Bergisch Gladbach fällt bei Radklima-Test auf vorletzten Platz zurück
Seit einigen Jahren stehen die schlechten Verhältnisse für Radfahrer in Bergisch Gladbach auf der Agenda, wirklich verbessert hat sich kaum etwas. Bei heute vorgestellten ADFC-Fahradklima-Test fällt die Stadt erneut auf den vorletzten Platz unter 41 Städte der gleichen Größenklasse zurück, die Note lautet „mangelhaft“.
Beim heute im Bundesverkehrsministerium vorgestellten ADFC-Fahrradklima-Test 2020 landete Bergisch Gladbach auf dem vorletzten Platz der Städte seiner Größe. Mit 690 Bergisch Gladbachern haben deutlich mehr als in den Vorjahren an der bundesweiten Befragung teilgenommen.
Unzufrieden sind Bergisch Gladbacher Radfahrerinnen und Radfahrer vor allem mit Breite der Radwege (4% positiv), Oberfläche der Radwege (6%) und Falschparkerkontrolle auf Radwegen (7%).
Lichtblicke mit deutlich positiveren Einschätzungen gab es bei den Fragen zu Konflikten mit Fußgängern (30% positiv), öffentliche Fahrräder (33%) und Erreichbarkeit des Stadtzentrums (35%).
Als Konsequenz der negativen Bewertungen fordert der ADFC RheinBerg-Oberberg den flächendeckenden Ausbau des Radwegenetzes mit Mitteln des Bundes. ADFC-Vorsitzender Bernhard Werheid sagt:
„Die Corona-Zeit hat viele Menschen neu auf das Rad gelockt – und wir wollen, dass sich auch die Neuaufsteiger auf dem Rad wohl und sicher fühlen. Leider ist das in Bergisch Gladbach nicht der Fall: 90 Prozent fühlen sich beim Radfahren nicht sicher.“
Viele kleine Maßnahmen – und ein gutes Netz
Dabei ließe sich schon mit kleineren Maßnahmen die Situation deutlich verbessern, argumentiert Werheid. Beispielsweise durch konsequente Ahndung von Falschparkern auf Radwegen / mehr Tempo 30 / modale Filter / rote Furtmarkierungen / Ausweisung von Schutzstreifen / Aufstellflächen an Ampeln / fahrradfreundliche Lösungen an Baustellen.
Allerdings reichten diese Einzelmaßnahmen nicht. Die Radfahrenden in Bergisch Gladbach wünschen sich Straßen, die einladend zum Radfahren sind. Dafür brauchen sie ein durchgängiges Netz an guten Radwegen. Der Bund hat mit dem Sonderprogramm Stadt und Land dafür ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt, betont Werheid.
Bergisch Gladbach liegt bundesweit auf Platz 40 (von 41!) in der Kategorie der Städte von 100.-200.000 Einwohner, im Landesvergleich auf Platz 14 (von 15). Hagen hat uns gerettet, denn der letzte Platz findet noch einmal besondere Beachtung in der bundesweiten Presse.
Im Durchschnitt geben die Bergisch Gladbacher die Note mangelhaft (4,7) für die Fahrradfreundlichkeit. Nicht überraschend also, dass die Mehrzahl der Befragten urteilt, Radfahren in dieser Stadt bedeute Stress und dass in jüngster Zeit kaum etwas für den Radverkehr getan wurde.
Andere Städte im Kreis schneiden besser ab

Overath hat es als einzige Kommune (wieder) nicht geschafft, die nötigen 50 Stimmen zu kriegen und damit in die Auswertung zu kommen. Kürten ist das erste Mal drin, zwar mit schlechtem Ergebnis aber mit guter Prognose. Alle anderen Kommunen haben schon Erfahrung mit dem Fahrradklima-Test.
Bei den Einzelkommunen fällt Burscheid am positivsten auf mit einer Gesamtnote von 3.6 und einem auch im Städte-Vergleich guten Rang im oberen Bereich. Bergisch Gladbach hat im RBK die rote Laterne mit einer Note von 4,7.
In Vergleich zu den Kreisstädten im Umland stehen Köln und Gummersbach auf ähnlich schlechten Rängen, während Siegburg und Leverkusen besser abschneiden als unsere Kreisstadt.
246 NRW-Städte in der Wertung
Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zur Zufriedenheit der Radfahrenden weltweit. Er wird vom Fahrradclub ADFC alle zwei Jahre mit Unterstützung des Bundesverkehrsministeriums durchgeführt und fand 2020 zum neunten Mal statt.
Rund 230.000 Radfahrerinnen und Radfahrer haben bundesweit bei diesem Durchgang abgestimmt, davon nur 15 Prozent ADFC-Mitglieder. 1.024 Städte kamen insgesamt in die Wertung, mehr als jemals zuvor.
Bei den 27 Fragen ging es darum, ob man sich auf dem Rad sicher fühlt, wie gut die Radwege sind und ob die Stadt in Zeiten von Corona das Fahrradfahren besonders fördert. Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten mindestens 75 beziehungsweise 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen. Die Ergebnisse des Tests haben durch die breite Bürgerbeteiligung hohe Aussagekraft und können Kommunen helfen, das Angebot für Radfahrende gezielt zu verbessern.