Mit einem ungewöhnlichen Konzept hat Kasim Kayapınar die Räume des ehemaligen Metaponto in Schildgen übernommen: Im Tuğra Steakhouse gibt es Halal-Rindfleisch und keinen Alkohol. Wir haben es getestet. Spoiler: Mocktails passen nicht wirklich zum Fleisch, aber beide für sich sind fantastisch. Und wer Bier oder Wein vermisst, geht danach ins Pub gegenüber.

Wir hören das Essen, bevor wir es sehen: Es zischt und brutzelt in den gusseisernen Pfannen, die Kellnerin Seliha Safir an unseren Tisch trägt. Frischer könnten die Steaks nicht sein, die wir hier serviert bekommen – ein Rumpsteak für meine Freundin Antonia (200 Gramm 20,90 Euro), ein Entrecôte für mich (200 Gramm 21,90 Euro).

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Steaks sind nur eine von vielen Optionen auf der Karte, aber da sich das Tuğra in Schildgen auch „Steakhouse“ nennt, wollen wir genau das probieren.

Kasim Kayapınar ist im Juni mit einem ungewöhnlichen Konzept in Schildgen gestartet: Das Rindfleisch ist halal, also nach den Regeln des Islams geschlachtet, und es gibt keinen Alkohol – ich zumindest kenne kein vergleichbares Angebot in Bergisch Gladbach.

Natürlich wurde insbesondere der fehlende Alkohol in den sozialen Medien ausgiebig diskutiert. Seliha Safir sieht es gelassen: „Trinken kann man überall. Gut essen nicht.“

Die Idee dahinter war, anders, als im Netz vermutet, weniger religiös motiviert. Kayapınar hatte die letzten zwölf Jahre das mexikanische Restaurant „Touch Down“ in Opladen geführt und dort durchaus Alkohol ausgeschenkt. Auch im „Coco Pancho“ in Erftstadt, das er noch bis Ende dieses Jahres hält, gibt es alkoholische Getränke.

Seliha Safir, die schon seit zehn Jahren mit Kayapınar in Opladen arbeitete, hatte vorgeschlagen, es im neuen Lokal doch einmal ohne zu versuchen – um attraktiver für Familien zu sein. Netter Nebeneffekt: dass sie weniger Personal benötigen, das ja aktuell in der gesamten Gastroszene Mangelware ist. Und dass die Arbeit entspannter ist.

Wo es Alkohol gibt, werde es gerade am Wochenende immer spät, und immer wieder komme es zu Problemen mit zu stark alkoholisierten Gästen. „Mit Kindern geht man doch lieber an einen Ort, wo sie so etwas nicht miterleben“, findet Safir.

Antonia und ich probieren jede einen Mocktail. Der „Ipanema“ schmeckt lecker und fruchtig. Zum Fleisch passt er weniger, aber als das kommt, ist das Glas sowieso schon leer.

Das Highlight sind definitiv die Steaks: perfekt auf den Punkt gegart, zart, saftig, mit feinen Röstaromen in der Kruste. Das Fleisch kommt von argentinischen Rindern und ist in erster Linie für den Export nach Dubai vorgesehen, erzählt Safir. Neben Tuğra werden nur zwei weitere Restaurants in Nordrhein-Westfalen von diesem Produzenten beliefert.

Zum Fleisch gibt es Pfeffersauce, Kräuterbutter und einen kleinen Salat. Wer will, kann sich weitere Beilagen dazu bestellen, zum Beispiel Bratkartoffeln (4,90 Euro), Süßkartoffelpommes (6,90 Euro), Reis (3,90 Euro) oder Buttergemüse (4,90 Euro).

Wer sich vom Steak-Angebot nicht angesprochen fühlt, findet in der Karte einige Alternativen: türkische Suppen, Salate (vom einfachen gemischten Salat für 8,90 Euro bis hin zum Tapas-Salat für 16,90 Euro), Burger, Grillplatten, Pfannengerichte, internationale Gerichte wie Fajitas oder Wraps, Fisch und Pasta. Stets auch mit mindestens einer Veggie-Variante.

Seliha Safir erklärt: „Wir wollten internationale Speisen anbieten, weil wir alle Menschen ansprechen wollten.“

Tuğra
Steakhouse – Café – Restaurant
Kempener Str. 258, 51467 Bergisch Gladbach – Schildgen
Telefon 02202 – 2518858
info@tugra-steakhouse.de
Mo bis Sa ab 15 Uhr, So und Feiertag ab 12 Uhr
Webseite

An den Wochenenden wird das neue Angebot in Schildgen schon gut angenommen, erzählt Seliha Safir, erste Stammgäste haben sie auch bereits. Unter der Woche sei noch Potential. Sie hofft, dass das Tuğra in der nächsten Zeit bekannter und auch an den Werktagen besucht wird.

(Mindestens) ein gutes Argument dafür: Das Restaurant hat auch montags geöffnet, wenn die meisten anderen Ruhetag haben.

Um noch mehr Familien anzuziehen, planen die Inhaber eine Spielecke einzurichten. Das wäre ein weiterer guter Grund, mit Kindern hierher zu kommen.

Schon jetzt gibt es eine Kinderkarte, zwar mit den üblichen Verdächtigen Chicken Nuggets, Burger und Hähnchenschnitzel (kleinere, vielleicht weniger gewürzte Portionen der üblichen Speisen täten es auch, allerdings ist das ein generelles Phänomen in Restaurants), immerhin aber alles hausgemacht.

Nette Idee: Die Ausmalbilder auf der Rückseite der Kinderkarte. Es braucht gar nicht viel, damit sich Familien in einem Restaurant wohlfühlen.


Hinweis der Redaktion: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter testen die Cafés und Restaurants anonym. Falls für die Geschichte erforderlich geben sie sich erst nach dem Bezahlen zu erkennen. Die Rechnung zahlen wir selbst.

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ist freie Reporterin des Bürgerportals. Geboren 1984, aufgewachsen in Odenthal und Schildgen. Studium in Tübingen, Volontariat in Heidelberg. Nach einem Jahr als freie Korrespondentin in Rio de Janeiro glücklich zurück in Schildgen.

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  1. Sie haben halal nicht erwähnt, aber die Zertifizierung des Fleisches (siehe Foto auf der Website ) und kein Alkoholausschrank spricht m.E. für sich, siehe auch instagram : tugra international, halal & alkoholfrei.
    Mir fällt schwer zu glauben, dass es hier nur um Familienfreundlichkeit geht.

  2. Wenn ein Gastwirt keinen Alkohol ausschenken möchte, muss er doch kein Halal-Zertifikat haben, spielen da nicht religiöse Hintergründe eine Rolle ?
    Das Zertifikat garantiert, dass die Lebensmittel nach den islamischen Gesetze zubereitet werden und Alkohol ist in allen Formen verboten. Schächten ist in Deutschland grundsätzlich verboten, die Einfuhr von Fleisch der geschächteten Tiere ist allerdings legal.
    Und für eine Familienfreundlichkeit braucht es auch kein Halal Zertifikat, Kinderecke und Ausmalbilder kann man auch so zur Verfügung stellen.

    1. Von einem Halal-Zertifikat ist im Artikel keine Rede, einzig das Rindfleisch ist nach den Regeln des Islams geschlachtet. Die Familienfreundlichkeit wiederum wird ausschließlich mit dem Nicht-Ausschenken von Alkohol in Verbindung gebracht. Und klar, eine Kinderecke und Ausmalbilder alleine wären schon super für Familien. Das ist in Restaurants leider immer noch selten.

  3. In Argentinien wird wegen der hohen Nachfrage nach Fleisch größtenteils eine absolut brutale und in vielen Ländern verbotene, aber halale Schlachtmethode praktiziert. Da bleibt einem das Essen im Hals stecken.
    Hoffentlich bezieht Herr Kayapınar das Fleisch von einem Produzenten, der die Tiere ohne Leid schlachtet und frühstmöglich betäubt.
    https://www.peta.de/themen/koscher-schlachthof/

    1. Damit ist alles gesagt.
      Ich würde ja gerne ein Bier trinken beim Essen aber es gibt ja noch nicht mal alkoholfreies Bier dort. Was soll es, grille ich mein Fleisch vom Biobauern und trinke ein Alkoholfreies dabei:)

      1. Nichts für ungut, aber ich denke, das solch ein Ansatz, seine Gäste alkoholfrei zu bewirten, in einer Gesellschaft, in dem ein Nervengift auf alle erdenklichen Arten Teil des Alltags ist und teils in fragwürdigem Ausmaß beworben wird, eine Würdigung verdient und seine Daseinsberechtigung hat. Als Fleischesser gehe ich ja auch nicht in ein vegetarisches Restaurant. Es ist dann halt nichts für Sie, Schildgen

      2. Herr Maier, ich würde ja ein Alkoholfreies trinken, aber selbst dieses wird nicht angeboten. Ansonsten haben Sie recht, kann und soll jeder für sich entscheiden.

      3. .. das wird wahrscheinlich auch daran liegen, dass “alkoholfreies” Bier noch Restalkohol bis zu 0,5 vol% enthält.

    2. Das ist in der Tat wirklich widerlich. Leider sind jedoch auch die Schlachthöfe hierzulande Orte unermesslichen Tierleids. Da sollten Sie sich nichts vormachen. Berichte, auch Videos dazu, finden Sie reichlich, wenn Sie wollen.

      1. Das ist absolut richtig! Deswegen schränken wir unsere Fleischkonsum sehr ein, wenn wir nicht wissen, woher das Fleisch kommt.
        Ich möchte auch auch nicht belehren, sondern nur darauf aufmerksam machen, dass „halal“ in vielen Fällen nichts Gutes in Bezug auf Tierwohl bedeutet. Aber vielleicht wird in dieser Gaststätte die Tierherkunft nachgewiesen und bestätigt, dass diese grausame Quälerei nicht für das Stück Fleisch angewendet wird, das auf unserem Teller landet.

      2. Zumindest in Deutschland müssen Tiere vor der Schlachtung betäubt werden. Auch wenn es hierzulande ebenfalls Tierleid gibt, ist es mit dem Leid einer unbetäubten Schächtung nicht zu vergleichen. Das hat auch Auswirkungen auf die Fleischqualität, denn den Schlachtstress, den das Tier erleiden musste, kann man schmecken.

        Halal-Fleisch ist definitiv kein Aushängeschild für Qualität und Tierwohl, eher im Gegenteil. Wer es aus religiösen Gründen essen muss, muss das mit sich selbst ausmachen. Ansonsten würde ich Fleisch für das “perfekte Steak” aber eher bei heimischen Bio-Bauern suchen.

      3. Ich bin als Kind/Jugendliche in einer Stadt in Hessen aufgewachsen. Dort gab es einen Schlachthof und nicht weit entfernt davon war einen Spielplatz!!
        Die Schweinchen habe ich dort häufig vor Angst und Stress oder Schmerzen schreien und quieken hören. Vermutlich daher könnte ich bis heute kein Körperteil von Mastschweinen essen, ohne ein schlechtes Gewissen zu kriegen und lasse es somit lieber sein. Aber auch das muss natürlich jeder selber wissen.