Was können Träger und Kommune gegen Fachkräftemangel und fehlende Kita-Plätze tun? Kurz vor der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschuss, bei der die Kita-Krise Thema ist, haben wir die jugendpolitischen Sprecher:innen der Fraktionen befragt. Dabei wird klar: Ansätze für Lösungen gibt es in Bergisch Gladbach, aber nicht zum Nulltarif. Zudem werden Fragen nach der Qualität der Betreuung aufgeworfen.

Die Antworten auf unsere Fragen zur Kita-Krise belegen zunächst eins: Die jugendpolitischen Sprecherinnen und Sprecher der Fraktionen im Stadtrat haben das eklatante Defizit an Betreuungsplätzen auf dem Schirm. Sie alle zeigen sich betroffen, beklagen mangelnde Dringlichkeit bei dem Thema, fordern mehr Tempo.

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Aber auch die Politik arbeitet sich an dem Teufelskreis aus Fachkräftemangel und fehlenden Kita-Plätzen ab. Gleichwohl bringen einige Sprecher:innen kreative Lösungen ins Spiel: Wie einen Fachkräftepool (FDP) oder Pop-up Kitas (CDU, FDP, Grüne). Die kosten aber Geld, will man dem Beispiel der Sofortschulen folgen.

Weitere Stellschrauben sind die Forcierung der Ausbildung von Erzieher:innen sowie deren Qualität. Unterschiedliche Bewertungen werden jedoch für Debatten sorgen.

Die FWG macht klar, dass nicht alle Probleme in den Kommunen gelöst werden können und bringt die Landes- und Bundespolitik ins Spiel, die in punkto Ausbildung und Bezahlung von Erzieher:innen Impulse setzen müssten. Sie fordert einen kommunalen Kita-Gipfel. Das Thema müsste im Rathaus zur Chefsache werden.

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Über 700 Kita-Plätze fehlen in GL: „Denkverbote gibt es nicht“

Die neue Erhebung des Bedarfs an Kitaplätzen zeigt: Es fehlen in Bergisch Gladbach für das nächste Jahr mindestens 416 Plätze. Hinzu kommen rund 300 Familien, die bereits jetzt auf einen Betreuungsplatz warten. Mit einigen Maßnahmen will die Verwaltung mittelfristig neue Kapazitäten schaffen. Dabei bringt der Beigeordnete Ragnar Migenda neue Lösungen ins Spiel – zum Beispiel „Pop-up Kitas“, womöglich sogar mit der Stadt als Betreiber.

Der Jugendhilfeausschuss tagt am Donnerstag, 9. März, zum Thema der massiven Versorgungskrise in den Kitas. Die öffentliche Sitzung verspricht spannende Diskussionen. Um pädagogische Konzepte, um Budgets vor dem Hintergrund der freiwilligen Haushaltssicherung.

Hierzu veröffentlicht das Bürgerportal in alphabetischer Reihenfolge die Stellungnahmen der jugendpolitischen Sprecher:innen in einer Kurzzusammenfassung – und am Ende des Textes mit einer Dokumentation der kompletten Statements.

Kurz und bündig

Foto: Manfred Esser

Brigitte Opiela (CDU), stellvertretende Vorsitzende des JHA, fordert von der Stadt geeignete Flächen für Kitas, bringt sie Modulbauten oder Container als kurzfristige Lösung ins Spiel. Zusätzliche Impulse erhofft sie sich von mehr Tagespfleger:innen, wobei die Stadt Räume für die Großtagespflege zur Verfügung stellen müsse. Opiela setzt zudem auf das „Sofortprogramm Kita“ der grünen NRW-Familienministerin Josefina Paul, um Personal schneller in die Kitas zu bekommen. (Die kompletten Statements finden Sie weiter unten.)

Dorothee Wasmuth tritt für die FDP bei der Landratswahl RheinBerg an

Dorothee Wasmuth von der FDP regt die Trägerschaft von Kitas durch die Stadt und private Träger an, Pop-up Kitas, die Einrichtung eines Fachkräfte-Pools zur Unterstützung der Träger, aber auch die Änderung des Betreuungsschlüssels sowie die Lockerung von Qualifikationen bei Erzieher:innen, um den Personalmangel abzumildern.

Die Freie Wählergemeinschaft bringt mit Rainer Röhr als einzige Partei auch Landes- und Bundespolitik mit ins Spiel, welche die Gemeinden mit den Lösungen alleine lasse. Ausbildung und Bezahung der Erzieher:innen müssten dort geregelt werden. Die FWG regt kurzfristig Sofort-Kitas und eine Kita-Bau GmbH an, um Kitas beim Schulneubau gleich mitzudenken. Zudem plädiert die Partei für einen kommunalen Kita-Gipfel aller Beteiligten. Frank Stein müsse das Thema zur Chefsache machen.

Collin Eschbach sitzt für die Grünen im JHA. Verwaltung und Träger müssten Anreize schaffen, um mehr Fachkräfte zu gewinnen. Um den Ausbau an Kita-Plätzen zu forcieren fordert er ein Raumprogramm zur Ermittlung der Bedarfe. Auch er setzt auf Modulbauweise und fordert von der Stadt Pop-up-Kitas, um kurzfristig mehr Kapazitäten zu schaffen.

Foto: Thomas Merkenich

Brigitte Holz-Schöttler, jugendpolitische Sprecherin der SPD und Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, betont, dass es wenig Spielraum gebe um den Mangel zu beheben. Probleme gebe es bereits in der vierjährigen Ausbildung, deren pädagogische Qualität es aber hochzuhalten gelte. „Quantität durch unausgebildetes Personal nützt den Akteuren vor Ort nichts.“ Mehr Gehalt für Erzieher:innen – eine Forderung die immer wieder erhoben wird – führe nicht aus dem Mangel, wie das Beispiel München zeige.

Foto: Thomas Merkenich

Dokumentation der ganzen Stellungnahmen

Brigitta Opiela, CDU

Das Thema Kitaplatzangebot und Nachfrage bedarf dringender Lösungen. Für die CDU-Fraktion ist es ein großes Ärgernis, dass die Diskrepanz zwischen Kita-Platz Angebot und Nachfrage in Bergisch Gladbach immer größer wird. Zwar konnten die, vor der Kommunalwahl 2020 im Jugendhilfeausschuss beschlossenen Kitas mittlerweile eröffnet werden, lediglich „Mondsröttchen/ Reiser“ befindet sich noch im Bau. Seit der Kommunalwahl gefasste Beschlüsse für weitere Kitas wurden jedoch bisher nicht zu Ende geführt.

Die Tatsache, dass dieses so wichtige Thema für junge Familien gegenüber weitaus weniger drängenden Themen regelrecht vernachlässigt bleibt, löst insbesondere auch bei mir erhebliche Betroffenheit aus. Aufgrund meiner, über die ehrenamtliche Arbeit in der Politik hinausgehenden Tätigkeiten bin ich sehr nah mit diesem Problem befasst. Ich kann nicht verstehen, dass die, so wichtige frühkindliche Erziehung nicht mit weitaus größerer Dringlichkeit behandelt wird. Stattdessen vernachlässigen wir die Möglichkeiten der Vorschulerziehung, insbesondere die Spracherlernung, was uns spätestens im Grundschulunterricht auf die Füße fällt und dort unnötige Anstrengungen und Kosten verursacht.

Wir müssen schneller werden! Die Stadt ist dringend gefordert, geeignete Flächen oder Gebäude bereitzustellen – auch wenn ein anderer Teil der Stadtverwaltung diese Flächen vielleicht lieber anders nutzen oder sogar unbebaut lassen möchte. Hier könnten kurzfristig Modulbauten errichtet oder sogar Container aufgestellt werden.

Mir fällt da als erstes die Lenawiese in Lückerath ein, einem Ortsteil wo nachweislich großer Kitaplatzbedarf besteht. Sie kann sofort genutzt werden, während das von der Stadt bevorzugte „carpark-Gelände“ an der Bensberger Straße auf unbestimmte Zeit durch Flüchtlingscontainer blockiert ist.

Nach wie vor gibt es prädestinierte Träger bei uns in Bergisch Gladbach, die gerne weitere Kitas betreiben würden. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die zusätzliche und schnellere Ausbildung von Tagesmüttern und Tagesvätern, denn die Kindertagespflege ist ein wichtiger Baustein im Angebot der Kinderbetreuung. Die Stadt ist hier gefordert, Räume für die die Großtagespflege zu stellen.

In Bezug auf den Fachkräftemangel hoffe ich auf das „Sofortprogramm Kita“, das von der Landesregierung NRW zusammen mit den Trägern der Kitas aufgesetzt und im Februar verkündet wurde. Dort liegt der Fokus nämlich genau darauf, Personal schneller in die Kitas zu holen. Ein Kita-FSJ, bessere Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, die Förderung der praxisintegrierten Ausbildung von Kinderpflegern und Kinderpflegerinnen, Erleichtern des Quereinstiegs (z.B. für Psychologen, Sportpädagoginnen und Medienpädagoginnen) sind zielführend.

Das Integrationsbegleiterinnen-Projekt sollte stärker in Anspruch genommen werden, damit Frauen mit eigener Einwanderungsgeschichte die pädagogischen Fachkräfte, insbesondere bei der Spracherziehung, unterstützen können. Wenn dann noch daran gearbeitet wird, dass die Tätigkeit die ihr gebührende Wertschätzung erfährt, und Lohntüte wie Arbeitszeiten positiv angepasst werden, sind wir auf einem guten Weg.

Dorothee Wasmuth, FDP

Grundsätzlich ist es uns sehr wichtig, dass frühkindliche Bildung eine hohe Priorität hat.

Wir nehmen positiv wahr, dass die Stadt einige Projekte angestoßen hat, um dem Platzmangel zu begegnen. Jedoch ist uns dies – wie auch in den letzten Jahren – zu wenig. Es bleibt das Gefühl, dass die Situation der Familien in Bergisch Gladbach nicht ernst genug genommen wird. Seit vielen Jahren sind die Zahlen der fehlenden Kinderbetreuungsplätze erschreckend, die Erklärungen gehen an der Realität vorbei und die Lösungsideen der Stadt sind immer die gleichen. Uns fehlt das Denken außerhalb der ausgetretenen Pfade!

  • Wieso übernimmt die Stadt nicht selbst die Trägerschaft einer Einrichtung?
  • Wieso übernimmt oder initiiert die Stadt nicht den Bau von Einrichtungen (gerne analog den Sofortschulen) und spricht private Träger (wie z. B. educcare) auf die Betreibung an?
  • Grundsätzlich könnte die Stadt den Kreis der „ansprechbaren“ Träger offener gestalten.
  • Die Einrichtung eines Pools von Fachkräften durch die Stadt, mit welchem Personalausfälle in den Einrichtungen kompensiert werden könnten, wäre eine weitere Möglichkeit.
  • Im Rahmen der freiwilligen Leistungen könnte die Stadt aus dem Haushalt Mittel zur Verfügung stellen mit denen die Einrichtungen über Tarif bezahlen, zusätzliche Stellen schaffen oder Zusatzleistungen (z. B. Urlaubstage) anbieten könnten, um Personal zu finden und zu binden.
  • Die Anzahl der Ausbildungsplätze für Erzieher wurde aufgestockt. Bis diese Azubis ihre Ausbildung absolviert haben, könnte der Kind-Erzieher-Schlüssel vorübergehend reduziert werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Hierfür könnte die Kommune gemeinsam mit den Trägern beim Land Druck machen.
  • Ebenso könnte man Druck auf das Land ausüben, vorübergehend die Qualifikation für Erzieher etwas zu lockern und so z. B. den Kinderpflegern wieder die Möglichkeit geben in der Kinderbetreuung zu arbeiten.

Klar ist, dass damit der jetzt existierende Qualitätsanspruch nicht mehr für alle Kinder in vollem Umfang erreicht werden kann, aber er bleibt trotzdem hoch. Fehlende KiTa-Plätze bedeutet, dass Kinder keine Elementarbildung erhalten und auch, dass Eltern dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen, was den Fachkräftemangel auch in den KiTas weiter verschärft.

Foto: Thomas Merkenich

Rainer Röhr, FWG

Lösung der Kita-Probleme muss Chefsache werden

Die Situation in den Kitas ist besorgniserregend. Die Gründe dafür sind bekannt und vom Bürgerportal sehr deutlich gemacht worden. Ein Bergisch-Gladbacher Problem liegt darin, dass Bauplanung oder erfolgte Nachverdichtung auf der einen Seite und passende Infrastruktur auf der anderen Seite in der Vergangenheit vielfach nicht miteinander kompatibel waren. Hier gilt es, besser und abgestimmter zu planen.

Die Verantwortung liegt aber auch bei Bund und Land, die seit Jahren nicht entsprechend der gestiegenen Bedarfe vorausschauend handeln und den Gemeinden die Lösung der Folgen überstülpen. Die Probleme sind im Grunde nicht neu, auch wenn Migration und der Ukrainekrieg sie noch verstärkt haben.

Der Fachkräftemangel ist enorm. Das liegt daran, dass Dienstleistungsberufe in der Regel schlechter entlohnt werden als andere Berufe. Die Tarifbindung bei freien Trägern ist nicht sehr hoch. Hier müsste über Tariftreueregelungen oder Allgemeinverbindlichkeit von Tarifen Gleichstand hergestellt werden. Aber das ist es nicht allein. Es bedarf eines starken bundes- und landespolitischen Statements für Dienstleistungs- und Erzieherberufe, deren Ausbildung und Bezahlung. Die Aufgaben der Erzieherinnen/Erzieher sind enorm gewachsen. Kitas sind keine Verwahranstalten, sondern haben einen Bildungsauftrag. Dies muss auch im Ausbildungsgang stärker berücksichtigt werden. So ist beispielsweise in Frankreich der Beruf der Erzieherin/des Erziehers in der Ausbildung mit ihren Hochschulanteilen deutlich gegenüber Deutschland aufgewertet.

Schließlich könnten die Träger durch mehr Kreativität bei Arbeitszeitmodellen dazu beitragen, die Personalproblematik abzumildern und zusätzlich Personal zu interessieren.

Es sollte erneut diskutiert werden, ob die Stadt eigene Trägerschaften übernimmt und wegen fehlender Planungskapazitäten ähnlich wie bei der Schulbau GmbH über eine Kita-Bau GmbH Baumaßnahmen beschleunigt. Allerdings ist damit die Frage geeigneter Grundstücke noch nicht gelöst. Sinnvoll wäre es deshalb, im Rahmen der anstehenden Schulneubauten auch zusätzliche Kindertagesstätten mitzuplanen oder auszubauen. Dazu könnten, ähnlich wie die FWG das beim Schulbau beantragt hat, Baukastenmodelle und vereinfachte Bauweisen entwickelt werden.

Zur kurzfristigen Lösung könnten Sofort-Kitas beitragen. Darüber hinaus fordern wir, dass das Thema viel mehr mit den Betroffenen, aber auch mit Bürgerinnen und Bürgern, in deren Nähe Kitas geplant sind, diskutiert wird. Die FWG schlägt deshalb einen kommunalen Kita-Gipfel vor, der alle Probleme auf den Tisch bringt und bei dem die Träger, Gewerkschaften, Mitarbeiter, Eltern und Politik sowie Verwaltung beteiligt sind. Wir sind überzeugt, dass dort mit großer Kreativität umsetzbare Lösungsideen entstehen.

Wir erwarten im Übrigen, dass unser Bürgermeister dieses Thema zur Chefsache macht.

Collin Eschbach, Grüne

Die Situation, in der sich die Eltern und ihre Kinder befinden, betrifft nicht nur einzelne Familien, sondern die gesamte Gesellschaft. Es ist besorgniserregend, dass mit der Summe von 700 fehlenden Betreuungsplätzen in unserer Stadt damit in diesem Jahr 2023 einen traurigen Höchststand erreicht hat.

Die Mitarbeiter*innen des Bereichs Jugend und Soziales haben bisher Außerordentliches geleistet obwohl sie gleichzeitig selbst unter drastischer Unterbesetzung leiden. Wir danken den Damen und Herren für ihr Engagement und ihren Einsatz in dieser schwierigen Lage.

Der Mangel an Betreuungsplätzen hängt jedoch auch eng mit dem Fachkräftemangel zusammen. Um diese Lücke zu schließen, müssen Verwaltung und Träger nach Anreizen suchen, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Gleichzeitig muss die Landesregierung die Ausbildung von Erzieher*innen attraktiver gestalten, um den Fachkräftemangel langfristig zu beheben.

Der Ausbau der KiTa-Plätze muss schnellstens vorangetrieben werden, um die Betreuungsnot zu minimieren. Hierfür benötigt die Stadt geeignete Grundstücke bzw. Räumlichkeiten, auch von Privatpersonen. Die Verwaltung sollte in diesem Zusammenhang ein Raumprogramm für Kitas erstellen, um den Bedarf genau zu ermitteln. Über eine einheitliche Planung und eine Errichtung von neuen Kitas in Modulbauweise könnten neue Betreuungsplätze schneller als bisher geschaffen werden.

Ziel ist und muss es weiter bleiben: die Vereinbarkeit von Familie und Berufstätigkeit zu unterstützen und eine qualitativ hochwertige Betreuung für die Kinder in Bergisch Gladbach zu gewährleisten

Wir fordern die Stadt deshalb auf, sich mit Nachdruck für die Schaffung neuer Betreuungsplätze einzusetzen und dabei nach den von Herrn Migenda avisierten kurzfristigen kreativen Lösungen, wie die der Pop-Up-Kitas zu fahnden, um den akuten Bedarf qualitativ angemessen schnellstmöglich zu begegnen. Hierzu ist es wichtig, alle Kräfte zu bündeln und Maßnahmen zur Gewinnung von qualifiziertem Personal und zur Errichtung von neuen Kitas zu ergreifen.

Wir sind davon überzeugt, dass die Stadt Bergisch Gladbach hier eine Vorreiterrolle einnehmen und zeigen kann, dass sie ein kinder- und familienfreundlicher Ort ist. Wir setzen uns dafür ein, dass die Bedürfnisse der Familien und Kinder bei allen Entscheidungen von Seiten des Stadtrates und der Verwaltung unserer Stadt im Bereich der Kinderbetreuung im Fokus stehen.

Brigitte Holz-Schöttler, SPD

Ausbildung: Wir haben als Kommune wenig Spielraum, den Fachkräftemangel zu beseitigen, da es ganz klare Vorgaben im Kibiz (Kinderbildungsgesetz) gibt, die besagen, wer in welcher Funktion in der Kita arbeiten darf. Leider können wir uns diese Personen nicht „backen“, sondern Erzieher durchlaufen eine komplexe Ausbildung von 4 Jahren, wenn das Vorpraktikum dazugezählt wird. Fragen Sie am Berufskolleg nach, wenn zu Beginn der Ausbildung 30 Personen die Klassen füllen, schließen 18 das Anerkennungsjahr als Erzieher erfolgreich ab und davon werden 5 weiterstudieren.

Ich bin seit fast 10 Jahren in der Qualifizierung und Vorbereitung zur externen Prüfung zum Erzieher tätig. Diese haben ein Studium oder eine Ausbildung und Berufserfahrung. Besuchen 2 Jahre einen Vorbereitungskurs mit sämtlichen Praktika und legen dann am Berufskolleg die Prüfung ab.

Von 50 Personen fallen 20 durch. Diese können dann erst nach einem Jahr die Prüfung wiederholen. Seit 1 Jahr bin ich mit dem Kultusministerium und dem Familienministerium in Kontakt, um die Zulassungsvoraussetzungen für Berufstätige – z.B. Kinderpflegerinnen (die nicht zu Fachkräften zählen) und andere Personen die lange Berufserfahrung als Ergänzungskraft in der Kita haben – zu erleichtern, d.h. das zweite Praktikum von 6 Wochen auf 2 Wochen zu verkürzen. Das Kultusministerium winkt ab im Sinne der Gleichbehandlung.

München zahlt nun an die Erzieher:innen ein höheres Gehalt – der Mangel bleibt allerdings trotzdem. Aachen hat ein „Aachener Modell“ an das Landesministerium geschickt.

Wir werden uns im Jugendhilfeausschuss dafür einsetzen, dass Bergisch Gladbach seine Vorstellungen und Ideen zum Fachkräftemangel auch nach Düsseldorf schickt. Die kreativen Ideen – die allerseits entwickelt werden – dürfen nicht zu Lasten der pädagogischen Qualität gehen. Denn Quantität durch unausgebildetes Personal nützt den Akteuren vor Ort nichts.

Im Rahmen der Kibiz-Personalvereinbarungen qualifiziere ich z.B. seit 2 Jahren Ergänzungskräfte mit 160 Unterrichtseinheiten zur „Pädagogischen Fachkraft“ – damit diese über Kibiz als Fachkräft abgerechnet werden können und Erzieheraufgaben übernehmen – wäre diese Maßnahme nicht eingerichtet worden, hätten eine Menge Kitas schließen müssen.

Ich könnte noch mehr dazu schreiben, weil ich auf eine fast 50jährige Berufstätigkeit als Erzieherin und Leitung einer Kita zurückblicken kann.

Kindergartenplätze: Entnehmen Sie bitte die Zahlen der Vorlage – uns fehlen 416 Kindertagesstätten Plätze – nicht 700 wie in Ihrer Berichterstattung zu lesen war. Die Ursachen dafür liegen auf der Hand und spiegeln sich in der gesamtgesellschaftlichen Lage wieder und sind nicht durch Untätigkeit und Fehlentscheidungen in Bergisch Gladbach entstanden.

Ich bin seit 30 Jahren im JHA und wir haben alles dafür getan Kitas zu bauen und Träger zu finden. Es mangelt an Grundstücken und die Auflagen vom LVR sind – richtigerweise – extrem hoch.

Für Sanierungsmaßnahmen stellen wir ausreichend Geld in den Haushalt ein und unterstützen die Träger bei allen Bedarfen.

In den Gremien des Städte- und Gemeindebundes werden diese Probleme auch diskutiert und es gibt Kommunen, da stehen fertig gebaute Kitas, die aber auf Grund des Fachkräftemangels nicht betrieben werden können. Ich hoffe auf gute Entscheidungen in der nächsten JHA Sitzung.

ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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4 Kommentare

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  1. Das Kita Problem ist meiner Ansicht nach weitgehend hausgemacht. Land ist da, jedoch scheitert das Bauen nicht nur an der Stadt sondern auch an der ablehnenden Haltung von Bürgern die sich in ihrem Umfeld gestört fühlen würden. Der Mangel an Fachperson hat ebenfalls nicht nur finanzielle Gründe. Wenn es heute schon Firmen gibt die Comfort Bürobauten für ihr Personal erstellen möchten, weil sie sich so auf dem Markt gutes Personal beschaffen können, dann sollte dieses auch ein Thema beim Fachpersonal für Kitas sein. Wer arbeitet schon gern in einem Container.

  2. Wenn man den Fachkräftemangel entgegenwirken möchte muss man den schon tätigen Pädagog*innen beweisen, dass man ihre Arbeit als Gesellschaft sehr wertschätzt. Das kann man einmal über Geld.

    Das ist aber nicht alles. Der Beruf der Erzieher*in ist ein hoch qualifizierter Bildungsberuf. Betreuung wird als Lerninhalt in der Ausbildung nicht vermittelt. Bildung jedoch mit einem hohen Stellenwert. Dies beinhaltet auch sozial emotionale Bildung, Bindungstheorien werden vermittelt. Partizipation spielt eine große Rolle und auch der Kinderschutz ist ins Zentrum gerückt.

    Die, meist Frauen, kommen von der Fachschule in die Kitas und sind in null Komma nichts desillusioniert. Weil wenig von dem, was sie gelernt haben, angewendet werden kann. Es fehlen Leute und es ist keine Zeit dafür.

    Dieser Beruf erfährt gerade eine große Fluktuation, weil viele Erieher*innen in andere Berufe, flüchten, im Burnout landen oder sich nicht mehr auf den Status einer Betreuungspersonen reduzieren lassen möchten. Das sind wir nicht!

    Wir sind Pädagog*innen der frühkindlichen Bildung und nicht verantwortlich für die Betreuung, die auch wichtig ist, damit Eltern ihren Lebensunterhalt verdienen können. Der Stellenwert der Betreuung ist mittlerweileso so in den Mittelpunkt gerückt, dass das andere verloren geht.

    Da wir nicht ausreichend qualifizierte Fachkräfte haben, muss eine Lösung her. Menschen für die Betreuung müssen auf den dafür relevanten Themengebieten qualifiziert werden, damit die pädagogischen Fachkräfte sich um die Bildung kümmern können. Anders sehe ich keine Lösung in unmittelbarer Zukunft.

    Außerdem muss der Fachkraft Kind Schlüssel gesenkt werden, um eine Überforderung der in der Kita tätigen Mitarbeiter *innnen entgegen zu wirken.

    Andere Berufe in die Kitas zu holen, die ebenfalls hoch qualifiziert sind (Psychologen, Therapeuten Musikpädagogen etc.), wie es im Sofortprogramm die Landesregierung hofft, wird nicht funktionieren. Diese bewerben sich nicht in Kitas, dort ist es ihnen zu stressig (verständlicherweise).

    Wenn wir wollen, dass unsere Kitas gute Bildungsorte für die Kinder sind (und nicht reine Betreuungsorte), dann müssen schnelle und unbürokratische Lösung getroffen werden. Sonst sind die verbliebenen Fachkräfte auch bald durch!

    1. Und wenn in Zukunft in einer Kita zwei unterschiedliche Qualifikationen auftreten würden? (Wenn das sowieso schon der Fall ist dann lasse ich mich gerne belehren :) )

      Die Fachkraft, die sich um die frühkindliche Bildung kümmert und die „Assistenz“, die die Fachkraft unterstützt, deren Anforderungen geringer sind aber dennoch einen wesentlichen Beitrag zum Kita-Alltag liefert?

      Und für die Position „Assistenz“ kämen z.B. Eltern in Frage, die aufgrund eigener Kinder derzeit nicht ihren Beruf nachgehen können oder Rentner, die einfach Spaß am Umgang mit Kinder haben und sich noch etwas dazu verdienen wollen?

      1. Oh, es gibt mehrere Qualifikation in einer Kita. Aber trotzdem sind es alles hoch qualifizierte pädagogische Ausbildungsberufe. Wir bräuchten aber zusätzlich Betreuungskräfte, die müssen nicht unbedingt in einem pädagogischen Beruf ausgebildet sein. Sind Eltern ja auch nicht und trotzdem können Sie in der Regel ihre Kinder gut betreuen.

        Aber Betreuungskräfte sollten eine Qualifikation durchlaufen, damit sie sich in Sachen Kinderschutz auskennen. Mit Kindern reden, wie man mit Kindern reden sollte, der Aufsichtspflicht nachkommen können, wissen, was in einem Notfall zu tun ist und wie man Bindung zu Kindern aufbaut.

        Auch diese Betreuungskräfte müssten in einem verlässlichen Arbeitsverhältnis gebunden sein. Dazu müsste diese Option in der rechtlich verbindlichen Personalverordnung aufgenommen werden. Mit Freiwilligen wie zum Beispiel Eltern oder Rentnern wäre das nicht getan. (und die das auch nicht tun werden. Ich sehe da keinen an unsere Tür klopfen) Das wäre auch für Familien, die eine Betreuung brauchen nicht verlässlich. Und was daraus nicht entstehen sollte, sind weitere prekäre Arbeitsverhältnisse auf Mini Job Basis.

        Eine Kombination aus pädagogischen Fachkräften die Bildungsinhalte vermitteln und Betreuungskräften, die für die reine Betreuung zuständig sind, könnte für uns alle ein Mehrwert sein.

        Mit uns meine ich die Eltern, die eine verlässliche Betreuung brauchen, die Fachkräfte in den Einrichtungen, die dringend Entlastung brauchen, Menschen, die mit geringeren Bildungsabschluss einer tollen Berufstätigkeit in einem Team mit Kontinuität nachgehen können, Arbeitgeber die auf (Mütter) Frauen nicht verzichten können, weil sie diese Fachkräfte dringend brauchen (heutiges Motto des Welt Frauentages), denn Mütter übernehmen immer noch meist die Betreuung, wenn die Kita wegen Personalmangel schließt, und vor allem die Kinder, die eine gute, solide Bildung brauchen, von Anfang an!