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Die Raumarbeit „Newspaper Stand“ der Künstlerin Takako Saito gehört ab sofort zum Fundus der Sammlung „Kunst aus Papier“ in der Villa Zanders. Die in Düsseldorf lebende Künstlerin Saito schätzt das Bergisch Gladbacher Kunstmuseum ganz besonders – ein Kölner Haus hatte ebenfalls Interesse an Arbeiten der Japanerin, ging aber leer aus. Der Ankauf wurde vom Galerie + Schloss e.V. finanziert.
Die Arbeit „Newspaper Stand“ (Zeitungskiosk) ist zur Zeit in der großen Ausstellung „Bibliomania – das Buch in der Kunst“ in der Villa Zanders zu sehen. Der Erwerb war ein Herzenswunsch der Museumsleiterin Petra Oelschlägel.
„Fluxus war bislang kein Schwerpunkt in unserer Sammlung“, sagte Oelschlägel am Montag bei der Vorstellung des Ankaufs. Mit „Newspaper Stand“ gewinne die Sammlung nun ein Werk aus dieser Gattung, das in Art und Größe sowie internationalem Renommee einen deutlichen Akzent setze.
Lebensader Information
Die dreidimensionale Raumarbeit besteht vorwiegend aus Gebilden, die an hängende Zwiebelstränge oder Früchtezöpfe erinnern. Sie sind von Hand geformt – ausschließlich aus alten Zeitungen, welche die Künstlerin bei ihren Reisen las und aufbewahrte.
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Fotos: Holger Crump, Thomas Merkenich
Information – so wichtig und wertvoll wie Nahrung? Aber auch Papier und Recycling sind ein Thema des Kunstwerks, denn die Zukunft der Printmedien steht auf dem Prüfstand.
„Die Arbeit ist ein Dokument unserer Zeit, ihre Bedeutung wird in den kommenden Jahren angesichts des schweren Standes der Printmedien sicher zunehmen“, sagt Museumsleiterin Oelschlägel.
Takako Saito
Newspaper Stand, 2002
Holz, Draht, Leinen, Papier, Pappe
220 x 130 x 45 cm
Das Werk ist Teil der umfassenden Ausstellung „Bibliomania – das Buch in der Kunst“. Noch bis 8. Januar in der Villa Zanders.
Ankauf durch Galerie + Schloss e.V.
Die Neuerwerbung wurde durch die Unterstützung des Galerie + Schloss e.V. möglich. Der Freundeskreis des Kunstmuseums habe den Ankauf komplett finanziert, erklärte der 1. Vorsitzende Wilhelm Krieger.
Der Galerie + Schloss e.V. ist ein wichtiger Förderer der Vermittlungsarbeit des Museums und trägt mit Ankäufen dazu bei, neue Impulse zu schaffen.
Details zum Kaufpreis wurden nicht genannt. Laut Petra Oelschlägel habe es sich um einen höheren fünfstelligen Betrag gehandelt, der den eigenen Ankaufetat des Kunstmuseums deutlich übersteige.
Ankaufetat steigt
Aber auch beim Ankaufetat der Villa gibt es Bewegung: Lag das Budget für den Erwerb von Kunstwerken durch das Museum lange bei 2.000 Euro pro Jahr, so wurde es 2022 auf 10.000 Euro verfünffacht. Im kommenden Haushaltsjahr soll es nochmals ein Plus von 20 Prozent geben.
Die Sammlung „Kunst aus Papier“ umfasst rund 500 Arbeiten und wird in Ausstellungen regelmäßig in Ausschnitten präsentiert. Sie ist aber auch Fundus für die museumspädagogische Arbeit.
Sowohl in frei zugänglichen Angeboten, dem Sonntags-Atelier und bei Schul-Workshops werden einzelne Arbeiten aus den Depots geholt und als originales künstlerisches Anschauungsmaterial eingesetzt. So lässt sich Takako Saitos Arbeit exemplarisch als Beispiel von der Verwandlungskraft der künstlerischen Idee selbst bei alltäglichen Materialien betrachten.
Dies ist ein wichtiges Signal zur Stärkung des Kunstmuseums, das damit seinen einmaligen Sammlungsbestand mit Kunst aus Papier weiter ausbauen kann.
So erwarb das Haus in 2022 die Arbeit „Papier und Lochkarten“ von Carola Willbrand, die ab dem 29. Januar 2023 bei einer Einzelausstellung in der Villa Zanders zu sehen sein wird. Zudem konnte ein Künstlerbuch von Gerhild Ebel erworben werden.
Eintritt frei heißt es vom 27. bis 30. Dezember 2022 in der Villa Zanders. Dank der Unterstützung durch den Galerie + Schloss e.V. ist sowohl die große Bibliomania-Ausstellung als auch das Ausstellungsprojekt des DBG im Kabinett kostenfrei zu sehen.
Damit setzt das Kunstmuseum laut Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg (Kultur, Schule, Sport) eine lang gehegte Idee um. Denkbar sei in 2023 ein längerer Zeitraum bei freiem Eintritt, um die Zutrittsbarriere zum Kunstmuseum vor allem für neue Museumsbesucher zu senken.
Villa Zanders bevorzugt
Bürgermeister Frank Stein freut sich über den Erwerb der Arbeit: „Dass die Künstlerin das Werk an die Villa Zanders verkauft, ist letztlich auch ein Kompliment für das Haus und die Arbeit, die geleistet wird.“

Dies ist durchaus wörtlich zu nehmen: Denn auch das Museum Ludwig in Köln soll Interesse an einem Kunstwerk von Takako Saito gehabt haben. Im Fokus stand jedoch ein anderes, größeres Werk.
Letztlich gab die Künstlerin der Villa Zanders den Vorzug, und kam dem Museum auch mit einem deutlichen Preisnachlass beim nun erworbenen Kunstwerk entgegen. Ihrer Ansicht nach passten die Arbeiten besser in das Kunstmuseum, heißt es von Vertrauten der Künstlerin.