Wie vielfältig die lokale Demokratie ist, hat das Festival zur Kommunalwahl auf dem Marktplatz eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Vereine, Organisationen und viele weitere Akteure trugen gemeinsam mit dem Bürgerportal zu einem Programm mit Debatten und Dialogen, Theater und Musik, Essen und guter Stimmung bei. Hunderte Menschen kamen, um sich zu informieren, zu debattieren und zu engagieren.
Text: Kathy Stolzenbach. Fotos: Thomas Merkenich, Philipp J. Bösel
Demokratie beginnt bei uns allen. Diese Aussage steht für die Stimmung, die am Freitag auf dem Marktplatz in Bergisch Gladbach herrschte. Hunderte Menschen waren zum Festival des Bürgerportals gekommen, das zeigte, wie vielfältig lokale Demokratie ist. Und dass es die Menschen sind, die die Demokratie ausmachen.
Sie mögen noch so unterschiedliche Hintergründe und Ansichten haben – allen gemein ist, dass ihnen die Demokratie und der gesellschaftliche Zusammenhalt am Herzen liegen.
Mit dabei waren diejenigen, die sich in Vereinen und Organisationen für den Erhalt der Demokratie, für den Zusammenhalt der Gesellschaft aktiv engagieren, öffentlich Stellung beziehen. Doch es kamen auch viele, die einfach mal schauen wollten, neugierig waren auf das, was da auf dem Marktplatz unter dem Motto „Gemeinsam für Demokratie in GL“ geboten wurde oder die sich über die Kandidat:innen und die Parteien informieren wollten, die bei der Kommunalwahl antreten.
Fotos: Thomas Merkenich, Philipp J. Bösel
Im September entscheiden die Bürger:innen, wer die Stadt Bergisch Gladbach und den Rheinisch-Bergischen Kreis in den nächsten Jahren führen wird. Gewählt werden Bürgermeister, Stadtrat, Landrat, Kreistag und Integrationsrat.
Und dann gab es noch diejenigen, die zufällig beim Festival vorbeikamen, etwa beim Bummel durch die Fußgängerzone, und für eine Weile bei einem der vielen Dialog-Formate hängen blieben.
Die lokale Demokratie in GL stärken
In der Speakers Corner widmeten sich kluge Köpfe der Stadtgesellschaft und Kandidat:innen der Parteien für den Stadtrat und das Amt des Landrats der Frage, wie die lokale Demokratie in Bergisch Gladbach gestärkt werden kann. Nach kurzen Impulsvorträgen gab es Zeit für Fragen, anschließend konnten die Gespräche an Tischen fortgesetzt werden.
Fotos: Thomas Merkenich
„Ich könnte meine 180 Sekunden dafür verwenden, für die Volkshochschule zu werben“, eröffnete VHS-Leiterin Nicole Mrziglod die Speakers Corner. „Doch ich möchte sie lieber für einen Appell nutzen: Demokratie beginnt bei uns allen.“ Es liege an uns, eine offene Haltung einzunehmen. Mrziglod forderte ihre Zuhörer:innen dazu auf, andere Menschen anzulächeln. Das trage zu einer veränderten Haltung und am Ende zur Demokratie bei.
Es war einer der Momente, die dieses Festival so besonders machten: Wildfremde Menschen lächelten einander an, einige wechselten ein paar Worte. „Wenn das gelungen ist, nutzt die Angebote der VHS, sprecht mich an“, schloss Mrziglod. Demokratiebildung sei eine Kernaufgabe der VHS.
Eine Bühne für Inklusion
Michael Schubek, Moderator von SolidarConsult, führte gemeinsam mit Dettlef Rockenberg, Vorsitzender des Stadtsportverbands, durch eine kurzweilige Abfolge von Themen, Sprecherinnen und Sprechern. Ein Teil der Auftritte wurde von Gebärdendolmetscherinnen übersetzt.
Das Thema Inklusion stellte Sonja Schumacher, Leiterin der inklusiven Tanzgruppe „Lichtgestalten“ und Mitarbeiterin von Inbeco (Servicestelle für Inklusion in der Freizeit), in den Mittelpunkt: Inklusion bedeute nicht, über die Menschen mit Beeinträchtigungen zu sprechen, sondern mit ihnen.
Fotos: Thomas Merkenich
Menschen wie Angelika Freimuth, die sich mutig auf die kleine Bühne stellte: „Ich habe eine Lernbehinderung“, sagte sie selbstbewusst und formulierte ihre Wünsche und Forderungen – wie die, dass Wahlprogramme in leichter Sprache verfasst würden. Sie forderte eine Verbesserung der Mobilität: „Es gibt zu viele Hindernisse bei Bussen und Bahnen.“
Außerdem wünscht sie sich weitere Angebote im Freizeitbereich und mehr Orte für Begegnung. Freitmuth bekam viel Applaus und beeindruckte viele Zuhörer:innen mit ihrem Mut, darunter auch Moderator Schubek, der Freimuths Rede am Abend als eines seiner persönlichen Highlights benannte.
Fotos: Thomas Merkenich
Weitere Impulse in der SpeakersCorner gaben Katharina Eltzschig vom DBG, die gerade beim Bundeswettbewerb „Jugend debattiert“ einen Preis gewonnen hatte, die Erzieherinnen Joenna Spadaro und Janika Reimann von der Caritas RheinBerg, Jonas Peters aus dem Vorstand der Bezirksschülervertretung, Redouan Tollih als Vorsitzender des Integrationsrats, Martin Verleger vom Verein „Demokratie und Vielfalt“ und Simon Käsbach von der Initiative KlimagerechtLeben.
Außerdem traten die Bürgermeister-Kandidat:innen Aylin Aydogan (Linke) und Alexander Becker (Volt), die Landratsbewerber Arne von Boetticher (CDU) und Robert Winkels (CDU) sowie die Spitzenkandidat:innen Dorothee Wasmuth (FDP), Theresia Meinhardt (Grüne) und Rainer Röhr (FWG) auf.
Jugenddebatte, moderiert von Schüler:innen des Gymnasiums Herkenrath. Fotos: Thomas Merkenich, Philipp J. Bösel
Jugendliche befragen junge Parteimitglieder
Mut bewiesen auch vier Schüler:innen aus der 11. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Herkenrath, die das Festival mit der Jugenddebatte auf der großen Bühne vor der Laurentiuskirche eröffneten: Lars Gronewald, Jasper Küster, Charlotte Wanken und Bastian Zöllner befragten junge Parteimitglieder, die für den Stadtrat kandidieren, warum sie sich in der Lokalpolitik engagieren.
Als Auslöser für den Eintritt in eine Partei nannten sie unter anderem den Bruch der Ampelkoalition im Bund, den Rechtsruck und den erstarkenden Populismus. Als Motivation nannten sie den Wunsch, in der eigenen Stadt etwas zu ändern, zu bewegen und mitzuwirken sowie den Austausch mit anderen Menschen. Das wiege Zeit und Aufwand wieder auf, den der Einsatz mit sich bringe.
Fotos: Thomas Merkenich, Philipp J. Bösel
Die demokratischen Parteien der Stadt präsentierten ihre Kandidat:innen und ihre Inhalte für die anstehende Wahl mit eigenen Ständen am Rand des Marktplatzes. Viele der Bewerber:innen aus den 27 Wahlkreisen hielten sich beim Kandidaten-Check für Gespräche bereit. Allerdings waren hier offenbar mehr potenzielle Stadtrats-Mitglieder anwesend als potenzielle Wählerinnen und Wähler, was viele für einen parteiübergreifenden Austausch nutzten.
Vertreten waren CDU und SPD, Grüne, FDP, Linke, FWG und Volt – jedoch nicht die AfD. „Wir feiern ein Fest der Demokratie, wollen den demokratischen Zusammenhalt stärken“, begründete Georg Watzlawek auf Nachfrage, „da können wir nicht eine Partei einladen, die sich immer wieder gegen die Menschenwürde stellt.“
Kompromisse eingehen durch Zuhören
Die Besucher:innen sahen sich mitunter vor der Qual der Wahl: Wie bei einem Festival üblich, fanden einige der Programmpunkte parallel zueinander statt. In der Bürger-Debatte GL 2030 ging es um die Stadt der Zukunft und darum, was die Bürger:innen sich dafür wünschen.
„Kann ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Auto und anderen Verkehrsmitteln gelingen?“ oder „Muss der Wohnungsmarkt in GL stärker reguliert werden?“, lauteten einige der Fragen, zu denen sich die Teilnehmer:innen positionieren mussten, indem sie sich auf die Ja- oder Nein-Seite setzten. Einen Platz in der Mitte gab es nicht, ein Wechseln der Seiten war allerdings möglich.
Das innovative Format wurde von beiden Wissenschaftsjournalisten und Riffreportern Carina Frey und Rainer Kurlemann angeleitet. Obwohl das Setting konfrontativ wirkte, entstanden – in der prallen Nachmittagssonne, mitten auf dem Marktplatz, vor dem trocken gelegten Brunnen – tiefgründige Diskussionen, in denen die Beteiligten ihre Positionen erklärten und den jeweils gegenüber Sitzenden zuhörten.
Fotos: Thomas Merkenich
„Es ist immer wieder erstaunlich, dass Menschen, die gar nicht mit dem Ziel hergekommen sind, zu diskutieren, sich darauf einlassen, teilweise private Dinge preisgeben und differenziert argumentieren“, sagte Frey im Anschluss. Das zeige, dass es um die Diskussionskultur in Bergisch Gladbach gar nicht so schlecht bestellt sei. Oft hätten die Beteiligten pragmatische Ideen und Lösungsvorschläge.
„Menschen möchten miteinander reden, es bräuchte nur mehr Möglichkeiten dazu wie heute diese Veranstaltung“, ergänzte Kurlemann. „Wir umgeben uns zu wenig mit Andersdenkenden, dabei erweitert es den eigenen Horizont.“ Die Riffreporter erlebten regelmäßig, dass im Laufe der Debatte Kompromisse entstehen und sich die gegenseitigen Positionen durch Zuhören und Diskutieren einander annäherten.
Viele Akteure gestalten das Programm
Den ganzen Nachmittag über präsentierten sich neben den lokalen Parteien und den Kandidat:innen für den Stadtrat auch Vereine, Einrichtungen und Initiativen, die sich für die Demokratie in Bergisch Gladbach einsetzen. Beim Stand der Omas gegen Rechts konnten Kinder und Jugendliche Buttons gestalten, die Initiative KlimaGerechtLeben startete eine Umfrage zum Thema Klima und Demokratie, der Verein Bergisch Gladbach für Vielfalt und Demokratie veranstaltete ein Demokratie-Quiz.
Unter dem Motto „Zukunft gestalten, Ideen pflanzen“ konnten Besucher:innen bei den Klimafreunden Rhein-Berg Wünsche, Ideen oder Protest in einer eigens mit Erde aufgeschütteten Fläche einpflanzen. „Klima ist wie Bier: warm = scheiße“, „Eine schöne Welt für die nächsten Generationen“, war beispielsweise zu lesen.
Die BürgerEnergiegenossenschaft veranschaulichte anhand eines Solar-Vogelhäuschens und eines Wattfahrrads, wie saubere Energie erzeugt werden kann.
Das Jugendzentrum FrEsch lud zum Mittrommeln ein, das Jugendzentrum Cross bot eine Sticker-Aktion für Kinder und Jugendliche an. Der Integrationsrat informierte über seine Arbeit und die ebenfalls am 14. September anstehende Wahl des Gremiums.
Die inklusive Tanzgruppe „Lichtgestalten“ machte zusammen mit der Servicestelle InBeCo mit einer Protestwand und einer Fotoaktion auf Probleme (und Angebote) aufmerksam. „Anna soll überall mitmachen“, „Schule für alle“ oder „Inklusion ist ein Menschenrecht“ war auf neonfarbenen Zetteln zu lesen. Die „Lichtgestalten“ begeisterten außerdem auf der großen Bühne mit einem Gebärdentanz, bei dem am Ende viele Zuschauer:innen mittanzten.
Fotos: Thomas Merkenich, Philipp J. Bösel
Sport, Fakten und Theater
Robert Wagner von der gemeinnützigen Gesellschaft „Faireinskultur“ stellte einen Workshop zur Stärkung der „Demokratiemuskeln“ vor, in dem man trainiert, Meinungsverschiedenheiten konstruktiv zu meistern, aktiv zuzuhören und die eigene Courage zu stärken.
Im Rathaus erläuterte Lara Grewe vom Correctiv-Faktenforum in einem interaktiven Workshop „Fakten gegen Fakes“, wie Fakenews in sozialen Medien erkannt werden und wie man damit umgeht.

Einige Migrantenvereine und der Islamische Gemeinde e.V. aus Heidkamp boten ein internationales Buffet mit vielen Köstlichkeiten an, die Belkaw versorgte an einer Wasser-Bar die Besucher:innen mit frischem Trinkwasser.
Fotos: Philipp J. Bösel
Für Unterhaltung, aber auch für (gewollte) Irritation sorgten ein überaus eifriger Hausmeister und eine Putzkraft für „Platzhygiene“, die mit Megafon und Staubwedel über den Marktplatz fegten, sich von Bürgerportal-Chefredakteur Georg Watzlawek die Genehmigung für die Veranstaltung zeigen ließen, viel zu meckern und aufzuräumen hatten.
Einzig, als das Duo Pascal „Unsere Stammbaum“ anstimmten – die musikalische Hymne der Bläck Fööss zum Thema Vielfalt und Zusammenhalt – und viele auf dem Markt mitsangen, schunkelten die beiden „Störenfriede“ mit. Später veriet Georg Watzlawek, dass es sich bei ihnen um Udo Passon und Claudia Timpner vom Theas Theater handelte.
Fotos: Thomas Merkenich, Philipp J. Bösel
Debatte mit den Bürgermeister-Kandidaten
Zum Abschluss (das Konzert von Lisa Spielmann musste kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen ausfallen) gehörte die Bühne den beiden Favoriten für das Bürgermeister-Amt. Alexander Felsch (CDU, FDP) und Marcel Kreutz (SPD, Grüne) debattierten über die drängendsten Themen, die Leser:innen in unserer Umfrage „Deine Stimme, deine Themen“ genannt hatten.
Zum Einstieg forderte Moderator Georg Watzlawek die beiden Kandidaten auf, den jeweils anderen kurz vorzustellen. Obwohl sie sich durch viele gemeinsame Veranstaltungen inzwischen gut kennen und einander duzen, kamen beide ins Stocken – und über Basisinformationen wie Alter und Beruf nicht hinaus.
Daher durften beide eigene Ergänzungen hinzufügen. „Ich bin ein durch und durch politischer Mensch“, lautete die Eigenbeschreibung von Felsch. „Ich bin seit 20 Jahren kommunalpolitisch engagiert“, die von Kreutz. Auf die Frage, was sie am jeweils Anderen schätzen, betonten beide den menschlichen und fairen Umgang miteinander. „Bei aller Polarisierung im Wahlkampf: Wir machen das beide für diese Stadt“, so Kreutz.
In der folgenden, rund einstündigen Debatte ging es beim Thema Verkehr unter anderem um den Umbau der Laurentiusstraße und den Durchgangsverkehr in Schildgen und Refrath, um Klimaschutz, gute Verwaltung und sozialen Zusammenhalt.
Fotos: Thomas Merkenich, Philipp J. Bösel
Wie es um den Zusammenhalt steht
Nicht der Zusammenhalt ist Kreutz zufolge gefährdet, sondern das gesellschaftliche Vertrauen in staatliche Institutionen. „Wichtig ist, dass wir ehrlich und transparent sind in dem, was wir machen und warum.“ Felsch bezeichnete die Vertrauensbasis als „solide“, aber sie schwinde in bestimmten Bereichen – etwa bei der Kinderbetreuung, weil diese nicht verlässlich sei und beim Schulbau, wenn Lampen von der Decke fielen.
Im Abschlussstatement bezeichnete Kreutz seine Bewerbung für das Bürgermeister-Amt als die Fortsetzung eines Engagements, „das ich mein Leben lang mache“. „Ich möchte mehr miteinander reden, wie wir es hier heute tun. Und so Bergisch Gladbach zu dem machen, dass wir gern hier leben.“
Felsch kündigte an: „Ich möchte Bürgermeister werden, weil ich mit Ihnen gemeinsam das Potenzial von Bergisch Gladbach heben möchte und das beste Bergisch Gladbach umsetzen, das es geben kann. Dafür möchte ich mich jeden Tag einsetzen.“
Dass sie sich für Bergisch Gladbach und die Demokratie einsetzen, haben alle Beteiligten des Festivals an diesem Nachmittag und Abend eindrucksvoll bewiesen. Demokratie beginnt bei uns allen.


























































Dankeschön für diese Veranstaltung im Sinne unserer Demokratie, hier wurde kommunale Politik sichtbar.
Mit freundlichen Grüßen
Robert Martin Kraus
CDU Fraktion Bergisch Gladbach
Eine großartige, eindrucksvolle, informative Reportage über das Fest der Demokratie. Danke an das Redaktionsteam, besonderer Dank an die Ideengeber und Initiatoren. Schade, dass ich nicht dabeisein konnte.
Das war ein rundum gelungenes Fest für die Demokratie! Ein herzliches Ein Dankeschön geht an Herrn Watzlawek und sein gesamtes Team für die tolle Organisation – und natürlich an alle Beteiligten, die mit ihren Ideen und ihrem Engagement ein so vielfältiges und lebendiges Programm auf die Beine gestellt haben. Demokratie lebt vom Mitmachen – und genau das war an diesem Tag deutlich spürbar.
Hier mein Impuls (3 Minuten) in der Speaker’s Corner beim Festival der Demokratie – für alle, die am Freitag nicht dabei sein konnten:
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
wenn wir uns heute fragen, wie wir die lokale Demokratie stärken können, dann lautet meine Antwort: durch echte Teilhabe – und durch sichtbare Zeichen der Anerkennung.
Als Integrationsrat Bergisch Gladbach vertreten wir die Interessen der Menschen mit Einwanderungsgeschichte – fast jede dritte Person in dieser Stadt gehört dazu. Wir setzen uns dafür ein, dass niemand vergessen wird – und alle gesehen werden. Demokratie beginnt vor Ort: auf dem Spielplatz, im Vereinsheim, im Stadtteil, im Rathaus.
Und genau deshalb tun wir etwas, mit Initiativen und Ideen aus dem Integrationsrat:
– Wir feiern jedes Jahr die Einbürgerung neuer Staatsbürger*innen – nicht nur mit einer Urkunde, sondern mit echter Wertschätzung. Wir sagen: Willkommen in unserer Demokratie. Deine Stimme zählt.
– Wir haben das Bündnis gegen Rassismus und für Vielfalt auf den Weg gebracht. Über 30 Organisationen sind dabei – weil klar ist: Demokratie braucht Haltung. Und: Das Bündnis hat in diesem Jahr erstmalig die Internationalen Wochen gegen Rassismus mit 20 Aktionen und Veranstaltungen innerhalb von zwei Wochen gebündelt – ein starkes Zeichen aus der Mitte der Stadtgesellschaft. Gerade in Zeiten, in denen Ausgrenzung wieder salonfähig gemacht werden soll.
– Wir haben gemeinsam mit Engagierten das Mahnmal „10+1 Bäume“ für die NSU-Opfer geschaffen – mitten in unserer Stadt. Ein Ort, der erinnert – und warnt: Demokratie darf nie gleichgültig werden.
Aber wir sehen auch, was noch fehlt:
Rund 15 % unserer Mitbürger*innen dürfen nicht wählen – weil sie einen ausländischen Pass haben. Obwohl sie oft seit vielen Jahren hier leben, arbeiten, Steuern zahlen und sich engagieren. Ein kommunales Wahlrecht für alle, die hier leben – wie es in vielen EU-Ländern längst Realität ist – wäre ein echter Schritt hin zu mehr Demokratie.
Am 14. September findet zeitgleich mit der Kommunalwahl auch die Wahl des neuen Integrationsrates statt. Wahlberechtigt sind:
ausländische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger,
Deutsche mit einer weiteren, ausländischen Staatsangehörigkeit,
EU-Bürgerinnen und EU-Bürger,
Aussiedlerinnen und Aussiedler,
Personen, die durch Einbürgerung die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten haben,
sowie Deutsche, die als Kinder ausländischer Eltern durch Geburt in Deutschland die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben.
Ich appelliere an Sie: Geben Sie diese Information gerne an Freundinnen, Familie oder Kolleginnen weiter, für die das Thema wichtig ist oder die den Integrationsrat am 14.09.2025 wählen dürfen.
Lokale Demokratie wächst dort, wo Menschen mitgestalten dürfen. Was wir dafür brauchen? Vertrauen. Räume. Strukturen. Und ein klares Bekenntnis:
Demokratie heißt alle – nicht nur einige.
“Menschen mit Einwanderungsgeschichte – fast jede dritte Person in dieser Stadt gehört dazu” zeigt sich nur leider nicht bei diesen Veranstaltungen, denn die sehen oft alt und weiß aus. Warum ist das so? Sehen die vielleicht gar kein Problem?
“Rund 15 % unserer Mitbürger*innen dürfen nicht wählen – weil sie einen ausländischen Pass haben. Obwohl sie oft seit vielen Jahren hier leben, arbeiten, Steuern zahlen und sich engagieren.”
Wer so integriert ist sollte es wohl ohne Probleme schaffen, die Staatsbürgerschaft zu erlangen. Wenn man dazu nicht bereit ist, gibt es auch kein Recht, zu wählen.
Ja, bei manchen Veranstaltungen ist die Vielfalt unserer Stadtgesellschaft noch nicht so sichtbar, wie sie sein könnte. Aber das betrifft nicht nur Menschen mit Einwanderungsgeschichte – wir erreichen insgesamt noch zu viele Bürger*innen nicht, egal woher sie kommen. Auch das müssen wir ernst nehmen. Denn Demokratie lebt davon, dass möglichst viele mitmachen – und dafür brauchen wir gezielte Ansprache, Vertrauen und Räume der Begegnung.
Gleichzeitig sehen wir an vielen Orten, dass Vielfalt längst gelebt wird: bei den Internationalen Wochen gegen Rassismus, bei der Pfingstkirmes, beim Stadt- und Kulturfest, bei Schulveranstaltungen zum Beispiel bei der Auszeichnung der GGS Gronau als Schule gegen Rassismus und gestern wieder ganz konkret auf dem Sportplatz (Fußballturnier) bei Jan Wellem in Heidkamp – mit vielen engagierten Eltern und Kindern aus internationalen Familien. Auch das Demokratiefestival am Freitag war jung, bunt und vielfältig – schauen Sie sich gerne die Bilder dazu an.
Zum Thema Einbürgerung: Die meisten wollen dazugehören – aber die Hürden zur Einbürgerung in Deutschland sind hoch: rechtlich, finanziell und persönlich. Nicht jeder/jede kann oder will die bisherige Staatsangehörigkeit aufgeben – und genau das ist oft die größte Hürde. Denn in vielen Herkunftsländern führt der Verlust des Passes zu Nachteilen, etwa beim Erbe, beim Aufenthalt oder bei familiären Verpflichtungen. Für viele ist der Pass mehr als ein Dokument – er steht für Herkunft, Identität, Geschichte und Familie. Die emotionale Bindung an das Herkunftsland ist tief – das sollte niemand vorschnell abwerten.
Dabei gilt aus meiner Sicht: Wer hier lebt, arbeitet, Steuern zahlt und sich engagiert, trägt längst zum Gemeinwohl bei. Demokratische Teilhabe um den Bürgermeister oder den Stadtrat zu wählen, darf deshalb nicht allein am Pass hängen. Ein kommunales Wahlrecht für alle, die dauerhaft hier leben, wäre ein fairer und längst überfälliger Schritt.
Liebes Festival der Demokratie Team,
Am Freitag konnte ich nicht dabei sein, weil ich derzeit im Urlaub bin.
Um so mehr freut und beeindruckt mich, wie vielfältig, gelungen und gut besucht das Festival war.
Ich bedanke mich sehr für die Berichterstattung. Und bin froh, dass es all so das in Bergisch Gladbach gibt. Danke!
Viele Grüße, derzeit aus der Südeifel
Brigitte Forst
Vielen Dank an das Team des Bürgerportals für diesen Nachmittag, der die Vielfalt der demokratischen Kräfte in Bergisch Gladbach gezeigt hat. Ich kann kaum ermessen, wie viel Vorbereitung dafür notwendig war.