Ich liebe Frühstück. Und ich fand es immer blöd, dass die Frühstückszeit in den meisten Cafés irgendwann am (späten) Vormittag endet. Nicht so in der neuen Bruncherei: Hier gibt es Frühstück bis 17 Uhr. Frühstück aus aller Welt, vom türkischen Bagel übers nordafrikanische Shakshuka bis hin zum brasilianischen Açai. Na gut, es gibt auch Kuchen. Und Matcha. Das alles im modernen, urbanen Ambiente – ein neues Highlight im Herzen der Innenstadt.

Es ist 22.33 Uhr. Ich checke nochmal den Instagram-Account des neuen Café Bruncherei, das ich morgen, am Feiertag, mit meiner Familie testen will. Da lese ich: „Für morgen haben wir nur noch zwei Tische frei“. Huch!

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Schnell schreibe ich eine Nachricht, in der Hoffnung, dass sie morgen früh noch rechtzeitig gelesen wird. Als ich die App eine Stunde später noch einmal öffne, habe ich eine Antwort – und eine Reservierung für den nächsten Tag, 13 Uhr.

„Ich war noch am Kochen und Backen“, sagt Irfan Beygözlü, als wir um 13 Uhr in der Bruncherei ankommen. Am Samstag hat das Café in der Grünen Ladenstraße Pre-Opening gefeiert, seit Dienstag ist es geöffnet – und schon sehr gut gebucht, vor allem vormittags.

Frühstück zum Mittagessen

Mein vierjähriges Kind findet es lustig, dass wir zum Mittagessen frühstücken gehen und fragt, ob es dann auch einen Kakao trinken darf. Darf es. Und zum ersten Mal findet meine Bitte, die „heiße Schokolade“ nur warm zu machen, damit das Kind nicht eine halbe Stunde warten muss, bis es sie genießen kann, Gehör: Der Kakao kommt tatsächlich in perfekter Trinktemperatur an den Tisch.

Ich weiß nicht, wie oft ich das in anderen Café schon gesagt habe und dann doch eine siedend heiße Schokolade serviert bekam.

Der Service stimmt also schon mal. Auch die Karte liest sich gut: Es gibt eine große Vielfalt an Frühstücks- beziehungsweise Brunch-Gerichten, vom türkischen Simit-Bagel mit Rührei, Avocado, Rucola, Tomaten, Frischkäse und Sucuk (10,90 Euro) über die Açai-Bowl mit Banane und Beeren-Mix, Mandelmilch, Mandelmus, Granola, frischem Obst und Nüssen (12,90 Euro) bis hin zur „Pesto Affair“, Sauerteigbrot mit Burrata, Rucola, grünem Pesto und Balsamico-Creme (13,90 Euro).

Vegan und flexibel

Komplett vegan ist das „Smashed Avocado Bread“ mit Blattspinat, Avocado, Meersalz, Limettensaft und Kirschtomaten (13,90 Euro). Das Team ist aber auch bei den anderen Speisen flexibel und passt, wenn möglich, bei Bedarf an. Mein Kind etwa mag keine Kokoschips und bekommt den Crêpe „Lady Marmelade“ ganz problemlos nur mit hausgemachter Marmelade und Blaubeeren (9,90 Euro).

Das ganze kommt schön angerichtet mit einem Viertel von der pinkschaligen Drachenfrucht, frischen Blaubeeren nicht nur im, sondern auch auf dem Crêpe, Physalis und einer dekorativ aufgespritzten weißen Soße.

Für das traditionelle nordafrikanische Shakshuka sind wir leider zu spät, stattdessen nehme ich den ofengebackenen Schafskäse mit Kirschtomaten, Zucchini, Zwiebeln, Kräutern und Honig (12,90 Euro). Dazu bestelle ich einen Smoothie aus Banane, Datteln, Kokos, Zimt und (Hafer-)Milch (7,89 Euro), der fast ein eigenes Gericht sein könnte, so dicht und sättigend ist er (und lecker!).

Mein Mann nimmt die Frühstücksplatte, die hübsch daherkommt mit Marmelade, Oliven, Butter in Honig, Schafskäse und Gurken in kleinen Schüsselchen und einem Sucuk-Rührei in einem kleinen Eisentopf, dazu ein Brotkorb (15,90 Euro).

Wer am späteren Nachmittag vielleicht nicht mehr frühstücken will, bekommt hier auch verschiedene, saisonal wechselnde selbst gebackene Kuchen.

Neustart in der Heimatstadt

Kochen und Backen waren schon immer Irfan Beygözlüs Leidenschaft. Seit einem Jahr teilt er diese Leidenschaft auf Instagram mit immerhin 17.200 Followern. Eigentlich hat der 35-Jährige BWL studiert, nebenbei aber stets in der Gastronomie gearbeitet, auch schon während der Schule und dem Abitur. „Das war für mich immer mehr als nur ein Nebenjob“, sagt er. „Es war der Ort, an dem ich mich wirklich lebendig fühlte.“

Er hatte auch schon eine eigene Tapas-Bar in Köln, doch mit dem zweiten Corona-Lockdown musste er schließen. „Tapas funktionieren nicht to go“, sagt er bedauernd.

Umso mehr freut sich nun über den Neustart in seiner Heimatstadt: Beygözlü ist in Bergisch Gladbach in einer Familie kurdischer Abstammung aufgewachsen und wohnt, nach zwei Jahren in Köln, inzwischen auch wieder hier.

Café Bruncherei
Am Alten Pastorat 27
51465 Bergisch Gladbach
01578 / 8220197
info@cafebruncherei.de
www.cafebruncherei.de
@cafebruncherei
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr
Das Restaurant ist barrierefrei zu erreichen.

Die Verbindung zur Heimat ist ihm wichtig, so sind auch die Produkte, die er im Café benutzt, überwiegend regional: Das Brot kommt von der Bäckerei Lob, die Eier von Steffens, die Milch direkt von einem Bauern, der Kaffee von der Kaffeerösterei Ernst in Pulheim. „Ich hatte ein Angebot von Costa, der Kaffeemarke von Coca Cola“, erzählt er. „Sie hätten meine ganze Terrasse finanziert, ich war kurz davor, das anzunehmen.“

Doch dann probierte er den Kaffee bei Maren Ernst und war sofort überzeugt. Er sagte Coca Cola ab. „Das passte nicht zu mir.“ Der Kaffee, den es jetzt in bei ihm zu trinken gibt, ist eine Spezialröstung, extra für die Bruncherei.

Auch Nachhaltigkeit versucht Beygözlü soweit es geht in den Betrieb zu übernehmen. Sie verwenden so wenig Plastik wie möglich. „Ganz ohne geht es noch nicht“, sagt er.

Hip und urban

Regional, nachhaltig, Açai und Avocado: So hip und urban wie das Angebot ist auch das Ambiente. Schicke graue Wände, schwarze Decken, schwarze Metallstühle, ein grün bepflanztes Wandpaneel mit „Café Bruncherei“ als Leuchtschriftzug. Auf jedem Tisch steht eine frische Rose.

Wenn es bald endlich wieder warm wird, locken draußen grüne Metalltische und -stühle, die sich gut machen vor der rot-braunen Backsteinfassade und den grünen Efeu-Bögen am Alten Pastorat.

Apropos rot und grün: Als ich bezahle, erzählt Irfan Beygözlü noch, dass sie die letzten Tage so viele Iced Matcha zubereitet hätten, dass ihnen schon die Hände weh getan hätten. Iced Matcha? Ich darf nicht gehen, ohne noch einen zu probieren. Beygözlü empfiehlt den Iced Strawberry Matcha mit hausgemachtem Erdbeer-Püree (rot), Kioko Matcha aus Düsseldorf (grün) und Kokosdrink. Lecker!


Hinweis der Redaktion: Wir testen die Cafés und Restaurants anonym. Falls für die Geschichte erforderlich, geben wir uns nach dem Bezahlen zu erkennen. Die Rechnung zahlen wir selbst.


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ist freie Reporterin des Bürgerportals. Geboren 1984, aufgewachsen in Odenthal und Schildgen. Studium in Tübingen, Volontariat in Heidelberg. Nach einem Jahr als freie Korrespondentin in Rio de Janeiro glücklich zurück in Schildgen.

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  1. “Mein Mann nimmt die Frühstücksplatte … (15,90 Euro)” Öha – dafür habe ich gerade 19,90€ gezahlt. 25% Preissteigerung in einem halben Jahr ist schon sehr sportlich!

      1. Wenn “hip und urban” bedeutet, dass man die Bestuhlung “optimiert” (Tische im engen Gang bis kurz vor die Toilettentür und rechtwinklig in der Ecke mit der Wand direkt vor der Nase) sowie an der Heizung spart (meine Frau behielt ihre Winterjacke lieber gleich an), dann ja ;-) Man merkt, ich bin noch etwas “underwhelmed” von meinem Besuch dort …

      2. Na ja, meiner Ansicht nach bedeutet „hip und urban“ in diesem Fall schlicht gar nichts. So etwas schreibt man, wenn einem sonst nichts einfällt, man aber unbedingt ein unspezifisches Gefühl in Worte kleiden will.

  2. Meine Frau wollte unbedingt in dieses neue Café “Bruncherei.”
    Mit Widerständen habe ich dann mal eingewilligt.
    Was ich so im Internet sah, war nicht ganz mein Fall.
    Wat dä Boor nit kennt, dat friss hä nit…….

    Was dann kam war eine Geschmacksexplosion. Für mich gab’s die Frühstücksplatte und für meine Frau Smashed Avocado Bread.
    Das war einfach nur sensationell gut.
    Dazu noch die Atmosphäre draussen unter den Bäumen.
    Diese freundliche Bedienung.

    Eigentlich gesättigt mussten wir uns natürlich noch den Kuchen widmen.

    Also diese Ladenstrasse hat einen neuen Fan.

    Schräg gegenüber dieses super Fischrestaurant.

    Werde wohl zukünftig häufiger in Bergisch Gladbach auftauchen