Nur wenige Kitas sind für die Inklusion gut ausgestattet. Foto: Thomas Merkenich

Die Fraktionen von SPD und Grüne stellen sich hinter die Entscheidung der Verwaltung, auf eine Autismus-Kita zu verzichten. Nach einer Kehrtwende beim LVR und dem Bau neuer Kitas gebe es dafür keine Notwendigkeit mehr. Statt dessen setzen sich die beiden Fraktionen für eine Qualitätssteigerung in allen Kitas ein.

Wir veröffentlichen eine Mitteilung von SPD und Grünen 

Die Fraktionen von SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Jugendhilfeausschuss unterstützen einhellig den Vorschlag der Verwaltung, die Planungen für eine Kita mit Autismus-Schwerpunkt und Kompetenzzentrum an der Odenthaler Straße aufzugeben.

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Der ursprüngliche Plan entstand vor Jahren, als der LVR die Finanzierung inklusiver heilpädagogischer Gruppen auslaufen lassen wollte – diese Förderung wurde jedoch verlängert und die Notwendigkeit, für die Lücke einzuspringen, entfiel. Vor allem im geplanten Gebiet besteht nach dem Neubau zweier Kitas in der Nähe derzeit kein vergleichbarer Bedarf mehr. 

Hinweis der Redaktion: Wir haben nachgefragt, welche zwei neuen Kitas im Bereich der Odenthaler Straßer gemeint sind, die Antwort steht noch aus. Daraufhin haben SPD und Grüne ihre Aussage konkretisiert: gemeint seien die geplanten Kitas in der Schulstraße in Sand und in der Jakobstraße am Bahnhof.

Gebaut worden ist in den vergangenen Jahren nur die Kita Reiser/Mondsröttchen in Bensberg. Die Kita Windrad in Hand ging 2021 in Betrieb.

„Im vergangenen Jahr wurden stadtweit bereits 20 Kitaplätze über der nachgefragten Zahl angeboten. Inklusive der drei bereits im Bau befindlichen Kitas und angesichts rückgängiger Kinderzahlen decken die mittelfristigen Kapazitäten den voraussichtlichen Bedarf ab. Deshalb priorisieren wir jetzt verantwortungsvolle Ressourcennutzung und Qualitätssteigerung in allen Kitas“, erklärt Jannes Komenda, Sprecher der SPD für den Jugendhilfeausschuss. 

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Walter Paduch (Grüne), jugendpolitischer Sprecher, ergänzt: „Echte Inklusion gelingt in wohnortnahen Kitas für alle Kinder mit Förderbedarf – mit multiprofessionellen Teams, Fortbildungen und enger fachlicher Begleitung. Die Träger haben diesen Kurs im Ausschuss kommentarlos mitgetragen.“ Die Stadt hatte seit den ersten Überlegungen für das Kompetenzzentrum in den bestehenden Kitas gemeinsam mit den Trägern die inklusive Arbeit ausgebaut und wird dies auch weiter tun. 

Beide Fraktionen fordern ein konkretes Kita-Inklusionskonzept in Kooperation mit dem LVR, das einen Autismusbeauftragten vorsieht und einen Austausch mit den im Ausschuss vertretenen Trägern einbezieht. „So schaffen wir langfristig tragfähige Strukturen für alle Familien“, fassen Komenda und Paduch zusammen. 

Hier werden gemeinsame Pressemitteilung von Bündnis 90 / Die Grünen und der SPD in Bergisch Gladbach veröffentlicht.

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  1. Super, neben einer Brandschutzbeauftragten, einer Inklusionbeauftragten, einer Sicherheitsbeauftragten, einer Beauftragten für Kinderschutz, einer Beauftragten für Partizipation, einer Beauftragten für Arbeitsschutz, einer beauftragten für Nachhaltigkeit… (Hab ich noch jemanden vergessen?) Gibt es dann demnächst auch noch eine Autismusbeauftragte-das ist ähnlich wie mit Arbeitskreisen, die man gründet, wenn man nicht mehr weiter weiß.

    Ich bin ja mal gespannt, wann dann die geplante Entlastung kommt. Ob noch vor meiner Rente oder nach meiner Rente. Bestimmt ganz schnell. (Sarkasmus aus).

    Sorry, ich kann das bald alles nicht mehr.

    Dieses Autismus Kompetenzzentrum mit integrativer Kita wäre bitter nötig gewesen. Alle, die jetzt mit entschieden haben, dass sie nicht gebaut wird, können uns das noch so sehr schmackhaft machen – unterm Strich bleibt es eine Sparmaßnahme auf Kosten der Kinder, die diese mit ihren Eltern und dem pädagogischen Personal in den Kitas ausbaden werden. Investitionen in die Zukunft sehen anders aus.

  2. Wir als CDU Fraktion haben nach ausgiebigen Beratungen- auch überparteilich- entschieden dem Vorschlag der Verwaltung zu folgen.
    Bedarfe und Rahmenbedingungen haben sich nach 2021 geändert und wie es Herr Komenda be- geschrieben hat, wir denken bei anstehendem Neubauten von Kitas invlusiv und fördern die Zusammenarbeit mit dem LVR.
    https://www.bthg.lvr.de/media/filer_public/76/34/7634e00c-ef19-451b-9060-9fda88e95749/2025-10-27_kinder_mit_autismus-spektrum-storung_in_der_kindertagesbetreuun_nbf.pdf

  3. Bis ein Inklusionskonzept steht, dauert es sehr lange. Die Kinder, die jetzt von Autismus betroffen sind, haben davon nichts mehr. Die autistischen Kinder beanspruchen auf Grund ihres erhöhten Förderbedarf viel Zeit. Wann bitteschön sollen die Erzieher dann noch Fortbildungen besuchen? Blanke Theorie und schöne Träume seitens der Politiker. Man hätte anstatt der Träger die Kita-Teams fragen sollen. Deren Erzieheralltag sieht anders aus.

    1. Liebe Frau Voigt, auch der Bau einer neuen Kita inkl. ASS-Kompetenzzentrum würde lange dauern und Personal müsste erst noch gefunden bzw. ausgebildet werden. Zielführender ist es da, bei den – wie Sie richtig anmerken bereits überlasteten – bestehenden Teams auf eine professionelle Entlastung hinzuarbeiten. Dies gilt ganz besonders für die zwei fast fertiggestellten Kitas in der Nähe, die baulich bereits inklusionsfördernd geplant sind (ruhige Differenzierungsräme, aber auch Aufzüge etc.).

      1. Zur Klarstellung: Wir hatten nachgefragt, um welche zwei neuen Kitas es sich handelt – und im Text ergänzt, dass SPD/Grüne die Kita Schulstraße in Sand und die Kita in der Jakobstraße am Bahnhof meinen.