Britta Widdig, Katrin Fassin und Michael Zalfen vom Kinderschutzbund Rheinisch-Bergischer Kreis e.V., Foto: Holger Crump

Mit einer Spendenverdoppelung unterstützt die Bethe-Stiftung in den kommenden drei Monaten die Arbeit des Kinderschutzbundes im Kreis. Das Geld kommt der Fachberatungsstelle Kinderschutz zugute. Deren Finanzierung leidet infolge der Pandemie. Wie wichtig diese Arbeit ist, zeigt die enorm hohe Dunkelziffer beim Thema sexualisierte Gewalt.

Mehr als 60 Beratungsanfragen gab es im Jahr 2021 laut aktuellem Jahresbericht zum Thema sexualisierte Gewalt bei Kindern im Kreisgebiet. Die Tendenz ist steigend. „Das ist jedoch nur die Spitze des Eisberges“, berichtet Katrin Fassin, pädagogische Leiterin beim Kinderschutzbund. Es sei davon auszugehen, dass in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder von dieser Form der Gewalt betroffen seien.

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Die Dunkelziffer ist hoch. Um so wichtiger sind funktionierende Strukturen zur Prävention und Intervention. Wie die Fachberatungsstelle Kinderschutz beim Kinderschutzbund in der Bensberger Str. 133. Hier steht Hilfe bei Gewalt gegen Kinder und Jugendliche bereit.

Beim Kinderschutzbund in der Bensberger Straße, Foto: Holger Crump

Spendenaktion für Beratungsstelle

„Wir sind die Anlaufstelle bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung, insbesondere bei sexueller Gewalt“, erklärt Britta Widdig. Sie ist Traumapädagogin und Kinderschutzfachkraft, arbeitet schwerpunktmäßig an Schulen.

Die Fachstelle mit zwei Vollzeitkräften wird zu 17 Prozent vom Kinderschutzbund finanziert, den Rest teilen sich Kreis und Kommunen. Das Spendenaufkommen zur Finanzierung des Kinderschutzbundes insgesamt war in der Pandemie rückläufig, macht Vereinsvorsitzender Michael Zalfen klar.

Um die 17 Prozent Eigentanteil stemmen zu können, hat man nun eine Spendenverdopplung gestartet: „Bis zum Jahresende wird Bethe-Stiftung alle Einzelspenden bis zu einer Höhe von 2.000 Euro verdoppeln, bei einer Gesamthöhe von 10.000 Euro“, freut sich Zalfen.

Spendenverdopplung der Bethe-Stiftung: Im Oktober 2022 hat der Kinderschutzbund mit der Bethe-Stiftung eine dreimonatige Spenden-Verdoppelungsaktion gestartet. Das Angebot gilt der Förderung der Fachberatungsstelle Kinderschutz des Kinderschutzbundes Rheinisch-Bergischer Kreis e. V. 

Spendenkonto:
DE 85 3706 2600 3607 7160 12
Stichwort Missbrauch vorbeugen

Maßnahmenbündel gegen sexualisierte Gewalt

Die Missbrauchsfälle von Bergisch Gladbach hätten zu einer Sensibilisierung der Gesellschaft bei Gewalt gegen Kinder geführt, macht Katrin Fassin deutlich. Den Menschen sei klar geworden: „Das gibt es auch in unserer Nachbarschaft.“

Entsprechend treibe man die Beratung, Prävention und Intervention voran, um Kinder zu schützen. So starte im November beim Kinderschutzbund die Aktion „MehrBlick“. In Kooperation mit dem der Katholischen Erziehungsberatung wird Einzelberatung für Kinder, Jugendliche bei sexualisierter Gewalt angeboten.

„Unser neuer Flyer ‚Was tun bei sexualisierter Gewalt‘ richtet sich zudem an die breite Öffentlichkeit“, erklärt die Leiterin der Beratungsstelle Fassin: Wie könne man sexualisierte Gewalt erkennen, welche Handlungsmöglichkeiten habe man?

Die Kleiderläden des Kinderschutzbundes in Overath und Bergisch Gladbach (Bild) stehen alle Interessenten offen, Foto: Holger Crump

Hinzu kommen zudem Beratungen und Schulungen für Menschen, die in der Jugendarbeit aktiv sind, sei es beim Sport, in der Kirche oder der Flüchtlingshilfe.

„Seit 2008 gibt es bereits das Präventionsprojekt Fühlfragen für Kinder der 3. und 4. Schulklasse“, so Fassin. Über das Konzept einer Mitmachausstellung sollen Kinder im Umgang mit Gefühlen gestärkt werden.

Angebote für Jugendliche bis zum 9. Schuljahr würden zudem unter dem Projektnamen „Ego-Caching“ aktuell entwickelt und sollen 2023 an den Start gehen.

Sexualisierte Gewalt bei Kindern: Nach Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes Rheinisch-Bergischer Kreis e. V. stammen bei sexualisierter Gewalt rund drei Viertel der Täter aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis. Zehn bis 20 Prozent der Täter seien Frauen. Während bei Jungen der Missbrauch oft im „sozialen Nahraum“ stattfinde, also in Vereinen, Beim Sport oder auch im kirchlichen Umfeld, würden Mädchen eher im familiären Bereich missbraucht.

Neue Aktion im kommenden Jahr geplant

Der Kinderschutzbund wirbt in den kommenden Wochen für eine rege Spendenbeteiligung, um die Fachberatung zu stärken und weiter ausbauen zu können. „Natürlich werden wir in der Gesellschaft forciert für die Aktion werben“, stellt Michael Zalfen klar.

Zugleich werde man Mitglieder und Spender des Kinderschutzbundes in einem Infobrief über die Aktion informieren. Bis Jahresende wolle man so genügend Spenden erzielen, um die maximale Fördersumme der Bethe-Stiftung voll ausschöpfen zu können.

„Wir fördern bereits zum drittem Mal den Kinderschutzbund mit unserer Spendendoppelung und würden uns freuen wenn möglichst viele Bürger daran teilnehmen“, erklärt Erich Bethe – und zeigt gleich weitere Förderperspektiven auf: „Ende 2023 bzw. Anfang 2024 wollen wir mit unserer Stiftung den Kinderschutzbund erneut unterstützen!“

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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