Ab sofort kann man mit dem Bus ab Bensberg zum Flughafen Köln/Bonn ohne Umstieg und ohne lokale Emissionen fahren: Wasserstoff treibt die Busse der Linie 423 an. Dafür war ein langer Anlauf notwendig.

Umstiegs- und emissionsfrei. Mit diesen beiden Schlagworten könnte man kurz und knapp das neue Angebot beschreiben, das durch den Rheinisch-Bergischen Kreis (RBK), die Stadt Köln und das Verkehrsunternehmen Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) beschlossen und heute vorgestellt wurde.

Ausgehend vom Busbahnhof in Bensberg starteten der Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises, Stephan Santelmann, mit weiteren Vertretern des Kreises und RVK-Geschäftsführer Eugen Puderbach heute die erste offizielle Premierenfahrt in einem der für den Standort Bergisch Gladbach bestimmten wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Hybridbusse.

423-Verlängerung bindet Region an

Landrat Santelmann zeigte sich bei der Begrüßung in Bensberg außerordentlich zufrieden: „Die Verlängerung der Linie 423 bedeutet für die Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis eine immense Verbesserung auf dem Weg zum Flughafen. Bergisch Gladbach, Bensberg und Rösrath sind nun ohne Umstieg an den Flughafen angebunden, aus Overath und Kürten muss nur noch einmal in Bensberg der Bus gewechselt werden. Möglich wurde dies nicht zuletzt durch die politischen Beschlüsse im Rheinisch-Bergischen Kreis und in der Stadt Köln. Besonders ist, dass das großartige Angebot auf zahlreichen Fahrten völlig emissionsfrei und klimaschonend ist.“

Rainer Deppe (MdL), Stephan Santelmann (Rheinisch-Bergischer Kreis), Andrea Blome (Stadt Köln) und Eugen Puderbach (RVK)

Kölner steigen im Königsforst zu

Anschließend fuhr man auf dem Linienweg gemeinsam zur Bushaltestelle am Köln Bonner Airport und traf hier mit weiteren Kölner Gästen zusammen.

Andrea Blome, Beigeordnete für Mobilität und Verkehrsinfrastruktur der Stadt Köln, blickt sehr positiv in die mobile Zukunft Kölns: „Unsere Kölner Bürgerinnen und Bürger aus den östlichen Stadtteilen erreichen den Flughafen ab der Haltestelle ‚Königsforst‘ nun in 13 Minuten. Somit wird eine attraktive Alternative zum privaten Auto geboten. Mit der Stärkung des Nahverkehrsangebots leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur Mobilitätswende in unserer Stadt.“

Projekt mit langem Anlauf

Die Gesellschafter der RVK haben das RVK-Projekt „Null Emission“ von Beginn an unterstützt. RVK-Geschäftsführer Eugen Puderbach würdigte den Mut der Aufgabenträger, sich für eine völlig neue Technologie zu engagieren: „Wir haben schon vor fast zehn Jahren damit begonnen, uns mit alternativen Antrieben auseinanderzusetzen und diese zu testen.

Hätten wir nicht schon 2011 mit Unterstützung unserer Gesellschafter unser Projekt „Null Emission“ gestartet, stünden wir heute nicht hier! Fünf Brennstoffzellenbusse haben wir ab jetzt im Raum Bergisch Gladbach/Köln im Einsatz und zügig werden weitere Busse folgen.“

Fast geräusch- und emissionsfrei fuhren die Teilnehmenden zur TOTAL-Wasserstofftankstelle am Flughafen, die in den letzten Monaten für die Betankung von Bussen aufgerüstet wurde.

Erste öffentliche Wasserstofftankstelle

Johan Vanneste, Vorsitzender der Geschäftsführung Flughafen Köln/Bonn GmbH lobte das Projekt bei seiner Begrüßung: “Wir als Köln Bonn Airport haben höchstes Interesse an der Fortentwicklung innovativer, nachhaltiger Antriebsmethoden. So haben wir 2017 die erste öffentliche Wasserstofftankstelle in Köln an unserem Flughafen eröffnet. Umso mehr freuen wir uns nun über die neue Verbindung mit den Brennstoffzellen-Hybridbussen der Regionalverkehr Köln von Bensberg nach Köln/Bonn, von der alle Partner profitieren. Zum einen ist der Flughafen noch besser an den Rheinisch-Bergischen Kreis angebunden – ein echter Gewinn für die Passagiere aus Bergisch Gladbach und Umgebung. Zum anderen kann die RVK, als Betreiber der Linie, unkompliziert an der Wasserstofftankstelle tanken. Eine Win-Win-Situation ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit!”

Wasserstoffbetriebene Brennstoffzellenbusse sind ideal für den Regionalverkehr, da sie dem Dieselantrieb vergleichbare Reichweiten von 350 Kilometern und mehr ermöglichen und über ähnlich schnelle Betankungszeiten verfügen. Einzige lokale „Emission“ dieser Fahrzeuge ist reines Wasser beziehungsweise Wasserdampf.

Hintergrund: Die RVK-Linie 423

Das Betriebskonzept sieht vor, dass die Buslinie 423 künftig auf der Relation zwischen Bensberg und dem Konrad-Adenauer-Flughafen fährt,

  • montags bis freitags zwischen 6 und 21 Uhr im 30-Minuten-Takt und anschließend bis 23:30 Uhr im Stundentakt,
  • samstags zwischen 6.30 und 23 Uhr im 60-Minuten-Takt,
  • sonn- und feiertags zwischen 8 und 22 Uhr im 60-Minuten-Takt.

Jeder zweite Bus fährt ab Bensberg weiter als Linie 400 zur Haltestelle der S-Bahn-Linie 11 nach Bergisch Gladbach.

Rheinisch-Bergischer Kreis

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5 Kommentare

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  1. Der Herr Wagner hat in seinem Kommentar https://in-gl.de/2020/01/06/wasserstoff-umstiegs-und-emissionsfrei-bus-zum-flughafen-koeln-bonn/#comment-89754 sehr viele richtige Punkte ausgeführt. Ich stimme mit ihm aber nicht überein, dass man die Wasserstofftechnologie jetzt schon in Nahferkehrs-Bussen einsetzen sollte, das dieser Bereich auch von reinen batterielektrischen Bussen wesentlich effizienter und unter viel geringeren Servicekosten abgedeckt werden kann. Im Fernverkehr kann das anders aussehen.
    Ich empfehle dazu dieses Strategiepapier Elektroautos, eine sehr gute Zusammenstellung der tatsächlichen Fakten über Elektroautos, Wasserstoff und den vielen in den Medien oft
    kritisch gesehenen Nebenschauplätzen: https://www.eti.kit.edu/img/content/Strategiepapier%20Elektroautos%20Stand%202019-10%20V1.5.pdf

  2. Die Buslinie zum Flughafen finde ich super.
    Bergisch Gladbach, Bensberg und Rösrath sind ohne Umstieg angebunden.Aber leider wird Refrath mit keinem Wort erwähnt. Es wäre doch sinnvoll und ohne einen großen Umweg möglich, Refrath Zentrum mit einzubinden. Freue mich auf eine Antwort.
    Gruß
    Peter Rivola , wohnhaft in Refrath

  3. Ein sehr gutes und längst überfälliges Projekt. Wasserstoffeinsatz im ÖPNV sollte dem meiner Ansicht nach notwendigen Wasserstoffeinsatz im Individualverkehr vorangehen, um zweifelsohne vorhandene „Kinderkrankheiten“ des Systems zu beheben und Erfahrungen zu sammeln. Allerdings wird dabei zur Zeit noch kein ökologischer Effekt hinsichtlich CO2-Einsparung erzielt, weil Wasserstoff noch vor allem aus Methan (o. Raffineriegasen) gewonnen wird und dabei CO2 freigesetzt wird (zB als Summenformel zweier Prozesse: CH4 + 2 H2O => CO2 + 4 H2 ). Es ist deshalb zwar richtig, aber unvollständig, wenn im Artikel „keine lokale Emission“ formuliert wird, weil die Emission des CO2 an der Produktionsstelle für H2 anfällt. Es gehört für mich zu den vielen Ungereimtheiten der „Energiewende“, dass solange nach ihrer Proklamierung und den zunehmenden Problemen der Verwertung von temporärem Windstromüberschuss immer noch keine großtechnischen Elektrolyse-Anlagen (Megawattbereich) zur H2-Gewinnung in Betrieb sind die sich flexibel anfahren ließen. Zuverlässige wirtschaftliche Basisdaten für die Kostenberechnung von H2 aus Elektrolyse mit Elektrizität aus PV oder Windkraft stehen leider nicht zur Verfügung, aber nach meiner Schätzung dürften sie dramatisch (4 bis 6 fach) höher liegen als die derzeitigen H2-Herstellkosten (nach Angabe aus KSTA-Artikel 9,5€ /kg H2 (?)). Aktuell setzt die Industrie den konventionell erzeugten CO2-intensiven Wasserstoff zur Produktion von Treibstoffen, Düngemitteln sowie anderen chemischen Grundsubstanzen ein.
    Theoretisch könnten dabei allein in Deutschland durch Wasserstoff aus Erneuerbaren rund 12 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden. Durch langfristigen Einsatz von diesem Wasserstoff könnte der Industriesektor seine CO2-Bilanz theoretisch sogar um weitere 63 Millionen Tonnen CO2 reduzieren und damit die bereits heute bekannte Lücke mit Blick auf die Klimaziele schließen (Quelle: O’rsted, Offshore Windkraft). Die Nutzung von Wasserstoff aus PV u. Windkraft kann die Industrie allerdings nur in Betracht ziehen, wenn dieser zu wettbewerbsfähigen Preisen und in großen Mengen verfügbar wäre, denn wenn andere Nationen länger als D bei den billigeren konventionellen Wasserstoff bleiben, wird man sofort die nationale Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Es ist also noch ein langer, aber vor allem auch internationaler Weg zu gehen. Die Notwendigkeit für eine „Auto-Nation“ wie D, die Wasserstofftechnolgie für den Individualverkehr weiter zu entwickeln ist allerdings unabweisbar.

  4. Kleinvieh macht auch Mist. Ich denke bei den Bussen auch an die Schadstoffbelastung auf unseren Straßen… Feinstaub etc.
    Natürlich ist es irgendwie schräg, dies mit der Flughafenanbindung zu koppeln, aber ist mir ehrlich gesagt wurscht… Gibt ja auch zahlreiche Menschen die da arbeiten und so vielleicht auf ÖPNV umsteigen.
    Ansonsten gebe ich meinem Vorredner uneingeschränkt Recht.

  5. Vielleicht wäre das Jahr 2020 das Jahr, an dem wir uns ehrlich machen sollten. Nach dem Jahr, wo die junge Generation uns sehr deutlich und zu Recht daran erinnert hat, dass wir an der Zukunftsaufgabe Klimaschutz krachend zu scheitern drohen feiern wir uns immer noch für Augenwischerei vom feinsten.
    Da fahren wir dann also mit gutem Gewissen zum Flughafen, „klimaschonend und emissionsfrei“ wie gleich mehrfach betont wird. Die Lüge ist doppelt; zum einen wird der Wasserstoff derzeit sicher nicht emissionsfrei hergestellt – aber immerhin eine Zukunftstechnik erprobt- , zum anderen werden sich wieder einige wohlig und nun im Bus zurücklehnen und sich einbilden, dass sie umweltgerecht fliegen werden. Nein, werden sie nicht. Den vielleicht eingesparten 2kg CO2 für die Anfahrt stehen Emissionen des 250-fachen auf dem Weg zur Lieblinbgsinsel der Deutschen entgegen oder das 3000-fache für einen Brasilienurlaub. Kinder, streikt besser freitags weiter, es gibt noch viel zu tun und stiftet die ausgefallene Mathestunde den Erwachsenen.