Fachberatung Sarah Gebauer, Einrichtungsleitung Dunja Brala, MdB Maik Außendorf (Grüne). Foto: Zwo

Intensiv hatten sich die lokalen Abgeordneten von Grünen und CDU für eine Zwischenfinanzierung der wichtigen Sprach-Kitas eingesetzt, nicht zuletzt angetrieben von Dunja Brala, der Leiterin des AWO Familienzentrums Kunterbunt. Nun hat der Bund eine Zwischenfinanzierung zugesagt, eine Zerschlagung der Einrichtungen wurde vermieden. Das freut auch Brala – aber sie sieht inzwischen ein noch viel größeres Problem in den Kitas.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus hat angekündigt, das Förderprogramm „Sprach-Kitas“ nun doch noch bis zum Sommer 2023 weiter zu finanzieren. Damit soll es den Ländern leichter möglich sein, eine Anschlussförderung auf die Beine zu stellen. Diese Entwicklung tritt auch in Rhein-Berg auf Erleichterung.

Maik Außendorf, der grüne Bundestagsabgeordnete für den Rheinisch-Bergischen Kreis, erklärt: „Frühkindliche Bildung ist unglaublich wichtig für Chancengleichheit und gleiche Teilhabemöglichkeiten für alle. Sprach-Kitas leisten einen wichtigen Beitrag dazu, die frühkindliche sprachliche Bildung zu fördern.“

Außendorf hatte sich ebenso wie die CDU-Abgeordneten Hermann-Josef Tebroke (Bund) und Martin Lucke (Land) für die Rettung der Sprachkita stark gemacht. Treibende Kraft für dieses Engagement hier vor Ort war vor allem das AWO-Familienzentrum Kunterbunt in Bergisch Gladbach. Leiterin Dunja Brala hatte zusammen mit Sarah Gebauer von Fachberatung Kitas die Politiker eingeladen und Druck gemacht.

Tebroke und Lucke haben sich aktuell noch nicht geäußert; CDU-Politiker in Bund und Land kritisieren jedoch, dass Paus die 109 Millionen Euro für die Zwischenfinanzierung aus dem Etat des Kita-Qualitätsgesetz umschichtet will.

NRW will die Förderung übernehmen

„Nach meinem Besuch im AWO-Familienzentrum habe ich mich mit meiner zuständigen Kollegin im Landtag, Eileen Woestmann, und den beiden CDU-Abgeordneten Hermann-Josef Tebroke und Martin Lucke zusammengesetzt, um gemeinsam zu überlegen, wie wir die Sprach-Kitas stärken können. Auch mit Nina Stahr, die in der Bundestagsfraktion für das Thema zuständig ist, und Familienministerin Lisa Paus habe ich gesprochen und darum gebeten, eine Lösung für die Übergangszeit zu finden“, berichtet Außendorf.

Von den rund 200 Millionen Euro, die der Bund jährlich in das Programm investiert hatte, seien in Rhein-Berg zuletzt neun Sprach-Kitas unterstützt worden. „Ein unglaublich wichtiges Programm, dass es den Kitas erlaubt, Fachkräfte einzustellen, die sich intensiv mit der Sprachbildung der Kinder auseinandersetzen,“, sagt der grüne Bundestagsabgeordnete.

Jetzt liegt der Ball im Feld der Länder, die die Finanzierung übernehmen sollen – weil sie für die Kindertagesbetreuung und frühkindliche Bildung zuständig sind. Außendorf ist jedoch zuversichtlich, dass die Länder einspringen. NRW-Familienministerin Josefine Paul habe signalisiert, dass das Land das Förderprogramm ab Sommer 2023 übernehmen und fortführen wird – und so den Kitas und Fachkräften Planungssicherheit zu geben.

AWO hält Fachkräfte – Zwei Kitas im Kreis geschlossen

Die Fachkräfte sind bei der ganzen Sache der springende Punkt: Weil das Bundesprogramm zum Jahresende auslief hätten die Einrichtungen ihnen eigentlich schon zum September kündigen müssen. Daher war die Befürchtung groß, dass ein Exodus der hoch begehrten Fachkräfte einsetzt.

Genau davor hatte auch Dunja Brala vom AWO-Familienzentrum Kunterbunt immer wieder eindringlich gewarnt. Dieses Worst-Case-Szenario ist jedoch gar nicht eingetreten, berichtet Brala jetzt.

Zwar seien zwei Sprach-Kitas in Rhein-Berg aus dem Programm ausgestiegen, weil ihnen die Finanzierung zu unsicher war. Die AWO RheinBerg Oberberg habe jedoch frühzeitig entschieden, die zusätzlichen Fachkräfte der Sprach-Kitas bis  Juli 2023 weiter zu finanzieren. Daher habe bei der AWO niemand gehen müssen.

Das ganze Kita-System droht zu kollabieren

Auch Brala ist erfreut, dass sich „gerade im Rheinisch-Bergischen Kreis so viele politische Akteure dafür eingesetzt haben“, ihre Anliegen seien bei allen Parteien auf offene Ohren gestoßen. Aber ob das Land NRW die Finanzierung auch über 2023 in die Hand nehme, sei alles andere als sicher. Dennoch sei sie an diesem Punkt „vorsichtig optimistisch“.

Ohnehin müssten die Kita-Träger derzeit mit aller Kraft dagegen angehen, dass „das ganze Kita-System kollabiert“, berichtet Brala. Der Fachkräftemangel habe die Kitas unglaublich hart erwischt, daher müssten die Kolleg:innen in den Einrichtungen sehr dafür kämpfen, dass die Kitas überhaupt im vollen Umfang aufbleiben können.  

des Bürgerportals. Kontakt: info@in-gl.de

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3 Kommentare

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  1. Was ich nicht verstehe, warum müssen Aufsichtspersonen in Kitas eine Ausbildung von vier Jahren haben. Das haben junge Frauen die heiraten und Kinder kriegen doch auch nicht. Dieses Personalproblem bedarf der Dringlichkeit halber ein Überdenken. Warum sollen Mütter, die ihre Kinder aus dem Kitaalter raus haben, nicht geeignet sein.

    1. Weil Erzieher*innen keine Aufsichtspersonen sind. Sie sind keine Klatsch-und-Bastel-Tanten, die die Kinder für ein paar Stunden am Tag bespaßen.
      Sie fördern soziales Verhalten, Grob- und Feinmotorik, kognitive Fähigkeiten und vieles mehr. Und das für 10 oder mehr Kinder/Erzieher*in gleichzeitig.
      Genau diese Einstellung – Aufsichtsperson / kann eigentlich jeder machen – ist der Grund, dass dieser wichtige Beruf der Erzieher*innen gesellschaftlich nicht anerkannt und entsprechend niedrig entlohnt wird.
      Erzieher*in ist keine einfache Dienstleistung. Wir vertrauen diesen Menschen das kostbare an, was wir haben – unsere Kinder!

      1. Nichts liegt mir ferner als die Leistungen gering einzuschätzen. Aber die gegenwärtige Notlage von Väter und Mütter könnte doch überbrückt werden.