Das ehemalige AOK-Gebäude ist komplett entkernt worden, die Verwandlung in ein Verwaltungsgebäude der Stadt verzögert sich. Foto: Redaktion

Bei der Sanierung des AOK-Gebäudes an der Bensberger Straße traten bei der Entkernung einige böse Überraschungen in der Bausubstanz zutage. Die Abteilungen der Stadtverwaltung in den alten Stadthäusern können daher nun doch nicht im Frühjahr 2026 in eine „neue Arbeitswelt“ umziehen, sondern frühestens ein Jahr später.

+ Anzeige +

Am 1. Dezember 2025, so der Plan, sollte der Eigentümer das ehemalige AOK-Gebäude gegenüber des Arbeitsamtes an die Stadtverwaltung als Mieterin übergeben, wenige Monate später sollten rund 300 Beschäftigte aus den alten Stadthäusern in die neuen, hochmodernen Büros umziehen. Doch daraus wird vorerst nichts.

Der Vermieter habe der Stadt mitgeteilt, dass die Sanierungsarbeiten mehr Zeit in Anspruch nehmen werden, als zunächst gedacht, berichtete die Stadtverwaltung am Montag. Die Übergabe sei nun für Mitte September 2026 vorgesehen – was einen Aufschub um knapp zehn Monate bedeutet.

Als Grund für die Verzögerung nennt die Stadt „unvorhergesehene bauliche Herausforderungen“ technischer und statischer Art, die erst nach der Entkernung des alten Gebäudes sichtbar geworden seien. Die Folge: eine Anpassung der Pläne und zusätzliche bauliche Maßnahmen durch den Vermieter.

Eine Überraschung, aber eigentlich nicht überraschend, räumt Bürgermeister Frank Stein ein: „Bei einem Projekt dieser Größenordnung und Komplexität – insbesondere im Bestand – sind unvorhergesehene Entwicklungen leider nicht auszuschließen.“

Zudem ist das Gebäude nach Angaben der Stadt in der Zwischenzeit an einen neuen Eigentümer – und damit auch Vermieter – verkauft worden. Auch die notwendigen Abstimmungen mit dem neuen Vermieter seien zeitaufwändiger gewesen als erwartet.

Das künftige Stadthaus an der Bensberger Straße in einer Visualisierung. Foto: Stadt GL

Im vierten Quartal – also nach der Wahl eines neuen Bürgermeisters und eines neuen Stadtrats – will die Verwaltung einen ausführlichen Sachstandsbericht vorlegen. Ziel sei es, dann „die Projektfortschritte transparent darzustellen, Hintergründe zur Verzögerung einzuordnen und die nächsten Schritte zu erläutern“, erklärt die Stadt jetzt.

Unabhängig von den baulichen Verzögerungen liefen alle internen Vorbereitungen „planmäßig“ voran, betont die Stadt. „Wir halten an dem Ziel fest, mit dem Neuen Stadthaus einen modernen, digitalen und bürgernahen Verwaltungsstandort zu schaffen“, betont Stein.

Mehr zum Thema

Gestalt und Aufgaben des „neuen Stadthauses“ werden konkreter

Digitalisierung, Neue Arbeitswelten, Optimierung des Bürgerservices – die Planungen zum neuen Stadthaus im AOK Gebäude befinden sich nach Angaben der Stadtverwaltung weiter im Zeitplan. Mit dem Umzug einiger wichtiger Abteilungen gehen grundlegende Veränderungen einher, die auch die Bürger:innen betreffen.

Der Umzug soll den Beschäftigten (und den Bürger:innen) nicht nur eine bessere Arbeitsumgebung verschaffen, er stellt auch einen Schritt in die Zukunft der Bürowelt dar. Mit „neuen Arbeitswelten“, einer Digitalisierung von Verwaltungsprozessen und der Einführung der e-Akte.

Die Maßnahmen, die im Verantwortungsbereich der Stadt liegen, befänden sich weiterhin im vorgesehenen Zeitrahmen“, betont Melissa Kemmerling, Projektsteuerung Neues Stadthaus.

Journalist, Volkswirt und Gründer des Bürgerportals. Mail: gwatzlawek@in-gl.de.

Reden Sie mit, geben Sie einen Kommentar ab

14

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

  1. Warum überrascht mich so seine Meldung eigentlich nicht? Weil man es wohl so gewohnt ist, das öffentliche Bauvorhaben sich immer verzögern und dann auch deutlich teurer werden. Aber eine Bauverzögerung von gleich 10 Monaten und ein Wechsel des Vermieters? Ich ahne hier schon Schlimmes und denke direkt an den Film “und täglich grüßt das Murmeltier”! Ich würde jetzt schon erste Wetten abschließen dass dies nicht die letzte Bauverzögerung war und es alles wieder teurer wird, dann jetzt ist der Stadtsäckel geöffnet und es gilt sich daran zu bedienen und die Sonderwünsche anzubringen. Hoffentlich sind wenigsten die Faxgeräteanschlüsse in diesem hoch digitalisierten Haus nicht mehr vorgesehen! Auf eines können wir Bürger uns jetzt schon einstellen – bis die Technik im neuen Stadthaus läuft und die Angestellten diese beherrschen werden wir 2030 schon sehen können.

    1. In diesem Fall ist es kein öffentliches Bauvorhaben. Ein privater Investor saniert und vermietet die moderne Immobilie dann an die Stadt. Das neue Stadthaus soll ein Musterbeispiel für eine moderne Verwaltungsumgebung werden, darüber hat die Stadt immer wieder berichtet.

      1. Das ist aber jetzt ziemlich haarklein gedacht. Ein privater Investor saniert und vermietet das Objekt dann, fest für die nächsten 30 Jahre, an den solventen Mieter Bergisch Gladbach. Da darf es schon mal etwas mehr kosten und auch die Sonderwünsche werden gerne berücksichtigt – das Geld kommt über die Miete ja wieder rein.

    2. „Faxgeräteanschlüsse“ sind ganz normale Festnetzanschlüsse, und davon werden reichlich vorhanden sein müssen. Was man letztlich dranklemmt, ist eine Frage der Geräteausstattung.

      Übrigens gibt es heutzutage auch noch bei jedem Privatanschluss, wenn er über einen Router wie eine Fritzbox oder dergleichen läuft, die Möglichkeit Faxe zu senden und zu empfangen – das läuft dann nur eben nicht mehr körperlich.

      1. Mit den Faxgeräteanschlüsse ist bestimmt nicht die Anschlussmöglichkeiten dieser Geräte gemeint, sondern eher das jahrzehntelang gewohnte arbeiten und Rangehens weise an die Probleme der Verwaltung. Ich bin mir sicher das ein Teil der Mitarbeitenden ihr persönliches Faxgerät mit in die Rente nehmen werden, aber wenn ich die digitale Quote sehe, die Bergisch Gladbach und seine Dienstleistungen sich auf die Fahne geschrieben hatte, so gibt es wohl noch einiges aufzuholen. Und da kommen 10 Monate Bauverzögerung überhaupt nicht gut. Eine schnelle digitale Verwaltung kann natürlich auch eine schlankere Belegschaft mit sich ziehen – aber ob wir das noch erleben werden?

      2. Mag sein, aber wenn man etwas meint, sollte man dann auch genau das schreiben, was man meint. Als Leser muss man doch keine Exegese betreiben.

      3. Ich hoffe doch sehr, dass in diesen “neuen, hochmodernen Büros” gar keine Festnetzanschlüsse vorhanden sind, sondern alles über VoIP geht.

      4. Festnetz ist alles, was nicht Mobilfunk ist, sondern leitungsgebunden, ob nun digital (VoIP) oder analog (seit 2020 sowieso nur noch auf den letzten Metern). Beim neuen Quartier wird wohl schon aus Kostengründen alles über IP laufen, auch wenn man damit für sämtliche Kommunikationskanäle einen „Single Point of Failure“ schafft.

        (Ein redundantes Leitungsnetz mit Fernspeisung der Endgeräte wäre auch heute noch aus Gründen der Ausfallsicherheit und des Schutzes gegen Fremdeinwirkung besser, aber das ist den Netzbetreibern schon seit Jahren zu teuer.)

  2. Prüft man nicht vor einem Vertrag mit einem Vermieter das Objekt gründlich? Ist der Mietvertrag unterschrieben und man ist reingefallen, sollte m.E. der Mietvertrag überdacht bzw. geändert werden. Oder waren die Verhandlungsführer wieder einmal so blauäugig, dass sie leicht übers Ohr geschlagen werden konnten.

    Es ist blamabel, wie “die Stadt”, wie es hier heißt, mal eben ein Jahr verschiebt, was wahrscheinlich nicht reichen wird, weil angebliche Fachleute nicht gründlich genug waren. Ich bin kein Vertragsfachmann, aber es sollte doch in diesem Werk mindestens ausgeschlossen sein, das Überraschungen ausgeschlossen sind. Herr Stein will nicht mehr mitteilen, weil der Murks in seiner Amtszeit geschah und seine Qualifikation als Verwaltungschef mal wieder ad absurdum gestellt wird.

  3. Es ist von „unvorhergesehenen baulichen Herausforderungen technischer und statischer Art“ die Rede, die nach anscheinend mit der Entkernung festgestellt wurden.

    Da das Gebäude nach meiner Kenntnis überwiegend aus den 1950/1960er Jahren stammt und Anfang der 1990er erweitert wurde, stellt sich die Frage, ob dabei auch Schadstoffe wie Asbest, PCB oder andere gesundheitsrelevante Materialien entdeckt wurden, die damals häufig verbaut wurden und nun saniert werden müssen.

    Ich fände es für die Öffentlichkeit sehr interessant zu erfahren, ob derartige Befunde vorliegen und welche Maßnahmen im Zuge des Umbaus ergriffen werden.

    1. Nutzen Sie doch das Informationsfreiheitsgesetz und stellen eine Anfrage an die Verwaltung.
      Mal frag den Staat in eine Suchmaschine eingeben.
      Gerne das Ergebnis hier teilen.
      Asbest und PCB wären eine gute Erklärung für die technischen Herausforderungen.
      Die statischen werden sich vielleicht auf minderwertigen Stahl und Beton zurückführen lassen, wie man ihn in der so hohen Baukunst der 50er-70er gerne verwendet hat.
      Bestes Beispiel seien die Schulen und Brücken dieser Zeit die wohl alle nicht ihre vorgesehenen Lebenserwartungen erreichen werden.