In der dritten virtuellen Bürgersprechstunde in der Corona-Krise standen Bildung, Kultur, Schule und Sport im Fokus. Einiges läuft an, zugleich wird das Dickicht an Regeln nicht lichter. Fragen nach dem Wie und Warum beantworteten Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg und Volker Weirich, Abteilungsleiter für die Schulverwaltung im Rathaus.

Wie laufen die Öffnungen in den Schulen an, welche Erleichterungen gibt es im Kulturbereich? Wann können Sportvereine wieder in gewohnter Umgebung trainieren? Was passiert nach den Sommerferien?

+ Anzeige +

Live auf Facebook und im Videostream auf der Webseite der Stadt erklärten die beiden Beamten Hintergründe zu den aktuellen Maßnahmen und gaben einen Ausblick auf weitere Entwicklungen. Die Resonanz war hoch: Gut 1.300 Aufrufe verzeichnete der Stream in Social Media schon am frühen Abend.

Hinweis der Redaktion: Dieser Text kann nur einen kleinen Teil der mehr als eine Stunde langen Sprechstunde zusammenfassen. Wenn Sie die Details interessieren sollten sie es sich selbst anschauen. Ein technisches Problem sorgte für eine kurze Unterbrechung, daher gibt es zwei Videos.

Dass die Verwaltungsarbeit derzeit kein Zuckerschlecken ist, machte Dettlef Rockenberg gleich zu Beginn klar. Die Leitlinien zum Umgang mit der Corona-Krise kämen aus Düsseldorf.

Die Umsetzung vor Ort und in Abstimmung mit den kommunalen Nachbarn sei schwierig, da die Vorgaben teils konkret, teils aber auch sehr vage seien – und in der Regel sehr, sehr spät den Weg von Düsseldorf in die Kommunen finden.

Schulpflicht auch aus Distanz

Viele Fragen betrafen die Öffnung der Schulen. Volker Weirich betonte, dass auch bei Lernen auf Distanz eine Schulpflicht bestehe. In den kommenden Wochen würden weitere Schuljahrgänge in ihr Schule zurückkehren. Das rollierende System laufe gut, die Hygienepläne würden vor Ort umgesetzt.

So würden die Schulen täglich gereinigt und in weiten Teilen desinfiziert, um den Hygienestandards zu entsprechen. Passive Maßnahmen wie Spuckschutz oder eine Empfehlung für den Mund-Nase-Schutz (MNS) würden zusätzliche Sicherheit bringen.

In punkto Inklusion hänge viel von der Situation vor Ort ab. Schwierige Fälle gelte es vor Ort zu lösen. „Wir wollen die Kinder nicht aus dem Unterricht herausholen“, fasste Weirich zusammen.

Nach den Sommerferien

Aktuell erhält jedes Kind durch das rollierende System die Chance, bis zu den Sommerferien am Schulunterricht teilzunehmen. Auf lange Sicht sei das Verfahren jedoch aufgrund fehlender räumlicher und personeller Kapazitäten nicht aufrechtzuhalten, so die einhellige Meinung der beiden Beamten.

Wie es nach den Ferien weitergehen solle ist offen. Details der Landesregierung lägen dazu nicht vor.

Dettlef Rockenberg, Fachbereichsleiter für Bildung, Kultur, Schule und Sport

Förderschulen und Behindertenwerkstätten

Auch wenn der Kreis Träger der Förderschulen ist gab es Informationen zur Öffnung dieses Bildungsbereiches. Laut Rockenberg seien die Förderschulen mit Ausnahme der Schulen für den körperlich-motorischen sowie den geistigen Bereich geöffnet. Wie hier die hygienischen Vorschriften eingehalten werden, müsse in jedem Einzelfall geklärt werden.

Digitale Schule

Laut Volker Weirich sind alle Schulen mit Microsoft 365 ausgestattet worden, die letzte Schule kam in der vergangenen Woche an die Reihe. Das System biete mit dem Programm „Teams“ auch die Möglichkeit für virtuellen Unterricht. Zwei IT-Experten der Stadt stünden für Fragen und gegebenenfalls Hilfe vor Ort zur Verfügung.

Aber nicht jeder Privathaushalt verfügt indes über einen PC, ein Laptop o.ä. Manche Schulen würden ihren Schülern daher schuleigene Endgeräte ausleihen. Die Bundesregierung soll zudem ein Hilfsprogramm in Höhe von 500 Millionen Euro auflegen, um Schülern einen Beschaffungszuschuss von 150 Euro zu gewähren.

Details gebe es dazu derzeit noch nicht. Wolle man als Stadt alleine allen Schülern auf weiterführenden Schulen ein Tablet zur Verfügung stellen, würde sich die Fördermaßnahme auf rund 2,3 Millionen Euro belaufen.

Musikschule

Der Einzelunterricht an der Max Burch Musikschule sei angelaufen und seit kurzem auch der Unterricht kleinerer Gruppen wieder möglich. Genutzt würden indes nur die Hauptstandorte am NCG und in Bensberg. Dezentrale Standorte blieben bis zu den Sommerferien geschlossen.

Chorproben würden derzeit indes nicht erlaubt, da dies eine atmungsaktive und damit infektionsgefährdende Form des Musizierens sei. Der Gruppencharakter erschwere dies ebenfalls. Dies gelte im Übrigen auch für andere Freizeitaktivitäten wie z.B. Bridge-Turniere.

Schrittweise Öffnung der Bibliothek

Die weitere Öffnung der Bibliothek als meistbesuchte Bildungseinrichtung der Stadt wurde von vielen Bürgern sehnlichst erwünscht. Nach dem Konzept „Bücher to go“ sowie der Zustellung mit Lastenrad wurden jetzt neue Regularien für Ausleihe und Rückgabe geschaffen.

Aber auch hier ist noch nicht alles machbar: Der Aufenthalt in der Bibliothek ist nicht möglich, das Arbeiten an digitalen Geräten aus Hygienegründen untersagt. Gleichwohl komme die stufenweise Öffnung gut an.

Volker Weirich verwies zudem auf die Vorteile der Bergischen Onleihe. Dies sei aktuell eine gute Lösung, um online die Vorteile der Bibliothek zu nutzen.

Volker Weirich, Abteilungsleiter für die Schulverwaltung

Rockenberg machte klar, dass neue Angebote auch von personellen Ressorucen abhängen würden. Gleichwohl würde man den Erfolg von Konzepten wie z.B. der Erzähl- und Schreibwerkstatt der Bibliothek, die auf ein digitales Format geändert worden war, aufmerksam registrieren.

Hier werde aufgrund des Erfolges bereits eine zweite Auflage folgen. Auch werde eine starke Nachfrage bei Lehr- und Lernmaterial verzeichnet. Insgesamt könne man Impulse für die Zukunft mitnehmen.

VHS und freie Kulturszene

Die VHS öffnete ebenfalls schrittweise ihre Pforten. Derzeit seien rund die Häfte der Kursteilnehmer und Dozenten aktiv. Bewegungsangebote würden jedoch derzeit nicht angeboten. Auch seien dezentrale Angebote nicht durchführbar.

Schwierig ist die Situation mit Blick auf die freie Kunstszene. Fördertöpfe gab und gibt es nicht, um den Künstlern das Überleben in der Corona-Krise zu ermöglichen.

Eine Möglichkeit könnte in der Schaffung oder Vermittlung neuer Spielorte liegen, um z.B. Abstandsregeln besser einhalten zu können und die Aufführungspraxis für Theater zu vereinfachen. Hier könnte eine Bedarfsabfrage eine gute Grundlage bieten, um Alternativen zu finden.

Sport

Städtische Sportareale seien wieder geöffnet worden. Probleme gebe es mit vereinseigenen Übungsstätten und Sportarealen, da diese oft schulgebunden seien. Das Schulministerium habe ausdrücklich betont, die Schul- und Sportszene nicht zu vermischen. Man arbeite derzeit an einer Lösung des Interessenskonflikts. Nicht schulgebundene Hallen könnten in dieser Woche noch geöffnet werden.

Eine Öffnung dieser Hallen für das Training der Vereine in der Sommerpause sei nicht ohne weiteres machbar. In diesen Zeitraum fielen die Grundreinungsarbeiten.

Standesamt

Bei standesamtlichen Trauungen sind wieder bis zu zehn Gäste zugelassen, teilte Volker Weirich, der auch Standesbeamter ist, in der Sprechstunde mit.

Fazit

„Alles hilft ein bisschen“, fasste Dettlef Rockenberg die Vielzahl an Maßnahmen zusammen, mit denen man eine Rückkehr in die „neue Normalität“ erreichen will.

Schrittweise Lockerungen bringen nicht nur eine Vielzahl an detaillierten Regelungen mit sich. Sie setzen erst Recht auf den sorgsamen Umgang der Bevölkerung mit den neuen Freiheiten. „Ein gelockertes System wieder runterzufahren wäre dann viel schwerer“, brachte Rockenberg die Risiken auf den Punkt.

ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

2 Kommentare

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  1. Ich habe gerade den Original-Wortlaut im Video nachgehört. Dort klingt es deutlich „freundlicher“, Lösungen zu finden für den zumindest kontaktlosen Vereinssport. Vielen Dank.

  2. Vereinsport: „Das Schulministerium habe ausdrücklich betont, die Schul- und Sportszene nicht zu vermischen. Man arbeite derzeit an einer Lösung des Interessenskonflikts.“ „Eine Öffnung dieser Hallen für das Training der Vereine in der Sommerpause sei nicht ohne weiteres machbar. In diesen Zeitraum fielen die Grundreinungsarbeiten.“

    Wie ist zu erklären, dass der Kapitän in NRW Laschet regelt, wie es in Schule und Vereinsport weitergeht, die Nationalen Verbände haarkleine Hygieneregeln aufstellen und dann die Matrosen (hier das Schulministerium) den Befehl nicht umsetzen? Und die Grundreinigungarbeiten in den Sommerferein ansetzen zu müssen, wo doch jetzt Monate Zeit waren für diese Sonderarbeiten, ebenfalls m.E. eine Zumutung.