Pater Jean Bawin. Foto: St. Joseph und St. Antonius

Mehr als 50 Jahre hat Jean Bawin als Seelsorger im Bergischen eine große Wirkung entfaltet: in Solingen, Hebborn, Sand, Herkenrath, Heidkamp und weit darüber hinaus. Er schenkte Menschenfreundlichkeit, Güte, Herzlichkeit und Humor, viel davon erhielt er zurück. Im Alter von 83 Jahren ist Pater Jean in Bergisch Gladbach gestorben. Ein Nachruf.

„Pater Jean, Pater Jean, ich hör‘ immer Pater Jean“, wunderte sich Heiner Koch, der heutige Erzbischof von Berlin.

Pater Jean Bawin. Foto: St. Joseph und St. Antonius

Es war vor einigen Jahren, er war als Kölner Weihbischof zu Besuch in Heidkamp und Herkenrath. Und mit wem er auch sprach – es gab kaum ein Gemeindemitglied, das sich nicht lobend oder sogar begeistert über Pater Jean äußerte, der die beiden Pfarren seinerzeit für ein paar Monate kommissarisch leitete.

Es hat im Bergischen wohl selten einen Priester gegeben, der so beliebt war wie Pater Jean, der Salvatorianer-Pater Jean Bawin aus dem belgischen Ort Lummen. Über fünfzig Jahre war er hier als Seelsorger tätig, von Solingen über Hebborn bis Heidkamp/Sand und weit darüber hinaus.

Der gute Hirte, in guten wie in schlechten Tagen

Wie die Menschen, gleich welcher Herkunft und welcher Generation, auf ihn reagierten, war einmalig. Sie gaben ihm zurück, was er ihnen an Menschenfreundlichkeit, an Güte, Herzlichkeit und Humor schenkte.

Er brauchte nur einen Raum zu betreten, auf einem Fest aufzutauchen, auf der Straße erspäht zu werden – die Freude, ihn zu sehen, war stets groß und echt. Oft sogar bei Menschen, die sich vom Glauben und von der Kirche bereits weit entfernt hatten.

Wie viele Paare er traute, wie viele Kinder und Erwachsene er taufte, wie oft er Krankensalbungen spendete und Trauerfeiern zelebrierte, ist nicht überliefert. Er war der gute Hirte, an den man sich wandte in guten wie in schlechten Tagen.

Witzig, schlagfertig und tapfer

Manchmal war er selbst überrascht, wen er schon unter die Haube gebracht hatte. Dabei besaß er eigentlich ein phänomenales Personen- und Namensgedächtnis. Und er war in hohem Maße sprachbegabt – dass er auf Deutsch so witzig und schlagfertig sein konnte, war der beste Beweis.

Seit Jahren schon hatte er gesundheitliche Probleme, die er mit bemerkenswerter Unerschrockenheit ertrug. Sein starker Glaube wird ihm die Kraft gegeben haben, trotz aller Beschwerden die gute Laune nicht zu verlieren.

Lächelnd hat er Cäsar zitiert, der einst geschrieben hatte, von allen Volksstämmen seien die Belgier die tapfersten („fortissimi“). Auch wegen dieser persönlichen Tapferkeit können wir ihm hohen Respekt zollen. Aber da war noch so viel mehr …

In der Kirche Heilige Drei Könige in Hebborn war Pater Jean von 1978 bis 2007 Pfarrer. Foto: Thomas Merkenich

Pater Jean Bawin SDS

  • Geboren am 5. Januar 1937 in Lummen/Belgien
  • Zum Priester geweiht am 31. März 1963
  • Bis 1966 Lehrer an einer Schule des Ordens der Salvatorianer in Montet/Schweiz
  • Bis 1978 Kaplan und Pfarrer in Solingen
  • Bis 2007 Pfarrer in Hebborn
  • Seit 2007 Subsidiar in Heidkamp, Herkenrath, Sand, Herrenstrunden, Eikamp und Bärbroich
  • Gestorben am 10. November 2020 in Bergisch Gladbach
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5 Kommentare

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  1. Pater Jean heißgeliebt von unseren Kindern in Hebborn. Gern eingeladen zum Reibekuchen essen zusammen mit Frau Molitor und meiner Mutter.

    Tolle Gesprächsrunden in der Küche.

    Mehrmals hat er unsere Familie ins Sauerland begleitet und dort eine persönliche Geburtstagsmesse für meine Mutter gehalten- auch auf ihrem letzten Weg hat er uns Halt und Trost gegeben.

    Seine Geburtstagsfeiern waren immer eine fröhliche, gesellige Angelegenheit. Wir werden ihn sehr vermissen und uns mit Freuden an ihn erinnern.

  2. Gäbe es zukünftig mehr Priester, wie Pater Jean, der katholischen Kirche könnte eventuell in Zeiten der „Suche“ eine Renaissance widerfahren!!!

  3. Pater Jan werden meine Frau und ich nie vergessen, denn er hat uns vor 24 Jahren getraut. Im Vorgespräch wurde mehr gelacht als gesprochen, und so war es bei allen weiteren Begegnungen. Es war schön ihn kennengelernt zu haben. Wir werden ihn sehr vermissen

  4. Vielen Dank für diesen wunderschönen Text, der Pater Jean treffend beschreibt! Der Tod Pater Jeans bedeutet eine Zäsur für Bergisch Gladbach. Pater Jean wird in vielen Herzen unvergessen bleiben – auch in meinem.

    Es ist erst wenige Monate her, dass ich bei Klaus Rüsing gerade Wein holte, als dieser eine telefonische Bestellung von Pater Jean entgegennahm. Da ich auf dem Weg aus der Hermann-Löns-Straße nach Bärbroich eh über die Sanders Straße fuhr, konnte ich Pater Jean seinen Wein direkt anliefern – unsere letzte Begegnung, die leider schon den coronabedingten Einschränkungen stattfand.

    Ruhen Sie in Frieden, Pater Jean!