1

Stadtverwaltung beantragt 36 zusätzliche Stellen

Nicht nur der Kreis, auch die Verwaltung der Stadt Bergisch Gladbach will noch einmal größer werden – um ihre wachsenden Aufgaben wenigstens annähernd erfüllen zu können. Davon würde vor allem die Feuerwehr profitieren. Unter dem Strich kann das bis zu drei Millionen Euro mehr im Jahr kosten. Wenn sich überhaupt ausreichend Personal findet.

Im Haushalt schreibt eine Stadt fest, wofür sie ihre Einnahmen im kommenden Jahr ausgeben will. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Stellenplan, der festlegt, wieviel Personal für welche Aufgaben eingestellt werden darf. Zur die Sitzung des Finanzausschusses hat die Stadt jetzt ihren Entwurf veröffentlicht – und der sieht einige Wünsche vor.

Nicht ganz soviel wie die 91 Stellen, auf die der Kreis hofft, aber mit 35,5 weiteren Stellen eine auf den ersten Blick erhebliche Zahl. Davon entfallen aber 22 alleine auf die Feuerwehr – aus guten Gründen. Mit ihrer Begründung für den Stellenaufbau erlaubt die Stadtverwaltung einen tiefen Blick in ihre innere Verfassung. Und die ist alles andere als gut. Aber der Reihe nach.

Status Quo: viele neue Stellen noch nicht besetzt

Aktuell verfügt die Stadt Bergisch Gladbach über 1410 Stellen, die sich 1554 Köpfe teilen, berichtet die Verwaltung auf Nachfrage. Davon seien 162,5 Stellen zur Zeit nicht besetzt – die Demographie und der Fachkräftemangel machen auch der Stadt Bergisch Gladbach schwer zu schaffen. Immerhin – für 49 der offenen Stellen seien Leute gefunden worden, die in den kommenden Monaten ihre Arbeit aufnehmen sollen.

Für 2022 hatte der Stadtrat der Verwaltung 66 weitere Stellen genehmigt. Davon konnten (nachdem der Haushalt erst zur Jahresmitte in Kraft getreten war) erst 22 besetzt werden. Ein Teil der vakanten Stellen befinde sich jetzt aber im Bewerbungs- oder Besetzungsverfahren.

Wichtigen Abteilungen fehlen Leute – und Schreibtische

Wie ernst die Lage in einigen, gerade jetzt besonders wichtigen Abteilungen ist, zeigt ein Blick in eine Anlage (siehe Dokumentation unten), in der alle Fachbereichsleitungen den Stand der Dinge offenlegen.

Da ist zum Beispiel die Fachabteilung „6-60 Mobilität und Stadtentwicklung“. Auf dem Papier ist sie mit 15 Stellen einigermaßen gut ausgestattet, angesichts der riesigen Zahl von Verkehrsprojekten aber alles andere üppig. Und nur acht Stellen sind zur Zeit besetzt.

Eine Stelle für Stadtentwicklung, seit Februar vakant, wurde viermal ausgeschrieben – bislang ohne Erfolg. Andere Stellen können gar nicht ausgeschrieben werden, weil es für die Schreibtische der neuen Kolleg:innen im Rathaus Bensberg keinen Platz gibt. Weitere Stellen wünscht sich die Abteilung daher gar nicht.

Einladung: In der dritten Runde der BürgerAkademie erläutert uns Stadtkämmerer Thore Eggert in einem Workshop am 12. Dezember, was man über den städtischen Haushalt 2023 wissen muss – und beantwortet die Fragen der Teilnehmer:innen. Am 13. Dezember besuchen wir gemeinsam die Ratssitzung, in der Kämmerer und Bürgermeister den Haushalt einbringen; anschließend besprechen wir mit einigen Ratsmitgliedern das Erlebte. Wenn Sie Interesse haben, melden Sie sich bitte.

Stadtkämmerer Thore Eggert (FDP). Foto: Thomas Merkenich

Die Abteilung Hochbauplanung ist u.a. für die Sanierung und/oder Sanierung so ziemlich aller Schulen im Stadtgebiet zuständig. Laut Stellenplan kann sie über 45,5 Stellen verfügen, doch davon sind 14 vakant. Auch hier falle es sehr schwer, geeignetes Personal zu finden. Die Aufgaben seien daher „nur ansatzweise leistbar“.

Für die Planung von Straßen und Parkplätze gab es bislang zwei Bauleiter-Stellen, eine davon ist erst seit zwei Monaten und die andere mit einer leistungsge­minderten Kraft besetzt. Für eine neue dritte Stelle konnte trotz vieler Anläufe und externer Beratung niemand gefunden werden, weil viele Nachbarstädte ähnliche Jobs im Angebot haben – und mehr Geld bieten.

Für die Sanierung der Straßen gibt es nur eine einzige Bauleiterstelle, die fast zwei Jahre vakant war.

Eine Misere, die sich auch in den Beschreibungen anderer wichtiger Abteilungen, wie etwa dem Jugendamt, wiederfindet: Dort sind von 91,5 Stellen 18,5 nicht besetzt. Fünf neue Stellen hätte sich die Fachbereichsleiterin gewünscht, nur eine davon hat der Verwaltungsvorstand akzeptiert.

Für das Aufgabengebiet Soziales hatte der Fachbereich sechs neue Stellen gewünscht, davon hat die Verwaltungsspitze keinen einzigen in den Beschlussvorschlag aufgenommen.

Die Wünsche für 2023: 35,5 Stellen

Die Verwaltungsspitze hat also bereits vorab interne eine Reihe von Personalwünschen abgelegt. In ihrer Beschlussvorlage für den Stadtrat betont sie vorab, dass angesichts der drohenden schlechten allgemeinen Finanzlage für alle neuen Stellen ein strenger Maßstab angelegt werde. Zusätzliche Aufgaben der Verwaltung, u.a. durch Gesetzesänderungen, führten jedoch dazu, dass die Belegschaft aufgestockt werden müsse.

Und zwar um 35,5 Stellen. Das würde – wenn sie tatsächlich alle besetzt werden – einen zusätzlichen Kostenblock von 2.880.100 Euro pro Jahr verursachen.

In der Anlage (siehe unten) begründete jeder Fachbereiche, wofür zusätzliche Beschäftigte erforderlich sind.

Das geht los mit einer Sachbearbeiter-Stelle, die sich um die Anwerbung von neuem Personal kümmert. Verständlicherweise eine zentrale Position, wenn die Stadt ihren Fachkräftemangel in den Griff bekommen will.

Auch bei einigen weiteren Stellen ist der Bedarf angesichts der aktuellen Entwicklungen und Probleme der Stadt unmittelbar nachvollziehbar.

So soll ich im Bereich des Mobilitätsmanagements eine zusätzliche Person um die „stationäre Verkehrslenkung“ kümmern.

Für die Schul-IT werden zwei weitere Fachleute gebraucht.

In der Jugendhilfe wird ein „Verfahrenlotse“ beantragt.

Die Bauleitplanung ist mit 114 Planverfahren, die sich angestaut haben stark gefordert, hier soll die Zahl der Stellen von 5,5 auf 6,5 aufgestockt werden (noch lieber hätte der Fachbereich zwei gehabt, da hat aber der Kämmerer bereits gebremst.

Für die Bearbeitung von Baustellen wird eine halbe Stelle eingeplant, die sich um „Aufbrüche“ kümmern soll. Also koordiniert, was Belkaw, Telekom und andere Versorgungsunternehmen so treiben.

Für das Management der stadteigenen Gebäude und der Hausmeister sind zwei neue Stellen vorgesehen.

Der Abfallwirtschaftsbetrieb beantragt eine Stelle, weitere vier fordert das Abwasserwerk an – u.a. für die wasserwirtschaftliche Planung auf dem Zanders-Gelände.

Feuerwehrchef Jörg Köhler bei eine Einsatzbesprechung. Foto: Feuerwehr GL

Feuerwehr will kräftig – und dennoch moderat – wachsen

Bis hierhin – und das sind immerhin neun der zehn Fachbereiche, also nur 13,5 Stellen. Alle anderen 22 Stellen-Anforderungen entfallen auf die Feuerwehr (die bislang über 189,5 Stellen verfügt, von denen 7 nicht besetzt sind).

38.000 Überstunden habe seine Mannschaft über die Jahre bereits angesammelt, berichtet Feuerwehrchef Jörg Köhler, und es werde immer schwieriger, für diesen anspruchsvollen und mit ungünstigen Arbeitszeiten verbundenen Job zu finden.

Inzwischen werde es immer schwieriger, jeden Tag die notwendigen Sollstärke zu erreichen, zumal auch die Feuerwehr mit Corona und Langzeiterkrankungen zu kämpfen habe – und beim Krisenmanagement (Corona, Flüchtlinge, Energie, Hochwasser, ….) zusätzliche Aufgaben übernommen habe und auch noch Extras wie den Neubau der Feuerwache Süd zu stemmen habe.

Eine externe Organisationsuntersuchung habe vor diesem Hintergrund ergeben, dass die Feuerwehr eigentlich 29 weitere Stellen benötigt (wobei das städtische Krisenmanagement und die Projektsteuerung der Bauprojekte noch gar nicht mitgebetet worden seien. benötigt.

Vor diesem Hintergrund sei die Forderung nach 22,5 weitern Stellen ausgesprochen moderat, argumentiert Köhler. Fünf andere Stellen könnten 2024 abgebaut werden, so dass der Zuwachs unter dem Strich bei nur 17 liege.

Was wegfallen kann

Die Beschlussvorlage weist zudem 14,5 Stellen aus, die wegfallen können. Darunter sind allerdings acht Stellen für den Rettungsdienst/Krankentransport, der schon Anfang 2021 vom DRK übernommen worden war und die ohnehin nur noch auf dem Papier existierten.

Damit bleiben gerade mal 6,5 Stellen, die tatsächlich aus dem Plan gekürzt werden.

Workshop der BürgerAkademie zum Haushalt

Der Stellenplan wird gar nicht erst im Finanzausschuss debattiert, sondern geht gleich in die Ratssitzung am 13. Dezember – und wird aller Voraussicht nach eine heftige Debatte auslösen – zumal sich neben der CDU nun auch wieder die FDP in der Opposition befindet.

Die BürgerAkademie des Bürgerportals bereitet die Sitzung in einem Workshop mit Kämmerer Thore Eggert (FDP) am 12.12. vor, die Ratssitzung besuchen wir gemeinsam und bereiten sie anschließend in der Kneipe mit einigen Ratsmitgliedern vor. Hier können Sie sich noch anmelden.


Korrektur: In einer ersten Fassung des Beitrags hatten wir dem Abfallwirtschaftsbetrieb eine Forderung von vier Stellen zugeschrieben, statt dessen ist es nur eine Stelle; die vier Stellen gehören zum Abwasserwerk.


Dokumentation

Im einzelnen sieht der Stellenplan damit folgende neuen Positionen vor:

Darstellung der personellen Situation der Fachbereiche

Auf 56 Seiten legen alle zehn Fachbereiche detailliert dar, wie ihre aktuelle Personalsituation ist, wieviele Stellen nicht besetzt sind und wieviel Unterstützung sie künftig benötigen:

Die Beschlussvorlage zum Entwurf des Stellenplans

Weitere Beiträge zum Thema