Das DBG ist das Gymnasium, das die meisten Schüler:innen ablehnen muss. Foto: Thomas Merkenich

Nach der Bekanntgabe der ersten Zahlen zu den Anmeldungen für die weiterführenden Schulen waren einige Fragen offen geblieben. Wir haben mit dem Leiter des AMG gesprochen und bei der Stadt nachgefragt. Dabei zeigt sich: Die Lage an den Schulen ist eigentlich ganz entspannt – mit einer Ausnahme.

Die Veröffentlichung der Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen sorgt für Unruhe bei Schulleitungen und Eltern. Obwohl die zweite Anmeldephase erst am Mittwoch endete, hatte die CDU im Schulausschuss am Dienstagabend darauf bestanden, die Anmeldezahlen der ersten Runde zu veröffentlichen.

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Dabei hatte die Stadtverwaltung die Zahlen des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) in Bensberg jedoch ausgelassen. Offenbar aus Versehen, wie AMG-Schulleiter Rolf Faymonville aus einem Gespräch mit der Verwaltung erfahren habe. Die Nicht-Nennung habe „bei vielen Eltern zu Irritationen geführt“, sagt Faymonville.

Er habe einige besorgte Anrufe und E-Mails bekommen. Ein Grund also, sich Zahlen und Verfahren am Beispiel des AMG exemplarisch anzuschauen.

Warum „gemeindeeigen“ über die eigene Gemeinde hinausgeht

Die Verwaltung lieferte die Zahlen für das AMG auf Anfrage nach: Demnach hatten sich in der ersten Phase 50 Kinder aus Bergisch Gladbach angemeldet sowie weitere 47 „gemeindefremde“ Kinder. Damit sind Kinder gemeint, die in einer Nachbarkommune wohnen und die gewünschte Schulform auch dort zur Verfügung haben. 

Gemeindeeigene hingegen sind dagegen solche Kinder, die in Bergisch Gladbach wohnen oder in deren Heimatkommune es die gewünschte Schulform nicht gibt.

Ein Beispiel: Odenthaler Kinder gelten bei der Anmeldung an Bergisch Gladbacher Gymnasien und Realschulen als gemeindefremde Kinder, an Gesamtschulen oder der Hauptschule jedoch als gemeindeeigene Kinder.

AMG auch im Umland sehr beliebt

„Das Thema Schulanmeldungen brennt Eltern sehr auf der Seele“, weiß AMG-Leiter Faymonville. Verständlicherweise wünschten sich die Eltern einen Platz auf der für ihr Kind besten Schule. Die Veröffentlichung der Zahlen mitten im Verfahren mache aus Sicht des Schulleiters keinen Sinn; sie seien ohne erklärenden Kontext nicht zu deuten.

Das wird auch daran deutlich, dass sich zwischen Abschluss der ersten und zweiten Phase am AMG viel getan hat: Mit Stand von Mittwochmorgen gab es laut Faymonville schon 65 Anmeldungen von Gladbacher Kindern sowie weiteren 50 gemeindefremder Kinder, insgesamt also 115 Anmeldungen – und damit insgesamt knapp 20 mehr als am Ende der ersten Phase.

Traditionell sei das AMG nicht nur Wunschschule für viele Bergisch Gladbacher, sondern auch für Schüler:innen aus Köln, Rösrath und Overath. Das liege zum einen an der geografischen Lage und der guten Verkehrsanbindung an die KVB-Linie 1 und den Busbahnhof und zum anderen daran, dass die Schule sowohl einen englisch-bilingualen als auch einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt habe. „Daher sind wir rappelvoll, aber eben nicht nur mit Gladbacher Kindern“, erklärt Faymonville.

Auch in den höheren Jahrgängen seien alle Klassen voll belegt. 120 Plätze stehen am AMG für die künftigen Fünftklässler zur Verfügung – so viele habe die Schule auch im Vorjahr aufgenommen. 

Bevorzugung von Gladbacher Kindern

Die städtischen Zahlen aus der ersten Runde könnten jedoch den falschen Eindruck erwecken, das AMG sei weniger beliebt, weil es da noch freie Plätze gab, befürchtet Faymonville.

Aber: Nach der ersten Runde nehme das AMG aber immer noch viele Gladbacher Schüler:innen auf, die in der ersten Runde in anderen Schulen keinen Platz bekommen hatten.

„In jedem Jahr müssen wir einer Reihe von Kindern aus anderen Gemeinden Absagen erteilen,“ sagt Faymonville voraus. Denn ein Ratsbeschluss schreibt die Bevorzugung der Gladbacher Kinder vor.

Gymnasium trotz Hauptschulempfehlung

„Das führt dazu, dass wir im Zweifel sogar ein Gladbacher Kind mit Hauptschulempfehlung aufnehmen und ein Kind mit reiner Gymnasialempfehlung aus einer anderen Gemeinde ablehnen müssen“, berichtet Faymonville. 

In NRW zählt der Elternwille bei der Schulwahl. Diese Kinder kämen oft nur „mit Ach und Krach“ mit und müssten nach der sechsten Klasse und damit nach der sogenannten Erprobungsphase „abgeschult“ werden, also die Schulform wechseln. Darüber entscheide nämlich die Schule, so Faymonville.

Um Zusagen an gemeindefremde Kinder erteilen zu können, müssen die Schulleitungen erst die komplette Anmeldephase abwarten. Erst wenn alle Gladbacher Schüler:innen versorgt sind, können die Schulen auch Kinder aus anderen Kommunen annehmen. Diese Aufnahmen dürfen laut Verwaltung erst ab dem 24. März erfolgen.

Lage insgesamt „recht entspannt“

Insgesamt bewertet die Stadt die Situation nach der ersten Anmeldephase als „recht entspannt“. „Wir vermuten, dass wir auch den gemeindefremden Kindern einen Schulplatz anbieten können,“ teilt sie auf Nachfrage mit. 

Unterm Strich lässt sich nach der ersten Phase festhalten: Es gibt ausreichend Schulplätze für alle Bergisch Gladbacher Kinder – und darüber hinaus auch noch für viele aus Nachbarkommunen.

In der ersten Phase mussten lediglich drei Schulen gemeindeeigene Schüler:innen ablehnen: Das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (48), die Realschule Herkenrath (1) und die Integrierte Gesamtschule Paffrath (7). 

Zahlen nach Abschluss der ersten Anmeldephase:

Schule KapazitätAnmeldungenAblehnungenfreie Plätze 
Hauptschule Kleefeld841466
Realschule Kleefeld 871869
Realschule Herkenrath817310
Johannes-Gutenberg-Realschule81676
Otto-Hahn-Realschule815121
Nicolaus-Cusanus-Gymnasium1208436
Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium120168480
Albertus-Magnus-Gymnasium1205070
Gymnasium Herkenrath12010317
Otto-Hahn-Gymnasium12010811
Integrierte Gesamtschule Paffrath16214970
Nelson Mandela Gesamtschule108897
128497456303

Hinweis der Redaktion: Die Tabelle gibt den Stand nach der 1. Anmeldephase wieder, die am 7. März endete. Die Zahl der Anmeldungen bezieht sich ausschließlich auf gemeindeeigene Schüler:innen. Bei den freien Plätze sind die Schulplätze im gemeinsamen Lernen nicht enthalten.

Wo es noch freie Plätze gibt – Sonderrolle Hauptschule

Gleichzeitig gab es nach der ersten Phase noch 96 freie Plätze an Realschulen, 134 an Gymnasien, 7 an der Nelson-Mandela-Gesamtschule sowie 66 an der stadtweit einzigen Hauptschule Im Kleefeld. Wie gesagt: sie stehen in der zweiten Phase für an anderen Schulen abgelehnte Kinder zur Verfügung. Oder für gemeindefremde Schüler:innen.

Auch die Leiterin der Hauptschule, Sabine Hantel, äußert sich zu Beginn der zweiten Anmeldephase jedoch zuversichtlich, dass die Zahlen noch steigen. Die Erfahrung zeige, dass auch kurz vor den Sommerferien noch einige Anmeldungen eintrudelten. Die 5. Klasse sei auch in den vergangenen Jahren einzügig gestartet und nach der Erprobungsstufe ab der 7. Klasse dann zweizügig geworden. 

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Noch nicht berücksichtigt sind bislang die Schulplätze im gemeinsamen Lernen für Kinder mit besonderem Förderbedarf. Diese werden laut Stadt in einem gesonderten Verfahren durch den Kreis zugewiesen. Die Stadt rechnet mit 63 Schüler:innen im gemeinsamen Lernen, für die eigens Plätze freigehalten werden.


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ist seit 2024 Redakteurin des Bürgerportals. Zuvor hatte die Journalistin und Germanistin 15 Jahre lang für den Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet. Sie ist unter anderem für die Themen Bildung, Schule, Kita und Familien zuständig und per Mail erreichbar: k.stolzenbach@in-gl.de

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