Der Rheinische Motettenchor, verstärkt durch Solist:innen und durch den KonzertChor

Fünf Solisten und ein 30-köpfiger Chor unter Leitung von Tanja Heesen haben Giachino Rossinis „Petite Messe Solenelle“ in der Gnadenkirche aufgeführt – und präsentieren sich als harmonische, perfekt aufeinander eingestimmte Einheit, die den Abend mit Inbrunst und spürbarer Freude an der Musik gestaltet.

Bis auf den letzten Platz gefüllt war die Gnadenkirche, als der Rheinische Motettenchor Köln mit Verstärkung aus dem KonzertChor Bergisch Gladbach Giachino Rossinis „Petite Messe Solenelle“ aus dem Jahr 1864 unter Leitung von Tanja Heesen aufführte.

Die kleine feierliche Messe – von Rossini spöttisch, ironisch so genannt – dauert immerhin 1 Stunde 30 Minuten und wurde von Rossini für seinen eigenen Tod komponiert, fast 40 Jahre nach seinen großen Opern und in einem völlig anderen Stil. Eine sogenannte „Alterssünde“ wie er es selbst beschreibt. Sie wurde zur Einweihung der Privatkapelle eines Freundes von Rossini, in der Originalfassung für Klavier und Harmonium, 4 Solisten und 8 Choristen uraufgeführt.

Ein exquisites Solistenensemble mit Andrea Weigt – Sopran,  Karla Bytnarová –  Alt, Marco Antonio Rivera –  Tenor und Soowoon Han, Bass (dieser junge, stimmgewaltige Sänger von der Kölner Musikhochschule war sehr kurzfristig für den erkrankten Andreas Drescher eingesprungen) – Norbert Brochhagen – Klavier und Doris Röskenbleck – am historischen Harmonium aus der Rossini-Zeit, zelebrierte Gläubigkeit und sorgte mit Leidenschaft und musikalischem Ausdruck für Gänsehaut.

Nicht nur die 5 Soloarien ließen Sternstundenmomente aufleuchten, subtil und innig gestalteten die 5 Sänger:innen auch die Solisten-Ensembles – oft zusammen mit dem 30köpfigen Chor.

Zauberhaft das Solistentrio (Alt, Tenor, Bass) im „Gratias agimus tibi“, einem Andante grazioso, das tänzerisch leicht und dennoch mit tiefer Inbrunst daher kam, um zum Lobe Gottes aufzurufen „propter magnam gloriam tuam“.

Doris Röskenbleck zeigte ihr Können im Prélude religieux am Harmonium – einziger bizarrer Ruhepunkt in der emotionsgeladenen Petite Messe.

Ein einziger großer Aufschrei ist zum Schluss des Werks das „Agnus Dei“ für Altsolo und Chor.

Karla Bytnarová beschwört mit ihrer wunderbar warmen und großen Altstimme das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt tragen soll, während der Chor drei Mal „Dona nobis pacem“ (gib‘ uns Frieden!) darauf antwortet.

Ein wenig Hoffnung bleibt damit auch 2023 in kriegerischen Zeiten: vom Beginn des Agnus Dei in e-moll bewegt sich das Stück am Ende nach E-Dur mit der Fortissimo-Beschwörung im Chor „Dona nobis pacem“!

Der groovend, dynamische Rhythmus im Klavier (immer überzeugend Norbert Brochhagen), am Beginn der Messe im Kyrie, taucht in leicht veränderter Form beim „Agnus Dei“ wieder auf – die Quadratur des Kreises.

Die beiden großen Chorfugen „Cum sancto Spiritu“ im Gloria und „Et vita venturi saeculi“ im Credo (beide Allegri), nahm Tanja Heesen in beherztem Tempo und der Chor folgte ihr mit nicht nachlassender Intensität und Stimmkraft.

Überhaupt überzeugte der Chor mit guten Stimmen, präzisen Einsätzen und klingenden Piani. Die Sänger:innen präsentierten sich als harmonische, perfekt aufeinander eingestimmte Einheit, die den Abend mit Inbrunst und spürbarer Freude an der Musik gestaltete.

Tanja Heesen leitete Chor und Solisten mit klarem Dirigat und Temperament  durch die  Messe, wobei sie sich bei den Solisten oft diskret zurücknahm, um Freiheiten in der Gestaltung zu lassen.

Das begeisterte Publikum bedankte sich am Schluss der „Petite Messe Solenelle“ mit tosendem Beifall und standing Ovations für ein mitreißendes und einzigartiges Konzert. Tanja Heesen bedankte sich launig – wie immer – bei Publikum, Solisten und dem Chor.

Neues Chorformat für Pop-, Chanson- und weltliche Musik

Sie lud zudem zu einem neuen Chorformat in der Gnadenkirche unter ihrer Leitung ein. Von nun an trifft sich der neue Chor für Pop-, Chanson- und weltliche Musik aller Epochen mittwochs um 19h in der Gnadenkirche und nennt sich „Vokalensemble Bergisch Gladbach“. Um 18h startet für neugierige und  chorunerfahrene Sänger:innen die Bergische Singschule, in der alles  erklärt und vorbereitet wird für alle, die ihre Stimme trainieren und verbessern wollen.

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1 Kommentar

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  1. Eine Korrektur, weil es etwas unscharf formuliert ist: Das ‚Vokalensemble Bergisch Gladbach‘ ist kein Chor der Gnadenkirche, er probt lediglich vorläufig dort. Es handelt sich weder um einen Kirchenchor noch musiziere ich dort als Kirchenmusikerin. Tanja Heesen