen guten Anlass: Am 6. Juli zwischen 10 und 13 Uhr gibt es Bananenbrot und Bananenkekse. Dabei informiert der Arbeitskreis über seine Arbeit und die Herkunft von fair gehandelten Bananen.

Adresse: Hauptstraße 250, im Gebäude der Stadtbücherei am Forum

Öffnungszeiten:  täglich 10 – 13 Uhr und 15 – 18 Uhr, außer Mittwoch- und Samstagnachmittag.

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