Die Straße „Steinhaus“ ist nur noch für Fuß- und Radverkehr frei. Foto: Thomas Merkenich

Der RVK hat die Straße „Steinhaus“ gesperrt, um eine Zufahrt für den Grünen Mobilhof zu bauen. Nun kommt man nur zu Fuß und mit dem Rad zum Forsthaus Steinhaus. Das waldpädagogische Informationszentrum klagt über große Einschränkungen, das Waldcafé sei bedroht. Wanderparkplätze fehlen in dem Bereich grundsätzlich.

Seit Montag bis voraussichtlich Mitte September wird an der Friedrich-Ebert-Straße in Moitzfeld in Höhe des Technologieparks gearbeitet, um eine Zufahrt und Versorgungsleitungen zum künftigen Grünen Mobilhof anzulegen, teilte der Regionalverkehr Köln (RVK) als Bauträger mit. Dadurch ergeben sich für die Zufahrt zum Forsthaus Steinhaus mit dem waldpädagogischen Zentrum und dem Waldcafé sowie zum Technologiepark erhebliche Einschränkungen.

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Gesperrt wurde der Abschnitt der Straße Steinhaus zwischen Friedrich-Ebert-Straße und der schmalen Brücke über die Autobahn – und damit auch die dort liegenden Parkplätze. Sie fallen künftig ganz weg, für den Fuß und Radverkehr wird an dieser Stelle ein eigener Weg gebaut, der auch die Bushaltestelle Technologiepark besser anbindet.

Hintergrund: Grüner Mobilhof

Die Regionalverkehr Köln GmBH (RVK) baut in Moitzfeld – zwischen Technologiepark, Miltenyi Biontec und Autobahn – einen neuen Betriebshof für Linienbusse, den sogenannten Grünen Mobilhof. Er gilt als umweltpolitisches Vorzeigeprojekt und wird im Rahmen der Regionale 2025 gefördert. 

Auf dem Betriebshof sollen ausschließlich emissionsfreie Linienbusse stationiert sein, die mit Wasserstoff oder elektrischen Batterien betrieben werden. Der Mobilhof bietet neben einer Wasserstoff-Tankstelle und Ladestationen für die Linienbusse eine öffentliche Station des Bergischen E-Bikes. Er soll mit einer Dach- und Fassadenbegrünung sowie Photovoltaik-Anlagen ausgestattet werden.

Hintergrund: Forsthaus Steinhaus
Das Waldinformationszentrum im Forsthaus war im Rahmen der Regionale 2010 gefördert und ausgebaut worden: Eine Ausstellung informiert über den Lebensraum Wald; als zertifizierte Bildungseinrichtung für nachhaltige Entwicklung des Landesbetriebs Wald und Holz kommt dem Steinhaus überregionale Bedeutung zu.

Nach Angaben des Fördervereins besuchen pro Jahr rund 2500 Schul- und Kita-Kinder das waldpädagogische Programm. Das Steinhaus mit Cafébetrieb hat sich zu einer beliebten Naherholungsstätte für Wanderer, Radfahrer:innen, Familien mit Kindern und ältere Menschen entwickelt.

Für den Autoverkehr hat die Stadt Bergisch Gladbach ein weiträumige Umleitung ausgeschildert: Sie führt über die Overather Straße nach Bensberg hinein und dann über die Friedrich Offermann-Straße in den Königsforst.

Von dort geht es über einen langen, sehr schmalen Waldweg parallel zur Autobahn durch den Königsforst bis zum Forsthaus Steinhaus. Allerdings führt dieser Weg durch das Naturschutzgebiet und ist natürlich nur für „Berechtigte“ zugelassen, betont die Stadtverwaltung auf Nachfrage. Also für Beschäftigte, Anlieferung und Entsorgung sowie Rettungsdienste.

Nördlich der A4 wird der Grüne Mobilhof gebaut; für die Anbindung wird die Straße Steinhaus einige Monate für Autos gesperrt, die Parkplätze in dem Bereich sind nicht mehr zugänglich. Zum Forsthaus Steinhaus kommt man weiterhin zu Fuß oder per Rad; Autos müssen einen weiten Umweg über die Overather Straße und Friedrich-Offermann-Straße nehmen und dann den Wald durchqueren. Foto: Screenshot Open Street Map

Besuchern des Forsthauses, des waldpädagogischen Informationszentrums und des beliebten Waldcafés bleibt nur ein relativ kleiner Waldparkplatz ein Stück weiter südlich, und der Fußmarsch durch den Königsforst. Darüber hinaus ist das Forsthaus über zwei Haltestellen, am Technologiepark und am Bockenberg, an den ÖPNV angeschlossen.

Für das Steinhaus ist die neue Lage dennoch eine mittlere Katastrophe. „Wir als Waldinformationszentrum halten das irgendwie aus“, sagt Martin Barth, der die Einrichtung für des Landesbetrieb Wald und Holz leitet. Für das kleine Waldcafé jedoch seien diese Einschränkungen existenzbedrohend.

Forsthaus Steinhaus. Foto: Thomas Merkenich

Barth beklagt, dass weder der RVK als Bauträger noch die Stadt auf die seit Monaten vorgetragenen Bedenken reagiert hätten. Vorschläge für Ausweichmöglichkeiten seien unbeantwortet geblieben. 8.000 bis 10.000 Menschen, davon rund ein Viertel aus Kitas und Schulen, besuchen das Steinhaus pro Jahr, berichtet Barth.

Die Busse mit Besuchergruppen müssten nun an einer Haltestelle oben am Technologiepark ihre Fahrgäste rauslassen und sich irgendwo einen Parkplatz suchen. Für den Individualverkehr, der bislang entlang der nun gesperrten Straße Steinhaus oder, nach Überquerung der Autobahnbrücke, direkt vor dem Forsthaus parkte, gibt es keine Anfahrtsmöglichkeiten.

Formal sei das auch früher gar nicht möglich gewesen, argumentiert die Stadtverwaltung. Denn auch die Zufahrt über die Autobahnbrücke sei immer – wie jetzt über den Waldweg – nur für Berechtigte frei gewesen. Alle anderen, darunter auch Besucherbusse, hatten die Zufahrtsverbote missachtet. Was offenbar über viele Jahre hinweg toleriert worden ist.

Ein Ersatz für die wegfallenden Parkplätze entlang der Straße Steinhaus ist nach Angaben der Stadt kurzfristig nicht möglich. Damit der Mobilhof gebaut werden kann habe die Stadt die Flächen an den RVK verkauft. Die erste Hälfte der Flächen sei bereits seit Monaten gesperrt, die restlichen würden jetzt für die Erschließungsmaßnahmen benötigt.

Für die Bauzeit der Zufahrt hatte der Landesbetrieb Forst und Wald vorgeschlagen, über das Gelände des späteren Betriebshofs eine provisorische Straße zu schottern. Das Material hätte anschließend vor Ort weiterverwendet werden können. Darauf sei der RVK aber nicht eingegangen. Die Stadt wiederum sieht sich dafür nicht zuständig, da es sich ja um ein Privatgelände handele.

Stadt bestätigt Bedarf an Parkplätzen

Grundsätzlich plädiert Barth schon lange dafür, im Umfeld des Forsthauses reguläre Parkplätze in Form eines ordentlichen Wanderparkplatzes anzulegen. Dafür gebe es zum Beispiel am südlichen Rand des Technologieparks Flächen, die nicht benötigt würden.

Tatsächlich sieht auch die Stadt einen „faktischen Bedarf“ an Parkplätzen für Besucher:innen des Forsthauses und für die Wanderschaft. Die Stadt sei zu einer Unterstützung bereit, die Initiative dafür müsse aber vom Forsthaus ausgehen.

Wo diese Parkplätze entstehen könnten, ist jedoch unklar. Die bisher – ohne entsprechende Widmung genutzten Stellplätze an der Straße Steinhaus entfallen zugunsten von Geh- und Radwegen. Die Plätze am Steinhaus seien nun eingeschränkt nutzbar, da die Brücke nur von Fahrzeugen bis 16 Tonnen benutzt werden könne, erklärt die Stadt. Zudem schränke der Naturschutz die Nutzung der Flächen direkt am Steinhaus ein.

Der Technologiepark ist während der Baumaßnahme für PKW nur über das Parkhaus am Bauhaus erreichbar, erläutert der RVK weiter. Der Fuß- und Radweg an der Friedrich-Ebert-Straße sei von der Sperrung nicht betroffen.  

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

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  1. heutige Ausgabe Bergische Landeszeitung:
    Keine Rückkehr des Wanderparkplatzes .. jedenfalls nicht an dieser Stelle ..
    “Wir sind nicht in der Pflicht, tätig zu werden” Migenda. .. Die Stadt sei nicht in die Bauangelegenheiten involviert, und er wisse auch gar nicht, wie und mit wem er mögliche Verhandlungen führen solle. .. Dass der Wanderparkplatz nach Fertigstellung des Projekts nicht zurückkehren kann, hängt laut Migenda mit den planerischen Gegebenheiten zusammen …..
    na, wieso sollte auch bei PLANUNG – VORHER, klar sein wie und was nachher rauskommt und werden wird .. und dann auch noch Bevölkerung informieren, tzz, also — GL — noch wer / mehr Worte?!

    1. Das Bürgerportal hatte bereits am 11. Juli berichtet. Allerdings etwas anders. Einen Wanderparkplatz hat es an dieser Stelle nie gegeben.

  2. Auch auf diejenigen umweltfreundlich ihren Arbeitsplatz im Technologiepark mit dem Fahrrad erreichen wollen wurde übrigens auch nicht Rücksicht genommen.
    Vom Wald aus kommend muss nun der Umweg durch die Baustelle (grober Schotter) zum Haupteingang und von dort ins Parkgelände genommen werden, obwohl ein kleiner Zugang für Fußgänger wohl kein Problem darstellen sollte

  3. Könnte nicht zumindest für Rettungsdienste und Anlieferungen die Durchfahrt ermöglicht werden, trotz Baustelle? Der Weg durch den Wald dauert deutlich länger, was für Rettungswagen schon relevant ist.
    Auch ein (kleiner) Wanderparkplatz wäre gut, wenn dafür neben der Bushaltestelle Platz vorhanden ist.

  4. Da das Waldinformationszentrum und das Café öffentlich ist, sind Besucher und Gäste i.d.R. Anlieger und dürfen über die Brücke fahren.

    1. Die Zufahrt ist nicht für Anlieger frei, sondern lediglich für Berechtigte. Und das sind nur solche KfZ, die von der Stadt ein Sondernutzungsrecht erhalten haben. Besucher:innen gehören in aller Regel nicht dazu. Das galt bislang, für die Zufahrt über die Brücke. Und erst recht jetzt, denn die aktuelle Zufahrt ist ein schmaler Waldweg, der über eine längere Strecke durch ein Naturschutzgebiet führt.

      Die Brücke kann jetzt nicht mehr genutzt werden, weil die Straße Steinhaus eine Baustelle ist.

      1. Ich glaube es ging nicht um die Ersatz-Zufahrt, sondern die direkte über die Brücke, aber grundsätzlich stimmt das natürlich für beide.
        Ganz ehrlich, ich kann es verstehen, dass es für das Cafe z.B. alles andere als optimal ist. Und über mehr Wanderparkplätze kann man immer diskutieren. Aber man muss die Leute auch nicht in den Wald tragen. Ich komme öfter am Forsthaus vorbei, und ich habe noch nie einen Parkplatz in der Nähe dafür gebraucht. Erst recht muss ich nicht über die Brücke fahren…
        Und Schulklassen usw. können problemfrei vom Technologiepark das Stück laufen, ich will jetzt nicht wie mein Opa klingen, aber bisschen Bewegung schadet wirklich nicht!
        Und, ich will jetzt auch nicht wie der letzte Polemiker klingen, aber man hat schon das Gefühl, dass man in Deutschland nichts mehr machen kann, weil immer irgendwer betroffen ist und damit ein Problem hat. So kommen wir aber definitiv nicht weiter…