Das kleine und unscheinbare indische Restaurant im Zentrum von Bensberg überzeugt mit authentischen Gerichten aus der indischen Küche. Fleisch, vegetarisch oder vegan – hier kommen alle gleichermaßen auf ihre Kosten. Auch wenn die Einrichtung etwas eigenwillig anmutet.

Wer Essensgerüche nicht mag, ist definitiv falsch im Tandoor Haus. Ich schätze es allerdings, wenn ich mitbekomme, wie Speisen zubereitet werden, etwa durch eine offene Küche. Es gibt mir das Gefühl: Hier wird nichts verborgen, heimlich zusammengemischt oder ein Fertigprodukt aufgewärmt. 

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Im Tandoor Haus ist die Küche zwar aus dem Speiseraum nicht zu sehen, aber sie ist zu riechen und zu hören: Es brutzelt und zischt, verschiedene Gewürznoten steigen uns in die Nase.

Es ist Freitagabend. Als ich am Vortag einen Tisch für drei Personen reservieren will, befürchte ich, zu spät dran zu sein. „Kommen Sie einfach vorbei“, sagt der freundliche Mann am Telefon allerdings. Das spricht nicht unbedingt für die Beliebtheit des Ladens, fürchte ich.

Tandoor Haus
Kölner Straße 1a
51429 Bergisch Gladbach
02204/ 56947
Internetseite

Öffnungszeiten: Mo, Mi, Do, Fr, Sa 11 – 14.30 Uhr und 17 – 22 Uhr
So. 11 – 22 Uhr
Di. geschlossen
Der Zugang zum Restaurant führt über Treppenstufen und ist nicht barrierefrei.

Doch diese Bedenken verflüchtigen sich, als wir ankommen. Zwar sind noch einige Tische in dem kleinen indischen Restaurant im Bensberger Zentrum frei. Allerdings warten an der Theke mehrere Leute darauf, ihre Bestellungen abzuholen. Und ständig klingelt das Telefon, nimmt ein Mitarbeiter Essensaufträge entgegen.

Trotzdem ist gleich ein sehr freundlicher Kellner zur Stelle, weist uns einen Tisch zu und bringt die Speisekarten. Lisa, die schon einmal in Indien war, findet die Stilmischung der Einrichtung sehr authentisch: Stühle mit dunkelgrauem Samt, eine schwarze Tapete mit Gold-Muster und Tische in Marmoroptik mit Goldrand treffen auf Bilder im Bollywood-Stil und eine Wand voller Plastik-Rosen.

Große vegetarische und vegane Auswahl

Ich liebe indisches Essen. Allerdings bin ich kein sehr entscheidungsfreudiger Mensch – daher überfordert mich die umfangreiche Auswahl an vegetarischen (und sogar veganen) Gerichten erfahrungsgemäß. Auch im Tandoor Haus gibt es neben den ausgewiesenen Gerichten auch viele weitere als vegetarische Variante.

Noch bevor ich mich entscheide, serviert der Kellner uns wunderbar dünnes und knuspriges Papadam, Brot aus Linsenmehl mit indischen Gewürzen, dazu drei verschiedene Chutneys, hübsch serviert in Metall-Schälchen  – auf’s Haus.

In der Speisekarte wird der Tandoor, der traditionelle Lehmofen, als „Herzstück der Küche“ bezeichnet. „Dann müssen wir auch was aus dem Tandoor probieren“, findet Lisi. Gesagt, getan. Lisi und ich wählen beide ein Tandoor-Gericht, Lisa ein Curry.

Als Vorspeisen teilen wir uns Samosas (5,90 Euro) und vegane Pakoras (6,50 Euro). Der Teigmantel der Samosas ist außen schön kross und umhüllt die gut gewürzte Kartoffel-Erbsenmasse. Bei Pakoras habe ich schon häufiger schlechte Erfahrungen gemacht, weil das in einem Teig aus Kichererbsenmehl frittierte Gemüse vor Fett triefte. Doch dieses Mal sind die Pakoras überhaupt nicht fettig.

Wir sind schon nach den Vorspeisen begeistert, auch mein Mango-Lassi (3,50 Euro) – für mich immer ein Muss, wenn ich indisch essen gehe – ist köstlich. Die Konsistenz ist genau richtig und nicht zu dickflüssig.

24 Stunden in Marinade eingelegt

Als unsere Hauptgerichte kommen, wird es mit all den Schüsseln und Tellern auf unserem kleinen Tisch eng. Den meisten Raum nimmt mein Vegetarisches Tikka ein, zu dem neben einer Schale Basmatireis und einem cremigen Curry ein Berg an Gemüse gehört. Das war 24 Stunden lang in einer Joghurt-Gewürz-Marinade eingelegt und kommt nun geradewegs aus dem Tandoor. Es brutzelt noch, als es auf unserem Tisch steht. Angerichtet ist es in einer Schweineform. Der Kellner stimmt in unser Gelächter darüber ein. „Ich bin auch Vegetarier“, sagt er.

Ich bin begeistert von den rauchigen Röst-Aroma der Champignons, Zwiebeln, Auberginen und darüber, wie bissfest Zucchini und Paprika sind. Und freue mich bereits darüber, dass ich auch am nächsten Tag noch etwas davon haben werde, weil die mehr als üppige Portion niemals zu schaffen sein wird (und ich mir die Reste später einpacken lasse). 

Lisi hat sich für „Murgh Butter“ (16,50 Euro) entschieden: Das im Tandoor gegrillte Hähnchenfleisch (zuvor ebenfalls für 24 Stunden in Joghurt-Gewürz-Marinade eingelegt) beschreibt sie als sehr zart, das Curry mit Zwiebeln und Tomaten mit einer milden Schärfe. Kurzum: „Ich bin sehr zufrieden.“

Dem schließt Lisa sich an. Als Scampi-Fan wählt Lisa diese als Beilage zu ihrem „Saag“ (17,50 Euro) – ein würziges und spinatlastiges Curry mit Zwiebeln und frischem Ingwer (alternativ auch mit Hähnchen, Lamm oder Paneer bestellbar). Das Butter Naan schmeckt buttrig und ist trotzdem kross.

Obwohl wir schon satt sind, teilen wir uns zu dritt noch einen Nachtisch: süße Teigbällchen mit Kardamon in Zucker-Rosen-Sirup – „Gutab Jamun“ (4,50 Euro). Das wollen wir unbedingt probieren. Unser Urteil fällt sehr unterschiedlich aus: von „lecker“ (finde ich), „eine Erfahrung war es wert“ (Lisa) bis „zu süß, zu buttrig, zu matschig“ (Lisi).

Unser Fazit des Abends: Köstliches Essen, aber nicht das gemütlichste Lokal. Wem die Einrichtung zu wild oder zu kitschig ist, kann die sehr zu empfehlenden Gerichte auch abholen oder liefern lassen.



Hinweis der Redaktion: Wir testen die Cafés und Restaurants anonym. Falls für die Geschichte erforderlich, geben wir uns nach dem Bezahlen zu erkennen. Die Rechnung zahlen wir selbst.

ist seit 2024 Redakteurin des Bürgerportals. Zuvor hatte die Journalistin und Germanistin 15 Jahre lang für den Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet. Sie ist unter anderem für die Themen Bildung, Schule, Kita und Familien zuständig und per Mail erreichbar: k.stolzenbach@in-gl.de

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  1. Eins der unterschätztesten Restaurants in Bensberg und weit darüber hinaus, und ein „Inder“ der sehr viel besseren Sorte.