Hauptschulen haben nicht das beste Image in der Öffentlichkeit, die Anmeldezahlen sind seit Jahren rückläufig. Völlig zu unrecht, argumentiert Sabine Hantel, Schulleiterin der letzten verbliebenen Hauptschule in Bergisch Gladbach. Sie kämpft gegen Vorurteile von Eltern und für ein besseres Selbstbild ihrer Schülerschaft.
Der Weg zur Hauptschule startet an verschiedenen Punkten. Es gibt die Kinder, die von der Grundschule direkt in der 5. Klasse kommen. Das sind in der Regel diejenigen, die als Viertklässler eine entsprechende Empfehlung für diese Schulform erhalten haben. Deutlich größer ist jedoch die Anzahl der Kinder, die erst in einer höheren Klasse auf die Hauptschule wechseln.
Einige dieser Nachzügler:innen sind neu zugezogen, andere haben einen Flucht- oder Migrationshintergrund. Doch die meisten von ihnen haben zuvor eine andere Schulform besucht. Am häufigsten kommt der Wechsel von der Realschule vor, Bericht Sabine Hantel.
Sie ist Schulleiterin der Gemeinschaftshauptschule (GHS) Im Kleefeld – der einzigen im Stadtgebiet verbliebenen Hauptschule. „Es gibt aber auch frühere Gesamt- und Förderschüler:innen und in seltenen Fällen auch ehemalige Gymnasiasten.“

Mit Hauptschul-Empfehlung zur Realschule
Zunächst melden viele Eltern ihre Kinder trotz Hauptschul-Empfehlung an einer Realschule oder sogar an einem Gymnasium an. Später wechseln diese Kinder häufig an die Hauptschule, ist Hantels Erfahrung.
Das führt zu der absurden Situation, dass die Gemeinschaftshauptschule im Kleefeld auch in diesem Schuljahr in der 5. Klasse einzügig gestartet ist, ab der 7. Klasse aber zweizügig und ab der 8. Klasse sogar dreizügig besetzt ist.
Genug Schul-Plätze für alle Gladbacher Kinder
Nach der Bekanntgabe der ersten Zahlen zu den Anmeldungen für die weiterführenden Schulen waren einige Fragen offen geblieben. Wir haben mit dem Leiter des AMG gesprochen und bei der Stadt nachgefragt. Dabei zeigt sich: Die Lage an den Schulen ist eigentlich ganz entspannt – mit einer Ausnahme.
Die Anmeldezahlen gingen in den vergangenen Jahren stetig zurück, zuletzt erholten sie sich etwas. Hauptschulen haben in der Öffentlichkeit oft keinen guten Ruf, das weiß auch Hantel. Umso wichtiger sei es ihr und ihren Kolleg:innen den Schüler:innen zu vermitteln: „Du bist zwar auf der Hauptschule, aber hier kannst du alles erreichen.“
Vom Hauptschulabschluss nach Klasse 9 bis hin zur Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe sei alles möglich. „Irgendwann zählt nicht mehr, wie jemand seinen Weg geschafft hat, sondern dass er oder sie es geschafft hat,“ sagt die Schulleiterin.
Bei uns haben Ihre Kinder alle Möglichkeiten.Sabine Hantel, Schulleiterin
Das versucht Hantel den Eltern schon bei den Informationsveranstaltungen der Stadt zur Wahl der weiterführenden Schule mit auf den Weg zu geben. „Bei uns haben Ihre Kinder alle Möglichkeiten. Manche unserer ehemaligen Schüler:innen sind heute Handwerksmeister, und manchmal kommt es sogar vor, dass jemand noch sein Abitur macht.“
In der Öffentlichkeit wird das Hantel zufolge nicht wahrgenommen. Stattdessen hielten sich Aussagen wie „Mit einem Hauptschulabschluss kommt du nicht weiter“ in vielen Köpfen hartnäckig. „Dabei ist das Quatsch.“ Doch solche Äußerungen hätten auch ihre Wirkung im Selbstbild der Hauptschüler:innen.

Der Elternwille zählt bei der Schulwahl
In Nordrhein-Westfalen zählt der Elternwille bei der Wahl der weiterführenden Schule. „Leider melden Eltern ihr Kind mit Hauptschulempfehlung zu oft erst einmal an einer anderen Schulform an, in der Hoffnung, dass es das vielleicht doch schafft“, bedauert Hantel. In den meisten Fällen klappt es aber nicht, ist nicht nur Hantels Erfahrung, sondern auch die anderer Bergisch Gladbacher Schulleitungen.
Die Folge: Spätestens nach der sogenannten Erprobungsstufe, also nach der sechsten Klasse, müssen diese Kinder die Schulform wechseln. Denn dann entscheidet darüber die Schule – und nicht mehr Eltern. Die betroffenen Kinder erleben einen solchen Wechsel häufig als Scheitern, als Abstieg, als Versagen.
Mit dieser Erfahrung tun Eltern ihrem Kind keinen Gefallen: „Sie sollten die Empfehlungen der Grundschulen ernstnehmen“, sagt Hantel. Der umgekehrte Weg sei der bessere für das Selbstwertgefühl. „Wenn wir merken, dass ein Kind mit Hauptschul-Empfehlung besonders gute Leistungen zeigt, unterstützen wir es bei einem möglichen Wechsel etwa auf die Realschule.“
Die Hauptschule kooperiert in solchen Fällen eng mit der Realschule, die im selben Schulzentrum untergebracht ist. Kinder, die einmal auf der Hauptschule angemeldet werden, bleiben dort nicht immer bis zum Abschluss. Der Wechsel ist in beide Richtungen möglich.
Wenn Eltern ihr Kind an der benachbarten Realschule Im Kleefeld anmelden möchten, obwohl dieses eine Hauptschul-Empfehlung hat, sucht Sabine Hantel das Gespräch mit ihnen. „Ich zeige ihnen die Möglichkeiten unserer Schule auf.“ Nicht immer gelingt es, die Eltern zu überzeugen. „In so einem Fall sehe ich ihr Kind meist in der 7. Klasse wieder.“



Kleine Klassen, enge Begleitung
Nach dem Wechsel der Schulform spüre Hantel bei betroffenen Schüler:innen auch eine Erleichterung. „Sie können aufatmen, weil sie nicht mehr unter solchem Druck stehen.“ Auch die kleineren Klassen und die engere Begleitung im Vergleich zu ihrer früheren Schule bedeute Vorteile.
Bei den Infoveranstaltungen für Eltern zur Schulwahl, auf denen sämtliche Schulformen vorgestellt werden, macht Hantel stets dieselbe Erfahrung: Nachdem sie die Hauptschule, ihr Profil und ihre Besonderheiten vorgestellt habe, melde sich bei der anschließenden Fragerunde im Plenum niemand. Bei den übrigen Schulformen sei das anders. „Erst im Nachgang kommen Eltern zu mir zu einem Einzelgespräch.“ Zu groß sei offenbar die Scham.
Die Gemeinschaftshauptschule Im Kleefeld
250 Schüler:innen besuchen aktuell die Gemeinschaftshauptschule Im Kleefeld im Stadtteil Hebborn. Als inklusive Schule nimmt die GHS auch Kinder mit Förderbedarf auf.
Das Kollegium
Die 27 Lehrkräfte, darunter mehrere Sonderpädagog:innen, werden von 3 Schulsozialarbeiter:innen und sogenannten Fachkräften für multiprofessionelle Teams im Gemeinsamen Lernen unterstützt – und von einem Schulhund.
Übermittagsbetreuung
Für Kinder der 5. und 6. Klasse gibt es ein Übermittagsangebot mit Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und AGs. Weitere Infos gibt es hier.
Startchancenprogramm
Die GHS Im Kleefeld nimmt seit dem Schuljahr 2024/25 offiziell am Startchancenprogramm teil. Dabei handelt es sich um ein Förderprogramm des Bundes, das soziale besonders geforderte Schulen unterstützt.
Das Programm soll die Bildungs- und Chancengerechtigkeit erhöhen. Im Fokus stehen die Basiskompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen sowie soziale und emotionale Kompetenzen.
Die teilnehmenden Schulen können das Fördergeld für Schulsozialarbeit, Schul- und Unterrichtsentwicklung und für eine gute Lernumgebung ausgeben.
Weitere Informationen zum Startchancenprogramm finden sich hier.
Sabine Hantel ärgert sich über das schlechte Image der Hauptschule als Schulform. Dabei biete diese viele Vorteile: kleine Klassen, praxisnaher Unterricht, Klassenlehrer-Prinzip. Das bedeutet, dass dieselbe Klassenleitung die Schüler:innen idealerweise von der 5. bis zur 10. Jahrgangsstufe begleitet und regelmäßig unterrichtet.
Fächer wie Wirtschaft, Hauswirtschaft und Technik nehmen im Stundenplan eine wichtige Rolle ein. Neben einer allgemeinen Grundbildung steht Hantel zufolge die individuelle Förderung im Vordergrund: „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, den Jugendlichen ihre Potenziale deutlich zu machen. Wir unterstützen sie dabei herauszufinden, welche Stärken, Talente und Kompetenzen sie haben.“

Berufsorientierung und Praktika
Immer verbunden mit der Frage, welche Berufsfelder damit möglich sind. Schon ab der 7. Klasse geht der Blick Richtung Berufsorientierung. Angefangen mit einem eintägigen „Familienpraktikum“ in einem Betrieb, in dem ein Elternteil oder eine verwandte Person arbeiten, bis hin zu Betriebs- und Langzeitpraktika.
Hantel und ihre Kolleg:innen stellen fest, dass die Jugendlichen heute immer später wissen, was sie beruflich einmal machen möchten. „Wenn ich ihnen erzähle, dass ich schon in der 1. Klasse wusste, dass ich mal Lehrerin werden möchte, können sie das kaum glauben“, berichtet die 64-Jährige. „Sie waren immer Lehrerin? Und haben nie etwas Anderes gemacht?“, werde sie etwa gefragt.
Auch das macht für Hantel einen besonderen Wert der Hauptschule aus: „Wir nehmen uns die Zeit und den Raum, mit unseren Schülern auch über solche Dinge zu sprechen.“
Sie leitet die GHS Kleefeld seit fünf Jahren, zuvor war sie an Hauptschulen in Köln tätig. Ursprünglich stammt Hantel aus Brandenburg, war dort Lehrerin für Mathe und Englisch für die Sekundarstufe 1. „Die Hauptschule als Schulform habe ich erst kennengelernt, als ich 2003 nach Köln gekommen bin.“
Bekenntnis zur Hauptschule
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sind auch in NRW immer mehr Hauptschulen geschlossen oder in andere Schulformen umgewandelt worden. Hantel hat in Köln zwei Hauptschulschließungen mit abgewickelt. „Keine schöne Erfahrung“, findet sie. Von der Schulform ist sie weiterhin überzeugt und kämpft für mehr Wertschätzung und ein besseres Image in der Öffentlichkeit.
Der Tag der offenen Tür findet am Samstag, 17. Januar 2026, von 9 bis 13 Uhr statt. Kinder und Eltern bekommen einen Einblick in das Schulleben, den Unterricht und alle Angebote und können mit Schüler:innen und Lehrkräften ins Gespräch kommen. Alle weiteren Informationen finden sich auf der Internetseite der Schule.
Die Schulleiterin freut sich daher umso mehr darauf, im neuen Halbjahr den neuen Erweiterungsbau beziehen zu können. Schon beim Richtfest hatte der damalige Bürgermeister Frank Stein betont, der Neubau sei ein klares Bekenntnis der Stadt für die Hauptschule.
Offiziell eröffnet wird das neue Gebäude am 17. Januar, wenn der Tag der offenen Tür stattfindet und sich die Schulgemeinschaft der Öffentlichkeit präsentiert. Sabine Hantel hofft, viele Eltern und Kinder von ihrer Schule überzeugen zu können.





Guten Morgen zusammen, ich war selbst von 1991 bis 1997 auf der Hauptschule Im Kleefeld und ich bin heute ein Befürworter des mehrgliedrigen Schulsystems sowie die Zuweisung von Schülerinnen und Schülern in die jeweiligen Schularten. Warum?
Meine Eltern hatten alle ihre Kinder an die Grundschule Heidkamp gebracht, obwohl die nächst gelegene Grundschule die Grundschule An der Strunde gewesen ist. Meine Mutter war aber der Ansicht, dass das damalige pädagogische Konzept für ihre Kinder, also für meine Geschwister und meine Person, nichts gewesen ist – und damals war der Schulleiter ein gewisser Herr P., der wie meine Mutter aus Schlesien kam.
Der Unterricht an der Grundschule war diszipliniert, aber auch lustig. Wir haben damals so viel gelernt und auch über den Tellerrand wurde geschaut – sogar ab und an wurden wir geworfen.
Einmal im Monat gab es eine Wanderung und die Eltern haben an einem Grillplatz eine Party vorbereitet und in der vierten Klasse teilte man uns damals ein: Mein Bruder (Jahrgang 1970) bekam die Empfehlung für das Gymnasium, meine Schwester (Jahrgang 1975) bekam die Empfehlung für die Realschule und ich (Jahrgang 1980) hatte zwar die Noten für das Gymnasium, bekam aber eine Empfehlung für die Hauptschule, weil ich zum einen naturwissenschaftlich interessiert und zum anderen bzgl. Regeln noch nicht so den Sinn in diesen sah. Herr P. beriet meine Mutter dahingehend, dass ich auf die Hauptschule Im Kleefeld ging.
Ich hatte dort hervorragende Lehrerinnen und Lehrer, die uns pädagogisch, aber auch fachlich förderten. Ich erinnere mich gerne an Herrn Sch., Frau, H., Herrn R., Herrn I. und vor allem Frau L., Frau W. und Herr K. – alles tolle Pädagogen und vor allem förderten und fordern sie uns.
Und heute bin ich Studienrat für die Fächer Geschichte, Geographie und Chemie und unterrichte nun seit 16 Jahren; mein Referendariat vollzog ich an einem Bergisch Gladbacher Gymnasium, unterrichtete aber an Gesamtschulen und bin der Überzeugung, dass das Leistungsprinzip, was ich von der Hauptschule her kenne, für uns im Bildungswesen wichtig ist.
Auch bin ich der Auffassung, dass der Elternwille kontraproduktiv ist; denn die Lehrerinnen und Lehrer sehen die Kinder im Schulumfeld und die Eltern eben nicht, weswegen ihre Beurteilung bzw. Schulformwunsch für mich immer kritisch zu sehen ist.
Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote: Ich bin stolz auf meine Bildungsbiographie. Meine Schülerinnen und Schüler wissen, dass ich ehemaliger Hauptschüler bin, und wenn ich Herrn P. aus der Grundschulzeit ab und an in der Stadt treffe, sagt er zu mir stets “Willy, ich habe bei Dir damals wohl ein Fehler gemacht.” Worauf ich erwidere “Nein, es war kein Fehler, dass ich auf die Hauptschule gesetzt wurde. Ich bin stolz, dass ich auf der Hauptschule Im Kleefeld gewesen bin und es hat mir geholfen heute der Pädagoge zu sein, der ich bin, weil ich so viele Vorbilder von dort habe.”
Liebe Grüße
Ihr Willy F. Bartz
Allein dem Elternwillen zu folgen ist eine Kapitulation der Vernunft vor dem sozialen Druck. Eltern sind in Bezug auf ihre Kinder so ziemlich die parteiischsten Menschen, die man sich denken kann. Das ist natürlich einerseits gut so, andererseits disqualifiziert sie das für eine Entscheidung wie die Wahl der Schulform.
Übrigens gäbe es da schon eine Möglichkeit, sowohl unrealistische Vorstellungen von Eltern als auch punktuelle Fehleinschätzungen einzelner Lehrkräfte abzufangen: Weiterführende Schulen sollten Aufnahmeprüfungen einführen dürfen.
Und, wie schon einmal gesagt: Ein mehrgliedriges Schulsystem muss durchlässig sein und darf keine Sackgassen bilden.
Zu meiner Zeit war es das, jedenfalls habe ich es immer so wahrgenommen. Meine Mutter bekam wegen meiner Leistung mehrfach Gespräche, ob ich nicht von Hauptschule auf die Realschule oder das Gymnasium wechseln möchte, aber ich wollte bei meinen Freunden bleiben.
Bzgl. Aufnahmeprüfungen für die weiterführenden Schulen finde ich auch seit geraumer Zeit eine interessante Idee, aber dies müsste dann auch für die gymnasiale Oberstufe gelten – ich spreche nicht von den drei zentralen Abschlussprüfungen im 10. Jahrgang – und für den Besuch von Universitäten.
Man hat den Deutschen nach dem 2. Weltkrieg empfohlen, das dreigliedige Schulsystem abzuschaffen, da es den Rechtsextremismus fördert. Man sieht in anderen Ländern, es geht. Also fott damit!!!
Also, wenn das das einzige oder schlagende Argument gegen das dreigliedrige Schulsystem sein soll, dann kann alles bleiben, wie es ist – die Annahme ist nämlich offensichtlich Blödsinn.
„Man sieht in anderen Ländern, es geht. Also fott damit!!!“ – Und wieder andere Länder kommen ebenfalls mit einem differenzierten Schulsystem zurecht. Also her damit? Der Umstand, dass viele Wege nach Rom führen, taugt nicht als Argument dafür, sich auf einen zu beschränken.
Wer hat denn das empfohlen, denn dies würde mich mal interessieren. Was die Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg richtig gemacht haben, war, dass die Schulen den Ländern unterstellt werden, aber was sie nicht gut gemacht haben, war, dass die Kommunen für die Finanzierung der Gebäude zuständig sein sollen – für angloamerikanische Schulen typisch, denn Gebäude und Lehrer sind dort den Kommunen unterstellt. Aber die Alliierten sahen für Deutschland den besten Aspekt, wenn die Lehrerinnen und Lehrer den Bundesland unterstellt sind; im Vergleich zur damaligen DDR, in denen die Lehrerinnen und Lehrer zentral unterstellt waren.
Auch die Aussage, dass das mehrgliedrige Schulsystem den Rechtsextremismus fördere, ist sowas aus der Luft gegriffen. Der Gymnasiallehrerverband der Weimarer Republik schloss Lehrerinnen und Lehrer aus, die der NSDAP beitraten. Der NSLB und vor allem Max Traeger sorgten dafür, dass Kinder jüdischen Glaubens aus den öffentlichen Schulen gedrängt wurden und nach dem Zweiten Weltkrieg war dann Gründungsmitglied der GEW, die heute noch im Besitz von arisierten Gebäuden sind. Hierzu gibt es in der Tat wissenschaftliche Abhandlungen.
@Willy F. Bartz “Wer hat denn das empfohlen, denn dies würde mich mal interessieren”
Herr Scholz hat schon recht, wie man hier nachlesen kann.
Die sowjetische Besatzungsmacht hat bereits 1946 das Schulsystem radikal umgebaut, weil sie dieses als “Keimzellen” imperialistischer und militaristischer Haltungen gesehen und gar für die faschistischen und rassistischen Zivilisationsbrüche des Nationalsozialismus mitverantwortlich gemacht” haben.
Daher blieben, in der Regel, in der SBZ/DDR “die Klassenverbände von der ersten bis zur zehnten Klasse zusammen. In der POS lernten alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam; die Klassen wurden in der Regel nicht nach Leistung und Begabung getrennt. Ziel der POS war es, alle Schülerinnen und Schüler zu einem qualifizierten Schulabschluss zu führen”
https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/230383/von-der-krippe-bis-zur-hochschule-das-bildungssystem-der-ddr/
Auch eine durch die Westalliierten eingesetzte pädagogische Expertenkommission empfahl –>”Als unerlässliche Voraussetzung der gesellschaftlichen Demokratisierung”… “eine möglichst lange gemeinsame Beschulung aller Kinder” … “also die Abschaffung des in getrennte Bildungsgänge gegliederten Schulsystems”
Die Westalliierten konnten ihre Re-education-Politik auf autoritäre Weise jedoch nicht durchzusetzen wegen mangelnder Kooperation der konservativen Kräfte in West-Deutschland.
https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/229702/schulgeschichte-nach-1945-von-der-nachkriegszeit-bis-zur-gegenwart/
Dass die Sowjetunion damals in ihren besetzten Gebieten angestellt haben, ist eine historische Debatte, die je nach Zugehörigkeit der einzelnen Personen positiv bzw. negativ beurteilt wird.
Ich selbst war ein Jahr an einer kooperativen Gesamtschule in Mecklenburg-Vorpommern tätig und wenn ich mich an die Aufgaben in den Zentralen Abschlussprüfungen und vor allem im Abiturverfahren erinnere, war ich eher entsetzt, was dort abverlangt wurde.
Wenn ich mich recht erinnere, waren damals auch die SPD für ein mehrgliedriges Schulsystem und schon in der Weimarer Republik gab es unter Zentrum, DDP, DVP und SPD einen Streit, wie die Schulen organisiert werden sollten, wobei alle für ein mehrgliedriges System waren – damals ging es um Konfessionen.
Dennoch bin ich anderen Meinung, dass das mehrgliedrige Schulsystem eine Keimzelle gewesen ist. Allein schon die etymologische Bedeutung der Schulnamen zeigt etwas ganz anderes auf. Das Wort Realschule kommt von Realien bzw. in manchen Gegenden von “real”, was die nichts anderes als “die Beschäftigung mit praktischen Gegebenheiten” bedeutet.
Die Volks- und späteren Hauptschulen sollten dafür Sorgen, dass alle Bildung erhalten und wenn ich bedenke, dass Unterrichtsinhalte, die ich als Hauptschüler in der 6. und 7. Klasse bereits beigebracht kam, heute erst in der 9. Klasse auf einer Gesamtschule unterrichten kann, zeigt es mir immer wieder, dass gemeinsames längeren Lernen ohne das Wiederholen von Klassenstufen bis zum 9. Jahrgang kontraproduktiv sind – Schülerinnen und Schüler werden mit mehreren mangelhaften Leistungen bis in das 9. Schuljahr mitgenommen, so dass deren Null-Bock-Mentalität gefördert wird, während auf Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien das Wiederholen eines Jahrganges praktiziert wird.
Zudem kommt es immer auf die Lehrerinnen und Lehrer an, weswegen dieser alte Vorwurf heute einfach nicht mehr angesetzt werden kann.
Sie hatten gefragt, ““Wer hat denn das empfohlen, denn dies würde mich mal interessieren”. Lediglich darauf hatte ich geantwortet.
Keinesfalls kann ich das werten, da ich natürlich nicht weis, ob gemeinsames längeres Lernen “kontraproduktiv” ist und hier lediglich eine “Null-Bock-Mentalität gefördert wird.” Aber da gehen die Ansichten von guten Lehrern/Pädagogen vermutlich weit auseinander.
Man sollte vielleicht noch einmal eine Expertenkommission zusammentrommeln, denn so wie das Schulsystem ist (Pisa) scheint es ja schon länger nicht gut zu laufen.
„Herr Scholz hat schon recht, wie man hier nachlesen kann.“ – Er hat vielleicht recht damit, dass es aus irgendeiner Ecke empfohlen wurde, aber seine Schlussfolgerung daraus ist trotzdem unbegründet. Was die Sowjetunion für gut und richtig befunden hat, ist aus guten Gründen auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet.
Vorab meine größte Hochachtung für die hervorragende Arbeit der Hauptschullehrer*innen! Fachlich und menschlich ist das ein hoher Dienst für unsere Gesellschaft.
Kinder mit 9 oder 10 Jahren zu selektieren und ihnen Lebenschancen einzuschränken oder gar zu nehmen, obwohl wissenschaftlich erwiesen ist, dass sie ohne weiteres 3 Jahre Entwicklungsunterschiede haben, ist ein Verstoß gegen die Kinder- und Menschenrechte. Bedingungslose Teilhabe für jedes Kind geht so nicht.
Die verschiedenen Schulformen erzwingen eben, dass im Sinne einer Gleichmacherei Schüler*innen in ein angeblich gerechtes Alters- und Begabungskorsett gesteckt werden, das ihnen nicht gerecht werden kann und sehr vielen nachhaltig schadet. Stattdessen muss es eine Schule geben, die jedem Kind so gerecht wird, wie es ist. Nicht das Kind muss zur Schule passen, sondern die Schule zum Kind. Nicht Fremdbestimmung mit diskriminierender Auswahl, sondern Selbstbestimmung ohne angstfördernde und leistungshemmende Methoden wie Ziffernnoten, Klassenarbeiten und Versetzungen.
Eine Schule, die für alle Kinder da ist, ist ein gemochter Lebens- und Lernort, der für alle, auch die Eltern und Lehrer*innen, ein positiver Lebensmittelpunkt ist. Potenzialentwicklung ist nur so wirklich möglich. Bildung für Demokratie und Vielfalt wird so erlebt und realisiert.
Die PRIMUS-Schulen in NRW sind solche Schulen von Klasse 1 bis 10. Wissenschaftler haben das in über zehnjähriger Arbeit nachgewiesen. Im Internet kann jeder nachlesen, wie es geht. Bei in-gl könnte man darüber schreiben. Aufklärung ist dringend nötig. Dann kann es bald auch in Bergisch Gladbach solche Schulen geben. Die Diskussion ist eröffnet!
Mit der Zuteilung wird niemanden eine Lebenschance genommen; es ist keine Diskriminierung, es ist keine Selektierung, es ist die Einschätzung, die durch das Schulumfeld entsteht.
An Gesamtschulen führen wir bis zum 9. Schuljahr die Kinder, weil sie stets versetzt werden. Leistung ist ein Bestandteil unserer Gesellschaft, aller Gesellschaften. Schauen wir nach Japan, China und Korea, so sehen wir deutlich, dass Leistungsprinzip und Struktur die Kreativität nicht mindert, sondern fördert.
Wir teilen an Gesamtschule Schülerinnen und Schüler ab dem 7. Jahrgang Kinder in E- und G-Kurse ein, wobei man mit einer 3- bereits in den E-Kurs kommt. Zu meiner Zeit kam erst mit einer 2 in den E-Kurs und vom G- auf den E-Kurs kam erst, wenn man drei Klassenarbeiten in Folgen 2 und besser schrieb – wir haben sogar noch vier Arbeiten pro Halbjahr in den Hauptfächern geschrieben.
Man braucht eben gewisse Strukturen und ohne Strukturen kann man nicht seine Träume erreichen.
Mein Sohn war in den 90 Jahren auf der Hauptschule im Kleefeld und wir waren Beide froh anstatt IGP die Hauptschule gewählt zu haben Mein Sohn hat seinen Weg auch mit Realschulabschluss auf dem Kleefeld gemacht.Manchmal ist es besser für Kinder diesen Weg zu gehen,bei meinem Sohn war es genau der Richtige.
Hallo Barbara Daugsch, das kann ich nur bestätigen. Für manches Kind ist die Hauptschule genau die richtige Wahl. Dort wird noch sehr praxisnah unterrichtet und Kinder mit Lernschwierigkeiten (Dyskalkulie und/oder Legasthenie) werden anders geschult als an Gesamtschulen. Zudem sind die Lehrkräfte an Hauptschulen anders ausgebildet, das Studium ist anders ausgerichtet.
Mein Neffe ging auch an eine Hauptschule, wäre in einer anderen Schule total untergegangen. Nach Abschluß der Schule hat er eine Ausbildung im Handwerk gemacht und bereits im dritten Gesellenjahr wollte ihm der Arbeitgeber eine Führungsfunktion übertragen (die hat mein Neffe jedoch abgelehnt, da er erstmal noch Berufserfahrung sammeln wollte). Nach nun etwa 12 Jahren im Beruf und Anfang 30 ist er weiter als manch einer mit Studium.
Anonyme rufschädigende Kommentare lassen wir hier nicht zu. Wenn Sie Hinweise auf Fehlverhalten haben können Sie sich (auch vertraulich) per Mail an die redaktion@in-gl.de wenden.
Ich habe in den 90er-Jahren selbst eine Hauptschule besucht und sie nach Klasse 10 mit dem Realschulabschluss verlassen. Die Klischees und Vorurteile gegenüber der Hauptschule gab es damals schon – und leider halten sie sich bis heute. Trotzdem bin ich nach der Schulzeit meinen beruflichen Weg gegangen, und er hat mich gut getragen.
Seit mehr als 18 Jahren besuche ich immer wieder Hauptschulklassen und gebe Schülerinnen und Schülern Tipps zur Berufswahl und zum Bewerbungsverfahren. Dabei sehe ich jedes Mal bestätigt, was ich schon aus meiner eigenen Schulzeit kenne: Die Hauptschule ist viel besser, als ihr Ruf vermuten lässt.
Die Vorteile liegen klar auf der Hand: kleine Klassen mit oft nur 18 bis 20 Jugendlichen, was das Lernen enorm erleichtert. Engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die nicht nur unterrichten, sondern echte Empathie zeigen und oft genau wissen, wie es ihren Schülern zu Hause geht. Und eine praxisnahe, solide Berufsvorbereitung, die an vielen Hauptschulen besser funktioniert als an anderen Schulformen.
In all den Jahren habe ich unzählige positive Beispiele erlebt: Mädchen und Jungen, die die Hauptschule besucht haben und anschließend eine erfolgreiche berufliche Karriere eingeschlagen haben – im Handwerk, im kaufmännischen Bereich, im sozialen Sektor oder sogar im Studium. Genau das gebe ich auch den heutigen Jugendlichen mit auf den Weg: „Was eure Vorgänger geschafft haben, das schafft ihr auch!“
Wenn Hauptschule so gestaltet wird, wie ich es immer wieder erlebt habe, dann funktioniert sie – und zwar sehr gut. Die Hauptschule Im Kleefeld ist dafür ein aktuelles positives Beispiel.
Besonders beeindruckt haben mich auch zwei Situationen der vergangenen Jahre: Zum einen Schülerinnen und Schüler, die sich in einem WDR-Interview sehr selbstbewusst den gängigen Vorurteilen gestellt haben. Zum anderen eine Hauptschule in Mönchengladbach, deren Jugendliche sich aktiv für den Erhalt ihrer Schule eingesetzt haben – mit Unterschriftensammlungen, Social-Media-Videos und einer Online-Petition. Ihr Engagement zeigt, wie viel diese Schulform leisten kann und was es den Kindern und Jugendlichen bedeutet gefördert zu werden und eine Wertschätzung zu erhalten.
Ich habe an der Hauptschule Ahornweg die mittlere Reife gemacht, anschließend eine Ausbildung zum Chemielaborant, dann in der Abendschule erst den Industriemeister und dann den Chemotechniker. Als leitender Angestellter bin dann in den Ruhestand gegangen.
Also wer will, der kann auch über die Hauptschule Karriere machen!
Die Hautpschule ist keine Sackgasse. Es ist besser auf der Hauptschule gute Noten zu haben und zu verstehen was vermittelt wird, als sich auf der Realschule oder sogar dem Gymnasium als totaler Versager zu fühlen. Nur Fünfen sind nicht sehr motivierend. Ich kenne einige, die nach der Hauptschule aufgeblüht sind. Entweder in einem Job (ja, auch im Handwerk kann man glücklich werden) oder aber z.B. auf dem Berufskolleg, Höhere Handelschule……..bis zum Studium. Jeder so, wie es passt. Es gibt genügend prominente Beispiele dafür.
Fleißige und strebsame Kinder der Hauptschulen, die später in Handwerk gehen, werden es in 10-20 Jahren besser haben als faule Gymnasialschüler, die dann 10-20 Semester etwas soziales studieren.
Handwerk hat goldenen Boden, das werden wir zukünftig noch stärker sehen.
Da muss die Politik dringend umdenken.
Sehr eindimensional gedacht! Allein von der Logik her ist selbst ein schlechtes Abitur der Führerschein für alle weiteren Berufswege – auch Ausbildungen.
Meist reicht ein Hauptschulabschluss nicht mal mehr für eine Ausbildung. Daher plädiere ich für mehr Gesamtschulen…. Warum wird das Schulzentrum Kleefeld keinen Gesamtschule? Gemeinsames Lernen ist der Schlüssel.
Ich bin keineswegs gegen Gesamtschulen – sie sind für viele Jugendliche eine gute und passende Schulform. Aber ich kenne auch etliche Schülerinnen und Schüler, die in großen Gesamtschulklassen mit 30 Kindern schlicht „untergegangen“ sind. Gerade diese Jugendlichen profitieren von kleineren Lerngruppen, enger Betreuung und einer stärkeren Praxisorientierung.
Genau das bieten gut geführte Hauptschulen. Dort finden manche Jugendlichen die Unterstützung, die sie an größeren Schulen nicht bekommen. Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, dass viele Hauptschüler später sehr erfolgreiche berufliche Wege einschlagen.
Deshalb haben eigenständige Hauptschulen und Realschulen weiterhin ihre Daseinsberechtigung in der Schullandschaft – nicht als Konkurrenz zu Gesamtschulen, sondern als wichtige Ergänzung, damit jedes Kind die Schulform findet, die am besten zu ihm passt.
Herr Brings, das gilt doch nur dann, wenn man das Abitur dann auch wirklich besteht, ob schlecht oder gut. Es gibt nun mal gar nicht so wenige Schülerinnen und Schüler, für die ein Gymnasium oder ein gymnasialer Zweig eine ständige Überforderung und Frustration bedeuten würde – schlicht eine Quälerei.
Natürlich gibt es auch gar nicht so wenige Spätzünder, für die ist es dann wichtig, dass der Schulformwechsel nicht mit Hürden verstellt wird.
Aber an einer Differenzierung kommt man nicht vorbei. Ob das nun innerhalb einer großen Gesamtschule geschieht oder in verschiedenen auf einen Zweig spezialisierten Schulen, darüber kann man diskutieren.
Unser Sohn hat von der 7. KLASSE die Hauptschule Im Kleefeld besucht, eine Entscheidung, die nach viel Bauchschmerzen von uns Eltern, die Beste war die wir Treffen konnten. Er hat trotz Qualität, um in der Klasse von Herrn Schmidt bleiben zu können, “nur” den Hauptschulabschluss gemacht, als Jahrgangsbester, neben einer Mitschülerin, die Jahrgangsbeste.
Seinen Ausbildungsplatz hat er sofort bekommen, und nach Erhalt des Gesellenbriefs auch die Mittlere Reife in der Tasche gehabt. Er machte dann bei der Berufsfeuerwehr einen Eignungstest, bestand ihn und absolvierte eine Ausbildung im mittleren feuerwehrtechnischen Dienst. Er hat mehrere Fort- und Weiterbildungen absolviert und alles erreicht, was er wollte, bisher.
Die Hauptschule ist also nicht “das Ende” sondern eine große Chance für Alle die den Ehrgeiz haben und etwas erreichen wollen. Unser besonderer Dank gilt den ehemaligen Lehrern Frau Danne und Herr Schmidt, die genau wussten wie Schüler zu fordern, fördern und führen sind, um positiv ins Berufsleben oder eine schulische Weiterbildung zu starten. Alles Gute weiterhin für die Hauptschule und auch dem gesamten Kollegium.
Danke für das Teilen dieses tollen Weges!
Super
Danke für‘s Teilen.
Dass Hauptschulen so einen schlechten Ruf haben und doch häufig von ihnen (wie auch hier eindrucksvoll geschildert von der GHS Kleefeld) ein großartiger Job gemacht wird, offenbart eine Menge über unser Schulsystem.
Eins der größten Miseren (und meines Erachtens auch Fehler) ist die Sortierung unserer Kinder am Ende der Grundschulzeit; im Alter von zehn Jahren eine Prognose abgeben zu wollen, wie sich dieses Kind als Jugendliche*r und junge*r Erwachsene*r entwickelt, ist schlicht nicht möglich. Wir wissen aus vielen Erfahrungen (auch international) und Studien, dass diese Art Schule zu strukturieren, keine gute Lösung ist.
Im Text wird der Elternwille als Teil des Problems der „Abschulung“ angesprochen, der zu Fehleinschätzungen führt. Darüber hinaus ist aber mindestens noch eins erwähnenswert: Nachweislich erhalten Kinder mit Migrationshintergrund weniger häufig eine Gymnasialempfehlung und dafür umso häufiger ein Hauptschulempfehlung.
Alles in allem tun wir weder unseren Kindern noch unserer Gesellschaft einen Gefallen, wenn wir nicht endlich ernsthaft darüber nachdenken, uns an guter und erfolgreicher Praxis zu orientieren, die es sowohl beispielhaft in Deutschland (s. Deutscher Schulpreis) als auch flächendeckend in anderen Ländern gibt.