Kaum etwas wird zu Weihnachten so oft besungen wie das Kind in der Krippe. Weihnachtskrippen erzählen von der Geburt Jesu, zuhause unter dem Weihnachtsbaum und im großen Maßstab in den Kirchen der Stadt.Wir haben uns zwei besondere Krippen in den Gemeinden genauer angeschaut – sie wandeln sich im Laufe der Präsentation immer wieder.

St. Laurentius

„Das Bild in St. Laurentius wird jede Woche umgebaut“, erzählt Matthias Büchner. Gemeinsam mit seiner Frau Vera und Gabi Irlenbusch kümmert er sich um die Weihnachtskrippe in der Kirche am Konrad-Adenauer-Platz.

Vom ersten Advent bis Maria Lichtmess am 2. Februar zeigen die drei Ehrenamtler insgesamt neun Szenen aus dem Evangelium. Zum 3. Advent ist eine Szene aus Matthäus 11, 2-11 zu sehen, mit Johannes dem Täufer, der im Gefängnis von den Taten Jesu hört.

Vera und Matthias Büchner (li) und Gabi Irlenbusch, Foto: Holger Crump

Über Hundert Jahre alte Figuren

In den kommenden Tagen steht die Herbergssuche an, bevor zu Weihnachten die bekannte Szenerie aus der Krippe zu Bethlehem den Raum links neben dem Altarraum einnehmen wird.

Sie können jedes Foto per Klick groß stellen. Fotos: Thomas Merkenich

Sämtliche Bilder, so Büchner, würden sich an der festgelegten Leseordnung der Kirche orientieren, also den biblischen Textstellen, die Sonntag für Sonntag in den Gotteshäusern vorgelesen würden. Zum besseren Verständnis gebe es an der Krippe immer einen Auszug daraus.

Die großen Holzfiguren stammen aus der Zeit um 1920, so Büchner. Neben der Familie gebe es Ochs und Esel, Schäfer. Rund 40 Kilogramm wiegt das Kamel, das bei den Heiligen Drei Königen seinen Autritt hat. Drei Mann benötige es, um die Figur zu platzieren.

Publikumsmagnet

Drei bis vier Stunden dauere der Umbau, sagen die drei Ehrenamtler. „Die Figuren müssen für jedes Bild umgezogen werden!“ Wie sie die Texte aus dem Evangelium darstellen, das überlegen sich die drei in der Regel spontan. Der Pfarrer lasse ihnen dabei freie Hand. Bei Bedarf wird der Fundus an Requisiten erweitert – „wir haben auch schon Pyramiden gebaut“, so Büchner.

Die Weihnachtskrippe ist bekannt – immer wieder kommen Besucher in die Kirche und bestaunen das aktuelle Bild. Selbst aus Köln, Bonn und Düsseldorf würden Interessenten nach St. Laurentius kommen.

Und in der Adventszeit – noch vor dem 24.12. – nach dem Jesuskind fragen.

„Welches Datum haben wir denn heute?“ fragt Büchner dann verschmitzt zurück. Das Kind in der Krippe – das ist erst an Heilig Abend dran!

St. Severin

Willi Cramer sitzt in der vordersten Bank von St. Severin, der Katholischen Pfarrkirche von Sand. Er schaut auf seine Krippe. Vor 26 Jahren hat er begonnen sie zu entwerfen.

„Ich war damals im Kirchenvorstand. Eine Künstlerin leitete einen Kurs zum Bau von Krippenfiguren.“ Dabei seien auch Maria und Josef sowie die Heiligen Drei Könige für die Kirche entstanden. Und er habe überlegt wie man sie präsentieren könne.

Foto: Holger Crump

Milieu-Krippe

Entstanden ist eine Milieu-Krippe, die über die Jahre immer größer wurde. Milieu-Krippen greifen das regionale Umfeld der Kirche auf – die Weihnachtsszene findet nicht in Bethlehem statt, sondern in einem Bergischen Stall, mit den Türmen des Kölner Doms am Horizont.

„Die ersten Häuser der Krippe waren noch Fotos“, erinnert sich Cramer. Das habe fast wie eine Straßenbahnhaltestelle ausgesehen, lacht er. Mittlerweile habe er die Kirchen der Gemeinde nachgebaut: St. Joseph aus Heidkamp ist zu sehen, St. Antonius Abbas aus Herkenrath, oder die Rochuskapelle. Alles Handarbeit von Willi Cramer.

Ihm ist der Bezug zur Region wichtig, auch in den Details. „Die Fenster hier in der Kirche konnten von Zanders nur gespendet werden, weil sie sich die Strunde zunutze machten.“ Also setzte er ein Mühlrad in die Krippe: Es dreht sich unermüdlich und lässt – natürlich – echtes Wasser entlang einer Gänseherde plätschern.

Die Martinsgänse von Gut Schiff lassen grüßen.

Kirche auf Taufbecken

Ein Backes aus Dörpe, ein Hof aus Halfen Dombach, ein altes Wegekreuz vom Severinusplatz, Schloss Lerbach und ein Fachwerkhaus aus Ommerborn komplettieren das eindrucksvolle Panorama. Der Hintergrund wurde von einer Malerin entworfen und hat mittlerweile etwas Patina angesetzt.

Senden Sie uns Ihr Foto! Präsentiert Ihre Gemeinde auch eine besonders schöne Krippe? Dann senden Sie uns ein Foto an redaktion@in-gl.de. Bitte geben Sie dabei Ihren Namen sowie den Aufstellort bzw. die Kirche mit an.

Das würde man aber nicht wieder korrigieren, den Farbton treffe man nicht mehr. Der Fleck sei dann halt eine Wolke, sagt der Krippenvater.

Zehn junge Leute aus dem Dorf habe es gebraucht um die Krippe aufzubauen. „Die haben dafür eigens Urlaub genommen“, berichtet Cramer stolz. Und die Krippe über einen Altar sowie das Taufbecken installiert. Auf letzterem thront nun die Kirche von Herkenrath. Das passe gut, sie liege ja auch vor Ort etwas außerhalb, erhaben auf einem kleinen Hügel.

Maria und Josef auf Reise

Seit dem 1. Advent gehe er nun täglich in die Kirche, schließe um 8 Uhr auf und um 18 Uhr wieder ab. Und schiebe dabei Maria und Josef jeden Tag ein paar Zentimeter weiter, in Richtung Stall. In Josefs Laterne flackert ein LED-Licht – „das Kabel muss ich dabei immer nachführen“, schmunzelt Cramer.

Ziel der Reise ist natürlich ein Stall – aber im Bergischen Stile. Der Lehmputz und die Weiden zwischen den Balken sind an dessen Wand zu sehen. Die Figuren davor sind noch neueren Datums – sie hantieren in Latzhose aus Jeans-Stoff.

Zwei Monate dauere sein Einsatz in der Kirche, sagt Cramer. Schließlich müsse alles in Schuss gehalten werden. Vielleicht kommen ja wieder Besucher. Wie früher, als Krippentouren aus Köln mit Bussen vor St. Severin hielten, um die Weihnachtskrippe von Willi Cramer zu bestaunen.

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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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