Bürgervereine und BUND wollen Wachendorff kleiner halten
Das große Bauprojekt „An der Strunde“ auf dem Wachendorff-Gelände stößt bei den Bürgervereinen in Gronau und Köln-Dellbrück sowie beim BUND auf grundsätzliche Kritik: Nach ihrer Schätzung könnten dort bis zu 1200 Menschen zusätzlich wohnen, was für den Verkehr, den Hochwasserschutz und den Stadtteil insgesamt nicht zu verkraften wäre.
Im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung für den Bebauungsplan Wachendorff / Kradepohlwiese haben die BUND Kreisgruppen Rhein-Berg und Köln eine Eingabe bei der Stadt Bergisch Gladbach abgegeben und sich mit den Bürgervereinen Gierath-Schlodderdich sowie Köln-Dellbrück verbündet. Ihr gemeinsames Anliegen: Das Bauprojekt des Investors Christoph Gröner (CG Elementum) mit rund 450 Wohnungen in 4,5-geschossiger Bauweise soll drastisch kleiner werden.
Dafür führten die Kritiker:innen bei einem Pressegespräch eine ganze Reihe von Argumenten an, mit den Themen Verkehr und Hochwasserschutz im Zentrum. Und stellten sich damit nicht nur gegen die Pläne des Investors und der Stadtverwaltung, sondern auch gegen die Fraktionen in Bergisch Gladbach, die (mit Ausnahme der FWG) das Projekt bislang einhellig begrüßen.
Zu groß für Gronau (und den Verkehr)?
Da wäre zunächst die Balastung, die bis zu 1200 neue Bewohner:innen für den Verkehr in Gronau und vor allem im kleinen Grenzverkehr zwischen Bergisch Gladbach und Köln verursachen würden. Mit einem Schlag würde Gronau Bewohnerzahl um bis zu ein Fünftel steigen – plus weiterer Zuwächse wie am Kuhlerbusch oder bei einer Überbauung des Parkplatzes in Duckterath.
Zwar gebe es mit der S-Bahn in Duckterath eine gute ÖPNV-Anbindung – aber dennoch müsse man davon ausgehen, dass viele der neuen Bürger:innen dennoch mit dem Auto unterwegs sind.
„Schon jetzt herrscht im ganzen Gebiet ein Verkehrschaos“, beklagt Engelbert Höck vom Bürgerverein Dellbrück. Die Gladbacher Straße und zunehmend auch die Gierather Straße seien hoffnungsvoll überlastet, Bergisch Gladbacher Pendler:innen würden frühmorgens das ganze Viertel rund um die Bahn-Haltestellen in Dellbrück und Thielenbruch zuparken.
Eine weitere Belastung der Gierather Straße stünde auch der dort geplanten Radpendlerroute entgegen. Die sei aber unbedingt nötig, um per Rad schnell und sicher von GL nach Köln zu gelangen.
Bauen im Überschwemmungsgebiet
Hinzu komme der Hochwasserschutz. „Diese Lehre haben wir doch aus dem Ahrtal gezogen: Es darf keine Baugebiete mehr in Überschwemmungsgebiete geben“, sagt Helmut Röscheisen, BUND-Vorstand der Kreisgruppe Köln. Auch die Strunde könne schnell um ein oder zwei Meter steigen.
Doch nun soll, um eine Überflutung der neuen Gebäude zu verhindern, das Gelände im Randbereich um bis zu einen Meter aufgeschüttet werden – was dazu führe, dass sich das Wasser weiter Strunde-abwärts einen Weg suche.
Zudem gehe mitten im Wasserschutzgebiet Retentionsfläche verloren, die benachbarten Strunde-Auen seien zudem gefährdet (wo ohnehin schon die Psychosomatische Klinik erweitert wird).

Statt die üblichen 20 Meter Abstand zu halten soll bis auf einen Meter an die Grenze des Naturschutzgebiets Kradepohlsmühle heran gebaut werden, kritisieren BUND und Bürgervereine einhellig. Besonders verhängnisvoll sei es, zunächst auf einen Umweltverträglichkeitsbericht zu verzichten, sagt Karin Stagge vom BUND Rhein-Berg.
Bürgerverein organisiert Eingaben
Der lokale Bürgerverein Gierath-Schlodderdich teilt die Bedenken. Und fügt einige Kritikpunkte hinzu – die er als Mustervorlage für Eingaben bei der Stadt in 1650 Briefkästen im ganzen Stadtteil verteilt hatte.
Mit der 4,5-geschossigen Bauweise, so die Kritik weiter, entstünden für Gronau untypische, bis zu 15 Meter „hohe und enge Häuserschluchten“ – damit würden schon vor der Verabschiedung des geplanten strategischen Entwicklungskonzeptes Gronau Fakten geschaffen und ein Fremdkörper entstehen, sagt Jürgen Schlößer vom Vorstand des Bürgervereins.






Fotos: Thomas Merkenich
Auch Gestaltungsbeirat und Denkmalpflege hätten Bedenken angemeldet – u.a. weil nur ein kleiner Teil der historischen Bausubstanz erhalten bleiben soll.
Eine Grundschule sei in den Plänen des Investors zwar vorgesehen, aber bereits jetzt viel zu klein konzipiert worden.
Auch im kleineren Maßstab wirtschaftlich?
Aus all diesen Gründen fordern die Kritiker, die Größe des Wachendorff-Projektes sehr deutlich zu reduzieren. Allenfalls 3,5 Geschosse auf einer kleineren Grundfläche mit einer entsprechenden Reduzierung der Bewohnerzahl seien erträglich, ist sich Schlößer mit den Mitstreitern aus Gronau und Köln einig.
„Hier sollen die Flächen bis zum Letzten ausgereizt werden – das wäre völlig unverantwortlich“, ergänzt BUND-Vorstand Röscheisen.
Eine deutliche Verkleinerung der Pläne sei möglich, ohne das gesamte Projekt zu gefährden, sind die Kritiker zuversichtlich. Der Investor plane und baue sehr effektiv, daher könnte sich das Wachendorff-Projekt auch eine ganze Nummer kleiner (und dennoch mit einem Anteil von 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau) rechnen.
Denn auch sie, das betonen alle Beteiligten, seien nicht gegen, sondern für den Bau weiterer Wohnungen.
Wie es weitergeht
Die Stadtverwaltung wird nun alle Eingaben der frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung sichten, zusammenführen und bewerten. Die Entscheidung, ob und in welchem Ausmaß sie in den neuen Bebauungsplan einfließen, trifft dann der Stadtrat.