Neue Ausstellung in der Reihe Ortstermin: Die Villa Zanders zeigt bis November Laserinstallationen, Zeichnungen, Fotografien und Skulpturen von Rainer Plum. Der Künstler untersucht darin das Thema „Linie“. Dem er sich auf verschiedene Weise nähert, das er extrem verdichtet, und das in seiner extremen Reduktion den Betrachter fordert.
Text: Holger Crump. Fotos: Thomas Merkenich
Besonders geprägt habe ihn das Studium bei Gerhard Hoehme in Düsseldorf, „da habe ich den spielerischen Umgang mit dem Material gelernt“, berichtet Rainer Plum bei der Präsentation seiner Ausstellung an diesem Wochenende im Kunstmuseum Villa Zanders. Das stete Forschen, als Künstler frisch zu bleiben, das sei ihm wichtig.
Die Linie als Objekt der künstlerischen Auseinandersetzung, das habe sich langsam entwickelt, es war ein Prozess, auf der Suche nach dem Wesen der Malerei. Seine Arbeit habe sich immer mehr verdichtet – es klingt nach einem fast zwingendem Prozess, der ihn zu seinem zentralen Thema geführt hat.

Das sich sehr reduziert, fast karg präsentiert. Und das keinen Ballast mit sich führt, wie es vielleicht der Malerei innewohnt. Sondern unbedingte Freiheit im Umgang mit Sujet und Material atmet.

Die Linie, sie zeigt sich in seinen Skulpturen aus Aluminiumguss. Und in Graphitzeichnungen, die den suchenden, fragenden und dann wieder den dynamischen, kraftvollen Künstler widerspiegeln.
Mit tastendem Duktus auf dem Blatt, im Wechsel mit einem kraftvollen Strich, bei dem sich das Graphit scheinbar ins Blatt hineinfrisst.
Das Schwere und das Leichte, Plum lässt beides zu, es hält die Blätter in der Balance. „Sie spiegel die Intensität meiner täglichen Empfindungen wider“, so Plum.
Linie im Licht
Er liebe das Medium der Zeichnung, „das hat was mit mir zu tun, das hört nie auf!“ So richtig verstanden habe er es jedoch erst, als er gleich nach Gründung der Kunsthochschule für Medien in Köln dort ein Postgraduiertenstudium absolviert habe. „Da ging es um die Gestaltung der Zeit.“ Malerei, das habe indes mit Raum zu tun.

Zur Person – Rainer Plum: Studium der Freien Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Gerhard Hoehme (1977 bis 1982), Graduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien Köln (1991 bis 1994). Bis 2018 Professur im Fachbereich Gestaltung an der FH Aachen. Rainer Plum lebt und arbeitet seit über zehn Jahren in Bergisch Gladbach.
Den Gedanken entwickelt er mit seinen Laserinstallationen weiter. Den Fluss der Zeichnung setzt er mit der Suche nach der „Linie im Licht“ fort. Und gewinnt neue Freiheiten, indem er die Linie von der Oberfläche emanzipiert.
Schon seit den 1990er-Jahren untersucht er mit Licht den Raum – zwei neue Arbeiten sind nun in der Villa Zanders entstanden.

Mehrfarbige Laserstrahlen spannen Flächen auf, umranken einen illuminierten Faden, der wie ein Ankerpunkt der Raumzeichnung wirkt. Leicht angeschrägt, gewinnt er an skulpturaler Substanz.

Die Farben der Laserstrahlen verschmelzen miteinander, es glimmt und flimmert. Der Kühle und Strenge der schmalen Lichtstreifen wohnt zugleich eine Wärme und Sinnlichkeit inne, die auf die Umgebung ausstrahlt.
Aus dem Innenleben
„Eine Zeichnung mit anderen Mitteln“, formuliert es Direktorin Petra Oehlschlägel. Eine energetische Raumzeichnung, die nur wenige Bezugspunkte liefert (der Laser leuchtet nur dort wo er auf Material trifft). Der Betrachter ist gefordert die Installation mit dem geistigen Auge zu ergänzen.
Das mündet in einer Erforschung der Strahlen, die den Raum durchmessen, über Kanten und an der Decke entlang laufen. Hin zur Entdeckung eines Raums im Raum, den Plum mit seinen Installationen inszeniert.
Die Installationen werden ergänzt durch Fotos. Sie dokumentieren frühere Installationen im öffentlichen Raum. Eine weitere Serie gibt zudem Einblicke in die Lichtwerke, greifen ausgewählte Perspektiven auf.
„Die schwarzen Fotos bilden die Plastizität der Form ab, in den weißen Fotos wird die Konstruktion sichtbar“, so Plum. Und kommen dabei fast wie Röntgenaufnahmen daher, die aus dem Innenleben seiner Arbeiten erzählen.
Rainer Plum – Im Fluss der Linien
Kunstmuseum Villa Zanders
19. August bis 12. November 2023
Kuratorinnen: Sabine Majer, Petra Oelschlägel
Katalog zur Ausstellung, mit Texten von S. Majer und P. Oelschlägel, 72 Seiten, Verlag Kettler, Dortmund, 2023, erhältlich im Museum oder online
Edition: o.T, Fotografie 2023, 15 Exemplare, 54 x 55 cm, 900 Euro (ohne Rahmen 750 Euro)
Begleitprogramm: Künstlergespräch (29.8.), Salongespräch (24.10.), Workshop Fotografie (31.8., 14.10., 28.10.), Dialog mit dem Original (10.9.), Workshops für Schulen (o.A.), Details online
Lebendigkeit der Linie
Die Techniken sind grundverschieden, dennoch vereint Rainer Plum ein einziges Thema damit. Er ist auf der Suche nach der „Lebendigkeit der Linie“, wie es im Katalogtext heißt. Das Werk ist dabei stets das Ergebnis des Prozesses, spiegelt sein Inneres, „es geht um die Präzision der Empfindung“.
Auch die Installationen entstehen nicht auf dem Reißbrett. Vom „Denken mit der Hand“ ist die Rede.
Ortstermin: Eine Bühne für lokale Künstler:innen – das bietet die „Ortstermin“ im Kunstmuseum Villa Zanders. Alle zwei Jahre zeigt das Haus Werke zentraler Kunstschaffender aus der Region. Pandemie-bedingt zuletzt in 2020, mit Werken von Jutta Dunkel und Martin Rosswog. Gestartet wurde die Reihe bereits 1993 (Wolfgang Peter, Maria Schätzmüller-Lukas). Sie wird seither von der VR Bank gefördert.
Die Genres nähern sich einander an, die Techniken stellen auch grundsätzliche Fragen: „Was kann die Zeichnung, was der Laser nicht kann – und umgekehrt? Wie können die Techniken in den Raum eintauchen? Wie direkt sind sie im künstlerischen Prozess?“
Das ist zumindest im Vergleich von Graphitzeichnung und Laserinstallation eine spannende Frage in dieser für das Kunstmuseum eher ungewöhnlichen Ausstellung.