Die Vorzugsvariante 2 der Vorlage sieht einen Abriss der Stadthäuser und den Neubau eines Hochhauses sowie eines L-förmigen Riegels andenkt. Rechts die Villa Zanders und der Bergische Löwe, unten der Turbokreisel, links das Zanders-Areal. Foto: Albert Speer + Partner, Ratsinformationssystem

Der Stadtplanungsauschuss befasst sich mit einem Vorschlag der Stadtverwaltung, wie die Entscheidung über das Schicksal der alten Stadthäuser getroffen werden soll. Dabei will die Stadt eine Vorzugsvariante zugrunde legen. Johannes Ditsche, der sich gründlich mit dem Thema befasst hat und für den Erhalt der Gebäude aus den 60er Jahren kämpft, warnt vor einer vorschnellen Festlegung – die auf einen Abriss hinauslaufen würde.

+ Anzeige +

Wir veröffentlichen die Stellungnahme von Johannes Ditsche im Wortlaut.

Am 27. November 2025 steht im Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss ein Beschluss auf der Tagesordnung, der auf den ersten Blick harmlos klingt: Es geht um den „Prozessaufbau“ für die Alten Stadthäuser und die Stadtkante als Grundlage für die weitere Bearbeitung (Drucksache 0652/2025).

Im Kern aber enthält dieser Beschlussvorschlag unter Punkt IV eine Vorentscheidung von großer Tragweite:

dem Konzeptvergabeverfahren die Vorzugsvariante 2 mit dem Titel ‚Fokus Grünraum‘ als städtebauliches Leitbild zugrunde zu legen“.

Hinter diesem technisch klingenden Satz verbirgt sich die politische Festlegung auf eine Neubauvariante, bei der der Gebäudebestand der Alten Stadthäuser im Grundsatz durch Neubauten ersetzt wird.

Der aktuelle Bestand: links die alten Stadthäuser, rechts die Villa Zanders. Foto: Stefan Krill / Kulturtour des Bürgerportals

Der vollständige Erhalt des bestehenden Stahlbeton-Skeletts – und damit die Weiterentwicklung der Häuser zu dringend benötigtem innerstädtischem Wohnraum – bliebe damit nicht gleichberechtigte Option, sondern nur noch ein theoretisches „Vielleicht“ im Schatten eines politisch vorgegebenen Leitbilds.

Hinweis der Redaktion: Johannes Ditsche hat sich in den vergangenen Jahr intensiv mit den Stadthäusern beschäftigt und besitzt als Angestellter mit langer Erfahrung in der technischen Gebäudeplanung für große Bauvorhaben einen fachlichen Hintergrund. Seit September ist er Mitglied des Seniorenbeirats. Er kämpft für einen Erhalt der alten Gebäude.

Mehr zum Thema

Senior entwickelt Wohnvision für alte Stadthäuser

Umbau statt Abriss: Johannes Ditsche macht sich für den Erhalt der alten Stadthäuser im Herzen von Bergisch Gladbach stark. Nach seinen Vorstellungen könnten dort bis zu 108 barrierefreie Wohnungen entstehen. Der 62-Jährige kandidiert für die Wahl zum Seniorenbeirat – und hofft auf Mitstreiter für sein Ziel, mehr Wohnraum in der Stadt zu schaffen.

Was die Vorlage sagt – und was sie daraus NICHT folgert

Bemerkenswert ist: Die eigene Beschlussvorlage der Stadtverwaltung (siehe Dokumentation unten) beschreibt die Situation wesentlich differenzierter, als es der Beschlusspunkt IV anschließend zulässt.

  1. Bestandsoptimierung wird als ernsthafte Option beschrieben
    Die sogenannte Basisvariante 0 („Bestandsoptimierung“) sieht vor, die wesentlichen Gebäudeteile der Stadthäuser zu erhalten, zu sanieren und neu zu nutzen. Ergänzend wäre ein moderater Neubau („Trittstein“) auf dem heutigen Parkplatz denkbar. Das heißt: Ein weitgehender Bestandserhalt ist aus Sicht der Gutachter grundsätzlich machbarund städtebaulich darstellbar.
  2. Die Vorlage erkennt die Vorteile des Erhalts klar an
    Wörtlich wird festgehalten, dass ein (Teil-)Erhalt insbesondere bei der baukulturellen Identifikation und bei der Weiternutzung langlebiger Bauteile („gebundene graue Energie“) punktet. Auch der Gestaltungsbeirat spricht sich laut Vorlage ausdrücklich für einen Bestandserhalt aus. Die Stadt solle ihrer Vorbildfunktion im Umgang mit erhaltenswerter Bausubstanz gerecht werden.
  3. Auch die Risiken des Neubaus werden benannt
    Die Vorlage beschreibt die Lage als „komplex“: hohe Umweltbelastungen (Lärm, Luftschadstoffe, Hitzeinsel, Überschwemmungsgebiet), unsichere Marktsituation (geringe Nachfrage nach großen Büroflächen, zurückhaltender Hotelmarkt), schwierige Stellplatzproblematik und langfristige Zeitläufe. Zugleich wird eingeräumt, dass ein (Teil-)Erhalt zwar risikobehaftet ist, aber ein Abriss keineswegs „alternativlos“ ist.

Trotzdem: Politische Festlegung auf Variante 2 „Fokus Grünraum“: Anstatt diese Ambivalenz ehrlich auszuhalten und zunächst alle Varianten – inklusive einer echten Vollerhalt-Variante – weiter zu prüfen, empfiehlt die Verwaltung:

  • Falls der Gesamterhalt nicht weiterverfolgt wird, sei Variante 2 „Fokus Grünraum“ als Leitbild zu priorisieren.
  • Dem Konzeptvergabeverfahren solle dieses Neubau-Leitbild von vornherein zugrunde gelegt werden (Punkt IV des Beschlussvorschlags).
  • Und auch die Strundeöffnung soll explizit entsprechend Variante 2 in das Planfeststellungsverfahren übernommen werden (Punkt VI).

Hinweis der Redaktion: Wir dokumentiere die gesamte Vorlage sowie die Präsentation des Planungsbüros ganz unten.

Warum das vorschnell und fachlich riskant wäre

Es gibt mehrere Gründe, warum Punkt IV in dieser Form nicht beschlossen werden sollte:

1. Fehlende Gleichbehandlung der Varianten

Die Kurzstudie von AS+P (siehe Dokumentation unten) skizziert insgesamt sechs Varianten und stellt zwei Vorzugsvarianten („Klare Kante“ und „Fokus Grünraum“) und eine Basisvariante mit Bestandsoptimierung („Trittsteine)“ gegenüber.

Die Studie hat zunächst sechs Varianten (1-6) identifiziert, dann drei Vorzugsvarianten (0, 1, 2) identifiziert, daher ist die Numerierung nicht durchgehend.

Eine Voll-Erhalts-Variante mit kompletter Wohnnutzung der Stadthäuser – wie sie eine mögliche Bürgergenossenschaft mit der Variante 00.1 ins Spiel bringt (99 Wohnungen, vollständiger Erhalt des statisch leistungsfähigen Skeletts, Umwidmung zur Wohnnutzung) – kommt im offiziellen Variantenkanon der Stadt schlicht nicht vor.

Trotz dieser Lücke soll der Rat bereits jetzt ein Neubau-Leitbild beschließen. Das wirkt das wie eine Vorentscheidung, bevor die naheliegende dritte Option – „vollständiger Erhalt + vollständige Umnutzung + ökologische Gesamtaufwertung“ – überhaupt ernsthaft geprüft wurde.

2. Klimaschutz und graue Energie bleiben auf der Strecke

Die Vorlage selbst erwähnt, dass der Erhalt langlebiger Bauteile und der Verzicht auf Abriss ein wesentlicher Beitrag zur Einsparung grauer Energie ist.

Wenn jetzt Variante 2 mit vollständigem Neubau zur Leitlinie gemacht wird, passiert etwas Paradoxes:

  • Man erklärt Klimaschutz und Ressourcenschonung zur „handlungsleitenden Rolle“ –
  • und ignoriert gleichzeitig die konsequenteste Klimaschutzvariante (Vollerhalt + Umnutzung), indem sie nicht einmal als echte Vorzugsvariante geführt wird.

In Zeiten, in denen auf Landes- und Bundesebene der Gebäudesektor beim Klimaschutz hinterherhinkt, wäre ein solches Signal aus der Stadtmitte von Bergisch Gladbach schwer vermittelbar.

Die Stadthäuser aus verschiedenen Perspektiven. Fotos: Thomas Merkenich

3. Baukultur und Stadtbild werden politisch entwertet

Die Stadthäuser sind – bei allen Schwächen – wichtige architektonische Zeugen der 1950er Jahre. Die Vorlage betont die baukulturelle Bedeutung und verweist darauf, dass der Gestaltungsbeirat einen Bestandserhalt befürwortet.

Wer jetzt ein Neubau-Leitbild beschließt, stellt diese fachliche Einschätzung der eigenen beratenden Gremien politisch in den Hintergrund – zugunsten eines noch völlig offenen Investorenmarkts, der erfahrungsgemäß eher Rückbau als Umbau bevorzugt.

4. Konzeptvergabeverfahren droht zur Abriss-Maschine zu werden

Die Verwaltung schlägt ein komplexes Konzeptvergabeverfahren vor, in dem Investoren sowohl Nutzungskonzepte als auch städtebauliche Entwürfe einreichen sollen.

Wenn aber von Anfang an feststeht, dass Variante 2 „Fokus Grünraum“ das verbindliche Leitbild ist, dann haben Konzepte, die auf Erhalt setzen, automatisch schlechtere Karten:

  • Sie müssen gegen das vorgegebene Neubau-Bild anarbeiten.
  • Sie laufen Gefahr, im Bewertungsraster schlechter zu punkten, weil sie vom „Leitbild“ abweichen.

Das ist das Gegenteil eines ergebnisoffenen Wettbewerbs der besten Ideen.

5. Strundeöffnung und Grünraum lassen sich auch ohne Abriss verwirklichen

Der Titel „Fokus Grünraum“ klingt so, als wäre nur mit einem vollständigen Neubau eine echte Grünraum-Aufwertung und Strundeöffnung möglich. Das stimmt so nicht:

  • Die Kurzstudie zeigt bereits, dass auch bei anderen Varianten die Strunde offengelegt werden kann – mit unterschiedlichen Verläufen und Gestaltungsformen.
  • Eine ökologische Aufwertung (Entsiegelung des Parkplatzes, Erweiterung des Villa-Zanders-Parks, Stufenanlagen an der Strunde) ist auch im Zusammenspiel mit einem Bestandserhalt denkbar.

Mit einer zusätzlichen, möglichen Bürgergenossenschaft, die den Baukörper zu einem sozialen Wohncampus weiterentwickelt, entstehen sogar noch soziale Mehrwerte, die kein privater Neubau in dieser Breite liefern dürfte.

Bislang ist die Strunde vor den Stadthäusern nur in einem kleinen Teilstück in einem tiefen Trog hinter den Geländern offen gelegt. Foto: Thomas Merkenich

Was jetzt zu tun wäre

Niemand erwartet, dass der Rat am 27. November schon die eine „perfekte“ Lösung beschließt. Aber eines sollte er definitiv nicht tun: eine Neubauvariante als einziges städtebauliches Leitbild „in Stein meißeln“, solange

  • eine Vollerhalt-/Wohnnutzungs-Variante 00.1 fachlich noch gar nicht durchgespielt wurde,
  • die Bausubstanzuntersuchungen nur teilweise vorliegen und
  • die kommunalen Klimaschutzziele eine maximale Nutzung grauer Energie geradezu einfordern.

Eine verantwortliche Entscheidung könnte so aussehen:

  1. Punkt IV der Beschlussvorlage streichen oder ändern, etwa in:

„dem Konzeptvergabeverfahren mehrere städtebauliche Leitbilder, einschließlich einer Vollerhalt-/Bestandsvariante, zugrunde zu legen und diese im weiteren Verfahren ergebnisoffen zu prüfen.“

  1. Variante 00.1 – Vollerhalt + vollständige Umnutzung in Wohnraum – als dritte Vorzugsvariante offiziell in die weitere Bearbeitung aufnehmen und fachlich auf Augenhöhe mit den beiden AS+P-Vorzugsvarianten untersuchen.
  2. Eine breite öffentliche Diskussion über Abriss, Umnutzung, Klimaschutz und einer möglichen Bürgergenossenschaft führen, bevor politische Fakten geschaffen werden.

Die Entscheidung über die Zukunft der Alten Stadthäuser ist zu wichtig, um sie in einem einzigen Satz unter Punkt IV auf eine Neubauvariante zu verengen. Wer wirklich „Fokus Grünraum“ will, muss auch den Fokus auf Ressourcenschonung, Baukultur und soziale Wohnraumperspektiven richten – und das bedeutet: Den Bestand ernsthaft mitzudenken, nicht nur pro forma zu erwähnen.

Dokmentation

des Bürgerportals. Kontakt: info@in-gl.de

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

34

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  1. Also nach meiner Meinung müssen die Stadthäuser abgerissen werden der Geschichtsverein hat leichtes Reden aber kein Geld um solche Objekte instandzubesetzen.Wir habe genug Schandflecke in Bergisch Gladbach ZB.die Obere Hauptstraße stehen etliche Häuser Leer und verfallen das wird mir den Stadthäusern auch passieren.
    Man sollte ein schönes Gebäude mit Kino und kleinere Weinstuben und Spezielletäten Restaurant dort hin bauen so das Bergisch Gladbach Abends wider lebt wir sind doch deine tote STADT geworden

    1. Sehr geehrter Herr Schmidt,

      der Wunsch nach mehr Leben in der Stadt ist absolut nachvollziehbar – aber die entscheidende Frage lautet: Wer belebt denn die Innenstadt, wenn wir es nicht schaffen, endlich wieder stadtnahen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?

      Genau hier liegt doch das Problem.

      Bergisch Gladbach hat nicht zu wenige Gastronomien – es fehlen die Menschen, die sie abends besuchen können. Wir haben seit Jahren einen strukturellen Mangel an innerstädtischem Wohnraum, insbesondere für ältere Menschen („Babyboomer-Generation), junge Menschen. Ohne Bewohner in fußläufiger Distanz bleibt jede neue Gastronomie ein Risiko – und genau deshalb funktionieren viele Konzepte in GL nicht nachhaltig.

      Ein Abriss der Stadthäuser würde dieses Problem nicht lösen, sondern weiter verschärfen:
      3–4 Jahre Leerstand, 1–1,6 Mio. € Kostenverlust und anschließend ein Neubau mit so hohen Investitionskosten, dass dort keine bezahlbaren Wohnungen entstehen können.

      Dann bleibt die Innenstadt tot – egal, wie schön das Gebäude ist.

      Nur durch Umnutzung des Bestands können wir:
      – schneller Wohnraum schaffen (1–2 Jahre früher als Neubau),
      – Mieten bezahlbar halten (weil 11–22 Mio. € Abriss- und Neubauvorbereitungskosten entfallen, – zu beachten ist hierbei, dass sich die genannten 11–22 Mio. € ausschließlich auf Abriss- und Neubauvorbereitungskosten beziehen. Die reinen Baukosten eines Neubauprojekts kommen zusätzlich hinzu),
      – mehr Menschen in die Innenstadt holen,
      – und damit auch die bereits vorhandene Gastronomie, Kultur und das Abendleben stärken.

      Eine lebendige Innenstadt entsteht nicht durch Architektur allein, sondern durch Menschen, die dort wohnen und leben.

      Und noch eines:
      Kino- oder Hotelkonzepte gehören – wenn überhaupt – an einen Standort, der strukturell dafür geeignet ist:
      in das Bahnhofsquartier Bergisch Gladbach, rund um den S11-Kopfbahnhof und den Busbahnhof, wo ÖPNV, Besucherströme und Erreichbarkeit zusammenlaufen.
      Die Stadthäuser dagegen sind der denkbar falsche Ort für solche Nutzungen, die ohne innerstädtische Bewohner weder laufen noch nachhaltig wirtschaftlich wären.

      Danke!

    2. In Neubauten sind die Mieten in aller Regel (deutlich) höher als in älteren Bestandsgebäuden. Kleinere, inhabergeführte Geschäfte und Cafés können sich das nicht leisten – also ziehen die üblichen o8/15-Ketten ein, siehe Rheinberg-Galerie. Eine “Belebung der Innenstadt” wird so eher nicht erreicht. Bei einem Umbau der Stadthäuser hingegen könnten im Erdgeschoss Ladenlokale entstehen mit (hoffentlich) realistischen Mieten.

      “Instandbesetzen” wäre natürlich auch eine Idee…bisher ist die örtliche Hausbesetzerszene nicht so präsent, aber das kann sich ja ändern. ;-)

  2. Mio.-Kosten für den Leerstand bei der Neubau-Variante

    Der derzeitige Zeitplan,
    siehe unter:
    https://mandatsinfo.bergischgladbach.de/bi/si0057.asp?__ksinr=2545
    (Ö9 Anlage 8 – Zeitplan)

    sieht nach dem Auszug der Verwaltung im Jahr 2026 mehrere Jahre Übergangszeit (3–4 Jahre!) bis zum Beginn einer baulichen Umsetzung vor. Für den rund 9.400 m² großen Altbau-Komplex entstehen in dieser Phase weiterhin unvermeidbare Grundkosten für technische Mindestbetriebe, Sicherheit, Versicherung, Instandhaltung usw., die sich „pro Jahr“ im Bereich von etwa 300.000 bis 400.000 Euro bewegen dürften.

    Da die im Prozessbericht aufgeführte „Zwischennutzung“ bislang weder konzeptionell ausgearbeitet noch genehmigungsfähig hinterlegt ist – und angesichts der brandschutz- und barrierefreiheitsbedingten Einschränkungen nur begrenzte Möglichkeiten bietet –, sollte geprüft werden, ob die ohnehin entstehenden laufenden Kosten nicht effizienter eingesetzt werden können.

    Eine Option wäre, einen Teil dieser Mittel frühzeitig für eine geordnete Entkernung des Altbaus zu verwenden. Eine solche Maßnahme könnte die spätere Entwicklung – insbesondere im Falle einer Umnutzung – spürbar beschleunigen, technische Risiken reduzieren und das Objekt für eine Übergabe an einen möglichen „gemeinwohlorientierten Vorhabenträger“ in einem deutlich weiter fortgeschrittenen Zustand bereitstellen. Vor dem Hintergrund der langen Planungsabläufe und der bereits jetzt absehbaren Aufrechterhaltungskosten erscheint eine frühe Entkernungsprüfung daher fachlich sinnvoll und wirtschaftlich vertretbar.

    Eine frühzeitige Entkernung der alten Stadthäuser könnte zudem nach Cradle-to-Cradle-Prinzipien erfolgen: Materialien werden nicht entsorgt, sondern als Ressourcen gewonnen und wiederverwendet. Das spart CO₂, reduziert Abfall, senkt Kosten und macht den Altbau schneller umbaubereit. Statt mehrere Jahre 300.000–400.000 € in den Leerstand zu zahlen, könnten wir damit sofort in eine nachhaltige Umbauperspektive starten.

    Der Rat sollte sich daher von der Verwaltung offenlegen lassen, welche Kosten durch den mehrjährigen Leerstand entstehen – und welche Chancen sich ergeben würden, wenn diese Mittel stattdessen in eine frühzeitige, nach Cradle-to-Cradle-Prinzipien ausgerichtete Entkernung investiert würden.

    „Vor diesem Hintergrund stellt sich also die Frage, wie hoch ein künftiger Verkaufserlös bei einer Neubauplanung realistisch ausfallen kann – und welcher Betrag nach Abzug der in den kommenden Jahren zu erwartenden 1,0 bis 1,6 Millionen Euro Leerstandskosten tatsächlich als Nettoerlös verbleibt.“

    Danke!

  3. Erhalt statt Abriss?

    Entscheidung zu den Stadthäusern am 27.11.2025
    Ratsinformationssystem:
    https://mandatsinfo.bergischgladbach.de/bi/si0057.asp?__ksinr=2545&toselect=176124
    Hier: Ö9 Vorlage 0652/2015

    Die Entscheidung über die Zukunft der Alten Stadthäuser steht unmittelbar bevor. Am 27.11.2025 um 17:00 Uhr im Rathaus Bensberg soll über die weitere Vorgehensweise beraten und möglicherweise schon eine Vorentscheidung getroffen werden. Gerade deshalb lohnt ein genauer Blick auf die Alternativen – und auf das, was in der aktuellen Darstellung der Stadt zu kurz kommt.

    Die Verwaltung favorisiert in der „Vorzugsvariante 2 – Fokus Grünraum“ einen weitgehenden Abriss und Neubau. Doch diese Sicht vernachlässigt, dass es längst eine technisch machbare, ökologisch überlegene und sozial deutlich stärkere Alternative gibt: Die „Variante 00.1 – Erhalt-Altbau mit Grünflächen“.

    Während „Fokus Grünraum“ auf Abriss setzt, zeigt „Variante 00.1 – Erhalt-Altbau mit Grünflächen“, dass ein Umbau heute mit allen modernen Mitteln vollständig umsetzbar ist: neue Fassaden, neue Dämmung, neue Fenster, moderner Schallschutz, Brandschutz nach heutigem Standard, barrierefreie Erschließung und komplett neue Gebäudetechnik.
    Laubengänge können Aufenthaltsqualität schaffen und gleichzeitig als sichere Rettungswege dienen.

    Ein ganz wesentlicher Punkt fehlt jedoch fast vollständig in der Vorzugsvariante 2:

    Beim Erhalt eines Stahlbeton-Skelettbaus bleiben rund 60–70 % der gebundenen grauen Energie erhalten – insbesondere in Fundamenten, Stützen, Unterzügen, Geschossdecken und dem gesamten Rohbau. Diese CO2-Einsparung ist enorm und kann von keinem Neubau kompensiert werden.

    Auch ökonomisch ist ein Abriss keineswegs automatisch die bessere Lösung. Neubau bedeutet höhere Mieten, höhere Gesamtkosten und lange Realisierungszeiträume. Hinzu kommt ein Aspekt, der selten offen ausgesprochen wird: Für viele Investoren ist ein Abriss auch deshalb attraktiver, weil Abrisskosten steuerlich absetzbar sind – Sanierungskosten hingegen nicht im gleichen Umfang.

    „Variante 00.1 – Erhalt-Altbau mit Grünflächen“ bietet hingegen:
    – schnellere Realisierung,
    – eine massiv bessere CO2- und Klimabilanz,
    – dauerhaft sozialverträgliche Mieten,
    – den Erhalt eines identitätsprägenden Gebäudeensembles,
    – und mehr Grünflächen trotz Bestandserhalt – statt Grünraum nur durch Abriss.

    Die zentrale Frage lautet daher nicht: Kann man die Alten Stadthäuser erhalten?

    Sondern: Warum sollte Bergisch Gladbach auf eine nachhaltige, bezahlbare und stadtbildfreundliche Lösung verzichten, die längst in zahlreichen vergleichbaren Umbauprojekten geprüft und erfolgreich umgesetzt wurden.

    Danke!

    Wer es noch nicht kennt: https://w104sz3kx.hier-im-netz.de/wordpress/

  4. Bei den ganzen netten Ideen sollten doch klar drei Schwerpunkte in der Entscheidungsfindung Priorität haben;
    – das städtische Grundstück gewinnbringend zu vermarkten
    – die Nutzung so zu gestalten das diese zur Belebung der Innenstadt beiträgt
    – eine für die Örtlichkeit angemessene Gestaltung als Eingang zur Innenstadt und Nachbar der Villa Zanders und dem alten Rathaus

    Viele Grüße
    Robert Martin Kraus
    CDU Bergisch Gladbach für Refrath/Lustheide

    1. Sehr geehrter Herr Kraus,

      Ihre drei Schwerpunkte – wirtschaftliche Vermarktung, Belebung der Innenstadt und eine angemessene städtebauliche Gestaltung – sind absolut nachvollziehbar.

      Genau deshalb lohnt ein Blick auf Optionen jenseits eines vollständigen Abrisses.

      Auch bei einer Erbpachtlösung geht der Stadt kein finanzieller Vorteil verloren.
      Eine langfristige Erbpacht sichert planbare Einnahmen über Jahrzehnte und hält das Grundstück weiterhin in kommunaler Hand. Gleichzeitig besteht jederzeit die Möglichkeit, das Objekt (früher oder) später – falls politisch gewollt – an einen „sozialen oder gemeinwohlorientierten Eigentümer“ zu verkaufen, ohne dass der Stadt ein Vermarktungswert entgeht.

      Für die Belebung der Innenstadt eignet sich ein sozial gemischtes, dauerhaft bezahlbares Wohn- und Nutzungsmodell nachweislich besonders gut – deutlich besser als renditeorientierte Neubauprojekte, die oft nur hohe Mieten erzeugen, aber wenig städtisches Leben. Gerade hier kann eine Variante wie 00.1 – Erhalt-Altbau mit Grünflächen starke Impulse setzen: stadtnahe, größengerechte und dringend benötigte Wohnungen mit kurzen Wegen – und eine hochwertige Grünraumgestaltung, die ohne Abriss in gleicher oder sogar besserer Form erreichbar ist.

      Und schließlich zur Gestaltung:
      Der Bestand bildet bereits heute ein architektonisch prägendes Entree zur Villa Zanders. Ein sensibel modernisiertes Ensemble mit bürgernah gestalteten Grünflächen kann diese Wirkung eher stärken als ein kompletter Neubau.

      Danke!

    2. @Robert Martin Kraus

      Die CDU Bergisch Gladbach präsentiert sich gern als „soziale und vernünftige Kraft“ in der Wohnungsbaupolitik – tatsächlich betreibt sie seit Jahren eine Politik, die Mieten steigen lässt, Sozialwohnungen fehlen und soziale Spaltung verschärft. Ihre Entscheidungen dienen reichen Investor:innen, fetten Renditen und Eigentümer:innen, nicht den Mieter:innen und Wohnungssuchenden.

      Das CDU-Kommunalwahlprogramm 2025 verspricht noch „bezahlbaren Wohnraum für alle Bürger:innen“ – hier wird klar, dass ist ein leeres Lippenbekenntnis. Während Neubauprojekte fast ausschließlich im hochpreisigen Segment entstehen, sinkt die Zahl der Sozialwohnungen weiter massiv ab. Gleichzeitig fordert die CDU in diesem Programm 350 neue Wohnungen pro Jahr, liefert aber keine Grundstücke dafür, da alles Land nur vermarktet werden soll, um die Renditen der Immobilienspekulaten zu vergrößern.

      Frage an die CDU und Robert Kraus: Wie soll bezahlbarer Wohnraum entstehen, wenn Planung und Flächenpolitik Investor:innen überlassen werden? Wo sind die Flächen, auf den zeitnah bezahlbarer Wohnraum entstehen kann. Und zwar jetzt und nicht erst in 15-20 Jahren auf dem Zanders-Gelände, denn die Menschen suche heute Wohnungen und nicht erst in 15 Jahren. Wo bitte?

      In den alten Stadthäusern könnten in wenigen Jahren viele bezahlbare Wohnungen für viele Menschen entstehen, die auch in der Stadtmitte gebracht werden, denn auch das verhindert eine Verdrängung an den den Rand.

      Die CDU-Fraktion tarnte sich zum Wahlkampf noch als sozial, kehrt nach der Wahl aber zu neoliberalen Konzepten zurück: Alles jetzt noch “kommunale” wird privatisiert, verkauft und der Rendite unterworfen. Wohnen wird so Handelsware statt Menschenrecht.

      Fakt: Wohnen ist ein Menschenrecht – Menschenrechte dürfen nicht dem Markt untergeordnet werden. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?

      Statt gemeinwohlorientierte Lösungen wie mit der kommunalen RBS oder genossenschaftlichen Wohnungsbau zu fördern, setzt die CDU auf den freien Markt, der nachweislich seit Jahrzehnten in Bergisch Gladbach versagt hat. CDU-Politik verschärft soziale Spaltung: Rendite hat Priorität, Bodenpolitik wird verzögert, soziale Vorgaben fehlen.

      CDU will Gewinne mit Bodenspekulation machen!

      Die Wohnungsnot ist kein Naturereignis, sondern Ergebnis CDU-geprägter Kommunalpolitik: zu geringe Sozialwohnungsquoten, zu wenig kommunaler Wohnungsbau, null Widerstand gegen Bodenspekulation, zu viel Orientierung am Markt. Stattdessen soll die Stadt sogar an der Spekulation mitmischen und die Renditen abschöpfen, während die Mieten durch genau diese Bodenspekulation steigen. Am Ende bezahlen diejenigen dafür, die kaum ihre jetzigen Mieten bezahlen müssen. Dieser feste Wille, selbst zum Immobilienspekulation zu werden macht mich echt fassungslos.

      Kurz: Die CDU privatisiert den Wohnungsmarkt, schützt Investor:innen und enttäuscht alle, die auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind.

      Mit verbindlicher Empfehlung und regelrecht wütend…

      Tomás M. Santillán
      Mitglied des Stadtrats Bergisch Gladbach Die Linke

    3. Hat die CDU ein Konzept für die Errichtung von bezahlbaren Wohnraum für Bergisch Gladbach? Wie soll das wirtschaftlich gehen, wenn die Grundstückpreise so hoch sind, wie sie sind?

  5. Sollte man nicht auch klugerweise anstreben, dieses Grundstück in zentraler Lage im Eigentum der Stadt bzw. seiner Bürger zu belassen?
    Sobald das Grundstück an einen INVESTOR zur Bebauung übergeben/verkauft werden würde, haben wir darauf keinen Zugriff mehr und würden möglicherweise am Ende wieder auf einer INVESTOREN-Immobilie, ähnlich der mit dem schönen Namen “Rheinberg-Passage”, wie man sie heute am Bahnhof betrachten kann, sitzen bleiben?

    1. Das iis eine sehr gute Idee, denn Grund läßt sich nicht vermehren in Schildgen wurde vor einigen Jahren mit dem Bürgerzentrum auch gemacht. Nach anfänglichen Bedenken wurde lediglich das Gebäude verkauft. Das Grundstück verbleibt im Besitz der Stadt/der Bürger.

  6. Als 17-jähriger Finanzbeamter war ein Teil des heutigen Stadthauses (das ehemalige Finanzamt) 1965 meine erste Dienststelle. Was mir in steter Erinnerung bleibt… der Funktionsbau aus den 50-iger/60-iger Jahren hatte ein Hellhörigkeit, die ihresgleichen suchte. Jeder Treppenlauf war im gesamten Gebäude zu hören. Und wenn es in einem Büro mal etwas lauter zuging, hatte die gesamte Etage etwas davon.
    Was ich damit sagen möchte…Ich setze mein ganzes Vertrauen in die Kompetenz der Fachingenieure und in die Entscheidungsgremien der Stadt, damit am Standort des Stadthauses sowohl städtebaulich als auch funktional etwas Gutes entsteht. Ich hoffe, dass dieses Projekt innerhalb der gerade begonnenen Wahlperiode zu Ende gebracht wird und nicht bis zur Unendlichkeit zerredet wird.

    Ich erinnere daran, dass die Stadt in der Vergangenheit immer und immer wieder die alten „Hündchen“ übernehmen musste… Das Finanzamt baute neu, das alte bekam die Stadt, die Kreisverwaltung zog in den Neubau nach Heidkamp, den Leerstand übernahm die Stadt, gleiches geschah mit dem alten Arbeitsamt und auch zukünftig geht es so weiter… Lübbegebäude, Belkawkomplex. Schlimm ist das nicht, die städtische Belegschaft hat die alten „Buden“ immer wieder brauchbar hergerichtet.

    Umso mehr würde ich mich über einen gelungenen Wurf freuen, der etwas Neues schafft zum Vorteil der Menschen und unseres Stadtzentrums.

    1. Sehr geehrter Herr Schlösser,

      vielen Dank, dass Sie Ihre persönliche Erinnerung an das damalige Finanzamt teilen. Dass Sie als junger Mensch in einem so hellhörigen und aus heutiger Sicht unzeitgemäßen Gebäude arbeiten mussten, das macht Ihre Perspektive sehr verständlich. Gerade deshalb verstehe ich Ihren Wunsch nach etwas Neuem, Funktionalem und Gutem für unsere Stadt und ihre Menschen.

      Gleichzeitig möchte ich einen wichtigen Punkt ergänzen, der in der aktuellen politischen Diskussion leicht untergeht:

      Die vorliegende Studie der Stadt und von AS+P sieht nach jetzigem Stand einen Baubeginn erst nach der aktuellen Kommunalwahlperiode vor – mit einer Fertigstellung weit in den 2030er-Jahren (geschätzt 2034/2035).
      Das bedeutet: Selbst bei einer schnellen Beschlussfassung würde dort erst in rund einem Jahrzehnt jemand einziehen können.

      Doch gerade jetzt stehen wir vor einer völlig neuen Herausforderung:
      Wo sollen die vielen Pflegekräfte, Erzieher*innen, Mitarbeitenden im Rettungsdienst und junge Familien wohnen, die wir in einer älter werdenden Stadt dringend brauchen?

      Die Medien berichten darüber, die Einrichtungen bestätigen es täglich:
      Die Zahl älterer Bürger wächst, aber es fehlt an bezahlbarem Wohnraum für diejenigen, die diese Menschen künftig unterstützen sollen.
      Und genau deshalb ist es so entscheidend, älteren Menschen überhaupt erst die Möglichkeit zu geben, in kleineren, seniorengerechten Wohnungen gut und selbstbestimmt leben zu können.
      Denn erst wenn wir solchen altersgerechten Wohnraum schaffen, können interessierte ältere Bürger ihre zu großen Häuser freigeben – Häuser, in denen dann wiederum Familien, Pflegekräfte und andere systemrelevante Berufsgruppen ein Zuhause finden.

      Darum geht es in dieser Debatte nicht nur um Architektur oder Hellhörigkeit –
      es geht um die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt und darum, dass wir Entscheidungen treffen, die auch für die nächsten zehn Jahre tragfähig sind.

      Gerade die bestehenden Stadthäuser könnten – bei guter und moderner Planung – deutlich früher zu dringend benötigtem Wohnraum werden und damit einen echten Unterschied machen.

      Denn am Ende wünschen wir uns doch alle dasselbe:
      Einen gelungenen Wurf – aber einen, der nicht erst 2034 kommt, sondern rechtzeitig dort hilft, wo der Bedarf schon heute riesig ist.

      Danke!

  7. Als Bürgerin der Stadt möchte ich feststellen, dass ich meine Stimme für den Stadtrat bei der Kommunalwahl abgegeben habe, damit dieser demokratisch und mehrheitlich vernünftige Entscheidungen für die Projekte der Stadt trifft – auch im Blick auf die Stadthäuser. Wir sind eine repräsentative Demokratie, keine unmittelbare.

    Die Stadthäuser sind Eigentum der Stadt, und daher entscheidet der Stadtrat auch, was damit geschieht. Der jetzt eingeschlagene Weg ist für mich überzeugend.

    Das ständige Zerreden von städtischen Projekten durch Bürgerinnen und Bürger stört mich sehr. Manch eine/-r tut in Kommentaren eine Meinung kund, was sein oder ihr gutes Recht ist, allerdings kann ich meistens die fachliche Kompetenz des Kommentators/der Kommetatorin hinter der Meinung nicht erkennen.

    Ich frage mich auch, warum die Stadtverwaltung nicht um eine Stellungnahme zum Artikel und seinen Vorwürfen gebeten wurde. Das Ergebnis würde mich interessieren.

    1. Sehr geehrte Frau Schlösser,

      vielen Dank für Ihre klare Stellungnahme. Einige Punkte, die auch Herr Schlösser angesprochen hat, habe ich bereits ausführlicher beantwortet – besonders die Frage, wie dringend wir heute Wohnraum schaffen müssen und warum die geplante Umsetzung viel zu spät kommt.

      Was Sie zur repräsentativen Demokratie schreiben, berührt einen ganz zentralen Punkt:

      Ja, der Stadtrat entscheidet. Aber Demokratie endet nicht an der Wahlurne.

      Sie lebt davon, dass Menschen sich einmischen, Fragen stellen, Zweifel äußern und Alternativen aufzeigen – gerade dann, wenn es um die Zukunft unserer Stadt geht.
      Denn wir reden hier nicht über irgendein Projekt.
      Wir reden darüber, wie unsere Stadt in zehn Jahren lebt, altert, arbeitet und wohnt.

      Darum halte ich es für wichtig zu sagen:
      Vertrauen ist gut – aber Vertrauen braucht auch Menschen, die hinschauen. Eine wache Bürgerschaft stärkt die Demokratie, sie schwächt sie nicht.
      Wenn Bürgerinnen und Bürger Sorgen äußern oder bessere Wege vorschlagen, dann ist das kein „Zerreden“.
      Es ist Ausdruck von Verantwortung, von der Verantwortung, dass am Ende wirklich die beste Lösung entsteht.

      Gerade bei den Stadthäusern, die viele Themen gleichzeitig berühren – Wohnraummangel, demografischen Wandel, die Situation von Pflegekräften und Familien, Stadtklima, Mobilität – ist es wichtig, dass nicht nur ein technischer Plan durchläuft, sondern dass Menschen beteiligt sind, die die Folgen spüren werden.

      Eine Stellungnahme der Verwaltung wäre sicher interessant.
      Aber genauso wichtig ist, dass die Diskussion vor Entscheidungen stattfindet – nicht danach, wenn alles bereits feststeht.

      Denn am Ende geht es doch um etwas sehr Menschliches:
      Dass wir gemeinsam eine Lösung finden, die niemanden ausschließt, die rechtzeitig wirkt und unserer Stadt wirklich gut tut.

      Danke!

    2. Frau Schlösser, sollte das Grundstück tatsächlich bereits vor der Wahl durch politische Akteure in irgendeiner Weise “verklüngelt” worden sein, können Sie lange auf eine (ehrliche) Stellungnahme warten.
      Dass, was hier immer so liebevoll mit “Klüngel” bezeichnet wird, ist (wenn Sie mich fragen würden, was Sie natürlich nicht tun, wenn Ihre Wunschlösung der “Abriss” ist) mit den mafiösen Strukturen und Verstrickungen durchaus vergleichbar.
      Eine Hand wäscht die andere, knallhart und rücksichtslos zum eigenen Vorteil.

      1. Sehr geehrte „Ulla“, haben Sie irgendwelche Hinweise für dieses Szenario? Oder Belege, dass es solche Mafia-ähnlichen Strukturen in Bergisch Gladbach gibt? Falls nicht bitten wir Sie dringend, rufschädigende Unterstellungen dieser Art auf unserer Plattform zu unterlassen. Sie können uns entsprechende Hinweise gerne auch vertraulich zuschicken.

  8. Als Einwohner von Bergisch Gladbach plädiere ich für einen Erhalt der Stadthäuser und deren behutsame Modernisierung / Umgestaltung und Umnutzung!
    Diese Stadthäuser sind unser gemeinsamer Besitz und daher würde ich mit ihnen vergleichbar umgehen, wie ich es mit meinem Elternhaus (Bj. 1955) auch getan habe:
    1. Bestand analysieren. 2. Ziele definieren. 3. Finanzierung klären. 4. Kompromisse eingehen. 5. Umsetzen.
    Dabei war immer klar, dass natürlich der eigentliche Baukörper (graue Energie!) weitgehend erhalten bleiben sollte. Mit Hilfe eines fähigen und findigen (ortsansässigen) Architekten wurden dann ein sinnloser Balkon entfernt, eine Hausecke durch Fenster ersetzt und große Teile der Inneneinrichtung entfernt. Hinzu kamen eine zeitgemäße Wärmedämmung, neue Versorgungsleitungen, neue Heizung, neues Bad, ein neues Dach und, wo nötig neue Fenster, sowie ein Carport.
    In Summe ist es immer noch ein altes Haus an seinem ursprünglichen Platz. Jetzt allerdings weitgehend angepasst an heutige Bedürfnisse und Möglichkeiten.
    Auf die Idee, dass man es erst abreißen sollte, um dann dort neu zu bauen, wäre ich nie gekommen. Bauen im Bestand ist sicher keine einfache Aufgabe, aber erst einmal Tabula rasa zu machen ist einfach nur gestrig.

  9. Vielen Dank für die umfangreichen Ausführungen.
    Der vielleicht wichtigste, von Ihnen genannte Punkt ist “Eine breite öffentliche Diskussion über Abriss, Umnutzung, Klimaschutz und einer möglichen Bürgergenossenschaft führen, bevor politische Fakten geschaffen werden.”
    Alleine die laufende Diskussion zu diesem Thema zeigt, dass längst noch nicht alle Bürger ausreichend dazu ‘abgeholt’ wurden.
    Die Frage nach dem “wofür” sollte auch stets vor der Klärung des “wie” stehen.
    Man kann durchaus geteilter Meinung zu dem Ansatz einer Bürgergenossenschaft sein. Das hört sich vermutlich besser an, als es am Ende anhand der zu erwartenden Größe des Objekts und dem uns eigenen Genossenschaftsrecht umsetzbar ist. Die Diskussion über das Nutzungskonzept sollte doch aber zuerst geführt werden, bevor die Frage nach der baulichen Gestaltung geht – ob Erhaltung und/oder Neubau.
    Es ist jedoch zu befürchten, dass mal wieder der zweite Schritt vor dem ersten getan wird.

  10. Wir brauchen dringend bezahlbaren Wohnraum. Der Plan, aus den Stadthäusern kleine Wohneinheiten zu schaffen, ist ideal. Insb. wegen der zentralen Lage kann auf einen PKW verzichtet werden, ein weiterer ökologischer Aspekt.

  11. Johannes Ditsche möchte die alten Stadthäuser erhalten und zu einem nachhaltigen, sozialen Wohnquartier umbauen. Entstehen sollen bis zu 100 bezahlbare, barrierefreie Wohnungen für verschiedene Generationen, ergänzt durch Gemeinschaftsräume. Finanziert werden könnte das Ganze über eine Bürgergenossenschaft. Die Stadt prüft noch Machbarkeit und Förderung.
    Wer mehr zu den Idee. wissen will hier https://w104sz3kx.hier-im-netz.de/wordpress/

  12. Vielen Dank Herr Ditsche für ihren Einsatz zum Erhalt des Stadthauses! Die Abriss Mentalität die von der Stadt gelebt wird hat in den letzten Jahren wahrlich nicht zu irgendwelchen Verbesserungen geführt.
    Was kann man als Bürger dieser Stadt jetzt konkret tun um Herrn Ditsche in dieser Sache zu unterstützen?

    1. Vielen Dank, Herr Meyer, für Ihre unterstützenden Worte! Genau hier können die Bürgerinnen und Bürger etwas bewirken: durch viele, sichtbare Kommentare. Oft reicht ein kurzer Satz, eine Zustimmung, ein „Ja, ich sehe das genauso“.

      Wenn wir gemeinsam zeigen, dass dieses Thema vielen wichtig ist – vielleicht sogar mit mehreren hundert Rückmeldungen – dann wird es schwer, das zu überhören.

      Also: Einfach kommentieren, die eigene Sicht teilen, sich trauen.
      Jeder einzelne Beitrag sendet ein klares Signal – und verstärkt die gemeinsame Stimme.
      Danke!

  13. Wow, danke Herr Ditsche und Bürgerportal für Ihre mit viel Aufwand und Sachverstand recherchierten Lücken und Fallstricke in diesem Papier “Beschlussvorlage/Konzeptvergabeverfahren”, welches die Voll-Erhalts-Variante sozusagen von vornherein “platt” gemacht hätte.

    Hier kann man fühlen bzw. erkennen, wie sorglos (oder skrupellos?) man mit unseren Investitionen der Vergangenheit umgeht und umgegangen ist.

    Keiner will Pure VERSCHWENDUNG von Geld und Recourcen, noch dazu auf Kosten der Bürger. Das muss man in B-GL auch im Blick haben und sollte möglichst vermieden werden.

    1. Vielen Dank, Herr Müller, für den wertvollen Hinweis auf das Video (hier die Sequenz von 44:00 bis 45:50) und das Thema rund um das Denkmal „Lebensfreude“.

      Im Sommer hatte ich bereits das Vergnügen, mit der Stadtführerin von Bergisch Gladbach, Frau Roswitha Wirtz, darüber zu sprechen. Ihre Schilderungen zur historischen Bedeutung dieses Kunstwerks waren wirklich bereichernd.

      Ich hoffe sehr, dass sich bei einer möglichen Weiterverwendung des Gebäudes eine Lösung finden lässt, um das Wandbild zu erhalten.
      Bei einem Abriss dürfte jedoch das Bild zusammen mit der Beton- / Mauerwerkswand in den stationären Steinschredder verschwinden.

      Nochmals vielen Dank für Ihren Hinweis und den wertvollen Austausch!

  14. In der ausführlichen Beschreibung der hier dokumentierten Vorlage zum Bauprojekt wird der Eindruck einer ergebnisoffenen Prüfung erweckt. Nach meiner aus schlechten Erfahrungen geprägten Einschätzung als Ratsmitglied für Die Linke steht diese Darstellung jedoch im krassen Widerspruch zur eigentlichen Beschlussvorlage, in der sich in dem konkreten Beschluss eine sehr klare Festlegung auf eine bestimmte Variante 2 zu lesen ist.

    Derartige Konstellationen hat es im Stadtrat Bergisch Gladbach in der Vergangenheit mehrfach gegeben; daher besteht bei mir die Sorge, dass politische Grundsatzentscheidungen faktisch bereits auf Verwaltungsebene mit dem „entsprechenden Büro“ bewusst so vorstrukturiert wurden.

    Besonders Punkt VI der Vorlage sieht vor, die Planung ausschließlich für eine Variante zu beauftragen. Wer eine echte ergebnisoffene Prüfung wünscht, müsste diesen Punkt vollständig und ersatzlos streichen und auch das in Punkt IV dargestellte Konzept entsprechend offen formulieren. Wird hingegen frühzeitig nur eine Variante vertieft, kann und wird dies später als bindender Beschluss gewertet werden, auf den die Verwaltung verweist – womit alternative Ansätze faktisch ausgeschlossen wären. Und genau das scheint ja auch so vorgesehen.

    Auch Punkt III der Beschlussvorlage wirft Fragen auf: Dort soll für das Grundstück „Alte Stadthäuser“ ein Konzeptvergabeverfahren beschlossen und ein „entsprechendes Büro“ mit dessen Betreuung beauftragt werden.

    Als Ratsmitglied für Die Linke befürchte ich, dass es sich hierbei um eine freihändige Vergabe handeln könnte und dass möglicherweise ein Büro beauftragt wird, das bereits an der Erstellung der Beschlussvorlage und der zugehörigen Anlagen beteiligt war. Diese Vermutung begründet sich durch die Formulierungen in der Vorlage; sie ist jedoch nicht belegt. Gleichwohl wäre eine solche Konstellation geeignet, Zweifel an der ergebnisoffenen Prüfung verschiedener oder anderer Konzepte zu wecken. Zumindest ist das schon bei mir so.

    Der Ausschuss und der Stadtrat sollten daher genau nachfragen, wie das Verfahren gestaltet werden soll, welche Büros in Frage kommen und welche Kosten entstehen. Eine transparente Ausschreibung unter Einbeziehung weiterer Büros könnte zur Akzeptanz des Verfahrens beitragen.

    Das Projekt hat eine zentrale städtebauliche Bedeutung und wird das Stadtbild langfristig prägen. Auch wenn die jetzige Gebäudestruktur der alten Stadthäuser gestalterisch nicht unumstritten ist, handelt es sich um ein historisches Ensemble, das vielen Bürgerinnen und Bürgern vertraut ist. Angesichts der geplanten Entwicklung der angrenzenden Flächen und des gegenüberliegenden Zanders-Areals und der hohen stadtplanerischen Relevanz sollten Aspekte wie Klimaschutz, Grünraum, nachhaltige Bauweise und sehr wichtig bezahlbarer Wohnraum hervorgehoben beachtet werden.

    In Anbetracht des Klimawandels, der Kosten und bereits vorliegender Konzepte zur ökologisch sinnvollen Umnutzung der “grauen Energie” in den alten Stadthäuser wäre es sinnvoll, mindestens zwei Varianten und Konzepte prüfen zu lassen: erstens die Variante „Fokus Grünraum“ und zweitens die Variante „Trittsteine“, bei der auf einen Turm-Neubau im Garten verzichtet und stattdessen zusätzliche Grünfläche geschaffen würde. (So wäre eine Mischung mit “grünen Fkous” weiter vorhanden.)

    Die von Herrn Ditsche eingebrachte Idee (siehe Bürgerportal) sollte eine realistische Chance erhalten, denn sie ist nicht nur eine lobenwerte Vision für unsere Stadt, sondern auch fachlich fundiert. Auch sein Vorschlag einer neuen Bürgerbaugenossenschaft, die Teile des Projekts mit eigenem Kapital aus der eigenen Bürgerschaft realisieren könnte, verdient Beachtung und eine sachliche Prüfung — unabhängig davon, ob diese Lösung später tatsächlich umgesetzt wird.

    Als Ratsmitglied für Die Linke empfinde ich das in der Vorlage erkennbare frühzeitige Festlegen auf eine Variante als sehr problematisch. Ich wünsche mir ein offenes Verfahren, das den politischen Entscheidungsträger:innen alle Optionen gleichwertig zur Bewertung vorlegt. Das ist bei der jetzigen Beschlussvorlage leider und eindeutig nicht zu erkennen; diese will nur einen Neubau!

    Tomás M. Santillán – Mitglied des Stadtrats Bergisch Gladbach Die Linke

    1. Boh, der Kommentar ist so lang, da habe ich schon die Lust zum Lesen verloren. Kann man das auf das Wesentliche beschränken? Und dann die Kurzfassung nehmen. Das würde den Argumenten sicher mehr Aufmerksamkeit schenken.

      1. Etwas kürzer:
        – Die Beschlussvorlage die am 27.11.2025 zur Abstimmung ansteht wirkt äußerlich „ergebnisoffen“, legt aber faktisch nur eine Neubau-Variante fest.
        – Durch die frühe Festlegung werden alternative Lösungen (Erhalt, Umnutzung, Grünraum, graue Energie) praktisch ausgeschlossen.
        – Die Beauftragung eines „entsprechenden Büros“ wirkt intransparent; unklar ist, ob es bereits an der Vorlage mitgewirkt hat.
        – Für ein faires Verfahren müssten mindestens zwei Varianten gleichwertig geprüft werden.

        Vielleicht äußern sich ja auch weitere Ratsmitglieder zu diesem wichtigen Thema – das wäre für die öffentliche Diskussion sehr hilfreich.

        Danke!

      2. „Wer an seiner Dummheit festhalten möchte, soll es eben tun.“ sagt ein deutsches Sprichwort

      3. Liebe Gabriella,
        du weißt, dass ich mein Ratsmandat ernst nehme. Genau deshalb arbeite ich mich durch eine 83-seitige Vorlage plus die umfassenden Unterlagen von Herrn Ditsche. Ich habe Respekt vor der Arbeit anderer und will die Dinge durchdringen – statt Politik in Instagram-Clips oder Meme-Slogans zu verwandeln.

        Umso irritierender ist die Erwartung, wir könnten alles „in vier Sätzen“ beantworten. Vielleicht so: „Scheißvorlage, Vetternwirtschaft, Kungelei und Täuschung in der Verwaltung! Wir wollen Transparenz, mehr bezahlbaren Wohnraum, Klimaschutz und die Weltrevolution!“ – nur: So läuft seriöse Politik nicht.

        Wer komplexe Themen auf Schlagworte eindampft, erzeugt keine Klarheit, sondern nur Oberflächlichkeit: Eine demokratische Debatte lebt davon, dass Argumente ausgeführt werden dürfen – nicht davon, wie gut sie in eine Comic-Sprechblase passen.

        mfg
        Tomás M. Santillán
        Mitglied des Stadtrats Bergisch Gladbach Die Linke

  15. Ein bestehendes L-förmiges Gebäude abreißen, um ein neues L-förmiges Gebäude zu bauen, das auf den ersten Blick ganz ähnlich aussieht? Muss man nicht verstehen.

    Wenn die Substanz es zulässt und Sanierung bzw. Umbau technisch möglich ist – was spricht dann gegen den (weitgehenden) Erhalt?

    1. Es gibt aus meiner Sicht viele Gründe, den Erhalt der Stadthäuser zu erwägen. Neben Klimaschutz und gebundener grauer Energie ist ein Erhalt, wenn das bautechnisch möglich ist, auf jeden Fall einem Abriss und Neubau zu bevorzugen.
      Was kostet der Abriss? Was kostet ein Neubau? Wenn es gelingt, eine Umwidmung der Stadthäuser mit Schaffung von bezahlbarem Wohnraum zu ermöglichen, wieso nicht? Unter dem Aspekt der Klimaneutralität bis 2045 könnte hier ein städtebauliches Muster-Konzept entwickelt werden. Die fossil-freie Strom- und Wärmeversorgung sollte im Sinne des kommunalen Wärmeplans mitbedacht werden.