Drei Frauen starteten das Kinder- und Jugendtelefon in Bergisch Gladbach vor 30 Jahren aus dem heimischen Wohnzimmer. Inzwischen nehmen 20 ehrenamtliche Berater:innen pro Jahr mehr als 6000 Anrufe unter der „Nummer gegen Kummer“ entgegen. Weil der Beratungsbedarf steigt, sucht das Team dringend Verstärkung.

Manchmal sind sie die Einzigen, denen sich die Kinder und Jugendlichen anvertrauen. In den meisten Fällen sind sie die Ersten, mit denen die jungen Menschen vertraulich über ihre Sorgen sprechen: Die Berater:innen des Kinder- und Jugendtelefons (KJT) Bergisch Gladbach nahmen im vergangenen Jahr mehr als 6000 Anrufe entgegen. 

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Die Palette der Themen reichte dabei von Mobbing und Einsamkeit über Beziehungsprobleme bis zu Gewalterfahrungen. „Jedes noch so klein erscheinende Anliegen wird ernstgenommen“, sagt Dieter Rosenbaum, der seit drei Jahren im Vorstand des Kinderschutzbundes Rheinisch-Bergischer Kreis und für das Kinder- und Jugendtelefon zuständig ist. 

Psychische Probleme als Hauptanliegen

Ziel sei es, am Telefon gemeinsam einen Weg zu finden, die Probleme selbstständig zu lösen. Das Alter der Anrufer:innen liegt zwischen 6 und 25 Jahren, etwa die Hälfte ist zwischen 13 und 17 Jahre alt. Die Geschlechter sind ungefähr gleich stark vertreten.

60 Prozent der Ratsuchenden melden sich wegen psychischer Probleme, 21 Prozent haben Konflikten in der Partnerschaft, mit Freund:innen oder Mitschüler:innen, weitere 19 Prozent mit Eltern, Lehrer:innen oder anderen Erwachsenen.

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Jugendliche: Eigentlich alles (gar nicht) gut

Sie wüssten gar nicht, was mit ihnen los sei, sagen immer mehr junge Menschen im Beratungsgespräch. Dass sie innerlich traurig und angespannt sind, dass sie Panikattacken haben oder sich selbst verletzen, können sie sich nicht erklären – und erst recht niemandem sagen. Was es mit diesem neuen Phänomen auf sich hat und was den Jugendlichen helfen kann, schreibt Susanne Hucklenbroich-Ley von der Evangelischen Beratungsstelle Bensberg.

Das Kinder- und Jugendtelefon (KJT) wurde 1980 vom Deutschen Kinderschutzbund ins Leben gerufen und ist nach eigener Angabe das größte kostenfreie und anonyme telefonische Beratungsangebot für junge Menschen in Deutschland. 2500 Berater:innen sind montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter der „Nummer gegen Kummer“ (116 111) erreichbar. Pro Jahr nehmen sie rund 400.000 Anrufe entgegen.

Bundesweit sind mehr als 4000 Berater:innen an 87 Standorten im Einsatz. Das Kinder- und Jugendtelefon wurde im Laufe der Jahre sukzessive erweitert – um „Jugendliche beraten Jugendliche“, das Elterntelefon, die Online-Beratung und zuletzt die Ukraine-Helpline. 

Beratungsbedarf steigt

In Bergisch Gladbach wurde das KJT vor 30 Jahren vom Kinderschutzbund Rheinisch-Bergischer Kreis gegründet. In der Anfangszeit waren drei Frauen im Einsatz, die von zu Hause aus telefonierten. 

Im Rekordjahr 2022, während der Corona-Pandemie, bearbeiteten 30 Berater:innen 8000 Anrufe. Darunter waren Rosenbaum zufolge ein Viertel „intensive Beratungsgespräche“. Seit zwei Jahren bietet der Kinderschutzbund neben der telefonischen Beratung auch eine Online-Beratung an.

Weil der Beratungsbedarf laut Rosenbaum steigt, die Zahl der Berater:innen aber aus beruflichen, altersbedingten und gesundheitlichen Gründen auf aktuell 20 gesunken ist, „suchen wir dringend Verstärkung für unser Team“. 

Ehrenamtliche Berater:innen gesucht

Interessierte sollten Freude und Erfahrung im Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben sowie Einfühlungsvermögen, Geduld und kommunikative Fähigkeiten mitbringen. Die Berater:innen sollten zwei bis dreimal im Monat nachmittags Zeit haben. Weitere spezifische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. 

Auf die ehrenamtliche Tätigkeit werden die künftigen Berater:innen durch erfahrene Fachkräfte vorbereitet und in Gesprächsführung geschult. Die Ausbildung startet Mitte November und dauert bis Ende März 2026. Sie findet abends und am Wochenende statt. 

Weitere Details erfahren Interessierte bei einer Info-Veranstaltung am 29. September, um 18 Uhr in den Räumen des Kinderschutzbundes, Bensberger Str. 133 (Heidkamp). Anmeldung per Mail (mit Kontaktdaten und Angaben zu Altern, Ausbildung und aktueller Tätigkeit) bis 30. August: info@kinderschutzbund-rheinberg.de

www.kinderschutzbund-rheinberg.de
www.nummergegenkummer.de

ist seit 2024 Redakteurin des Bürgerportals. Zuvor hatte die Journalistin und Germanistin 15 Jahre lang für den Kölner Stadt-Anzeiger gearbeitet. Sie ist unter anderem für die Themen Bildung, Schule, Kita und Familien zuständig und per Mail erreichbar: k.stolzenbach@in-gl.de

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