Die Kinder haben Spaß mit „Rabe Kiki“. Foto: Thomas Merkenich

Statt Öffnungszeiten zu kürzen, geht eine Kita in Frankenforst den umgekehrten Weg: Die Kinder werden dort bis 18 Uhr betreut – bislang einmal pro Woche. Das Modellprojekt könnte auf weitere Tage und Kitas in Bergisch Gladbach ausgeweitet werden. Dafür werden dringend Menschen gesucht, die sich ehrenamtlich engagieren. Wir haben uns dieses revolutionäre Konzept angeschaut.

Wenn „Rabe Kiki“ in die Kita kommt, ist ein besonderer Tag: Dann wird es mal gemütlich, mal wild. Die einen Kinder wollen mit dem Raben kuscheln, während ihnen vorgelesen wird, andere toben mit ihm in der Turnhalle. „Die Kinder entscheiden, was sie machen möchten“, sagt Ursula Mörs. Sie hat ein besonderes Projekt angestoßen.

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Während Kitas immer häufiger wegen Personalengpässen ihre Betreuungszeiten kürzen und Angebote einschränken müssen, passiert in der Kita St. Felix in Frankenforst das Gegenteil: An einem Nachmittag in der Woche werden die Kinder bis 18 Uhr betreut. Das Ziel ist, dieses Angebot auf zwei Tage pro Woche auszuweiten. 

Betreuungslücke am Nachmittag

Das liegt allerdings nicht daran, dass die Kita besonders üppig mit Personal ausgestattet ist oder Erzieher:innen zu wenig zu tun hätten. Möglich wird die sogenannte Randstundenbetreuung für Kita-Kinder – kurz „Rabe Kiki“ – durch Ehrenamtler. 

Die Idee zu diesem Modellprojekt hatte Ursula Mörs, selbst Mutter von drei erwachsenen Kindern, bei denen sie erlebt, wie schwer es ist, Beruf und Betreuung zu vereinbaren. „Eine Tochter lebt in Holland, die hat keine Probleme“, berichtet Mörs. „Anders bei uns: Hier sind es meist die Mütter, die wegen unzureichender Betreuungszeiten in der Kita nicht oder nur in Teilzeit arbeiten.“ 

Fotos: Thomas Merkenich

Viele Kitas in Bergisch Gladbach schließen um 16 Uhr. Bedingt durch Personalnot kommt es aber häufig zu deutlich kürzeren Öffnungszeiten. „Vor allem am späten Nachmittag fehlt es an Betreuungsmöglichkeiten“, sagt Mörs. Und da kommt „Rabe Kiki“ ins Spiel: Seit drei Monaten läuft das Modellprojekt nun in Frankenforst.

Einmal in der Woche besuchen Ehrenamtler nach dem Ende der regulären Öffnungszeit die Kita, um von 16 bis 18 Uhr mit den Kindern zu spielen, zu basteln oder zu lesen. Eine pädagogische Fachkraft aus der Kita ist immer mit dabei.

Modellprojekt auf andere Kitas ausweiten

„Wir möchten Eltern die Möglichkeit geben, in dieser Zeit entweder noch zu arbeiten oder Erledigungen zu machen“, erklärt Mörs. „Studien haben ergeben, dass es für Kinder besser und entspannter ist, in ihrem gewohnten Umfeld zu bleiben, als wenn Eltern Babysitter oder andere Betreuungsmöglichkeiten organisieren.“ 

Charlotte Fiebig bezeichnet das Angebot als Gewinn für die Eltern, die dadurch an dem Tag in Vollzeit arbeiten können, aber auch für die Kinder: „Sie genießen die volle Aufmerksamkeit, die sie in der kleinen Gruppe bekommen. Meine Tochter liebt diese extra Stunden sehr.“

Aktuell sind 15 Kinder der Kita für „Rabe Kiki“ angemeldet, die von drei bis vier Ehrenamtlichen betreut werden. Vorher tauschen die sich mit den Erzieher:innen in einer Art Übergabe über die Kinder und Besonderheiten aus. Neben Bewegungsspielen in der Turnhalle wird auch immer eine Bastelaktion angeboten. Rewe Wintgens aus Bensberg spendet als gesunden Snack einen Obst-Teller.

Damit wird eine Betreuungslücke geschlossen, die die Kitas schon seit vielen Jahren nicht mehr leisten können.Lena Zimmeck

Mit dabei ist immer das namensgebende Stoff-Maskottchen „Rabe Kiki“. Im Kita-Alltag fragen die Kinder regelmäßig: „Wann kommt Rabe Kiki wieder?“, berichtet Kita-Leiterin Joanna Triphan. „Für die Kinder ist es toll, zusammen mit ihren Freunden hier zu bleiben. Und von den Eltern bekommen wir ausschließlich positives Feedback.“

Mutter Lena Zimmeck bestätigt das. „Damit wird eine Betreuungslücke geschlossen, die die Kitas schon seit vielen Jahren nicht mehr leisten können. Wir sind dafür unendlich dankbar“, sagt sie.

Die Initiatoren möchten das Angebot künftig gern an zwei Tagen pro Woche anbieten. „Wir wünschen uns, dass das Modellprojekt auch auf andere Kitas übertragen wird“, sagt Andreas Wintersohl, Regionalleiter GFO Kindergärten im Rheinland, zu denen die Kita St. Felix in Frankenforst gehört. 

Dieser Text ist zuerst im Newsletter „GL Familie“ von Laura Geyer erschienen. Er richtet sich an die Eltern (und Großeltern) jüngerer Kinder, hier können Sie ihn kostenlos bestellen.

„Langfristiges Ziel ist es, dass die Ehrenamtler sich über das Rabe-Kiki-Projekt hinaus im Kita-Alltag einbringen und zum Beispiel Projekte mit den Kindern durchführen“, sagt Wintersohl, oder bei spontanen Personalausfällen unterstützen.“

Bislang beteiligen sich acht Ehrenamtliche, die meisten von ihnen sind Senior:innen. Versichert sind sie über den Kita-Träger GFO. Wer mitmachen möchte, braucht ein Führungszeugnis und erhält eine eintägige Schulung zum Thema Gewaltprävention.

Die Initiatoren suchen weitere Ehrenamtliche, die regelmäßig zwei Stunden Zeit mit Kita-Kindern verbringen möchten, um berufstätige Eltern zu unterstützen. Möglich ist auch ein Einsatz nur einmal pro Monat. Interessierte können sich bei Ursula Mörs melden: ursula.moers@gmail.com oder unter 0162/ 9012722.

ist seit 2024 Redakteurin des Bürgerportals. Zuvor hatte die Journalistin und Germanistin 15 Jahre lang für den Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet. Sie ist unter anderem für die Themen Bildung, Schule, Kita und Familien zuständig und per Mail erreichbar: k.stolzenbach@in-gl.de

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  1. Schön auf der einen Seite, aber auch schade was die Arbeitswelt von Eltern und Kindern abverlangt.