Das Culmann’s in Refrath ist von allem ein bisschen: Galerie, Werkstatt, Fotostudio, Museum – und Restaurant. In rustikal-kreativer Atmosphäre speisen die Besucher dort, wo früher Möbel restauriert wurden. Und können wechselnde Ausstellungen genießen. Das Motto der Inhaber Corinna und Achim Culmann: Wir machen das Restaurant, in dem wir selber gerne essen würden.

„Los ging es mit Boule und Bier“, erinnert sich Achim Culmann an die Anfänge des Restaurants. Mit Freunden spielt man im angrenzenden Park an der der Wilhelm-Klein-Straße. Der liegt direkt vor dem Eingang des Culmann’s.

Man ist sich einig: Zum leisen, entspannten Klackern der Boule-Kugeln gehört auch ein frisch gezapftes Kölsch. Also beantragt Culmann eine Konzession, zunächst für eine Straußwirtschaft. Denn das heutige Ladengeschäft der Culmanns ist zu der Zeit noch eine Schreinerwerkstatt, die immerhin seit 1977 besteht.

Foto: Holger Crump

Restauration statt Renovierung

Im Mai 2010 bekommt die Werkstatt dann ihre Theke, „wir machten das als Schreiner selbst!“ Das Culmann’s ist geboren. Restauration statt Restaurierung heißt es seither in der Wilhelm-Klein-Straße 16 in Refrath.

In der GalerieWerkstatt gibt es Kunst, Kölsch, und klassische Küche, für die Achims Ehefrau Corinna zuständig ist.

„Wir haben schon immer das gemacht, wo unsere Interessen lagen“, sagt sie. Schmuck und Kinderspielzeug verkauft, sowie Wein und wertige Corsagen. Ein Fotostudio betrieben. Lampen und Hohlkehle hängen noch an der Decke.

Jetzt gibt es Gänsebrust „sous vide“ gegart, Tagliatelle mit Pilzrahmsauce, englisches Rindfleisch oder französischen Rinderbraten. Marokkanischen Kichererbsensalat, vegetarische Burger oder Gemüsequiche. Und natürlich „Corinnas Frikadellen“, wie es auf der Speisekarte heißt.

All das zwischen zwischen Skulpturen und Fotos, zwischen Klavier und Hobelbank.

Hausgemachtes

„Bei uns gibt es kein Convenient-Food“, stellt die Küchenchefin des Culmann’s klar. Die Speisen würden vor Ort und frisch zubereitet, derzeit als „one women show“. Daher sei auch schon mal etwas ausverkauft.

Alle drei Wochen würden fünf oder sechs Gerichte ausgewechselt. Klassiker wie die Frikadelle blieben natürlich auf der Karte.

Inspiration hole sie sich aus allen möglichen Quellen: „Das Rezept für eine Süßspeise stammt von einer albanischen Service-Mitarbeiterin hier im Culmann’s.“ Die Kokosmakronen, die zum Kaffeebecher serviert werden, sind ein Rezept ihrer Mutter.

Foto: Thomas Merkenich

Anruf aus Salzburg

Mit ihren aromatischen Speisen und der rustikal-kreativen Inszenierung hat sich die Familie Culmann ein Stammpublikum erobert. „Ohne Werbung, durch Mund-zu-Mund-Propaganda“, berichtet Achim Culmann. Das habe auch früher bei seiner Werkstatt gut funktioniert, erzählt der Handwerker, der immer noch Obermeister der Tischlerinnung im Kreis ist.

Culmann’s GalerieWerkstatt
Wilhelm Klein Str. 16, Bergisch Gladbach-Refrath
Donnerstag bis Samstag, 18 bis 23 Uhr
Reservierung dringend empfohlen 02204 62 950

Es gebe Restaurant-Kunden aus dem Bergischen, und natürlich die Gäste aus dem Veedel, die regelmäßig vorbeischauen. Gerne auch im Sommer, wenn die kleine Terasse zwischen Culmann’s und Park mit Lampions geschmückt ist. „Da brauchen wir nicht in Urlaub zu fahren“, zitiert Culmann einen begeisterten Gast.

Die Speisekarte hat ihre Fangemeinde: „Ein Stammkunde war auf Dienstreise und rief noch vor seinem Rückflug aus Salzburg an“, schmunzelt der Wirt. Der Gast bat darum dass ein paar Frikadellen zurückgelegt werden. Heimat hat wohl auch mit Genuss zu tun.

Das Warte-Kölsch

Durch die Corona-Pandemie habe man es vergleichsweise gut geschafft und einen Abholservice eingerichtet. Das habe gut geklappt, auch wenn sich Warte- und Stoßzeiten nicht immer optimal verteilt hätten. Manchmal sei das Essen aber „kartonweise“ aus dem Culmann’s getragen worden, da kam es schon mal zu Schlangen vor der Tür.

„Da unsere Speisen frisch zubereitet werden, musste ich mir was einfallen lassen, um die wartenden Gäste bei Laune zu halten“, erzählt Achim Culmann. So wurde die Idee des Warte-Kölsch geboren: Nullkommazwei Liter frisch gezapftes Mühlenkölsch, als schaumgekrönte Parkuhr vor Corinnas Küche.

Am Tresen stehen, einen Schnack halten, auf das Essen aus der Küche warten – schaut man sich im Galerie-, Speise- und Foto-Saal der GalerieWerkstatt um, dann kann man sich lebhaft vorstellen, wie hier der Pandemie launig getrotzt wurde. Gerüchteweise sollen einige Gäste wohl auch mal zeitig vor dem vereinbarten Abholtermin gekommen sein. Das trieb die Zahl der Warte-Kölsch in die Höhe.

Heizen für die Gäste

Jetzt steht die nächste Krise vor der Tür. Für Familie Culmann aber kaum der Rede wert. Man heize die Räume für die Gäste. Ansonsten spare man bei Licht und Wärme. Gekocht würde auf einem Induktionsherd. Ein panischer Blick auf die Wintersaison – keine Spur!

Dafür haben die beiden Weltenbummler zu viel erlebt. Sich in den USA und England in Sachen Kunst inspirieren lassen. Dem zweiten großen Thema in Culmann’s GalerieWerkstatt.

Es gibt kaum ein Fleckchen an der Wand, das nicht mit Fotos oder Erinnerungsstücken behangen ist. Darunter auch alte Plakatkunst von Corinna Culmanns Vater. „Er war einer der ersten Gebrauchsgrafiker, die mit Airbrush gearbeitet haben“, berichtet sie stolz.

Foto: Holger Crump

Galerist und Köbes

Die Ausstellungen wechseln. Gehängt wird, was gefällt. Jüngst gab es Bilder eines kubanischen Künstlers zu sehen. „Aktuell zeigen wir gewebte Bilder meiner Mutter Ute Kugel-Erbe sowie Skulpturen von Rainer Söntgerath.“

Die Exponate würden im laufenden Betrieb gewechselt, ohne Vernissage. Die Gäste könnten die Kunst bei Kölsch und Kulinarischem entdecken.

„Das funktioniert gut. Hin und wieder heißt es dann: Achim, kleb‘ mal einen roten Punkt an das Bild“. Die Doppelfunktion als Galerist und Köbes macht Achim Culmann sichtlich Spaß.

Das ist aber noch nicht alles: Falls er Lust und Laune hat und die Nachfrage da ist, lädt er schon mal auf ein Gin- oder Whisky-Tasting ein. Erfahrung habe er auf Reisen in die USA und nach Schottland gesammelt. Und könne einige Anekdoten und Wissenswertes rund um das Thema beisteuern.

Nach vorne blicken

Es geht rege zu bei den Culmann’s – wieder. Denn im Mai 2022 ereilte ein schwerer Schicksalsschlag die Familie. Sohn Justus, der als gelernter Koch in der Küche der GalerieWerkstatt stand, starb plötzlich.

An der Wand sind Fotos von ihm zu sehen. Und auf der Speisekarte erinnert „Justus Gänsesauce“ an seine Kochkünste.

„Bleiben wir stehen oder machen wir weiter“ – das sei die Frage gewesen, die sich die beiden gestellt hätten, sagt Achim Culmann. Keine einfache Entscheidung. Am 9. September machten sie Culmann’s GalerieWerkstatt dann aber wieder auf.

Die Familie hat sich für den Blick nach vorne entschieden. Auch was die Ursprünge des Restaurants betrifft: „Im Frühjahr wird der Park hier vor der Tür endlich auf Vordermann gebracht“, berichtet Achim Culmann von den Plänen der Stadt.

Und dann können auch die Boule-Kugeln wieder leise klacken, begleitet von frisch gezapftem Kölsch – vor der GalerieWerkstatt mit den vielen Gesichtern.


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ist Reporter und Kulturkorrespondent des Bürgerportals.

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2 Kommentare

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  1. Kompliment an Autor und Fotografen! Wer das Culmann’s kennt, denkt sofort: was für ein schöner, authentischer Artikel! Chapeau!