Ein Jahrhundert im Zeichen des Gesangs: 100 Jahre MGV Rommerscheid 

Am 7. Juni 1925 gründeten musikbegeisterte Männer im kleinen Ort Rommerscheid einen Verein, der bis heute Bestand hat: den Männer-Gesang-Verein Rommerscheid e.V.. In einer Zeit, die vom 1. Weltkrieg und schwierigen Nachkriegsjahren geprägt war, suchten die Menschen Gemeinschaft, Zusammenhalt und Freude. Alles das fanden sie im gemeinsamen Singen, bis heute. Zum Jubiläum gibt es am Samstag ein großes Konzert.

Wir veröffentlichen einen Beitrag des MGV Rommerscheid

Bereits das erste Protokollbuch vom Gründungstag ist bis heute erhalten und zeugt von preußischer Gründlichkeit und dem Idealismus der Gründungsväter des MGV Rommerscheid. Unter ihnen befanden sich Stephan Nußbaum, Willi Hebborn, Heinrich Servos und Heinrich Volbach.

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Erster Dirigent wurde Erwin Förster. Schon bald folgten erste Auftritte und 1928 ein großer Höhepunkt: die feierliche Fahnenweihe unter dem Motto „Treu im Lied und deutsch im Gemüt“, ein Leitspruch, der den Verein über Jahrzehnte begleitete. 

In den folgenden Jahren prägte der MGV das kulturelle Leben des Dorfes – nicht nur mit Gesang, sondern auch durch eine eigene Theaterabteilung. Nach der Unterbrechung während des Zweiten Weltkriegs wurde der Chor 1950 neu belebt und erlebte in den 1950er und 60er Jahren unter Protektor Walter Risch und Vorsitzendem Adolf Bützler eine neue Blütezeit. 

Vom Jubiläum in eine ernste Krise

Zum 50-jährigen Jubiläum 1975 setzte der Verein mit der Gründung eines Kinder- und Jugendchores ein wichtiges Zeichen für die Nachwuchsarbeit. Viele dieser jungen Sänger sind dem Verein bis heute verbunden. Im selben Jahr erfolgte die Eintragung als e.V., und der MGV wurde Gründungsmitglied des Stadtverbandes Musikausübender Vereine. Unter Chorleiter Andreas Meisner rückte der Chor zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. 

Doch auch der MGV blieb von den gesellschaftlichen Veränderungen der 1980er Jahre nicht verschont. Nachwuchsmangel und neue Freizeitgewohnheiten führten zu einer ernsten Krise. Mit nur 13 aktiven Sängern kämpfte der Verein ums Überleben – angeführt vom damaligen Vorsitzenden Karl-Hubert Hagen, der das Motto prägte: „Klein, aber fein.“ Trotz schwieriger Jahre blieben die fördernden Mitglieder dem Chor treu und bildeten eine starke Stütze. 

Mit dem Dirigenten Konrad Jung, der 1990 die musikalische Leitung übernahm, begann der Wiederaufstieg. Nach Jahren der Stille meldete sich der MGV 1994 „mit einem Paukenschlag“ zurück. Neue Konzertformate, gepflegtes Brauchtum und musikalische Qualität führten den Chor zu alter Stärke. Besonders die traditionellen Pfingstsänger, das Brunnenfest und die Weihnachtskonzerte wurden feste Bestandteile des kulturellen Lebens in Rommerscheid. 

Große Konzerte mit bekannten Künstlern

Ein Generationswechsel im Jahr 1998 brachte frischen Wind: Viele ehemalige Knabensänger übernahmen Verantwortung im Vorstand. Das Selbstverständnis des Chores wandelte sich hin zu einem offenen, modernen Männerchor, der Musik aus Freude und Gemeinschaft pflegt.

Ab dem Jahr 2000 folgten große Konzerte – unter anderem im Bergischen Löwen – sowie Kooperationen mit bekannten Künstlern wie den Wise Guys, Basta, Willibert Pauels und Ferdinand Linzenich. Geistliche Werke wie die Böhmische Hirtenmesse oder das Lied von der Glocke ergänzten das Repertoire. 

Auch das gesellschaftliche Engagement blieb stark: Der MGV war bei Dorffesten, Benefizveranstaltungen und Open-Air-Konzerten präsent. Selbst außergewöhnliche Orte wie die ehemalige Papierfabrik Zanders wurden zur Bühne. 

Die Corona-Pandemie brachte 2020 das Vereinsleben zum Stillstand. Chorproben waren über Monate unmöglich, Auftritte abgesagt. Erst Ende 2022 konnte der MGV mit einem Adventskonzert auf dem Irlenfelder Hof wieder auftreten. Im Jahr darauf wurde der Chor mit der St.-Engelbert-Plakette für seine kulturellen Verdienste um Rommerscheid ausgezeichnet – ein Zeichen großer Wertschätzung durch die Dorfgemeinschaft. 

Zurück zur alten Stärke

Heute zählt der MGV-Rommerscheid rund 33 aktive Sänger und ist damit wieder so stark besetzt wie in den 1950er Jahren. Nach 27 Jahren unter Konrad Jung steht nun Sebastian Jung, sein Sohn und ehemaliger Sänger des Chores, an der Spitze des Dirigentenpults. Er führt die musikalische Tradition seines Vaters mit Leidenschaft fort und öffnet sie zugleich für moderne Chorliteratur. 

Zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2025 blickt der Männer-Gesang-Verein Rommerscheid e.V. stolz und dankbar auf ein Jahrhundert Musik, Gemeinschaft und Engagement zurück. In der Chronik heißt es zum Abschluss: 

„Das habt ihr gut gemacht! Möge das 100. Vereinsjahr Ansporn sein, weiterhin im Dienst des Männerchorgesanges erfolgreich zu arbeiten und viele junge Menschen für die Musik zu begeistern.“ 

Ein Satz, der zeigt: Der MGV-Rommerscheid blickt nicht nur zurück – sondern mit Zuversicht in die Zukunft.