Nelson Müller und eine seiner Kreationen. Fotos: Screenshot / Ydo Sol, Relais & Châteaux

Der bekannte TV- und Sternekoch Nelson Müller verlässt Essen und übernimmt die Diepeschrather Mühle in Bergisch Gladbach. Schon ab Januar 2025 wird er hier sein Sterne-Restaurant „Schote“ neu eröffnen. Im Frühjahr folgen ein Boutique-Hotel, die Kochschule sowie die Brasserie „Müllers in der Mühle“, geplant ist zudem eine Champagner-Lounge.

Spitzenkoch Nelson Müller verlegt sein Restaurant, das Relais & Châteaux „Schote“ in Essen, nach Bergisch Gladbach – und geht zudem unter die Hoteliers: In der Diepeschrather Mühle werde Müller ab 2025 ein anspruchsvolles Hotel mit kulinarischem Schwerpunkt eröffnen, wie seine Sprecherin auf Anfrage des Bürgerportals bestätigte.

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Im Sterne-Restaurant „Schote“ werde Nelson Müller auch am neuen Standort mit seinem zehnköpfigen Team „mit innovativen Gerichten für außergewöhnliche kulinarische Momente sorgen“. Zum Team gehöre auch eine erfahrene Konditorin, die individuelle Hochzeitstorten und erstklassige Desserts zubereiten werde.

In der „Schote“ kann man schon jetzt auf der am Freitag online gegangenen Webseite Tische reservieren, und zwar ab dem 22. Januar.

Alle Fotos: Ydo Sol

Neben dem Restaurant Vendôme von Joachim Wissler im Grandhotel Schloss Bensberg würde Bergisch Gladbach damit erneut ein zweites Sterne-Restaurant erhalten. Ein Restaurant dieser herausragenden Kategorie war verloren gegangen, als Schloss Lerbach mit dem Restaurant von Nils Henkel geschlossen worden war. Schloss Lerbach wird zwar gerade saniert und wieder als Hotel in Betrieb gehen, aber ohne Sterne-Restaurant.

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Schloss Lerbach wird 2026 ein Dorint-Hotel

Nach Sanierung und Ausbau soll Schloss Lerbach 2026 als Vier-Sterne-Superior Dorint Hotel wieder seine Türen öffnen. Die Kölner Hotel-Kette hat für den Betrieb bereits sehr konkret Pläne, vom 140-Plätze-Restaurant und einem Bankett-Bereich bis hin zum Weinkeller.

Nach der „Schote“ sollen im Frühjahr 2025 das auf dem Areal neu gebaute „Relais & Châteaux Hotel Diepeschrather Mühle“ und die Brasserie „Müllers in der Mühle“ mit großzügigen Eventflächen eröffnen. Die beiden Festsäle  für je bis zu 140 Personen mit Außenbereichen sollen für private und geschäftliche Feiern einen idealen Rahmen bieten. Geplant ist zudem eine Champagner-Lounge „Maison Krug“. Auch Müllers Kochschule zieht von Essen nach Bergisch Gladbach um.

Das Hotel Diepeschrather Mühle

Das Boutiquehotel wird den Angaben zufolge über 25 Zimmer, davon fünf Suiten, verfügen, umgeben von einem Designergarten mit beheiztem Naturpool. Die Superior-Zimmer und Suiten seien modern eingerichtet und böten Terrassen mit Blick auf den Wald oder Pool.

Ein Spa soll eine finnische Sauna bieten, ein Dampfbad, Ruhezonen, Räume für Yoga sowie Fitness mit Cardio- und Ausdauergeräten.

Hinweis der Redaktion: Hier finden Sie alle Restaurant-Kritiken und Berichte zur Gastronomie in Bergisch Gladbach.

Die Idee für das Hotel mit all seinen Facetten hatte der Kölner Bauunternehmer Werner Arenz, der Eigentümer des Areals Diepeschrather Mühle. Arenz sei auch im Kölner Denkmalschutz-Bau tätig. Er habe das Hotel kürzlich neu gebaut und mit Nelson Müller einen Pächter für die Gesamtanlage gefunden.

Das Bestandsgebäude des bisherigen Restaurants Diepeschrather Mühle soll in den kommenden Monaten zudem komplett renoviert wird.

Nelson Müllers Vision

Nelson Müllers Vision sei es, „an diesem einzigartigen Standort eine neue Dimension aus Vier-Sterne Superior Hotel und Spitzengastronomie zu schaffen“. Daher werde Müller im Frühjahr 2025 auch die Verwaltung seiner Firma aus Essen in die Diepeschrather Mühle umsiedeln.

Hinweis der Redaktion: Wir haben den Beitrag mit weiteren Details aus einer Pressemitteilung von Nelson Müller erweitert. Die erste Version basierte auf einer Pressemeldung der Hotel- und Restaurantvereinigung Relais & Château.

Der Spitzenkoch strebt für den Standort eine Zertifizierung von „GreenSigns“ an. In Kürze sollen Gewächshäuser für den Gemüseanbau und ein Kräutergarten entstehen, die Nelson Müllers Gastronomie-Konzept inklusive Kochschule „from farm to table“ innovativ ergänzen.

Aufgrund seiner Lage und seinem ganzheitlichen Angebot soll die neue „Relais & Châteaux“-Destination Diepeschrather Mühle in Bergisch Gladbach Individualgäste und Geschäftsreisende ansprechen: Erholungssuchende an den Wochenenden, in der Woche Geschäftsreisende und Messegäste, „die der Hektik der Innenstädte entfliehen wollen“.

Hintergrund: Wer ist Nelson Müller?

Der Koch mit ghanaischen Wurzeln ist laut seiner Webseite in Stuttgart aufgewachsen, kochte von Schwaben bis nach Sylt in hochkarätigen Restaurants. 2009 eröffnete er sein eigenes Restaurant „Schote“ in Essen und bekam im November 2011 erstmals einen Stern vom Guide Michelin verliehen, den er seitdem hält.

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Kurzurlaub in der Diepeschrather Mühle

Wer kennt die Diepeschrather Mühle? Nein, nicht den Park mit Grillhütte und Spielplatz. Hier im Wald zwischen Bergisch Gladbach und Köln versteckt sich ein ganz besonderes Restaurant unter diesem Namen. Sind die ausgefallenen Gerichte ihren Preis wert? Das hat unsere Autorin getestet.

Seit Anfang 2014 betreibt der Spitzenkoch ebenfalls in Essen die Brasserie „Müllers auf der Rü“ mit Spezialitäten aus dem Ruhrgebiet und aller Welt. Auch diese erhielt 2019 einen Stern, seither betreibt Nelson Müller das Sternerestaurant und die Brasserie unter einem Dach.

Mit „Müllers auf der Burg“ auf der Burg Schwarzenstein (Relais & Château-Hotel) und „Müllers auf Norderney“ im Boutique Hotel 1884 Norderney hat die Brasserie bereits zwei Ableger erhalten. Ein weiteres Hotel in Thüringen mit einer Brasserie „Müllers in Thüringen“ ist geplant. Die Brasserie „Müllers auf der Rü“ bleibt am Essener Standort bestehen.

ist freie Reporterin des Bürgerportals. Geboren 1984, aufgewachsen in Odenthal und Schildgen. Studium in Tübingen, Volontariat in Heidelberg. Nach einem Jahr als freie Korrespondentin in Rio de Janeiro glücklich zurück in Schildgen.

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  1. Die „Schote“ von Nelson Müller wird 25/26 keinen Stern haben, nicht mal einen Bib Gourmand. Er fällt in die unterste Kategorie von Michelin, die heißt “ausgewählte Restaurants”.

    Er muss sich anstrengen, wenn er nächstes Jahr wieder dabei sein will. Vor allem sollte er seine Preise überdenken, die aus meiner Sicht überzogen sind.

    1. „Er fällt in die unterste Kategorie von Michelin“ – Das ist natürlich ein Abstieg, trotzdem würde sich so mancher Küchenchef alle zehn Finger nach dieser Einstufung ablecken.

    1. Nelson Müller hatte nie einen Stern, denn den Stern bekommen Restaurants und nicht die Köche. Das wurde Ihnen anscheinend nicht gesagt.

    2. Ich hatte bisher auch keine Kenntnis zu dem Prozedere der “Sterne” Verleihung.

      Aber was ich jetzt herausgefunden habe (Internet) ist, —> dass diese Auszeichnung, die an Restaurants für hervorragende Küchenleistung vergeben wird, immer nur für ein Jahr Gültigkeit hat. Diese Auszeichnung für Spitzengastronomie, wird jedes Jahr aufs neue verliehen d.h. sie muss jedes Jahr aufs neue erarbeitet/verdient werden.
      Das Restaurant „Schote“ ist seit 2011 !! mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet worden.
      Die diesjährige Zeremonie zur Verleihung findet am Dienstag, 17. Juni 2025 (also heute) um 18 Uhr in Frankfurt am Main statt.

      Nelson Müller, ich drücke die Daumen, dass, trotz langer Schließung wg. Umzug, die “Schote” erneut ausgezeichnet wird.

  2. Sozialprotz mitten im Naherholungsgebiet …und Currywurst fürs Volk

    Die Übernahme des einstigen Normalbürger-Ausflugslokals „Diepeschrather Mühle“ durch TV-Starkoch Nelson Müller als neuem Pächter soll angeblich ein „Glücksfall für Bergisch Gladbach“ sein. Diesem sich gerade verbreitenden Irrglauben, u.a. vom „Kölner Stadtan-zeiger“ in die hiesige Örtlichkeit gesetzt, möchte ich, auch als relativ naher Anwohner in Hand-West, deutlich widersprechen.

    Zu erwartende Menüpreise von ca. 180,- EUR nebst Weinbegleitung von weiteren 100,- EUR je Person, wie Nelson Müller sie u.a. zuletzt in seinem Essener Lokal „Schote“ laut seiner Internet-Website forderte und ähnlich wohl auch in Gladbach zur Anwendung zu bringen gedenkt, dürften kein Gewinn oder „Glücksfall“ sein für die ganze Stadt, wie völlig undifferenziert behauptet wird, allenfalls für einen verschwindend kleinen Teil ihrer Bürger: nämlich eine überschaubare, sehr vermögende Gourmet-Schickeria.

    Vorgesehen ist: Diese könnte sich hier mit Ihresgleichen aus anderen Regionen Deutschlands und der Welt treffen; schließlich ist eigens dafür Nelson Müller dabei, ein 4-Sterne-Luxus-hotel mit allerlei Suiten zu Höchstpreisen herzurichten, in einem Gebäude nebenan, das jahrelang unvermietet und teilmöbiliert vor sich hin gammelte – wohl sehr zum Verdruss des Eigentümers Arenz des Gesamtgeländes.

    Gespannt sein darf man auch darauf, wie der nahe große Pferdehof auf das zu erwartende neue vermögende Klientel am Waldesrand reagiert, ob nicht am Ende Pferde in großer Zahl zu Höchstpreisen zwecks Damen- und Herrenausritten dem nahen Geldadel-Klientel des Müller-Ressorts angedient werden.

    Das inzwischen öffentlich bekannt gewordene Gesamtkonzept des Nelson Müller zeigt im Übrigen deutlich: Die Normalbevölkerung aus Stadt und Wohnumgebung, die sich laut Auffassung des „Kölner Stadtanzeigers“ nun so ungemein glücklich fühlen soll, soll erst gar nicht rein ins zukünftige Nobel-Restaurant und -Ressort.

    Für sie gibt es stattdessen demnächst in einem vorgelagerten separaten Gebäude, „Brasserie“ genannt, eine zynische Art von Currywurst-Verkostung in Edelvariante fürs Volk. Preis dafür bislang unbekannt. Jaja – auch dem kleineren Geldbeutel möchte der neue Herrscher über das zukünftige Bonzen-Ressort „Diepeschrather Mühle“ durchaus etwas für ihn Lohnendes abgewinnen, wie er inzwischen öffentlich nachlesbar darlegte.

    Besonders krass an der ganzen Sache ist dies: die Location, die Nelson Müller gewählt hat, um im Kern großes Geschäft mit großen Geldbeuteln zu machen, ist ja nicht etwa irgendein abgelegenes Schloss, wo meinetwegen, weit entfernt von Wohngegenden, hochvermögende Geldbesitzer sich gegenseitig die Protz-Show zu stehlen versuchen, nein, es ist die Implementierung solcher Dinge mitten hinein in ein Naherholungsgebiet für ganz normale Leute, ganz nah an einem wunderbaren Waldspielplatz, wo Eltern und Kinder samt Großeltern aus GL-Hand oder dem nahen Köln-Dellbrück seit vielen Jahren hingehen, vor Jahren einmal mit der Möglichkeit zu anschließendem gemütlichen Kaffeetrinken und Kuchenessen im Mühlenrestaurant bzw. auf großer Terrasse zu erschwinglichen Preisen.

    Das alles hat der Vorpächter schon teilweise zunichte gemacht, indem er u.a. zuletzt reinen Getränkeausschank ablehnte: Nun scheint es endgültig vorbei zu sein mit der einstigen Idylle.

    Was summasumarum bedeutet: hier wird eine demonstrative Menschenerniedrigung im Normalbürgerbiotop Diep.Wald stattfinden. Grotesk und beleidigend.

    Die Ökonomie des Geldes, dessen Macht, Dynamik und dessen Zurschaustellung – bis hinein in Gladbacher Erholungs- und Waldgebiete – macht die Masse der Menschen zu ohnmächtigen Zaungästen. Sie werden und wurden nicht einmal gefragt, ob sie massive Eingriffe in ihr Wohnumfeld wollen. Warum auch! Eigentümer dürfen vermieten und verpachten, an wen sie wollen. So regeln es zentrales Recht und Gesetz. Was für ein „Glück“!

    1. Da scheint mir doch ein grundlegendes Missverständnis zu herrschen. Sterneküche ist nichts, was isoliert vom Rest der Welt allein zum Vergnügen eines dekadenten Geldadels existiert. Hier werden Materialauswahl, Zubereitungstechniken und kompositorische Verfahren entwickelt und gepflegt, die dann auch die ganze Breite der Esskultur voranbringen. Ohne die Sterneküche stünden wir heute noch da, wo wir in den kulinarisch ziemlich grauenhaften 1950ern waren.

      Zum Vergleich: Auch einen Porsche oder ein S-Klasse-Fahrzeug können sich nur wenige leisten, aber die darin einfließenden Ingenieurleistungen und die praktische Erfahrung damit kommen letztlich der gesamten Modellbreite des Fahrzeugmarkts zugute. Käme deshalb jemand auf die Idee, eine Schmährede auf diejenigen zu halten, die Autos für sechsstellige Summen herstellen und kaufen?

      Und mal abgesehen von diesen langfristigen, nicht sofort fassbaren Auswirkungen: Der gute Herr Müller wird von dem Geld, das ihm die von Ihnen so Verachteten ins Haus bringen, Gewerbesteuer in die Stadtkasse zahlen, und das vermutlich gar nicht mal so knapp. Damit kann dann zum Beispiel auch die Straße zu Ihrer Lieblings-Pommesbude in Schuss gehalten werden.

    2. Wenn Sie sich mit Sterneküche beschäftigen würden, wüssten Sie das fast immer Leidenschaft dahinter steht. Reich wird man in der Regel nicht – die Küche ist personalintensiv und erfordert hohes Können und hohe Qualität in den Produkten. Alles hilft der Ausbildung und Esskultur. Vielfalt ist auch hier gut und ohne Sterneküche wäre die Gastronomie ärmer. Der Aufwand allerdings führt auch zu höheren Kosten als wärschafte, ggf vorgekochte, Hausmannskost. Vor allem wenn Service und Küche anständig entlohnt werden.
      Ich kann daher ihren Kommentar nur als Neid / Wutausdruck verstehen.
      Freuen Sie sich doch wenn auch in Gladbach Gastronomie von Kavalla Grill bis Vendome vertreten ist.

  3. ….schade nur das man sich nicht ein Beispiel am Schloss Lerbach genommen hat und das ganze auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.
    Schließlich war das immer auch ein Stück Naherholung.

  4. „ Bei der Beurteilung von Restaurants kommt man also mit Genrezuordnungen nicht weiter, sondern jeder Einzelfall muss für sich betrachtet werden.“
    Auch meine Meinung.

    Aber noch ein Wort zur Klage, man könne sich Essen in Restaurants immer weniger oder kaum noch leisten verbunden mit dem Vorwurf, das treffe insbesondere sozioökonomisch schwache Bevölkerungsgruppen. Rauchen – das ist weltweit als Tatsache anerkannt – ist in sozioökonomisch schwachen Gruppen deutlich stärker verbreitet als in materiell besser gestellten. Einen durchschnittlichen Raucher kostet das in seinem Leben ca. 100 000 €. (Es gibt Schätzungen, die deutlich höher liegen).
    Gratis gibt es dazu noch das Risiko, schwere Gesundheitsschäden zu erleiden.
    Einen Raucher, der mir erklärt, ihm fehle das Geld für gelegentliche Restaurantbesuche, kann ich nicht ernst nehmen.

    1. @: zugänglich gemacht werden soll
      ___ ich stand heute noch davor, vor dem weiterhin mit Ketten verschlossenen Zaun, Gitter.
      Im vergangenen Jahr las und erkundigte ich mich wann ich als Normalsterbliche wieder ins Schloss LERBACH darf .. da hieß es, wurde vermutet: im kommenden Jahr – das wäre jetzt!
      hm ob da eine.r von uns (je) (wieder) drinnen sein wird?
      Drinnen im Sinne von zumindest schon mal auf dem Gelände, im Park, ..von Wald brauchen wir nicht mehr schreiben.
      Ich war damals, vor vier Jahrzehnten, im Park, am Schloss, auf der Treppe

      die Diepeschrather Mühle, ja auch dort erinnere ich Zeiten meiner Kindheit, sowie der Kindheit meiner Kinder, der riesige, damals noch sehr gut erhaltene Spielplatz, mit ehemals ansehnlichen Gewässer
      und ja Gastronomie für alle!

      das wäre sicherlich sehr gut gewesen einen Zugang zu erhalten, lässt sich möglicherweise auch heute noch einbinden,
      damit eben nicht unsere Heimat für viele von uns abgeschnitten wird, für die mit sehr viel Geld von überall.
      Schade.

      aba hey vielleicht wird ja die Straße saniert

  5. Der Kommentar von Hartmut Schneider, der sich auch dem aktuellen Trend des Pseudonym-Unsinns widersetzt, trifft es ziemlich genau, hervorragend. Was da nur noch fehlt ist die Geißelung eines der liebsten Kinder des Deutschen, der Neid. Wahrscheinlich befinden sich unter den Kritikern des gehobenen oder hohen Essens keine Kölner, heißt doch einer deren Wahlsprüchen: “Mer muss och jünne künne!” Für Immis: “Man sollte auch gönnen können!”

    Wer Restaurants aufsucht, die sich kulinarisch immer noch in der 60ern befinden, möge das tun, sollte aber anderen das Bessere gönnen, das nicht
    den Geldbeutel sprengen muss. Lieber 4 x im Jahr gehobener und deshalb etwas teurer essen, als jeden Monat das, was Herr Schneider so schön beschtreibt, was aber nicht gutbürgerlich genannt werden kann. Das ist nur die Vergewaltigung der Produkte, die der Koch verwendet mit viel Glutamat, Fertiggewürzen und Tiefkühlprodukten.

    1. Der „aktuelle Trend“, den Sie da ausmachen, hat sich bereits in den 1990er-Jahren sehr stark verbreitet. Den fangen Sie mit 30 Jahren Verspätung nicht mehr ein.

  6. Kann gut sein, dass es immer mehr gute Restaurants gibt, ich kann es nicht beurteilen. Jedenfalls heißen Ess- und Trinkkultur nicht nur so, sie sind Ausdruck gesellschaftlicher Kultur.

    Ich erinnere mich noch gut an eine Zeit, in der das Lebensmittelangebot ärmlich war. Menschen wie Eckart Witzigmann und Wolfram Siebeck ist es zu danken, dass irgendwann z.B. Crème fraîche, Estragon oder einige der 400 französischen Käsesorten in den Supermarktregalen auftauchten.

    Parallel entwickelte sich eine Alternative zu öden Futterstellen, die eine missverstandene traditionelle Plumpsküche mit in dicken Saucen schwimmenden Schnitzeln, begleitet von zerkochtem Gemüse als „gut bürgerlich“ verkauften.

    Heute gibt es ein breites Angebot unterschiedlichster Restaurants von traditionellem Zuschnitt (häufig mit regionalen Produkten hoher Qualität), internationale, auch exotische Angebote und häufig an französischer Küche orientierte Qualitätshäuser bis zu den von Gault&Millau und Michelin gepriesenen Spitzenrestaurants.

    Da sich dieses breite Angebot dem Markt stellen muss, setzen sich diejenigen durch, die die Bedürfnisse der Kunden erfüllen. Wer behauptet, die Kultur der Gastronomie sei „dekadent“, möge zur Mittagszeit Stellen aufsuchen, an denen eilige Menschen öffentlich Lebensmittel verschlingen und teilweise mit dem was sie hinterlassen, die Umwelt dekorieren.

    Das ist dekadent wie auch die Tatsache, das manche für ihr Speiseöl maximal 2,99 € ausgeben und für ihr Motoröl 30 €. Und wer glaubt, man könne Wein herstellen, diesen in Flaschen füllen und mehrere hundert oder tausend Kilometer transportieren und dann für 3 € verkaufen, hat vermutlich schon zu viel von diesem Zeug getrunken.

    Vive la Cuisine!

    1. Da kann ich Ihnen im Großen und Ganzen zustimmen. Allerdings ist die heutige „gutbürgerliche“ Küche mit der in der Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr zu vergleichen. Die Konstante bildet die Speisenauswahl, am Niveau der Zubereitung sind die Fortschritte der letzten Jahrzehnte hingegen nicht spurlos vorübergegangen. Auf der anderen Seite gibt es eine nicht zu vernachlässigende Zahl sich gehoben und international gebender Restaurants, in denen Convenience-Produkte verarbeitet werden (vulgo: Fertiggerichte oder Halbfertigprodukte). Bei der Beurteilung von Restaurants kommt man also mit Genrezuordnungen nicht weiter, sondern jeder Einzelfall muss für sich betrachtet werden.

      Übrigens spricht nichts dagegen, ein Speiseöl für 2,99 oder weniger zu verwenden. Das kann dann natürlich kein natives Olivenöl oder dergleichen sein, sondern für den Preis bekommt man zum Beispiel ein gutes reines Rapsöl, das für sehr viele Zwecke vollkommen genügt.

      Was den Wein betrifft: Man kann durchaus. Dass man dieses Produkt keinem Esel ins Ohr schütten kann, steht auf einem anderen Blatt.

    2. Gutes Speiseöl gibt es schon für 2,99, aber eben aus der Region und nicht das tolle kaltgepresste von Antonios, der auf seinem Esel reitend noch einzeln pflückt.

      Und wie kommen sie auf 30€ für Motoröl? Etwa Populismus? ;)

      Viele sind gezwungen, Motoröl zu kaufen, denn anders kommt man nicht mehr zur Arbeit auf dem Land oder zu blöden Schichtzeiten. Während Essen-Gehen eben genau dieser Luxus ist, den sich die leisten, die es können.
      Und die, die es eigentlich nicht könnten, kaufen den jetzt auch nicht mehr billigen Fastfood-Kram.

    3. @Sam Urai: Jetzt bin ich doch neugierig – wo gibt es gutes Speiseöl aus der Region für 2,99?
      Hab einige Ölmühlen verglichen, günstiger als 5 Euro habe ich nirgends gefunden.

      Und ja, auch ich habe den Eindruck, dass es zunehmend eine Zweiteilung des Angebots gibt: Auf der einen Seite Fast Food und Billigrestaurants, auf der anderen teure Edelschuppen. Kaum etwas dazwischen, das gut und (noch) bezahlbar ist.

  7. Irgendwie entsteht bei mir der Eindruck, das nur noch “gehobene” Gastronomie entsteht, aber immer mehr “gut Bürgerliche” verschwindet.
    Ich gönne jeden, wen er mag, dort zu essen.
    Aber wo es allen doch angeblich schlechter geht, finde ich die Entwickelung doch seltsam.

    1. Diesen Eindruck hatte ich auch. Ich gehe davon aus, dass es immer noch viele Menschen gibt, die sich das leisten können und wollen und deutlich mehr Menschen, die es sich nicht leisten können bzw sich Essen gehen allgemein nicht leisten können. Für mich ist dieses hochpreisige Essen gehen ein Stück weit Dekadenz. Es ist nicht mehr so, dass Nahrung der Ernährung dient sondern auch Extravaganz beinhaltet.

      1. Es gibt sicher leider viele, die es sich in der Tat nicht leisten können, mindestens ebenso viele setzen aber nur andere Prioritäten. Wenn ich ab und zu mal etwas teuer (und qualitativ besser) essen gehe, macht mich das zufriedener, als wenn ich ein dickes Auto fahren oder zu einem teuren Konzert gehen würde – und finanziell kommt es unter dem Strich aufs Gleiche raus. Also kein Grund, ausgerechnet gutes Essen als dekadent zu bezeichnen.

    2. Die Schere gibt’s aber schon seit Jahren.
      Einer meiner ehemaligen Mandanten ( aus den Zeiten meines Arbeitslebens) ein grösserer Kölner Hotelier hatte diesen Trend vor ca 20 Jahren vorausgesagt.

      Ein Grund, weshalb er kräftig in eine luxuriöse Einrichtung investierte und das Hotel seiner Eltern aufwendig sanierte. Aus den Kegelbahnen vom Vater wurde ein Wellness Tempel mit Saunen und Massage. Aus dem Lokal mit dem Bierausschank und Frikadellen wurde gehobene Gastronomie usw.

      Die weitere betriebswirtschaftliche Entwicklung in den Folgejahren gab ihm recht.

    3. Hallo Schildgen,
      wenn die “gut Bürgerlichen” verschwinden hat es vielleicht auch damit zu tun, dass viele sich über Lieferdienste eine Pizza oder ähnliches nach Hause bringen lassen ,”All you can eat” bei den asiatischen Restaurants nutzen, in einem Steakhaus essen gehen oder bei einer der FastFoodKette einen Stopp einlegen.
      Wann waren Sie das letzte Mal in einem der von Ihnen genannten “gut Bürgerlichen”? Es gibt sie noch und je mehr sie nutzen um so größer ist die Chance, dass es sich auch für den Betreiber noch rechnet.

      1. Hallo, noch nicht lange her (4 Wochen)
        Und der Laden war mitten in der Woche rammelvoll. Aber halt nicht bei uns um die Ecke, da hat mittlerweile alles zu.
        Nach meiner Meinung kann ja jeder dahin gehen, wo er möchte. Fast-Food oder Sterneküche…
        Ist halt mein Eindruck:)

    4. Ich bezweifle, dass es allen schlechter geht. Oder überhaupt so vielen Mitbürgern, wie immer wieder gerne behauptet wird. Selbst die weniger Begüterten leben hier im Vergleich zu weiten Teilen der Weltbevölkerung wie die Made im Speck. Und diejenigen, die tatsächlich bedürftig sind, gehen gar nicht in Restaurants, weder in gutbürgerliche Gaststätten noch in Sternerestaurants.

      Das scheint eher dasselbe Phänomen zu sein wie bei vielen Verbrauchsgütern: Die mittlere Qualität verschwindet mehr und mehr, Wachstum gibt es bei Billig- und bei Premiumprodukten.

  8. Endlich mal eine aus „kulinarischer Sicht“ wirklich positive Nachricht für unsere Stadt.
    Wir drücken die Däumchen für diesen sympathischen Koch, und wünschen „allseits die richtigen Gewürze“….

  9. Der Artikel erweckt den Eindruck,, als würde mit der “Schote” von Nelson Müller ein Sternerestaurant öffnen.
    Das ist falsch. Michelin vergibt Sterne an Restaurants und nicht an Köche. Der in den Medien gerne benutzte Begriff “Sternekoch” ist deshalb irreführend.
    Ob Müller für die Schote irgendwann einen Stern erhält, liegt an den zukünftigen Bewertungen.

    1. In diesem Fall wird kein neues Restaurant eröffnet, sondern komplett mit Konzept, Koch und Personal verlagert. Mal sehen, wie Michelin mit diesem eher ungewöhnlichen Fall umgeht.

  10. Diepeschrather Mühle und Nelson Müller- das sollte passen. Freuen wir uns auf kulinarische Highlights.