Dr. Simeon Korth, Chefarzt der Frauenklinik, bedankt sich bei Claudia Donner (links im Bild) und Tanja Saraßa-Lubitz für die gute Zusammenarbeit. Foto: GFO

Seit einem halben Jahr werden Schwangere im Vinzenz Pallotti Hospital (VPH) ausschließlich von freiberuflich tätigen Hebammen betreut. Dieses System macht die Arbeit als Hebamme attraktiver, außerdem werden die Schwangeren intensiver und persönlicher betreut.

Mit der Einführung des ersten Dienst-Beleg-Kreißsaals im Bergischen Land und im Großraum Köln/Bonn geht die Klinik zusammen mit ihren Partnerinnen, den Bensberger Hebammen „Donner, Stamm & Partnerinnen“ neue, innovative Wege.

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Das neue Modell bietet den Hebammen Sicherheit und ist zugleich für Schwangere und Eltern ein echter Gewinn. Der Clou: Auf Stoßzeiten oder bei Personalknappheit können die Hebammen schnell und flexibel reagieren. Die Schwangeren werden intensiver und persönlicher betreut.

„Die Anzahl der Geburten verteilt sich auf mehrere Schultern“, erklärt Dr. Simeon Korth, Chefarzt der Frauenklinik. Im VPH kommen im Jahr mehr als 2000 Babys zur Welt, Tendenz steigend. Hatte der Beruf der Hebamme zuletzt auch in der Bensberger Frauenklinik an Attraktivität verloren, verkündet das Hospital nun: Talsohle durchschritten, Wendepunkt erreicht.

Die Verantwortlichen im Kreißsaal, allen voran die dort arbeitenden Geburtshelferinnen sind sich einig, dass sich die Arbeitsbedingungen und zugleich die Betreuungsqualität der Schwangeren im letzten halben Jahr deutlich verbessert hat.

In den letzten 20 Jahren hat sich in Deutschland die Zahl der Krankenhäuser, in denen Geburten erfolgen, nahezu halbiert. Gleichzeitig stiegen die Geburtenzahlen stetig an. Dies führte zu einer massiven Schieflage bei den übrig gebliebenen Kliniken.

Fast die Hälfte der Gebärenden muss sich heute eine Hebamme mit mehreren anderen Schwangeren unter der Geburt teilen. Zum Vergleich: Hebammen in Deutschland betreuen dauerhaft mehr als doppelt so viele Gebärende wie in anderen europäischen Ländern.

Das hohe Arbeitsaufkommen, der Mangel an Hebammen auf dem Arbeitsmarkt und der Wunsch vieler Hebammen nur Teilzeit zu arbeiten, führte in der Vergangenheit dazu, dass sich die Arbeitsbedingungen der fast 10.000 Hebammen, die in Kliniken fest angestellt waren, deutlich verschlechtert haben.

Wegen der daraus entstehenden Überlastung und Überforderung haben sich immer weniger Hebammen auf die freien Stellen in den geburtshilflichen Abteilungen beworben. So auch im VPH Bensberg. Doch damit ist jetzt Schluss! „Es hat sich herumgesprochen, dass im neuen System das Arbeiten attraktiver ist.“

Zufrieden stellt Claudia Donner, eine der beiden Sprecherinnen fest, dass nach langer Durststrecke sich nun genügend Bewerberinnen für den VPH-Kreißsaal interessieren. Korth ergänzt: „Die Frauen können nach wie vor ihre eigene Hebamme mitbringen, das müssen sie aber nicht. Wir haben immer eine ausreichende Anzahl von Hebammen vor Ort.“

In Zeiten, in denen es schwierig ist eine Hebamme zu finden, stehen die Bensberger Hebammen nun Tag und Nacht den Familien in allen Fragen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett zur Seite.

Die „Bensberger Hebammen“ sind aus dem großen Pool der bislang fest angestellten Hebammen im VPH hervorgegangen. Bereits seit Jahren haben sie gemeinsam das Ziel fest vor Augen, den Beruf wieder attraktiver zu machen. „Für eine Geburt ist es enorm wichtig, dass es zu einer engen Bindung zwischen Hebamme und Schwangeren kommt“, erklärt Luisa Tomadini, eine der 20 Partnerinnen.

Schnell sei ihnen klar gewesen, dass dies mit Leiharbeiterinnen und ständig wechselnder Betreuung im Kreißsaal jedenfalls nicht möglich ist. „Wir arbeiten im 3-Schicht-System und haben für die Betreuung der Schwangeren und Wöchnerinnen nun deutlich mehr Zeit.“

Die Partnerschaft steht ganz in der jahrzehntelangen Tradition der sehr besonderen Geburtshilfe am VPH. „An der guten Zusammenarbeit mit dem Ärzteteam wird sich auch in Zukunft nichts ändern.“ Tanja Sarassa-Lubitz, eine der beiden Sprecherinnen, weiß zu berichten, dass bei jeder Geburt immer ein Arzt hinzugezogen wird.

„Die jetzt neu geschaffenen Strukturen haben sich bereits positiv auf die Arbeit und damit die Atmosphäre im Kreißsaal ausgewirkt“, sagt Dr. Simeon Korth. „Wir denken, dass mancher Kreißsaal dieses Modell übernehmen wird“, ergänzt Sarassa-Lubitz.

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1 Kommentar

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  1. Meine Tochter hat sich in der 5 Woche um eine beleghebamme für das VPH gekümmert, weil ich als zukünftige Oma dort so gute Erfahrungen gemacht habe. Leider hat keine Hebamme freie Kapazitäten, also muss man sich mittlerweile schon vor der Schwangerschaft um eine Hebamme bemühen, eine traurige Entwicklung.