Ein erster Entwurf der Feuerwache Süd in der Variante „Hof“. Foto: Ratsinformationssystem / Supergelb Architekten

Die geplante neue Feuerwache in Frankenforst nimmt die nächste Hürde: Der Stadtrat soll die frühzeitige Beteiligung für eine Änderung des Baurechts starten. In der Zwischenzeit haben Feuerwehr und Stadt mit Hilfe externer Berater wichtige Vorarbeiten erledigt: für das künftige Gebäude liegen zwei Varianten vor, die vorläufigen Umweltprüfungen haben keine gravierenden Probleme ergeben.

Für die Ratssitzung am 13. Dezember hat die Stadtverwaltung eine umfangreiche Beschlussvorlage erarbeitet, aus der sich der aktuelle Planungsstand für die dringend benötigte Feuer- und Rettungswache Süd an der Autobahn in Frankenforst ablesen lässt.

Update 13.12., 19 Uhr: In der Ratssitzung haben alle Parteien für den Verwaltungsvorschlag zur Offenlage gestimmt; nur die FWG votierte dagegen.

Zwischen Autobahn, Rather Weg und Frankenforster Straße soll die Wache gebaut werden.

Zur Erinnerung: Auf einer Fläche von inzwischen noch 7920 von insgesamt 16.000 Quadratmetern Wald im Dreieck zwischen A4 und Frankenforster Straße soll eine moderne Feuerwache gebaut werden, die zum einen die uralte Wache in Bensberg ersetzt, große Bereiche im Süden der Stadt (Herkenrath, Refrath) mit abdeckt und auch die Feuerwache 1 an der Paffrather Straße entlasten soll.

Mögliche Alternativstandorte hatte die Feuerwehr in einem 15-jährigen Prozess dutzendfach geprüft und nach und nach verworfen; auch in den aktuellen Dokumenten findet sich dazu eine lange Abhandlung (Anlage 6, Alternativprüfung; siehe Dokumentation unten).

Den Standort an der Frankenforster Straße hatte der Hauptausschuss im März 2021 in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen. Gegen zum Teil heftigen Widerstand in der Anwohnerschaft, die für ihren „Frankenwald“ kämpfen.

Zum Verfahren: Nach dem Beschluss durch den Stadtrat müssen der Flächennutzungsplan für den Bereich geändert und ein eigener Bebauungsplan aufgestellt werden.

Für beide Verfahren ist eine frühzeitige Beteiligung der Bevölkerung und der „Träger öffentlicher Belange“ erforderlich – in Form einer Offenlage der Unterlagen mit der Gelegenheit zur Stellungnahme sowie jeweils einer Bürgerversammlung.

Dabei wird das Thema Umwelt eine wichtige Rolle spielen, das Grundstück liegt in einem Landschaftsschutzgebiet.

Die aktuelle Vorlage enthält vor allem zwei neue Erkenntnisse: wie das Gelände architektonisch und logistisch am besten genutzt werden könnte – und wie die Umwelt- und Naturschutzaspekte nach ersten Prüfungen zu bewerten sind.

Zwei Varianten, eine Favorit

Für die Feuerwache soll ein Stück des Waldes gerodet werden, das ansteigende Gelände muss begradigt werden. Um möglichst flächensparende zu bauen will die Feuerwehr in den Untergrund und in die Höhe gehen – benötigt für ihre Einsätze und Übungen aber neben Hallen und Werkstätten auch Aufstellflächen.

Die Variante „Riegel“. Foto: Ratsinformationssysten / Supergelb Architekten

Das Architekturbüro „Supergelb“ hat zwei funktionale Varianten ausgearbeitet – die die Gebäude entweder in Form eines Riegels entlang der Autobahn oder aber in einem Gebäudewinkel anordnen, wodurch ein Innenhof (Variante Hof, siehe Foto ganz oben) entsteht.

Beide Varianten seien technisch möglich – wobei die Vorlage der Hof-Version unter dem Strich leichte Vorteile bescheinigt. Sie biete einen besseren Schallschutz für die Anwohnerschaft und füge sich etwas besser in das Gelände ein – benötige aber auch etwas mehr Fläche.

Umwelteingriffe unkritisch?

Für die Planverfahren sind gesetzlich sehr umfangreiche Umwelt- und Naturschutzprüfungen erforderlich. Zwar habe die Waldfläche Die Waldfläche als klimaaktiver Ausgleichsraum „grundsätzlich eine hohe Bedeutung für das kleinräumige Klima“, dieser Verlust soll jedoch durch Klimaschutzmaßnahmen abgemildert werden. Im Vorfeld hatte die Stadt beteuert, dass der Verlust durch Ersatzpflanzungen mehr kompensiert werden.

Die Einzelprüfungen haben nach Angaben der Stadtverwaltung keine grundlegenden Hinderungsgründe für das Projekt ergeben. Zum Beispiel im Bereich Artenschutz: zwar seien in dem Waldstück zwölf Vogelarten sowie Fledermäuse registriert worden – wovon die Vogelarten, die aus Gründen des Artenschutzes besonders geschützt werden müssen, sich dort nur als Gäste aufhielten.

Zu allen diesen Fragen wurden Gutachten erstellt, die dem Stadtrat bereits vorliegen und die von der Bevölkerung im Rahmen der Offenlage eingesehen werden können.

Im einzelnen wurden auch die Bereiche FFH, Biotope, Wasser, Klima, Luft, Boden sowie Emissionen geprüft, nirgendwo seien Sachverhalte zutage getreten, die das Projekt substanziell in Gefahr bringen könnten.

Die Naturschutzverbände waren nach einer eigenen Vorprüfung Anfang 2022 zu einem anderen Ergebnis gekommen:  im Wald gebe es streng geschützte Biotoptypen, die eine Bebauung unmöglich machten.

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Klar ist natürlich, dass für die Feuerwache rund die Hälfte des Waldes gerodet werden muss. Die Vorlage sprich von einem „vorwiegend alten Buchen-, Kiefern- und Eichenbestand“, der von der Anwohnerschaft zur Naherholung und als Hundespazierweg genutzt werde.

Um den Eingriff in den Waldbestand auszugleichen habe die Stadt Bergisch Gladbach ein erstes Ausgleichskonzept erarbeitet. Demnach könne die Rodung „über das Ökopunkte- Konto der Stadt im Ausgleichsgebiet „Voislöhe“ ausgeglichen werden“.

Bei früheren Debatten hatte die Stadt betont, dass der Wald-Verlust bereits im Zuge des Grundstückverkaufs durch den Landesbetrieb Wald und Forst und bei der späteren Rodung mehrfach kompensiert werde. Alleine mit dem Verkaufserlös könne und wolle der Landesbetrieb Flächen aufforsten, die ein Vielfaches größer als die gerodete Fläche seien. 

Entwässerung noch offen

Wie das Feuerwehrgelände entwässert werden könne, sei noch offen. Dazu seien diverse Alternativen zu prüfen, heißt es in der Vorlage. Neben einem teuren Anschluss an den Kanal in der Wingertsheide sei eine Einleitung in einem Kanal in der Frankenforster Straße oder aber die Versicherung auf dem Grundstück zu prüfen. Auch dazu werden weitere Gutachten in Auftrag gegeben.

Zu den möglichen Kosten des ganzen Projektes macht die Vorlage noch keinerlei Aussagen – dafür ist es zum derzeitigen Planungsstand noch zu früh.

Dokumentation

Beschlussvorlage

Alternativstandorte

Vorentwurf Umweltbericht

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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5 Kommentare

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  1. Großes Vertrauen darauf, dass Feuerwehr oder Verwaltung die nun eröffnete Option, auch den Rest der beschriebenen Waldfläche zu opfern, nicht nutzen werden, sollte man m.E. nicht haben.

    Zu gut ist mir in Erinnerung, wie der Feuerwehrchef und unser Bürgermeister Anfang 2021 der Bürgerschaft versprochen haben, nicht mehr als 6.000 qm Waldfläche zu benötigen und zu opfern. So geschehen – nach umfassenden Diskussionen – in einer aufwendigen Bürgerinformationsveranstaltung, die glaubwürdig schien.

    Kurze Zeit später wurden aus den 6.000 qm dann 8.000 qm. Geplant nicht mehr für den notwendigen Ersatz der derzeitigen Feuerwache in Moitzfeld, sondern für Zusatzfunktionen zur Entlastung anderer Feuerwachen. So geschehen ohne Bürgerinformation, bekannt geworden durch die Presse.

    Die Mehrheit in unserem Stadtrat hat diese Entwicklung mitgetragen. Es ist nicht populär, sich Plänen der Feuerwehr entgegenzustellen.

    Damit sind Bäume und Wald weiterhin mehr als notwendig gefährdet.

    Und manche Bürgerin und mancher Bürger mag an der nächsten Informationsveranstaltung unserer Verwaltung möglicherweise nicht mehr teilnehmen.

    In jedem Fall darf man gespannt sein.

    1. Korrektur: Die von mir erwähnte Bürgerinformation zur Feuerwache fand natürlich Anfang 2021 statt, nicht 2019. Der Bürgermeister in 2019 war ein anderer…

  2. Den ersten Vorschlag finde ich gut, vor allem wegen des Schallschutzes für die Bewohner. Eventuell kann ja auch noch etwas aufgeforstet werden, um den Verlust der gefällten Bäume auszugleichen.

    1. Schallschutz für die Bewohner?? So kann man es auch sehen!?? Beton, der sich im Sommer aufheizt durch zunehmend heiße Sommer. Die Anwohner der Frankenforsterstraße, die kaum aus ihren Garagen oder Einfahrten kommen, da die Straße komplett zugeparkt ist. Lebensgefährlich dort rauszufahren. Dann die Feuerwache, die die Verkehrssituation zusätzlich verschärfen würde. Eine absolute Gemeinheit den Menschen, die dort wohnen ihre grüne Lunge zu nehmen, die Abgase filtert und im Sommer kühlt. Hier wird Raubbau an der Natur betrieben, gesunder Wald wird gerodet. Das so etwas überhaupt möglich ist, ist mir schleierhaft. Ich kenne die Argumentation der Feuerwehr, akzeptiere sie gar nicht. Bensberg und Refrath wird systemathisch zugebaut, Flächen versiegelt. Es wird spannend ob die Kanalisation bei starken Regenfällen noch in der Lage ist die Wassermengen zu fassen.

  3. Warum die FWG in der Ratssitzung gegen den Verwaltungsvorschlag gestimmt hat, bedarf einer näheren Erläuterung. Es ging uns nicht um die frühzeitige Anhörung als solche, sondern um die Dimension der Flächennutzungsplanänderung. Wie schon beim Aufstellungsbeschluss im März 2022 haben wir uns erneut dagegen ausgesprochen, die gesamte Waldfläche im Dreieck Rather Weg/Frankenforster Straße zur Besiedlung freizugeben. Durch den Mehrheitsbeschluss gestern ist es nun möglich geworden, die Feuerwache über das anfangs und auch noch in einer zweiten Phase der Bürgerschaft vorgestellte Baumodell hinaus über die gesamte Fläche auszudehnen. Die hier im Bürgerportal vorgestellten Planungsideen machen dies bereits deutlich. Wir hätten aber zumindest einen Waldstreifen zur Frankenforster Straße hin gesichert. Es wurde im Laufe des Verfahrens seitens der Verwaltung und der Feuerwehr immer wieder betont, dass man größtmögliche Rücksicht auf die vorhandenen Waldflächen nehmen wolle, auch mit der Form der Baukörper. Das hätte in einem gegenüber der Vorlage reduzierten Flächennutzungsplan zum Ausdruck kommen sollen. Dies war aber nicht der Fall, weswegen wir dagegen gestimmt haben. Wir begrüßen selbstverständlich, wenn jetzt die Bürger ihre Eingaben machen können.