In der 5. Folge der Krimiserie von Oliver Buslau spielen historische Fotos eine zentrale Rolle. Vom Gladbacher Rathaus und vom Emilienbrunnen in Bensberg. Hören Sie es sich an, rätseln Sie mit und gewinnen Sie. 

Text: Oliver Buslau
Illustration: Antje Schlenker-Kortum
Sprecher und Produzent: Klaus Graf

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Wenn Gero Gladberg nicht als Detektiv arbeitete, schrieb er an seinem Kriminalroman. Und wenn ihn dabei die Inspiration verließ, besuchte er Benno Blissenbach, der in Bensberg wohnte und mit alten Büchern, Münzen, Bildern und vielen anderen Altertümern handelte. Oft brachte ihm das die Idee, die er so lange gesucht hatte.

Als er an diesem Vormittag mit seinem E-Bike in die Falltorstraße einbog, fiel ihm der Streifenwagen auf, der vor Blissenbachs Haus stand. Der Antiquar sprach hinten im Hof vor seinem Lager mit zwei uniformierten Beamten. Hier bewahrte er seine Schätze auf. Blissenbach hatte konnte sich kein Ladengeschäft leisten, sondern tätigte seine Geschäfte online.

Als Gladberg hinüberging, verabschiedeten sich die Polizisten gerade und grüßten kurz im Vorbeigehen.

„Schau dir das an“, sagte Blissenbach und deutete auf das zerstörte Schloss an der Eingangstür. „Sie haben bei mir eingebrochen. Wahrscheinlich heute Nacht. Ich habe es erst vor einer Stunde gemerkt. Ich war über Nacht in Süddeutschland bin erst vorhin zurückgekommen.“

„Wurde viel gestohlen?“, fragte Gladberg.

„So genau kann ich es noch nicht sagen. Aber auf jeden Fall fehlen ein paar Bilder, die ich gerade vor einer Woche bei einem Kollegen in Holland entdeckt habe. Alte Ansichten von Bergisch Gladbach. Ziemlich wertvoll. Na ja, zum Glück bin ich gut versichert.“

„Alte Ansichten unserer Stadt?“, fragte Gladberg. „Die hätten mich interessiert. Du weißt ja, ich bin ein großer Fan von so was. Es hat sich ja so viel verändert hier in der Stadt. Viele Dinge verschwinden, und dann bleiben nur noch Bilder …“

Blissenbach nickte. „Sicher – aber die Dinge auf den Fotos gibt es noch. Sie zeigen das alte Rathaus in Bergisch Gladbach und den Emilienbrunnen. Allerdings – was den Brunnen betrifft, hast du natürlich recht. Der könnte demnächst verschwinden. Er steht den Planungen in der Schlossstraße im Weg. Eine echte Schande, wenn du mich fragst. Die Frau, der dieser Brunnen gewidmet ist, hat eine Menge für unsere Stadt getan. Unter anderem hat sie Bensberg ihr gesamtes Vermögen vermacht.“

Gladberg kannte die Geschichte der berühmten wohltätigen Witwe Emilie Schmitz, die im 19. Jahrhundert gelebt hatte und schon schon zu Lebzeiten für ihre Taten geehrt worden war. Dass der Brunnen, der in der Bensberger Schlossstraße stand, nach neuesten Planungen verschwinden sollte, hatte er natürlich ebenfalls erfahren. Und auch, dass das Thema für einen Sturm der Entrüstung gesorgt hatte.

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„Kann ich dir helfen?“, fragte er Blissenbach. „Vielleicht kann ich etwas herausfinden.“

„Ich glaube, die Versicherung hat einen eigenen Detektiv“, sagte der Antiquar. „Aber danke für das Angebot.“

Gladberg blieb noch auf einen Kaffee. Dabei erfuhr er, welchen Wert die originalen Fotografien hatten.

„Das vom Rathaus ist aus dem Jahre 1909“, sagte Blissenbach. „Es ist also kurz nach der Fertigstellung entstanden. Und die Aufnahmen vom Emilienbrunnen sind noch älter. Von 1890. Das muss man sich mal vorstellen. Man kann sogar die Nikolauskirche im Hintergrund sehen. Emilie Schmitz hat eine Menge Geld dafür gespendet, damit der Turm der Kirche vollendet werden konnte.“

Gladberg spürte, wie ihn die Unruhe packte. Ihn störte etwas. Es war nur ein Gefühl, aber eins von der Art, das ihn bestimmt nicht trog. Vielleicht konnte er doch etwas tun.

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Er verabschiedete sich knapp, fuhr hinunter nach Lückerath in seine Wohnung und führte ein paar Telefonate. Die Ermittlung des Diebstahls hatte eine große Detektei in Düsseldorf übernommen. Die Detektivin, die er nun ans Telefon bekam, kannte er. Sie hieß Anna Schönfeld und hatte ihm einmal bei einem Fall geholfen, der mit einem Betrug in der Landeshauptstadt zu tun hatte.

„Gero, wie gehts?“, rief sie erfreut. „Von dir habe ich ja lange nichts gehört.“

Gladberg war höflich genug, um auf den Smalltalk einzugehen, erkundigte sich dann auch nach Annas Befinden, kam dann aber zur Sache.

„Der Fall mit dem Fotodiebstahl?“, rief Anna erstaunt. „Den haben wir gerade auf den Tisch bekommen. Wie hast du denn so schnell davon erfahren?“

„Reiner Zufall“, sagte Gladberg. „Aber was mich interessieren würde – habt ihr Kopien von den alten Fotos?“

„Ja, sie kamen eben per Mail. Ein Glück, dass Herr Blissenbach sie schon angefertigt hat. So viel ich weiß, hat er die Sachen ja noch nicht lange.“

„Könntest du sie mir vielleicht weiterschicken? Keine Sorge, ich will euch keine Konkurrenz machen. Ich benötige sie nur zur Recherche für ein Buch.“ Das war eigentlich eine Lüge. Aber was noch keine Recherche war, konnte ja noch eine werden.

„Also, wenn du sie wirklich nicht weitergibst, und es keinem sagst …“

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Ein paar Minuten später hatte Gladberg die Fotos in digitaler Form in seinem Computer. Es waren insgesamt vier Stück – zwei vom Rathaus und zwei vom Emilienbrunnen. Ganz nach den Gepflogenheiten der Zeit hatte der Fotograf seine Aufnahmen datiert und signiert – wie es ein Maler mit seinen Werken gemacht hätte.

Das Rathaus war von vorne zu sehen – offensichtlich aus einem Fenster der Villa Zanders heraus, wodurch der Blick über den Konrad-Adenauer-Platz hinüberging. Im unteren Bereich war noch das alte Tor zur Villa zu sehen Oberhalb des Rathausdaches erhob sich das altertümliche Vorgängergebäude des heutigen katholischen Krankenhauses.

Der Brunnen in der Schlossstraße, der vor einer Wand aus einer Art Korallengestein aufgebaut war und aus vier sich nach oben hin verkleinernden Schalen bestand, war von verschiedenen Seiten aufgenommen worden – einmal von vorne, und dann aus einer Perspektive, in der tatsächlich die Nikolauskirche zu erkennen war. Zehn Jahre vor Anbruch des 20. Jahrhunderts!

Gladberg war kein Historiker, aber er konnte sich vorstellen, dass diese Dokumente zu den frühesten fotografischen Aufnahmen gehörten, die in Bensberg entstanden waren. Versonnen klickte er in den Dateien herum.

Bis ihm plötzlich etwas auffiel.

Der Gedanke wollte sich gerade Bahn brechen, da klingelte sein Telefon. Es war Anna Schönfeld. „Mir war ja schon klar, dass du mich vorhin angeflunkert hast“, sagte sie. Und bevor Gladberg etwas erwidern konnte, fuhr sie fort: „Die ganze Sache ist geklärt.“

Gladberg ahnte, was sie meinte, sagte aber nichts.

„Wir haben herausgefunden, dass Blissenbach letzte Nacht sein Haus nicht verlassen hat. Wir glauben, dass er die Versicherung betrügen will. Das ist übrigens nicht das erste Mal, dass er das versucht. Für wie blöd hält er uns. Na ja, das ist eine andere Geschichte. Einige der Fotos sind echt, andere nicht. Die echten sind aber gar nichts wert. Die hat er nur dazugetan, um uns abzulenken. Und die unechten – na ja, die wird er selbst aufgenommen und dann irgendwie auf alt gemacht haben.“

„Ich bin auch gerade drauf gekommen“, sagte Gladberg. „Und wir wissen ja nun beide, was hier nicht stimmt …“

Jetzt sind Sie dran

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Der Einsendeschluss ist der 21. Juli, 23:59 Uhr.

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Zur Person: Oliver Buslau – bitte anklicken
lebt seit 1992 in Bergisch Gladbach. Schon als Schüler und Student schrieb er für Zeitungen und war als Komponist und Musiker tätig. Nach dem Studium in Köln und Wien arbeitete er bei EMI Classics, als Verlagsredakteur und freier Autor von Texten über klassische Musik.

Seit 1999 schreibt Buslau Kriminalromane. Bekannt wurde er mit der Serie um den Wuppertaler Privatdetektiv Remigius Rott. Seit 2015 steuert er Geschichten zur Serie „Cotton Reloaded“ und seit 2017 zur klassischen Jerry-Cotton-Heftromanreihe bei. Auch als Autor vom Kurzkrimis und Kurzgeschichten hat sich Buslau einen Namen gemacht.

Als Musiker ist er Bratschist in Amateurensembles – unter anderem im Sinfonieorchester Bergisch Gladbach und im Bergisch Gladbacher Kammerorchester „Concertino“.

In seinen Krimis und anderen Büchern schlägt er immer wieder die Brücke von der Musik zur Literatur: 2017 veröffentlichte er den populären Musikführer „111 Werke der klassischen Musik, die man kennen muss“.

Foto: Susanne Prothmann

Alle Bücher von Oliver Buslau finden Sie im Online-Shop der Buchhandlung Funk.

Mehr Informationen über Buslau finden Sie auf der Website und in diesen Beiträgen 

Alle Folgen der Gladberg-Serie können Sie hier nachlesen oder anhören:

Gero Gladberg und die Schatzinsel: Die Lösung

Gero Gladberg und die Schatzinsel

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Gero Gladberg und der Deal an der Strunde

Gero Gladberg und seine SchöpferInnen

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spielt seit 2013 im Sinfonieorchester Bergisch Gladbach Bratsche. Der studierte Musikwissenschaftler arbeitete bei der Schallplattenfirma EMI Classics, und ist unter anderem Autor von zehn Bergischen Kriminalromanen. 2017 veröffentlichte er das Sachbuch „111 Werke der klassischen Musik, die man kennen...

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