Die GGS Gronau muss dringend saniert werden, dafür wird seit langem ein Ausweichquartier gesucht. Foto: Thomas Merkenich

Um den dringenden Bedarf im Stadtteil Gronau zu decken, will die Stadtverwaltung jetzt den Bau einer Grundschule und Turnhalle öffentlich ausschreiben – und geht davon aus, dass sich Investoren melden, die das benötigte Grundstück mitbringen. Das ist zwar nicht die preiswerteste Lösung – aber vielleicht die schnellste. Und könnte zum Vorbild werden.

Seit Jahren will die Stadt Bergisch Gladbach ein neues Schulgebäude bauen, um der GGS Gronau mehr Luft zu verschaffen. Das alte Gebäude an der Mülheimer Straße kann den Bedarf im Stadtteil nicht decken, ist sanierungsbedürftig und leidet unter Sicherheitsmängeln. Pläne, eine neue weitere Grundschule am Rande des Zanders-Geländes, auf dem ehemaligen Tankstellengelände oder auf dem Wachendorff-Areal zu errichten, haben sich inzwischen zerschlagen.

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Aus dem Stillstand auf dem Wachendorff-Gelände ergibt sich jedoch eine neue Chance, die die Stadt jetzt nutzen und womöglich zu einem Projekt mit Vorbildfunktion ausbauen will. Die Wachendorff-Schule sollte ein Unternehmen der Gröner-Gruppe bauen und der Stadt vermieten. Das Verfahren hatte die Stadt bereits im Frühjahr aufgehoben.

Aufgrund dieser Vorgeschichte verfügt die Stadtverwaltung aber über die kompletten Ausschreibungsunterlagen. Damit will sie jetzt an den Markt gehen – und den Bau der dreizügigen Grundschule mit Zweifach-Turnhalle durch einen privaten Investor ausschreiben. Der Vorschlag für ein „Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb“ wird heute im Ausschuss für Schulen und Gebäudewirtschaft (ASG) vorgelegt, mit detaillierten Wirtschaftlichkeitsberechnungen für eine Anmietung für 3, 20 oder 30 Jahre.

Diese Berechnungen belegten, was ohnehin klar sei, erläuterten Schulbaudezernent Thore Eggert und Alexandra Meuthen, Fachbereichsleiterin Hochbau, jetzt bei einem Pressegespräch. Am preiswertesten werde das Projekt, wenn die Stadt selbst plant und baut. Etwas teurer wäre es, wenn die stadteigene Schulbaugesellschaft den Job übernimmt. Und noch teurer, wenn ein privater Projektentwickler einspringt, der bei der Sache ja auch einen Gewinn machen will.

Dennoch sieht er entscheidende Vorteile für das neue Modell. Eggert geht davon aus, dass interessierte Investoren bereit stehen, die Grundschule relativ rasch zu bauen. Ausreichend große Grundstücke (8000 bis 13.000 Quadratmeter) dafür gebe es in Gronau durchaus, das wisse die Stadt aus der eigenen Marktbeobachtung. Würde die Stadt sie selbst aufkaufen, würde das voraussichtlich teurer werden.

Das eigene Tankstellen-Grundstück sei für eine Grundschule zu klein, das deutlich größere Gelände des Betriebshofs an der Ferdinand-Straße will die Stadt zunächst in der Hinterhand behalten.

Zudem haben der Hochbau der Stadt und die Schulbau-Gesellschaft mit den vielen anderen Bauprojekten mehr als genug zu tun, der Einstieg eines Investors würde sie entlasten. Ein solcher Investor würde das Gebäude an die Stadt vermieten, angesichts tendenziell sinkender Schülerzahlen aber auch schon die Nachnutzung einkalkulieren. Damit, so Eggert, habe er ein natürliches Interesse, das Gebäude in Schuss zu halten.

Wachendorff wieder im Spiel?

Welche Grundstücke für den Schulbau in Frage kommen, sagt Eggert nicht. Nur soviel, dass auch Wachendorff mit der Ausschreibung wieder ins Spiel kommen können. Es sei ja durchaus möglich, dass ein neuer Investor einen Teil des Geländes aus der Gröner-Gruppe herauskauft und – unabhängig von der Entwicklung des ganzen Areals – eine Grundschule baut.

Auch andere Grundstücke, die bislang für eine private Wohnbebauung vorgesehen waren, könnten in Frage kommen; baurechtlich sei das in der Regel unproblematisch, sagt Meuthen.

Warum nicht alle Schulen privat bauen lassen?

Angesichts der Vorteile werde er bereits schon gefragt, warum die Stadt nicht alle Schulen von privaten Investoren bauen will, berichtet Eggert. So weit will er, vor allem wegen der hohen Kosten, aber nicht gehen. Doch wenn sich das Modell in Gronau (wie bereits in vielen anderen Städten) bewähre, könne es auch in Bergisch Gladbach in einem vernünftigen Verhältnis zu den eigenen Projekten der Stadt in weiteren Fällen genutzt werden.

Zum Beispiel für die Rotationsschulen, von denen die Stadt ingesamt drei bauen will, um dort nach und nach die Schulen unterzubringen, deren Gebäude grundsaniert oder neu gebaut werden müssen. Auch das, so Eggert, sei für Investoren ein interessantes Geschäft, weil sie die Nachnutzung gleich mit rechnen können.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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  1. Wozu hat die Stadt eine Schulbau-Gesellschaft gegründet – wenn nicht um Schulen zu bauen?
    Natürlich wird es deutlich teurer, wenn ein privater Investor Rendite machen will. Und nicht nur das: Das Investorenmodell führt dazu, dass Schulen über ihre Gebäude nicht mehr selbst verfügen. Nachmittags-AGen oder Abendveranstaltungen werden dadurch deutlich komplizierter und teurer, da Verträge i.d.R. nur die normale Unterrichts-Nutzung umfassen. Auch kleinere Veränderungen am Gebäude sind nicht oder nur mit mühsamen Absprachen möglich – was z.B. dazu führen kann, dass nichts an die Wände gehängt werden darf.

    Es war mal geplant, dass die Grundschule auf das Gelände des Betriebshofs umzieht. Das scheint mir weiterhin der ideale Standort: Etwas abseits der Hauptverkehrsachsen, und ziemlich zentral im Stadtteil (im Gegensatz etwa zum Wachendorff-Gelände). Was spricht also dagegen? Wenn die Grundschule nur die Hälfte der Fläche benötigt und die andere Hälfte für Wohnbebauung, Kita … zur Verfügung steht: umso besser.

    Auch die weiteren Argumente pro-Investor scheinen mir an den Haaren herbeigezogen. Kann die Schulbau-Gesellschaft etwa keine (teilweise) Nachnutzung einplanen, wenn die Schule mglw. mittelfristig verkleinert wird? Kann sie sich nicht am Markt umschauen, ob es weitere geeignete Grundstücke gibt? Auch dass ein Investor ein “natürliches Interesse [habe], das Gebäude in Schuss zu halten”, klingt angesichts der Erfahrungen mit privatisierter Infrastruktur nur mäßig überzeugend.

    Ich hoffe sehr, dass Stadtrat bzw. Ausschuss sich nicht von falschen Versprechungen blenden lassen. Die Interessen der Schüler:innen (und der Stadtfinanzen) sind wichtiger als die Renditewünsche potentieller “Investoren” – selbst wenn Letztere möglicherweise ein wenig schneller bauen könnten!