Kidical Mass setzt sich für die Einrichtung von Schulstraßen in Bergisch Gladbach ein. Foto: Kidical Mass

Viele Kinder werden von ihren Eltern mit dem Auto zur Schule gebracht und abgeholt. Das sorgt immer wieder für gefährliche Situationen. Um den Schulweg sicherer zu gestalten, werden nach den Weihnachtsferien drei Straßen rund um die beiden Grundschulen in Hand morgens und nachmittags für den Autoverkehr gesperrt. Mit Hilfe der Eltern.

In Hand werden im Januar gleich drei Schulstraßen eingerichtet, um die Verkehrssicherheit insbesondere rund um die beiden Grundschulen GGS und KGS Hand sowie die Kita Rasselbande zu erhöhen. Konkret geht es um die Sankt-Konrad-Straße, den Heimstättenweg und Im Grafeld.

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Wie die Stadtverwaltung als Antwort auf eine Gemeinsame Anfrage von Grünen und SPD im Verkehrsausschuss mitteilt, sollen diese drei Straßen morgens und nachmittags jeweils zu den Bring- und Abholzeiten für den Autoverkehr gesperrt werden. Anwohner:innen erhalten Sonderausweise, mit denen sie ihre Wohnungen und Häuser auch während der Sperrzeiten erreichen können.

Es handelt sich zunächst um einen zwölfmonatigen Verkehrsversuch, der laut Verwaltung engmaschig begleitet und bei Bedarf angepasst werden soll. 

Eltern sperren Straßen mit Baken ab

Los geht es am 12. Januar 2026, dem ersten Montag nach den Weihnachtsferien. Morgen werden die drei betroffenen Straßen von 7.30 bis 8.15 Uhr sowie nachmittags von 14.45 bis 15.30 Uhr für den Autoverkehr gesperrt. 

Dabei setzt die Verwaltung auf die aktive Mitarbeit der Eltern: „Geschulte Elternhelferinnen – und helfer“ sollen demnach die mobilen Baken zur Absperrung der Schulstraßen aufstellen. Dabei sollen diese nicht aktiv in den Straßenverkehr eingreifen, sondern lediglich die geltenden Regelungen verdeutlichen. Vorab erhalten diese Eltern eine Einweisung durch die Stadt. 

Laut einer Mitteilung der GGS Hand an die Eltern werden morgens und nachmittags jeweils drei Personen für diesen „Schulstraßendienst“ benötigt. Die beiden Grundschulen teilen sich diese untereinander auf. Zunächst soll dieser Dienst in den ersten drei Wochen, also bis zum 30. Januar eingerichtet werden.

Erfolgreicher erster Test in Refrath

So war es auch zu Beginn der Einführung der Schulstraße in Refrath gewesen: Dort, im Umfeld der KGS In der Auen, gibt es die bislang einzige Schulstraße in Bergisch Gladbach. Diese war Anfang September ebenfalls als zwölfmonatiger Verkehrsversuch gestartet, um dem zunehmenden Verkehr durch Elterntaxis entgegenzuwirken und die Schulwegsicherheit der Kinder zu erhöhen. In ihrer Antwort bewertet die Verwaltung die Einführung als erfolgreich.

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Erste Schulstraße ist in Refrath erfolgreich gestartet

An der KGS In der Auen ist Bergisch Gladbachs erste Schulstraße eingerichtet worden. An Schultagen wird der Bereich vor der Schule zu festgelegten Zeiten für Autos gesperrt. Ziel ist es, den Schulweg für Kinder sicherer zu machen und Elterntaxis vor und nach Schulbeginn einzudämmen. Es handelt sich erst einmal nur um einen Verkehrsversuch auf Zeit.

Die Verkehrssituation rund um die beiden Grundschulen und die Kita in Hand war schon mehrfach Thema im Verkehrsausschuss. Seit dem Frühjahr 2025 arbeitet die Verwaltung nach eigenen Angaben „mit hoher Priorität daran“, die Schulwegsicherheit deutlich zu erhöhen. 

Im März wurde auf Anregung der GGS Hand und anderer Schulen beschlossen, dass die Verwaltung Konzepte für die Einrichtung einer Schulstraße erarbeiten soll. Laut Verwaltung ist die Verkehrssituation insbesondere zu den Bring- und Abholzeiten „für Kinder teilweise gefährlich“, es kommt „nach wie vor zu Konflikten zwischen Kfz-Verkehr und zu Fuß gehenden Kindern“. 

Zuletzt hatten auch die Vertreter der Schulleitungen im Schulausschuss auf Chaos und gefährliche Situationen im Umfeld fast aller Schulen aufmerksam gemacht und die Stadtverwaltung dringend aufgefordert, schneller und umfassender zu handeln.

Verkehrssicherheit erhöhen

Einige Maßnahmen hätten zwar zur Entschärfung einzelner Situationen beigetragen, seien aber nicht ausreichend, um nachhaltig für eine Verkehrssicherheit im gesamten Bereich nachhaltig zu sorgen, urteilte die Stadt selbst. Unter anderem wurde ein pädagogischer Aktionstag mit Eltern, Kindern und Lehrkräften durchgeführt, um alle Beteiligten für das Thema sichere Mobilität zu sensibilisieren.

Weitere Schritte waren die Einrichtung eines sogenannten Walking Bus mit mehreren festgelegten Routen zu den Schulen. Auf diesen Routen wurden zudem bauliche Maßnahmen wie sichere Querungshilfen vorgenommen und Parkflächen „Im Grafeld“ markiert. Geplant sind weitere Haltezonen für Eltern auf Dellbrücker Straße und Handstraße. 

Schilder – wie hier in Refrath – weisen auf die Sperrzeiten der Schulstraßen hin.

Die entsprechenden Schilder, die auf die Schulstraßenregelungen hinweisen, sollen laut Verwaltung frühzeitig aufgestellt werden, die Schulen die Eltern über die Änderungen informieren. 

Die Schulwegsicherheit hat aus Sicht der Verwaltung „höchste Priorität“ und soll daher künftig noch umfangreicher berücksichtigt werden. Allerdings weist die Verwaltung darauf hin, dass derzeit eine „sehr hohe Zahl an Anfragen von Schulen zur Schulwegsicherheit“ eingehe, „die mit den aktuell vorhandenen personellen und organisatorischen Kapazitäten nicht in dem Umfang und in der Geschwindigkeit bearbeitet werden können, wie es fachlich geboten wäre“. 

In ihrer gemeinsamen Anfrage hatten Grüne und SPD die Situation als „besorgniserregend“ geschildert: Demnach stehen Autos unmittelbar vor der Schule im absoluten Halteverbot, während Kinder zwischen den Autos zur Schule laufen. Autos parken auf Gehwegen und blockieren Straßen, so dass Fußgänger:innen oder Radfahrer:innen keinen Platz hätten. 

Dokumentation

ist seit 2024 Redakteurin des Bürgerportals. Zuvor hatte die Journalistin und Germanistin 15 Jahre lang für den Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet. Sie ist unter anderem für die Themen Bildung, Schule, Kita und Familien zuständig und per Mail erreichbar: k.stolzenbach@in-gl.de

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  1. Welchen Unsinn kommt als nächstes? Sperrung der Dellbrücker Str. zwischen Aral Tankstelle und Peter-Waltscheid-Str. und der Handstr. zwischen Aral Tankstelle und Franz-Hitze-Str., weil verzweifelte Eltern Taxis die beiden Straßen blockieren, im die Kids auszuladen?

    Das Problem sind die Eltern Taxis und nicht die Allgemeinheit, Trotzdem kommt die Politik und die Verwaltung auf die geniale Idee, die Allgemeinheit in die Pflicht und Haftung zu nehmen. Ist ja auch viel einfacher, als gezielt gegen Eltern Taxi Raudies vorzugehen und benötigt kein Personal.

    Warum richtet man nicht eine weitere Einbahnstr. ein (Im Grafeld von der Dellbrücker Str. Richtung Handstr., womit geschätzt schon einmal 50% des Verkehrs reduziert sind). Darüber hinaus richtet man auf einer Straßenseite ein absolutes Halteverbot ein, was auch entsprechend eng kontrolliert und sanktioniert wird.

    Nur durch Strafen lernt man, was leider viel zu wenig beherzigt wird. Und es ist ja auch viel einfacher, mittels pauschaler Maßnahmen die Allgemeinheit in die Pflicht zu nehmen.

    Im Übrigen fände ich es sehr spannend, wenn Eltern ihr Kinder wieder dahingehend erziehen, sich im Verkehr zu recht zu finden. Bringt ihnen bei, die Schulwege zu Fuß oder mit dem Fahrrad sicher zu absolvieren. Das prägt fürs Leben und trägt dazu bei, dieses auch zu meistern. Wenn man ewig HelliEltern spielt wird´s für die Kinder schwierig.

    Und ja, ich freu mich auf den Schittsturm der üblichen Bekannten.

    1. Eine Einbahnstraße wäre auch eine Lösung, sie hätte aber genauso Einfluss auf die Allgemeinheit, sogar mehr als die 1.5 Std am Tag, die jetzt nicht dort langgefahren werden darf. Die Anwohner wehren sich übrigens seit 35 Jahren erfolgreich gegen die Idee der Einbahnstraße, u.a. mit dem Argument dann nicht mehr in die eigene Einfahrt zu kommen.

      Das Grafeld ist jetzt seit ein paar Tagen wegen der Baustelle gesperrt und siehe da, nach dem ersten Tag ist kein Chaos an den umliegenden Hauptstraßen zu sehen. Die Annahme dass es sich dann vor der Schulstraße knubbelt passt also nicht.

      Die GGS Hand nimmt übrigens nur Kinder an, die in fußläufiger Entfernung wohnen, die Voraussetzungen sind also da. Beim Thema Erziehung zur Selbstständigkeit stimme ich Ihnen voll zu, die Kinder sollten alle eigenständig zu Schule gehen (dürfen).

  2. Endlich werden hier Kinder besser geschützt. Unser Sohn ist jetzt „groß“ und damals war es schon gerade zur dunklen Jahreszeit oder bei Regen selbst für erwachsene Fußgänger gefährlich. Ich war den Weg über die Polizei gegangen und erhielt nur eine kurze Ablehnung. Den Hinweis, über die Politik/ Verwaltung zu gehen zu gehen, gab es nicht.

    Heute bin ich „aufgeklärter“. Ich denke vielen Menschen ist nicht bewusst, was sie auch im Kleinen bewegen können. Engagement lohnt sich. Schön, dass hier die Schulen mit der Verwaltung umsetzen und nicht auf den ersten schlimmen Unfall warten.

  3. Als Mama eines GGS-Hand-Kindes freue ich mich riesig über die Schulstraßen! Natürlich werde ich mich auch am Bedienen der Warnbaken beteiligen. Trotzdem halte ich es für dringend nötig, dass Polizei und Ordnungsamt die Schulstraßen vor Ort durchsetzen! Der Schutz unserer Kinder ist kein Privatvergnügen.

    1. Ich kann mich nur anschließen: endlich tut sich was. Wenn trotz Engelszungen der Schulleitung und Belohnungssystem fürs zu Fuß kommen die Eltern bis vor den Klassenraum chauffieren und dabei Bürgersteige zum Ausweichen vorm Gegenverkehr nutzen, um anschließend rückwärts in Kindergruppen zu wenden, dann ist der gesunde Menschenverstand am Ende und es hilft nur noch ein Verbot zum Schutz der Kinder.

      Nach Jahren gefährlichen Fußweg zur GGS Hand wird mein jüngeres Kind nun die letzten beiden Jahre dort sicherer ankommen. Die Vollsperrungtage durch die Baustelle waren schon eine Wohltat, ich freue mich auf Januar!