Mehr guten Journalismus für Bergisch Gladbach!
Wir versorgen Sie zuverlässig mit den relevanten lokalen Nachrichten. Kurz und knapp im Newsletter, ausführlich und opulent bebildert in den Reportagen. Sachlich, unabhängig, konstruktiv.
Das finden Sie gut? Dann unterstützen Sie uns bitte mit einem freiwilligen Beitrag, die Höhe wählen Sie selbst.
Damit werden Sie Mitglied im Freundeskreis und erhalten einige Extras: den Fotokalender, Freitickets, Einladungen zum JazzGLub, etc. Mehr Infos.
Ihr Beitrag ermöglicht es uns, Ihnen einen Weg durch die Informationsflut zu bahnen und Vereinen, Initiativen & Einrichtungen eine Plattform zu bieten.
Wissen, was läuft!
Hofgebäude der Saaler Mühle kurz vor dem Abriss 1969. Foto: H. Forst, BHV-Archiv
Der erste Hof an der Saaler Mühle geht wohl bis auf das 9. Jahrhundert zurück. Seither ist viel passiert: Der Hof wurde Rittersitz und brannte fast vollständig ab. Der Saaler Weiher wurde geflutet, ein Hallenbad gebaut und schließlich in das „Mediterana“ umgewandelt, wie wir es heute kennen.
Mit diesem Beitrag starten wir unsere neue Serie „Reise durch Refraths Geschichte“.
Als 1969 die letzten Gebäudereste des Hofes Saaler Mühle abgerissen wurden, um ein Hallenbad zu bauen, verschwand eine tausendjährige Hofstelle – eine der ältesten, die wir in Refrath kannten.
Der letzte Pächter, Josef Schülter, hatte keine Zukunft mehr auf dem Hof gesehen und war mit seiner Familie 1968 nach Moitzfeld gezogen. Den letzten Mühlstein brachte er nach St. Maria Königin in Frankenforst, wo er noch heute im Innenhof liegt.
Der letzte Mühlstein an St. Maria Königin. Foto: H.P. Müller
Bevor der ohnehin baufällige Hof abgerissen wurde, war er übrigens bei einer Übung der Bensberger Feuerwehr fast vollständig abgebrannt. Nur die alte Eiche, die noch Bernard Eyberg gepflanzt hatte, war stehen geblieben. Sie blieb lange Jahre am Ufer des neuen Saaler Weihers stehen, bis ihr die ständig nassen Füße wohl zu viel wurden.
Doch blicken wir noch einmal zurück auf die Anfänge der Saaler Mühle.
Der Anfang: Kirche, Mühle, Motte
Die Frage, wann und wo sich in Refrath zuerst Menschen niederließen, lässt sich nicht eindeutig beantworten, da es keine schriftlichen Zeugnisse aus der frühesten Siedlungsphase gibt. Hier kann uns nur die Archäologie weiterhelfen.
Wenn Siedler im 9./10. Jh. ein Gebiet neu erschlossen, durften drei Anlagen nicht fehlen: Kirche, Mühle und „Motte“ (Burganlage, ausführliche Erklärung: siehe unten). Für unser Gebiet ist eine Kirche vorhanden, die Alte Kirche. Sie ist nach Ausgrabungsbefund im 9. Jh. als Holzkirche errichtet worden.
Eine Mühle stand bis 1960 im Bereich des heutigen Saaler Weihers. Nach der Quellenlage ist sie wiederholt stillgelegt bzw. neu erbaut worden. Ihr genaues Gründungsdatum ist nicht bekannt.
Und die Burganlage? Hier wird es schwierig.
Vor der Flutung des Saaler Mühlenweihers (siehe unten) fand 1969 eine Untersuchung des Geländes durch Archäologen des Rheinischen Landesmuseums statt. Dabei wurden mehrere von Gräben umgebene Aufschüttungen als wahrscheinliche Reste einer mittelalterlichen Anlage gedeutet.
Eine genaue Festlegung war aber durch die ehemaligen Tagebaue und Halden der Braunkohlegrube Consolidation Alfred nicht möglich. Weitere archäologische Untersuchungen hat es seither nicht mehr gegeben. Von der ursprünglich Burganlage ist lediglich noch ein etwa 15 × 20 m großer und 5 m hoher Hügel sichtbar, der als Insel aus dem See ragt.
Vermutlicher Mottehügel gegenüber des Parkplatzes der Eissporthalle. Foto: H.P. Müller
Erste SiedlerInnen
Von diesen Hinweisen ausgehend ist zu vermuten, dass der erste Hof an der Saaler Mühle im 9. Jahrhundert gegründet wurde. Wir wissen nicht, wer die ersten Siedler an der Saaler Mühle waren, doch der Name „Sal“ verrät ein hohes Alter. Ein Salhof war nach salischem Recht (Lex salica) ein Herrenhof, ursprünglich königliches Land. Durch Rodung von einem Herrenhof aus entstand Allodialbesitz (Eigenbesitz) eines rodenden Grundherren. Das hatte für das Mittelalter weitreichende rechtliche Folgen.
Für unseren Raum kommen als rodende Grundherren die Herren von Meer und Liedberg (Meerbusch bei Neuss) in Frage. Der Salhof im Frankenforst gehörte zum Meerer Höfeverband, für den unsere Alte Kirche Eigenkirche war.
Im Erbteilungsvertrag von 1166 zwischen den Schwestern Hildegund von Ahr und Meer und Elisabeth von Randerath erhielt Hildegund u.a. den Höfeverband, der auch die Höfe in Refrath umfasste.
Sie schenkte ihr Erbe dem Kölner Erzbistum unter der Bedingung, das „castrum mare“ in Meerbusch in ein Kloster für Prämonstratenserinnen umzuwandeln. Sie selbst trat dort ein. Wir dürfen uns das „castrum“ als eine befestigte Wohnanlage von Holzhäusern an einer damals noch schiffbaren Altrheinschlinge vorstellen. Erst später entstanden Steinbauten ähnlich wie bei unserer Kippekausener Motte.
Foto: Olschweske, BHV Archiv
Der Höfeverband wurde Klosterbesitz, und die Grafen von Berg erhielten die Vogteirechte, d.h. sie waren für die wirtschaftlichen Belange und die Gerichtsbarkeit zuständig.
Es ist davon auszugehen, dass der Hof in den folgenden Jahrhunderten Rittersitz freiadeliger Familien wurde, denn es finden sich keine Eintragungen in den Zehntlisten des Amtes Porz. Freiadelig bedeutet, dass der Grundherr für seinen festen Wohnsitz keine Abgaben zu entrichten hatte, da er ja zur Heeresfolge verpflichtet war. Ab dem 18. Jahrhundert übernahmen verschiedene bürgerliche Eigentümer.
Der Heimatforscher Ferdinand Schmitz schildert in einem Bericht von 1936, dass man beim Neubau des großen Fachwerkhauses auf dem Hof Saal den alten Gewölbekeller erweitert habe. Für den Eingang habe man meterdickes Bruchsteinmauerwerk durchbrechen müssen.
Das Mühlengebäude in den 30er Jahren. Foto: BHV-Archiv
Als im Winter 1917 Wasser in diesen Keller eingedrungen sei, habe man auch die 1,50 m starke Kopfwand zum Weg hin durchbrochen und sei auf einen ähnlichen Kellerraum getroffen. Der ursprüngliche Bau stand also auf einem massiven Kellergewölbe von ca. 14 m Länge, 3,50 m Breite und einer Scheitelhöhe von 1,90 m.
Das Haus selbst wird in seinem Untergeschoss aus Bruchsteinen bestanden haben. Man fand damals auch mächtige Eichenpfosten, die auf einen Fachwerkausbau schließen ließ und turmartige Mauerreste zum Weg hin. Leider hat niemand diese Ruinen genauer untersucht, auch nicht vor dem Abriss 1969.
Schwimmbad und Saaler Weiher
Im März 1966 erwarb die Stadt Bensberg das gesamte Gebiet. Sie – vor allem Stadtdirektor Wagener – verhinderte, dass das Waldgelände zwischen Kippekausen und Bahndamm zu Bauland wurde. Als man 1961 das Mühlengebäude abriss, sollten der Hof und die alte Eiche erhalten bleiben.
Von 1967 bis 69 wurde das lang ersehnte Hallenbad für den Bensberger Raum gebaut und später im Außenbereich um ein Wellenbad bereichert – eine Attraktion, die viele Besucher anlockte.
Das Schwimmbad in den 80er Jahren. Foto: D. Wagner, BHV-Archiv
In der großen Senke unterhalb des ehemaligen Mühlengebäudes war ein Kahnweiher vorgesehen. 1972 erteilte der Regierungspräsident die wasserrechtliche Genehmigung zur Anlage des heutigen Saaler Weihers, der aber erst nach Fertigstellung der Schulen in Angriff genommen wurde.
Dort, wo jetzt die Wasserfläche ist, war früher sumpfiges Gelände. Der Saaler Mühlenbach durchlief in Schlingen den Talgrund und veränderte immer wieder seinen Lauf. Die Planung der Wasserfläche erforderte daher umfangreiche geologische und wasserrechtliche Untersuchungen.
Die Stadt Bensberg beauftragte die Firma Rhein-Braun, das Gelände zu kartographieren und Probebohrungen vorzunehmen. Es sollte geklärt werden, ob der Bach einfach gestaut werden könne oder der Boden zuvor befestigt werden müsse. Zwar hat dieses Gebiet ausgesprochene Sandböden, aber auf eine zusätzliche Auskleidung der Wanne konnte verzichtet werden.
Des Weiteren war zu klären, ob der Milchbornbach überhaupt genügend Wasser führt, um den entstehenden Teich zu speisen. Der Planungsentwurf wurde zusammen mit dem Wasserwirtschaftsamt in Bonn angefertigt und am 30.8.1972 vom Regierungspräsidenten genehmigt. Der Aushub konnte beginnen.
Aushub des Saaler Weihers 1973. Foto: F. Wagner, BHV-Archiv
1977 war der Weiher in seiner heutigen Größe vollgelaufen. Er hat mit seinen beiden Inseln eine Wasserfläche von rund 70.400 m², ein durchschnittliches Wasservolumen von ca. 100.000 m³ und ist zwischen 1,50 und 3 Meter tief.
Die Inseln wurden wegen unvorhergesehener geologischer Verhältnisse größer belassen als ursprünglich geplant. Sie umfassen ca. 1,5 ha und dienen als Vogelschutzinseln. Schwimmen ist wegen der vorhandenen Wasserqualität, bedingt durch das Einzugsgebiet des Baches, verboten.
Hallenbad wird Mediterana
Im Juli 2000 übernahm Siegfried Reddel das Bensberger Hallenbad und baute es schrittweise zum „Mediterana“ der heutigen Größe aus. Anfänglich sah ein Vertrag mit der Stadt vor, dass für 800.000 € Zuschuss Schulen und Schwimmverein Bahnen im Bad benutzen durften.
Das Mediterana wurde im Juni 2000 eröffnet. Foto: H.P. Müller, BHV-Archiv
Da die Stadt sich zu dieser Zahlung nicht mehr in der Lage sah, entfiel diese Möglichkeit. So ist gerade für Kinder eine ortsnahe Gelegenheit zum Schwimmen verloren gegangen.
Aktuell lebt die alte Idee eines Hotelbaues durch die Betreiber des „Mediterana“ wieder auf, wofür eigens der Bebauungsplan geändert wurde.
Quellen: Refrath, gestern und heute, Bd.3/I, und Wanderführer zum Hist. Rundweg, hrsg. BHV, Autor H.P. Müller
Da werden Erinnerungen wach. Der Hof (Gut) und die schöne Eiche sind mir im Gedächtnis geblieben. Wie sind Sonntags mit unseren Eltern dort oft spazieren gegangen. Schade das es nur noch Fotos davon gibt.
So weit ich mich erinnere war es Bedingung, um das Schulzentrum Saaler Mühle überhaupt bauen zu dürfen, einen See auszubaggern, der den Grundwasserspiegel auf dem sumpfigen Gelände der Baustelle senken sollte.
Das hat nicht ganz funktioniert, irgendwann (Ende 80er, Anfang 90er Jahre?) versanken die Fundamente des Schulzentrums Zentimeter für Zentimeter im Sumpf, im Kellerbereich wurde daraufhin sehr viel betoniert.
Als ich 1973 als Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums von Moitzfeld zur Saaler Mühle umzog, waren die Erdarbeiten am See schon in vollem Gange.
Ich danke ihnen für die ganze Arbeit mit der Recherche und ihre neutrale Position.
Die Fam. Schülter ist 1969 nach Herkenrath gezogen, wo auch heute noch 2 der 5 Kinder leben.