Beim Auftakt der Workshops und Spaziergänge im Rahmen der Bürgerbeteiligung zur künftigen Nutzung der nicht mehr genutzten Teile des Zanders-Areals ging es um Kultur, um Stadtentwicklung und Verkehr. Dabei weckte vor allem der Blick in das ehemalige Zanders-„Museum“ viele Hoffnungen.

Text: Georg Watzlawek. Fotos: Thomas Merkenich

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Drei Tage lang, von Dienstag bis Donnerstag, hat das Projektteam der Stadt für das Zanders-Areals mit umfangreicher Unterstützung einer Wiener Agentur eine Reihe von Spaziergängen und Arbeitskreisen „auf Zanders“ angesetzt, um den Bürger:innen einen ersten Einblick auf das bislang geschlossene Gelände zu geben und erste Vorstellung zur künftigen Nutzung des riesigen, 57 Fußballfelder großen Areal im Zentrum der Stadt abzufragen.

Auf einem riesigen, begehbaren Luftbild, werden die Dimensionen des Areals deutlich.

Wie immer wandelt das Projekteam auf einem schmalen Grat, denn zunächst geht es nur um den Teil des komplett der Stadt gehörenden Geländes, den die Papierfabrik der Zanders Paper GmbH nicht mehr benötigt.

Mit einem gelben Band war die Grenze zwischen den beiden Bereichen (und der Verlauf eines künftigen neuen Betriebszauns) gekennzeichnet.

Kurz hinter dem Eingang, zwischen den Verwaltungsgebäuden, befindet sich der Komplex mit dem „Museum“ (mit den Efeu-umrankten hohen Fenstern), rechts dahinter liegt der „Holländersaal“

Aber auch der Bereich und die Gebäude, über die die Stadt bereits jetzt verfügen kann, weckten viele Phantasien. Das gilt vor allem für das sogenannte „Museum“: die Urzelle der Papierfabrik, in der zunächst zwei Dampfmaschinen gestanden hatte und in der Zanders und die Zanders Stiftung zuletzt alte Maschinen gezeigt hatten.

Im Prinzip könne der bereits freigeräumte 20 mal 20 Meter große Raum, mit hohen Fenstern und hoher Decke kurzfristig genutzt werden, bestätigte der städtische Projektleiter Udo Krause. Zunächst fehlt vor allem ein zweiter Fluchtweg.

Die Teilnehmer:innen des ersten Arbeitskreises zum Thema Kultur sprudelten vor Begeisterung – und Ideen. Die Halle müsse der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, als Kreativzentrale, als variabler Veranstaltungsraum und Konzertsaal, als Freiraum für Theater oder Performances, mit einem Café, möglichst den ganzen Tag und Abend über „bespielt“.

Und dabei stellt das „Museum“ nur einen kleinen Teil des etwa sechsmal so großen denkmalgeschützten Komplexes im Herzen des Geländes dar, dass insgesamt aus der Verpachtung an die Zanders Paper GmbH herausgenommen worden ist. Auch der berühmte riesige „Holländer-Saal“ auf zwei Etagen gehört dazu.

Nicht dazu gehört das sogenannte „Forum“, ein Zweckbau aus den 80er Jahren mit der großen Kantine und einem sehr großen Atrium. Es würde sich zwar ebenfalls kurzfristig für große Veranstaltungen eignen, ist aber an Zanders Paper verpachtet.

Michael Werling, Denkmalschützer und Vorsitzender des Geschichtsvereins, appellierte daher, das „Museum“ im Gesamtzusammenhang zu sehen, es über den benachbarten „Büstenhain“ mit dem Rest des Areals und vor allem mit der Innenstadt zu verknüpfen.

Der Büstenhain stellt Mitglieder der Fabrikanten-Familie Zanders dar. Foto: Archiv

Dem stimmten die Teilnehmer:innen der Kultur-Runde (die vom Projektteam gezielt eingeladen worden waren, unter denen sich aber nur fünf Vertreter der lokalen Kulturszene befanden) einhellig zu.

Auch die benachbarte Innenstadt (und vor allem deren wenig ansehnliche Rückseite zur Gohrsmühle hin) müssten berücksichtigt werden. Eine Kölner Städteplanerin plädierte dafür, in Zwischenlösungen zu denken: die Stadtgesellschaft solle sich das Gelände nach und nach aneignen und mit Leben füllen.

Stadtplanung, Mobilität und Verkehr

In der zweiten, zahlenmäßig ebenfalls nur schwach besetzten Runde, ging es um den Themenkomplex Stadtplanung, Mobilität und Verkehr. Auch hier wurde die Gruppe zunächst über das Areal geführt, um ein Gefühl für die Größe und das Potenzial zu bekommen – aber auch für die Beziehungen zu den umliegenden Stadtteilen.

Die Einbindung in das städtische Verkehrssystem bildete dann auch einen Schwerpunkt der Debatte. Projektleiter verwies auf den natürlichen Hauptzugang, die Verlängerung der Poststraße vom Bahnhof bis zum alten Zanders-Verwaltungsgebäude. Aber auch auf den „Hintereingang“, der derzeitigen LKW-Zufahrt von der Cederstraße aus Richtung Gronau sowie über den kaum noch genutzten Mitarbeiterparkplatz an der Bensberger Straße.

David Roth vom Bestattungshaus Pütz-Roth prägte die Formel, dass das neu genutzte Gelände mehr Verkehrsprobleme lösen müsse, als es selbst verursacht. Ein Motto, dass über die Verkehrsfrage hinaus weist.

So wurde diskutiert, das Gelände Auto-frei oder wenigstens Auto-arm zu gestalten, als Experimentierfläche für die Mobilität der Zukunft. Die Stichworte reichten vom autonomen Fahren bis hin zur Seilbahn.

Gewünscht wurde auch eine direkte Anbindung an den ÖPNV. Am liebsten durch die Wiederbelebung der alten Straßenbahnlinie von Thielenbruch nach Gladbach, oder auch durch (autonom fahrenende) Busse.

Die folgenden Bilder zeigen Gebäude auf dem Gelände, über das die Stadt bereits verfügt und die Gegenstand der geplanten Neunutzung (Teilkonversion) des Areals sind.

Konsens herrschte, dass das Gelände und die (künftigen) Gebäude so grün wie möglich sein sollten, mit grünen Fassaden und Dächern, Speichermöglichkeiten für Regenwasser, Solaranlagen und einer Öffnung der derzeit zu 80 Prozent versiegelten Flächen – inklusive einer Offenlegung der Strunde.

Ähnlich vielfältig solle das Areal genutzt werden, für gemischte Formen der Arbeit (Stichwort Coworking) und des Wohnens (Mehrgenerationenwohnen). Wichtig war es den Diskutanten, dass die Bürger und die Stadt den Prozess von Anfang bis Ende gemeinsam gestalten und das Heft selbst in der Hand halten. Um Spekulationen mit dem neuen Raum zu verhindern sollten Genossenschaften (auch für die Energieproduktion).

Und auch in dieser Arbeitsgruppe wurde der Wunsch geäußert, bei der Planung Freiräume und Experimentierfelder offen zu lassen.

Interaktive Runde am Abend

Am Abend gab es eine dritte Veranstaltung, bei der die ersten Ergebnisse vorgestellt und (interaktiv) weitere Wünsche und Vorstellungen der Bürger:innen abgefragt wurden. Die Anwesenden waren engagiert bei der Sache, aber es waren nur knapp 20 waren an diesem kühlen und nassen Abend in die Halle gekommen, viele Stühle blieben frei.

In einer der ehemaligen Lagerhallen finden die Workshops statt. Auch sie stehen für eine neue Nutzung bereit.

So geht es weiter

An diesem Mittwoch gibt es weitere Möglichkeiten, sich zu informieren und einzubringen. Es gibt offene Spazier-Workshops und zwei weitere themenbezogene Arbeitsgruppen (um 13:30 Uhr Soziales / Freizeit / Jugend / Sport sowie im 16 Uhr Wirtschaft / Bildung / Innenstadt).

Am Mittwochabend steht ein Vortrag der Montagsstiftung zum Thema Bürgerbeteiligung an.

Am Donnerstag werden die Ergebnisse auf den Punkt gebracht. Anmeldungen sind auch noch kurzfristig und zur Not vor Ort möglich, die Details finden Sie hier.

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Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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